Überraschend Freiberuflerin geworden, was nun?

Sowohl mein Steuerberater als auch der Rechtssekretär von ver.di sehen das Problem der Scheinselbstständigkeit für den Anfang nicht. Beide raten mir, erst Mal die Sache auf mich zukommen zu lassen und dann nochmal die Sachlage zu prüfen.

Zusätzlich habe ich eventl. noch zwei weitere Kunden, die mir Aufträge erteilen werden. Und um weitere kann ich immer kümmern.
 
Lass Dich nicht verrückt machen. In den ersten paar Jahren bist Du Gründer, was Dir auch beim Finanzamt und anderen Institutionen einen gewissen zeitlichen Spielraum einräumt. Aber keine Narrenfreiheit.
Und das Problem der Scheinselbstständigkeit hast in erster Linie nicht Du, sondern Dein Kunde/Auftraggeber.
Kleiner Exkurs in die Materie gefällig: klick mich hart
 
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Sowohl mein Steuerberater als auch der Rechtssekretär von ver.di sehen das Problem der Scheinselbstständigkeit für den Anfang nicht.

Lass das mal mit dem verdi Sektretär bleiben!
Selbstständig ist man in erster Linie im Kopf und da ist ein Gewerkschaftler der denkbar schlechteste Ratgeber!
Der Steuerberater hingegen hat ein begründetes Interesse daran, dass Du Selbstständig bist - wenns bei Dir gut läuft, nimmt er auch mehr mit Dir ein.

Die ersten Monate/Jahre hast Du mit dem Thema Scheinselbstständigkeit wahrscheinlich wirklich kein Problem, es ist nicht unüblich, dass man aus einem Angestelltenverhältnis heraus einen lukrativen Kunden mitnimmt und die erste Zeit alleine von dem lebt.

Für die Prüfer muss im endeffekt die Ernsthaftigkeit hinter dem Unternehmen erkennbar sein, und das kann man nicht alleine an der Kundenanzahl festmachen.

Ich will Dir auch in keinster weise davon abraten; ich habe mich selbst als Teilhaber eines Unternehmens letztes Jahr im September komplett Selbstständig gemacht (...hat auch was mit Steuern zu tun :D) und diesen Schritt noch keine Sekunde bereut.

Ich rede nur immer gerne ein wenig negativ drüber, da es gerade in der Gründungsphase sehr viele Fehler zu machen gibt, die dich evtl. ein Leben lang verfolgen können.

Charlie
 
So, ich habe mal ein Angebot entworfen, das ich der Frau vorlegen will. Vielleicht könnt Ihr mal drüber schauen und mir sagen, ob ich was ändern sollte.
Die Punkte, die klar sind, habe ich ausformuliert, die noch ungeklärten nur als Beschreibung aufgeführt.

• Layout und Erstellung der Autozeitung
• ca. 48 Seiten in halben Berliner Format (225 x 305 mm); Inhalt: Text, Bilder und Anzeigen; Erscheinung alle 2 Wochen; Auflage:
• Meine Leistungen: Erstellung Seitenlayout in InDesign, Satz und Bildbearbeitung, Datenkontrolle; Datenaustausch mit anderen Mitarbeitern; Korrekturübergabe per Mail; Übergabe druckfähiger Daten (PDF) an Druckerei per Mail; Ansprechpartner für die Druckerei
• Ihre Leistungen: Lieferung der Texte als Datei, druckfähige Bilder und druckfertige Anzeigen; Korrekturlesung; Datenfreigaben; Koordination der Termine und Datenaustausch mit anderen Mitarbeitern
• Seitenpreis: 20,00 EURO + 19% MwSt.
• Fälligkeit: 7 Tage nach Abgabe der Daten an die Druckerei
• im Honorar enthalten sind: Layout, Satz, Bildbearbeitung, 1 Autoren-Korrekturlauf
• folgende Rechte sind in der Vergütung nicht enthalten und müssen gegebenenfalls gesondert vereinbart werden (z.B. digitale Nutzung von Printprodukten).

