Umfrage über Erziehung - Brauche eure Hilfe!

Mit welchen Aussagen stimmt ihr überein?

  • Mir fällt es schwer Erziehungsmittel anzuwenden.

    Stimmen: 15 4,7%
  • Ich habe als Kind unter der Erziehung meiner Eltern gelitten.

    Stimmen: 34 10,6%
  • Ich akzeptiere die "harmlose" Ohrfeige.

    Stimmen: 50 15,5%
  • In den letzten Jahren wurden die Kinder zu liberal erzogen.

    Stimmen: 115 35,7%
  • Ein Klaps kann in bestimmten Situationen nicht schaden.

    Stimmen: 129 40,1%
  • Ich lehne körperliche Züchtigung von Kindern ab.

    Stimmen: 167 51,9%

  • Umfrageteilnehmer
    322
Also; ich kann mich an zwei Situationen in meiner Kindheit erinnern, in denen es was auf den Po gab. War jeweils ein einzelner Klaps, und es hat nicht geschadet. Meine Mutter sagt, daß es ihr in dem Moment selbst mindestens ebenso weh getan hätte. Seelisch. Ist also nicht so, daß sie eine lockere Hand hatte.

Ich bin von völlig überforderten Eltern verdroschen worden. Bei Kindern in der Nachbarschaft sah der "Klaps" oft noch übler aus - "Treppe runtergefallen", "gegen die Tür gerannt" waren die Erklärungen. Sogar Nachbarn "rutschte mal die Hand aus" - völlig unangemessen (z.B. wenn ein Kind angeblich zu laut die Treppe hochgelaufen war)

Wer sich für "Klaps" ausspricht, öffnet dem Mißbrauch die Tore.

Daß wir ordentliche Leuten geworden sind, spricht nicht für die Notwendigkeit von "Klapsen" - wir sind es *trotz* der Züchtigungen geworden.

Wir haben unsere inzwischen erwachsenen Kinder völlig ohne "Klaps" zu ordentlichen Leuten erziehen können. Ich hatte vielleicht auch das Glück, in einer "Welt" zu leben, in der andere Kinder und Erwachsene weder mit Gewalt noch mit Eitschibumbeitschi großen Einfluß nehmen konnten.

Das Gegenteil sehe ich im Bekanntenkreis. Tochter, alles wird immer schön erklärt, warum sie dies und jenes nicht soll oder darf. Egal, sie macht es doch. Härteste Maßnahme; der Satz "Mama (oder halt Papa) wird gleich böse." Das Kind zieht dann entweder eine Schnute, guckt aufmüpfig und macht weiter. Wirklich böse wird natürlich keiner. Möglichkeit zwo; sie fängt fast an zu flennen, wird sofort in den Arm genommen und getröstet. NEIN, keine Angst. Mama/Papa wird nicht böse, wir haben Dich doch lieb.
Ergo; das Kind kennt keine Konsequenzen. Und jetzt hat sie schon ab und an mal, um auf die Reaktion zu achten, Mama oder Papa gehauen. Mir irgendeinem Gegenstand auf Arm oder Hand, oder sogar auf den Kopf. Einen Tritt auf den Fuß bzw. gegen das Schienbein gab es auch schon. Es wurde immer schön erklärt, daß das weh tut. Nun ist sie seit kurzem in Kindergarten. Ein Kind hat auch schon eins mit dem Legostein bekommen. Gut, die Kindergärtnerinnen wissen, daß sie kein "Schlägertyp" ist, quasi nur austestet. ABER; sie weiß nicht, daß das weh tut. Bzw.; sie weiß es nicht vom eigenen Leib. Ich weiß jetzt schon, daß sie eines Tages mal tierisch eins von den anderen Kindern bekommt. Egal, lernt sie es halt von denen, nicht von den Eltern.