• Zusatzleistungen:
• Im Honorar sind zwei auswärtige Besprechungstermine enthalten. Sollte der Auftraggeber weitere Termine für nötig halten, werden diese mit 20 Euro pro Stunde plus Fahrtkosten zusätzlich berechnet.
• Weiter enthalten ist 1 Tag pro Woche Anwesenheit im Büro, um Kundenaufträge für Anzeigen zu bearbeiten und die digitalen Daten zu verwalten. Sollte der Auftraggeber weitere Tage Büroanwesenheit für nötig halten, werden diese mit 20 Euro pro Stunde plus Fahrtkosten zusätzlich berechnet.
• Nicht enthalten sind Layout, Satz und Bildbearbeitung von Anzeigen.

• Terminplan: eigener Abgabetermin; Termine, zu denen der Auftraggeber seine Leistungen zu erbringen hat.
• Lieferform: Ausdrucke und fertiges Layout auf CD an den Auftraggeber; Datenübertragung druckfähiger Dateien (PDF) per e-Mail an Druckerei
 
So.
Und jetzt lies bitte nochmal den letzten Satz in Posting #38.

Wenn Du den runtergeschluckt hast, guck in den Spiegel, überlege was Du Dir wert bist, was Du zum Leben benötigst, wovon Du Deinen Kühlschrank füllen willst und wovon Deine Heizung anfeuern. Und überlege genau, was für eine Qualifikation Du mitbringst, ob Du ein weisungsgebundenes Grafikwürstchen bist oder eine gestalterisch versierte selbstständige Fachfrau mitten im Marktgeschehen.

Dann wirst Du von ganz alleine auf einen Multiplikator kommen, mit dem Du Deinen Stundensatz bzw. Seitenpreis versiehst. Ich schätze, der wird irgendwo zwischen 3 und 6 liegen. Das wird dann meiner unmaßgeblichen Ansicht nach schon wesentlich besser aussehen. Zumindest realistischer und marktüblicher für die von Dir genannten Leistungen. Ansonsten machst Du nämlich erstens Dich und zweitens mich platt, weil Du den Markt mit Dumpingpreisen bereicherst. Na ja, mich vielleicht nicht, weil ich weiß, was ich mir wert bin und den Kunden für meine Preise schuldig. :D Ich nehme jedenfalls niemanden ernst, der mit solchen Preisen ein Angebot abgibt. Aber das muss ja nicht für alle gelten.

Wenn der Kunde das nicht schlucken will, ist es nicht der richtige für Dich. Das ist hart, aber es ist so.
 
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So, ich habe mal ein Angebot entworfen, das ich der Frau vorlegen will. Vielleicht könnt Ihr mal drüber schauen und mir sagen, ob ich was ändern sollte.

Also, sei mir nicht böse, bitte, aber das ist kein Angebot, das ist Prostitution.
Schön und gut wenn man um unbedingt arbeiten zu wollen seine Schmerzschwelle runterschraubt, aber das ist krank, nur noch krank!

Ich finde das aber nicht nur von Dir krank, das ist auch vom "Kunden" krank.

Hier ein immer wieder gern genommenes Zitat von John Ruskin:



Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.

Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.

John Ruskin (1819-1900)


Jeder Preiskampf endet bei 0.
Es wird sich immer jemand finden, der es noch billiger macht. Letztenendes verkaufst DU nicht Dich oder Deine Leistung, sondern einen Preis. Somit wirst DU auch immer nur daran gemessen. Und wie gesagt, es wird immer irgendwann einen geben, ders billiger macht!

Charlie
 
Ich finde das aber nicht nur von Dir krank, das ist auch vom "Kunden" krank.
Da will irgend ein GF-Hansel für 'nen Tausender einen Frischling abziehen und als Leistung das reproreife Päckchen haben, vom Scribble bis zum pdf-x. Unglaublich.

Manchmal finde ich es so richtig schade, dass es keinen Pranger mehr gibt. :crack:
 
Dann wirst Du von ganz alleine auf einen Multiplikator kommen, mit dem Du Deinen Stundensatz bzw. Seitenpreis versiehst. Ich schätze, der wird irgendwo zwischen 3 und 6 liegen.

... oder Mulitplikator 12-15, wenn ich meinen Seitenpreis zugrundelege ...

Aber ich bleibe dabei: In ihrer Lage würde ich das wohl auch machen, um eine Referenz zu bekommen. Gedruckte Zeitung in der Hand ist mehr wert als tausend Zeilen in einer Bewerbung.

Was mir in dem Angebot fehlt, ist der Hinweis, dass für den Druck keine Haftung übernommen wird. Oder gibt es etwa einen Vertrag, der das regelt? ;)
 
Schön, dass Ihr noch lachen und Sprüche reißen könnt. Ich kann das nicht mehr.