Die Schlüsselwörter sind wohl "klar" (konsequent) und "verständlich". "Das Kind ist ja gar nicht böse, es wolle nur austesten" ist eine Ausrede. Diese Aussage - oder "mein Kind ist hyperaktiv", das kann nichts dafür, - kann man als Erklärung gelten lassen, angemessen handeln muß man trotzdem. Man kann auch ohne "Klaps" sehr deutlich ausdrücken, daß etwas nicht richtig ist - das muß man auch. Verständlich zu erklären, daß und warum etwas nicht in Ordnung ist, ist sicher auch wichtig. Doch woran soll ein Kind bemessen, wie falsch eine Handlung ist, wenn nur erklärend herumgesäuselt wird - Eidududududu.

Ich glaube, ein Grund für die einerseits zu "liberale" Erziehung ist, daß viele Leute Angst davor haben, schlecht dazustehen. Adererseits wird Gewalt zunehmend toleriert, mit der Begründung, daß die auf das reale Leben vorbereiten würde, in dem man sich "durchsetzen" und "Respekt" verschaffen müsse. Was für eine Art von Durchsetzen? Was für eine Art von "Respekt"?
Plötzlich erziehen nicht die Eltern, sondern die übelsten Typen unter den Jugendlichen in der Nachbarschaft.
Grundlagen von Erziehung sind scheinbar kaum vermittelt worden, da muß eine Super-Nanni her. Doch was macht die? Die ist einfach klar und verständlich und muß noch die Eltern erziehen, wenn die z.B. ihre Kinder abstellen und wie Hunde behandeln.
Wenn sich Eltern wirklich mit ihren Kindern beschäftigen, haben sie spielend Einfluß.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Leute, die selbst nicht unter Gewalt zu leiden hatten, mitunter sehr leichtfertig damit umgehen, das ist nicht nur bei Kindern so.
 
Hm, ich schon. Ich habe jede Menge Unsinn gemacht, als ich ein Kind war.

Natürlich kann man alles vermitteln, aber doch nicht mit Schlägen. Einem 2jährigen kann man schon erklären, wieso das blöd für Dich ist, wenn er in den Schränken rumwühlt.
Vielleicht merkt Deine Cousine ja nicht, wie sehr es Dich stört?

Du kannst Deinem Großcousin ja zeigen, was in den Schränken ist und sagen, wieso es für Dich wichtig ist. Oder Du sagst ihm, daß es eben Deines ist und Du ihm ja auch nicht sein Spielzeug zerrupfst...

as-sassin

Das ist zumindest einmal ein vernünftiger Lösungsvorschlag. Das werde ich probieren. Ich wollte auch nicht mißverstanden werden. Ich mag Kinder, und ich mag es auch, wenn Sie zu Besuch kommen. Eine solche Situation wäre für mich auch kein Grund dem Kind eine zu watschn. Mich hat halt interessiert, wie erfahrene Leute in einer solchen Situation reagieren.
Man muss sich ja auf alle Eventualitäten vorbereiten :D
 
Jede Gewalt ist Schwäche. Oder Dummheit. Oder beides.

Die Aussage - sorry - zeugt von einem unreflektierten Umgang mit dem Thema Gewalt, das man so einfach nicht wegbügeln kann, sorry.

Das Problem an den meisten pruegelnden Eltern ist, dass sie nicht pruegeln um zu erziehen - die Pruegelsrafe wird selten als fragwuerdige paedagogoisch Massnahme angewendet - sondern in erster Linie dazu dient, die eigenen Aggressionen los zu werden oder mit der eigenen Machtlosigkeit klar zu kommen, die Kinder manchmal vermitteln koennen.

DAS genau ist der Punkt.


ad Heero:
ich erkenne an, daß Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Deswegen rede und handle ich mit Kindern auch anders.

Na, das ist ja wohl das mindeste.
 
ad Heero:
du... das war auf Seite 8 bezogen... du hast gemeint „Wenn Du so mit Deinen Kindern diskutierst, kannst Du ihnen auch eine ungesunde Ohrfeige geben. Der Effekt ist ungefähr der gleiche.”
Da kannst du jetzt eigentlich auf meine Klarstellung/Antwort nicht diese Antwort drauf geben... also können schon... aber irgendwie macht das so keinen Sinn.
 