Es kommt sogar noch besser: Habe gerade 30 Minuten mit der Frau telefoniert. Sie geht vom Seitenpreis auf keinen Fall hoch. Nein, die 20 Euro sind sogar inkl. MwSt.!
Sie hätte selbst als Freiberuflerin gearbeitet und noch weit weniger verdient und wäre trotzdem damit hingekommen. Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht ausfällig zu werden.

Ich will natürlich nicht als Pixelhure arbeiten! Aber ich betone es nochmal: Ich kann es mir nicht leisten, den Job abzulehnen. Die Schulden wachsen mir (uns) über den Kopf. Die Alternativen wären, die Hand zu heben und im Pappkarton 2b unter einer Brücke zu leben oder der Strick.
 
Schön, dass Ihr noch lachen und Sprüche reißen könnt. Ich kann das nicht mehr.

Es kommt sogar noch besser: Habe gerade 30 Minuten mit der Frau telefoniert. Sie geht vom Seitenpreis auf keinen Fall hoch. Nein, die 20 Euro sind sogar inkl. MwSt.!
Sie hätte selbst als Freiberuflerin gearbeitet und noch weit weniger verdient und wäre trotzdem damit hingekommen. Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht ausfällig zu werden.

Ich will natürlich nicht als Pixelhure arbeiten! Aber ich betone es nochmal: Ich kann es mir nicht leisten, den Job abzulehnen. Die Schulden wachsen mir (uns) über den Kopf. Die Alternativen wären, die Hand zu heben und im Pappkarton 2b unter einer Brücke zu leben oder der Strick.


Ich will dir nicht zu nahe treten hätte da aber ein paar fragen...
in welcher Stadt lebst Du? Du bist doch gelernte Mediengestalterin und hast eine 3 Jahre andauernde Ausb. gemacht?
 
@mex: es sollte klar sein, dass jemand, der in seinem kundenumfeld gefestigt und ob seiner leistungen und seines rufs anerkannt ist andere honorare nimmt als eine neueinsteigerin. daher schrieb ich auch, dass sie ihren preis nehmen soll. nicht unseren. :hehehe:

zudem ist zu berücksichtigen, was der verlag bzw. der herausgeber wirklich auszugeben bereit ist, wo seine eigene kalkulationsmäßige schmerzgrenze liegt. für einen kfz-48seiter alle zwei wochen mehr als 10Tsd euro rauszuhauen, wird ein verlag dieser art mit sicherheit nicht bereit sein, weil er es sich mit bestimmtheit nicht leisten kann. aber um das herauszufinden, zu erspüren und herauszukitzeln bedarf es einiger branchen- und verlagserfahrung, die ein rookie wie die threaderstellerin ganz bestimmt noch nicht hat.
 
Schön, dass Ihr noch lachen und Sprüche reißen könnt. Ich kann das nicht mehr.
Aber das ist das Ziel, das Du Dir meiner Ansicht nach setzen solltest.

Nein, die 20 Euro sind sogar inkl. MwSt.!
Sie hätte selbst als Freiberuflerin gearbeitet und noch weit weniger verdient und wäre trotzdem damit hingekommen.
Sie nimmt Dich aus wie ’ne Weihnachtsgans. Mach es nicht.

Aber ich betone es nochmal: Ich kann es mir nicht leisten, den Job abzulehnen. Die Schulden wachsen mir (uns) über den Kopf. Die Alternativen wären, die Hand zu heben und im Pappkarton 2b unter einer Brücke zu leben oder der Strick.
Tja, dann bist Du bei den Vollpfosten myhammer noch besser dran als in diesem Schuppen. Ausserdem gibt es immer noch Alternativen. Lass Dich z.B. mit Arbeitsproben bei Freelancerbörsen wie Designerdock aufnehmen.
 
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Ja, habe drei Jahre gelernt, 7 Jahre Berufserfahrung, wohne auf dem Land bei Bremen in Niedersachsen.

@ mex
Danke für Deinen Hinweis, habe ich gleich übernommen.
 
Ich kenn mich auf dem Markt zwar noch nicht wirklich aus, möchte aber demnächst in dem Bereich auch Selbstständig tätig werden.

Ich würde persönlich gerade bei so einem niedrigen Seitensatz einfach deutlich mehr für etwaige Zusatzleistungen veranschlagen.