Die Aussage - sorry - zeugt von einem unreflektierten Umgang mit dem Thema Gewalt, das man so einfach nicht wegbügeln kann, sorry.
...

nun dann reflektiere einmal DU über gewalt. ich werde gespannt und interessiert zuhören!
 
Ich halte es für möglich, mit gezieltem NEIN und viel elterlicher Bewegung ( daran mangelt es ja auch sehr häufig...da sitzt dann der Vater/die Mutter auf der Couch und schreit durch die halbe Wohnung, dass der Melvin jetzt bloß nicht die Abba-Platte rausziehen soll, bleibt aber sitzen...) gewaltfrei durch die Erziehungszeit zu kommen.

Genau.
Ich denke, daß Erziehung oft zu spät beginnt und oft in einem aufgesetzten Stil erfolgt.
Wenn ich mich mit meinen - oder auch fremden Kindern beschäftige, ist das WIE bereits Erziehung. Ich muß mich in die Situation eines Kindes hineinversetzen wollen - Was kann es verstehen? Wie sieht es die Dinge aus seiner Perspektive? Das muß man spüren, nicht analytisch zerbröseln.
Wenn man mit den Kindern zusammen spielt oder was malt oder bastelt, kann man wunderbar "erziehen". Die Stunde "Beschäftigung" bei uns im Kindergarten war vielen Kindern sehr wichtig, manche gingen gerade deshalb gerne in den Kindergarten.

Unsere Lütte demonstriert Tag für Tag, was sie schon alles versteht - da kann ich nur staunen. Und doch ist mir klar, daß sie viele Dinge einfach nicht so verstehen oder sehen kann, wie es für einen Erwachsenen selbstverständlich scheint.

Wenn ich dann außerdem berücksichtige, daß ein kleines Kind nicht die Ausdrucksmöglichkeiten eines großen hat und sich auch Dinge nicht so merkt, wie die Großen es für normal halten - weiß ich, daß z.b. Nachahmung und spielendes Wiederholen wichtig für das Lernen ist.

Unsere Lütte weiß ganz genau, daß sie an Papas Akkus und Ladegerät nichts zu suchen hat. Ich hatte ihr einfach immer wieder (sehr oft) freundlich und bestimmt gesagt "Nein" und sie zu ihrem Spielzeug geführt und mit ihr zusammen mit ihrem Spielzeug gespielt. Ich bilde mir jedoch nicht ein, daß das Wissen lange vorhält. Ich werde ihr noch lange immer wieder zeigen müssen, was sie darf und was nicht. Aber das wird freundlich und bestimmt geschehen.

Auch andere Kinder wissen "seltsamerweise" recht schnell, daß bei mir Nein auch Nein bedeutet und daß "Bitte" leicht dazu führt, daß ich mit ihnen zusammen spiele.

Z.B. hat ein "hyperaktiver" Junge oft genau das Gegenteil von dem getan, was ihm seine Eltern gesagt hatten, bis hin zur eigenen Schädigung (geklemmt, verbrüht) - bei mir war er schnell bereit, sich angemessen zu verhalten - ohne Androhung von Gewalt oder Belohnung mit Süßigkeiten.

Manchmal hat man als Fremder allerdings einen Bonus, den man nutzen sollte und sei es nur, daß man sich Zeit nehmen kann. So hatte ein kleiner Junge seine Mutter damit "erpreßt", daß er sich einfach da fallen ließ, wo sie gerade waren, auch mitten auf der Straße oder im Einstieg der Straßenbahn. Die Leute kuckten blöde, die Mutter war genervt, Zeit war nicht im Berufsverkehr - gewonnen.

Er hatte es sich bei mir einmal erlaubt, hatte sich einfach in eine Pfütze gesetzt. Ich hatte ihn da sitzen lassen, war einige Schritte weitergegangen und hatte gewartet. Der Lütte hatte genau beobachtet, was ich tue. Doch ich hatte Zeit (mir genommen), die Situation war günstig - es war ein wenig genutzter Feldweg, die Sonne schien, kein Grund zur Eile. Daß ich seine "Schandtat" ignorierte, hatte ihn verblüfft. Gemeinsam hatten wir uns um trocken Sachen gekümmert. Ich war dann sein bester Freund.

Ich hatte eine Tasse mit Kaffee auf dem Tisch vor mir, gerade so heiß, daß man sich daran nicht verbrühen konnte, aber doch noch so heiß, daß es unangenehm werden konnte. Ein kleiner Junge meinte, diese Tasse anfassen zu müssen. Ich hatte ihn gewarnt: "heiß!". Er hatte die Tasse angefaßt und sah mich dabei an. Ich wiederholte "heiß!" Dann merkte er, daß es langsam unangenehm wurde, zog die Finger zurück und sah mich verwundert an. Jetzt wußte er, daß er meine Warnung nicht ignorieren sollte und daß "heiß" zumindest unangenehm sein kann.

Die freundliche und bestimmte Art im Umgang mit Kindern hatte ich mir von einer Oma abgeschaut. Doch so gut wie die kann ich es nicht. Die Oma brauchte nur mit den Augen zu rollen, schon war bei den Kindern jeder Anflug von Danebenbenehmen vergessen, wirklich beeindruckend.
 

nun dann reflektiere einmal DU über gewalt. ich werde gespannt und interessiert zuhören!

Ich habe weiter oben schon das Buch zum Thema empfohlen.
Das ist detailliert, erklärt auch die Hintergründe und räumt mit einigen Vorurteilen auf.

Was mich immer wieder stört, sind Menschen, die "GEWALTFREIHEIT" brüllen, und das auf eine Art und Weise, die schon in sich extrem respektlos, rücksichtslos und gewalttätig ist.

Da würde ich mir doch wünschen, dass einmal kurz definiert wird: WAS ist eigentlich Gewalt?

Vielleicht verbunden mit er Frage: Wo kommt sie eigentlich her?

Buch-Link: http://www.lulu.com/content/1095280
 
@Heero

Nun du musst verzeihen dass nicht jeder der verstehen will was du meinst das Buch kauft. Kannst du in wenigen Worten den Kern des Buches wiedergeben? Danke.
 
LOL... ist das dein Buch?
Auch eine Möglichkeit den Verkauf anzukurbeln... nicht ganz die feine Art aber bitte. :)
 
Ich finde es recht missverständlich, nur den Link zum eigenen Buch zu posten, ohne eine knappe Zusammenfassung der Definition.
Werbung wäre nicht erwünscht - der Hinweis auf weiterführende Lektüre für Interessierte durchaus.
 
Mist, ich bin ertappt. :)

Hier unter diesem Link gibt´s das Kernkapitel zum Thema Gewaltprävention zum kostenlosen Download. Es ist eine ältere Fassung, aber ist ja wurscht.

Viel Spaß beim Lesen.
 
Zitat von muellermanfred:
Jede Gewalt ist Schwäche. Oder Dummheit. Oder beides.

Die Aussage - sorry - zeugt von einem unreflektierten Umgang mit dem Thema Gewalt, das man so einfach nicht wegbügeln kann, sorry.

Nun gut Heero.

Du bist sehr von Dir überzeugt und reitest auf Deiner Definition rum.
Ich meine, daß in diesem Zusammenhang schon klar ist, was muellermanfred mit "Gewalt" meint.

Für manche ist auch das Ignorieren einer Handlung "Gewalt".

Oder man übt "Gewalt" aus, indem man nicht die beabsichtigte Handlung des Angreifenden vollzieht.

Für manche ist bereits die Fähigkeit, Material zu bearbeiten (z.B. sägen) "Gewalt" - ohne "Gewalt" ginge also nichts.

Nun kann jeder mit einer besonderen Gewaltdefinition vom eigentlichen Thema ablenken, das hilft dem Fragesteller aber nicht bei seinem Thema.
 
Nun gut Heero.

Du bist sehr von Dir überzeugt und reitest auf Deiner Definition rum.
Ich meine, daß in diesem Zusammenhang schon klar ist, was muellermanfred mit "Gewalt" meint.