Sollte die Chefin dann mehr Bürotage oder extra Besprechungen fordern wird sie tiefer in die Tasche greifen müssen. Und diese Tage wird es definitiv geben.
Somit kannst du entweder einer extreme Überbeanspruchung vermeiden, oder im Glücksfall durch etwas mehr Einsatz doch noch etwas mehr Gewinn rausholen.
 
Hi! So nicht! Bitte! MwSt. sind keine Kosten!!!!! Die laufen durch. Das weiss die. Mach den Job, aber lass Dich nicht...

Glaub mir, ich kenne eine solche Situation. Es rächt sich, aber später. DU zahlst drauf.
 
Ich bin kein Designer, aber wenn partout am Preis nichts zu machen ist, dann bleibt doch eigentlich nur, die Ware (Arbeitszeit bzw. Leistung und damit die Qualität der Zeitung) dem Preis anzupassen, damit du wenigstens noch Zeit für die Akquisition und Durchführung von anderen Aufträgen hast.
 
Man kann es ja kaum ertragen, aber wenn es wirklich nicht anders geht bei Dir, dann schreib Dein Angebot mit 20 Euro pro Seite. Aber schließ auf jeden Fall alle Zusatzarbeiten ausdrücklich aus! Wenn sie Dich für eine Seite bezahlt, dann geht es beim Seitenpreis wirklich nur ums Layout, NICHT um Bildbearbeitung (anständige Bilder sind anzuliefern), NICHT um auswärtige Termine. Eigentlich auch nicht um Kundenkontakt und Druckabwicklung.

Und vor allem geht es nicht um irgendwelche Extra-Arbeiten während der Büroanwesenheitspflicht. Dort solltest Du an Deinem Seitenlayout arbeiten, wofür Du schon nur einen Hungerlohn bekommst -- und nicht irgendwelche kostenlosen Zusatzarbeiten erledigen! Kundenanfragen bearbeiten, Datenverwaltung, zum Kunden fahren -- das ist nicht Dein Bier, und wenn diese Arbeiten erledigt werden müssen, kannst Du sie höchstens als extra zu vergütende Zusatzleistung vereinbaren. Mach Dich nicht unglücklich!!
 
Ich bin kein Designer, aber wenn partout am Preis nichts zu machen ist, dann bleibt doch eigentlich nur, die Ware (Arbeitszeit bzw. Leistung und damit die Qualität der Zeitung) dem Preis anzupassen, damit du wenigstens noch Zeit für die Akquisition und Durchführung von anderen Aufträgen hast.

und das heißt in diesem fall?
das layout hinrotzen, nicht ans telefon gehen, sch*** aufs korrekturlesen?
wo soll sie denn sparen?
 
Noch mal hallo,

ich hab mal auf dem Portal dasauge.de geschaut... Ich weiss nicht genau wo Du wohnst aber Du solltest dich da mal umsehen! Ich habe dir was aus dem Raum Bremen zusammengestellt!

Aus Erfahrung sag ich dir... (Eigne als Selbständiger) wenn Du so anfängst kommst Du ganz schwer hoch! Da die Dame dich weiter drücken wird und deine Situation ohne Skrupel ausnutzt! Das macht sie jetzt schon!

http://dl.dropbox.com/u/482730/jobs.webarchive
 
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Habe mit meinem Männe gesprochen. Wir sind uns einig, dass ich der Frau das Messer auf die Brust setze und nur für 20 Euro netto die Seite mache, oder gar nicht. Falls ich den Job nicht kriege, macht mir mein Männe dann auch keinen Vorwurf.

Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht wie wild bewerbe. Aber ich bekomme einfach keinen vernünftigen Job. Ich habe das Gefühl die Chefs wollen alle nur billige Berufsanfänger/innen, die jung und hübsch sind. Ich bin nur ein 31jähriger Klops, der eine eigene Meinung hat und nicht auf den Mund gefallen ist. Damit rutsche ich prompt durch's Raster. Da ich auch keine Design-Künstlerin, sondern eher druck- und operatingtechnisch drauf bin, falle ich bei Werbeagenturen unten durch. Bei Druckerein habe ich eher Chancen, aber im Moment auch nicht wirklich.

@rossi
Danke für den Link. Bei denen habe ich mich schon 3 Mal beworben und wurde sofort aussortiert. Die suchen alle paar Monate jemand neuen.
 
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