Für manche ist auch das Ignorieren einer Handlung "Gewalt".

Oder man übt "Gewalt" aus, indem man nicht die beabsichtigte Handlung des Angreifenden vollzieht.

Für manche ist bereits die Fähigkeit, Material zu bearbeiten (z.B. sägen) "Gewalt" - ohne "Gewalt" ginge also nichts.

Nun kann jeder mit einer besonderen Gewaltdefinition vom eigentlichen Thema ablenken, das hilft dem Fragesteller aber nicht bei seinem Thema.

Doch. Weil die eigentliche Gewaltproblematik darin liegt, dass viele Menschen - wie offensichtlich auch diese Lehrerin - nicht darüber nachdenken, mit was sie eigentlich Gewalt ausüben.

Das führt zu bizarren Situationen - weil man sich dann das gewalttätige Verhalten eines anderen gar nicht erklären kann - "ich hab doch nichts gemacht!"

Höre ich vor allem von Eltern gerne. Und von Lehrern. Setzen Kinder unter Druck bis zum Anschlag ("Du musst aber gute Noten schreiben, sonst kommst Du nicht auf´s Gymnasium!", "Jetzt gib der Oma doch mal ein Küsschen, die Geschenke nimmst Du doch auch!") - und wundern sich dann über Reaktionen der Kinder, derer sie dann nur noch mit einem "Klaps" Herr werden können.

Körperliche oder seelische Gewalt hinterlassen die gleichen Narben - und deswegen ist die Fragestellung des Threads das Abbild eines klassischen Irrtums zum Thema Kindererziehung.
 
Doch. Weil die eigentliche Gewaltproblematik darin liegt, dass viele Menschen - wie offensichtlich auch diese Lehrerin - nicht darüber nachdenken, mit was sie eigentlich Gewalt ausüben.
wen meinst du damit¿
und im übrigen hat das niemand bestritten, daß es verschiedene arten von "gewalt" gibt.

Das führt zu bizarren Situationen - weil man sich dann das gewalttätige Verhalten eines anderen gar nicht erklären kann - "ich hab doch nichts gemacht!"
nicht anders verstehe ich die "klapser", die ja auch zumeist den schon mehrmals zitierten satz sagen: ein klaps hat noch niemand ...

Körperliche oder seelische Gewalt hinterlassen die gleichen Narben - und deswegen ist die Fragestellung des Threads das Abbild eines klassischen Irrtums zum Thema Kindererziehung.

schrieb ich auch schon.

trotzdem verstehe ich den zusammenhang nicht zwischen deinem einwand weiter vorne und müllermanfreds satz: gewalt ist schwäche, dummheit oder beides
 

wen meinst du damit¿
und im übrigen hat das niemand bestritten, daß es verschiedene arten von "gewalt" gibt.

nicht anders verstehe ich die "klapser", die ja auch zumeist den schon mehrmals zitierten satz sagen: ein klaps hat noch niemand ...

schrieb ich auch schon.

trotzdem verstehe ich den zusammenhang nicht zwischen deinem einwand weiter vorne und müllermanfreds satz: gewalt ist schwäche, dummheit oder beides


Ich bestreite vehement, dass es verschiedene Formen von Gewalt gibt. Diese Grundeinstellung sorgt dafür, dass immer wieder die Wirkung von nicht körperlicher Gewalt gnadenlos unterschätzt wird.

Es setzt sich zunehmend eine Gewaltdefinition vom Opfer her durch - und das ist auch gut so. Gewalt ist, wenn jemand verletzt wird - und zwar seelisch. Bedeutet: Es mag Boxhiebe geben, die keine echte Gewalt sind, weil sie zum Beispiel im Training stattfinden oder unter Leuten, die das gut abkönnen. Es mag aber Momente geben, in denen der Satz: "Findest Du die Frisur wirklich schön?" massivsten Eingriff in das Leben eines anderen darstellt.

Darüber hinaus gibt es auch Gewalt, die ich weder schwach noch dumm oder beides finde. Der einschreitende Passant, der einen rechtsradikalen Übergriff verhindert, handelt gewalttätig, aber ich finde es richtig. Die Verhaftung durch einen Polizisten ist Gewalt, aber ich halte sie dennoch in den weitaus meisten Fällen für sinnvoll (zumindest im rechtsstaatlich geprägten Deutschland).

Eine schlechte Benotung durch einen Lehrer, die Einteilung in der vierten Klasse, ob jemand zur Hauptschule muss oder auf´s Gymnasium darf (so wird das oft empfunden), ist eine höchst gewalttätige Aktivität. Wer mit Kindern arbeitet und genau hinschaut, stellt fest, dass auf der Liste der Verletzungen, die sie einstecken müssen, genau diese Themen ganz weit oben dabei sind. SIE sind oft die Auslöser für andere Aggressivität.

Manche Schulhofrauferei hingegen, die von Lehrern oder Eltern unterbunden wird (heute gibt es ja schon Gerichtsverfahren, weil die Pänz sich auf dem Schulfhof gekloppt haben), ist mitnichten Gewalt, sondern zumindest zu Beginn tatsächlich nur Rauferei. Je früher ich solche Aktivitäten unterbinde, je weniger Kinder üben, damit umzugehen, um so mehr entgleisen solche Spaßkämpfe und werden zu ausgewachsenen Schlägereien.

Das Thema ist vielschichtig - ich hab ja weiter oben jetzt auch den detaillierten Text verlinkt. Mit der Pauschalaussage "Gewalt ist doof" kommt man nicht gut weiter.

Erinnert mich an die Mutter, die ihren Kindern Schimpfworte verbietet, und dann fahren die mit dem Papa Autobahn....

... oder hören am Abendbrottisch einer Diskussion über Politiker zu. "Die Abzocker, die verdammten Arschlöcher da oben." Klar, passiert in den Familien der hier anwesenden NIEMALS, sowas. Aber in ANDEREN soll so was, wenn man GANZ EHRLICH ist, schon recht häufig vorkommen.
 
nun gut ob es nun die von dir definierte "eine" gewalt gibt oder mehrere (ich gebe dir recht, daß formen der nicht-körperlichen gewalt unterschätzt oder oft gar nicht gesehen werden. in #138 schrieb ich daß ich gegen jedwelche gewalt bin), ich verstehe den zusammenhang nicht, den du hergestellt hast :noplan:

es geht um "harmlose" Ohrfeigen, um den klaps bzw körperliche züchtigung von Kindern in diesem thread.
ich schrieb weiter vorne schon:
ich sage es nochmals: erziehen bedeutet: sich zeit nehmen, sich ein gewisses verhaltensrepertoire (nach und nach) zuzulegen.
ein klaps muß NIE sein! für mich ist ein zeichen absoluter hilfslosigkeit. kinder lernen doch nur daraus, daß es legitim ist, sich mit klapsen durchzusetzen, kindergartenkinder können nicht wirklich unterscheiden warum mama das darf ((!)) und sie nicht.
für einen moment entlastet es vielleicht entnervte Eltern – doch ob man das nicht auch anders erreichen könnte¿

kann es sein, daß du nicht den ganzen thread gelesen hast¿ ich denke ja.

mir ist sehr wohl klar wie vielfältig die ursachen für gewalt sein können.
z.b. rastete an einem letzten schultag ein junge in meiner klasse einmal völlig aus. nach unendlich langer zeit (ich erspare uns das jetzt alles darzustellen) bekam ich heraus, daß er kein eigenes geld hatte, um sich ein eis zu kaufen. (wir wollten eis essen gehen, die kinder bekamen von mir ein eis spendiert, wollten sie mehr, sollten sie eigenes geld mitbringen)
im übrigen arbeite ich an einer förderschule, dort gibt es keinen druck in der von dir beschriebenen art.
doch ich frage dich - ohne hintergedanken: wie kann man forderungen an die kinder, ohne die von dir definierte art von gewalt, auf den weg bringen¿
 
mir ist sehr wohl klar wie vielfältig die ursachen für gewalt sein können.
z.b. rastete an einem letzten schultag ein junge in meiner klasse einmal völlig aus. nach unendlich langer zeit (ich erspare uns das jetzt alles darzustellen) bekam ich heraus, daß er kein eigenes geld hatte, um sich ein eis zu kaufen. (wir wollten eis essen gehen, die kinder bekamen von mir ein eis spendiert, wollten sie mehr, sollten sie eigenes geld mitbringen)
im übrigen arbeite ich an einer förderschule, dort gibt es keinen druck in der von dir beschriebenen art.
doch ich frage dich - ohne hintergedanken: wie kann man forderungen an die kinder, ohne die von dir definierte art von gewalt, auf den weg bringen¿[/COLOR]

Du hast jetzt wirklich geschrieben, ICH hätte den Thread nicht gelesen... und ignorierst dabei eine wichtige Aussage meines unmittelbar vorgelagerten Postings. Nämlich, dass ich geschrieben habe, dass ich manche Formen von Gewalt absolut okay finde.

Als Lehrer - oder Pädagoge - an einer Förderschule musst Du doch wssen, dass es ohne Druck, ohne Sanktionen, ohne klare Regeln nicht geht?

Was ich sehr schlimm finde, ist die Wegdefinition von Gewalt. Pädagogen, die sagen: "Ich bin nicht gewalttätig, was ich mache, ist ja nunmal mein Job und ich bin niemals Ausübender von Gewalt." - solche Pädagogen machen mir Angst.
 
ich dachte du hast ihn nicht gelesen!
natürlich weiß, daß es ohne klare regeln nicht geht! logo :) ich habe dich ja auch sehr zurückhaltend gefragt
wie kann man forderungen an die kinder ... auf den weg bringen¿
und das nicht-einhalten selbiger führt zu druck und sanktionen - auch logo.

im klassenzimmer bin ich der boss und übe "gewalt" aus, wenn auch so eingeschränkt wie möglich (bestimmte dinge kann nur ich entscheiden) oder auch nur, wenn keine einigung unter den kiddies zustande kommt (nach einiger zeit klappt diese einigung untereinander immer besser, weil sie wissen, daß ich ansonsten über ihre köpfe hinweg entscheide)

*phew* - ich gehöre anscheinend nicht zu deinem beschriebenen "lehrerklientel" :D
 
Ich bestreite vehement, dass es verschiedene Formen von Gewalt gibt.

Das kannst Du gerne tun. Ich unterscheide Formen von Gewalt und bin mir sehr wohl bewußt, daß Schmerzen, "Narben"; Schäden, die angerichtet werden können, davon unabhängig sind.

Diese Grundeinstellung sorgt dafür, dass immer wieder die Wirkung von nicht körperlicher Gewalt gnadenlos unterschätzt wird.

Das mag oft so erscheinen, weil fast jeder, der Gewalt ausübt (auch psychisch oder "strukturell"), eine Begründung findet und versucht, die Gewalt als angemessen darzustellen. Wenn jemand zuschlägt, ist das sofort zu sehen. Wer da 'ne anerkannte Begründung hat, ist aber auch fein raus: "Der hat zuerst angefangen."; "Der hat provoziert"; "Ich hatte halt mal 'nen schlechten Tag."; "Ich war besoffen".
Jetzt lieferst Du noch eine Ausrede dazu: "Ich war aus der Balance gebracht worden."

Es setzt sich zunehmend eine Gewaltdefinition vom Opfer her durch - und das ist auch gut so. Gewalt ist, wenn jemand verletzt wird - und zwar seelisch. Bedeutet: Es mag Boxhiebe geben, die keine echte Gewalt sind, weil sie zum Beispiel im Training stattfinden oder unter Leuten, die das gut abkönnen. Es mag aber Momente geben, in denen der Satz: "Findest Du die Frisur wirklich schön?" massivsten Eingriff in das Leben eines anderen darstellt.

Da biegst Du Dir etwas hin.

Darüber hinaus gibt es auch Gewalt, die ich weder schwach noch dumm oder beides finde. Der einschreitende Passant, der einen rechtsradikalen Übergriff verhindert, handelt gewalttätig, aber ich finde es richtig. Die Verhaftung durch einen Polizisten ist Gewalt, aber ich halte sie dennoch in den weitaus meisten Fällen für sinnvoll (zumindest im rechtsstaatlich geprägten Deutschland).

Von dieser "Gewalt" war nicht die Rede. Ich denke gerade daran, wie Demonstranten in der Vor-Wendezeit immer wieder gerufen hatten: "Keine Gewalt!" Beide Seiten - Demonstranten und Staatsdiener - hatten sehr wohl verstanden, was gemeint ist, ganz ohne Verständnisanleitung.

Eine schlechte Benotung durch einen Lehrer, die Einteilung in der vierten Klasse, ob jemand zur Hauptschule muss oder auf´s Gymnasium darf (so wird das oft empfunden), ist eine höchst gewalttätige Aktivität. Wer mit Kindern arbeitet und genau hinschaut, stellt fest, dass auf der Liste der Verletzungen, die sie einstecken müssen, genau diese Themen ganz weit oben dabei sind. SIE sind oft die Auslöser für andere Aggressivität.

Ja, solche Verletzungen sind schlimm. Ich kenne die - besonders von Sportlehrern, denen die Schauspielerei von fußballspielenden Jungs mehr galt, als echte Leistung z.B. im Schwimmen, Segeln, Rudern oder Eiskunstlauf. Doch dürfen die Verletzungen nicht zum Persilschein für Agressionen gegen Leute und Sachen werden. Das kenne ich nämlich auch.

Manche Schulhofrauferei hingegen, die von Lehrern oder Eltern unterbunden wird (heute gibt es ja schon Gerichtsverfahren, weil die Pänz sich auf dem Schulfhof gekloppt haben), ist mitnichten Gewalt, sondern zumindest zu Beginn tatsächlich nur Rauferei. Je früher ich solche Aktivitäten unterbinde, je weniger Kinder üben, damit umzugehen, um so mehr entgleisen solche Spaßkämpfe und werden zu ausgewachsenen Schlägereien.

Wie kommst Du auf diese kühne Behauptung. Ich kenne es nämlich so, daß solche "kleine Rauferei" die Fortsetzung von Hänseleien und Schikanen ist, der Angegriffene kann sich nicht wehren, das weiß der Angreifer. Der Schikanierte wird vom Lehrer ebenso bestraft - toll, denn "irgendetwas wird den anderen schon gereizt haben". Oder der Lehrer fragt, was ist hier los, und der "Schwächling" wird wird nichts gegen seine(n) Peiniger sagen, aus Angst, dann als Petze völlig verschissen zu haben, dem stehen die Tränen in den Augen, er quält sich ein Lächeln ab - super. Das ********* hat wieder gewonnen. Ach ja, der "Schwächling" soll dabei das "Durchsetzen" lernen - oder so. Am Ende dieser Art von Erziehung hat man dann mit Leuten zu tun, die im Team nicht zu gebrauchen sind, weil es ihnen immer um irgendeine Hackordnung oder Schuldzuweisungen geht, nicht um das Lösen von Problemen.

Das Thema ist vielschichtig - ich hab ja weiter oben jetzt auch den detaillierten Text verlinkt. Mit der Pauschalaussage "Gewalt ist doof" kommt man nicht gut weiter.

Deine Definition blendet aus, daß es Leute gibt, die gewalttätig oder aggressiv sind, weil sie es sich leisten können. Man könnte soetwas Rausch der Macht nennen. Wenn Menschen intensiv genug beigebracht worden ist, daß anderes Leben nichts wert sei, dann haben viele keine Hemmungen, ihre Gewaltmöglichkeiten auszuschöpfen: Vasallen des Königs gegen Andersgläubige; Offiziere gegen Soldaten; Soldaten gegen "Untermenschen"; "brave" Bürger gegen Neger, Indianer, Juden, Kriegsgefangene; satte Bürger gegen Tiere, saubere Gesellschaft gegen "Schmuddelkinder".
 
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