Dies geschieht nachweislich und ausweislich vieler repräsentativer Umfragen gegen einen Mehrheitswillen
Das Tun oder Lassen in dieser Sache ist nichts, was Gegenstand eines Mehrheits
willens oder -wollens ist, sondern ausschließlich die Privatangelegenheit des oder der so Sprechenden bzw. Schreibenden. Niemand wird gezwungen, es gleichzutun.
Sprachverhunzungen wie "Passagier * innen"
Das ist keine Sprach-, sondern eine Schreibverhunzung. Ich für meinen Teil habe dabei typografische Einwände, keine hingegen, die sich gegen die in einer solchen Schreibform ausgedrückten Inklusion richten.
Ich bevorzuge das typografisch glattere
Passagier:innen, weil die Verwendung des Kolons als Zeichen innerhalb eines Wortes in anderen Sprachen (Schwedisch, Finnisch, dort als Zusammenziehungs- oder Auslassungszeichen) bereits Verwendung findet. Es passt einfach besser in den Scheibfluss.
… willkürlich neu geschaffene Sprachform mit -ys am Ende benutzt und somit z.B. "Kundys" sagt.
Und das ist dann eine ausschließliche Frage der Durchsetzbarkeit oder Nichtdurchsetzbarkeit oder genauer: des sich Durchsetzens oder Nichtdurchsetzens im Schreib-, Sprach- bzw. Sprechgebrauch.
In diesem Zusammenhang fällt mir eine Passage in
Die Schachnovelle ein, bei der eine der agierenden Charaktere sich über das Wort
Spionin echauffiert, es gebe nur
weibliche Spione, aber nicht diese feminine Form. Die Zeit hat offensichtlich gezeigt, dass das Wort nicht nur regelhaft gebildet ist, sondern sich auch problemlos in die Sprache eingefügt hat. Gleiches gilt für jüngere Formen wie
die Gästin, die ebenfalls völlig regelhaft gebildet ist.
-in als produktiv umlautbildende Endung würde ggf.
die Spiönin fordern lassen. Da dürfte der Zug aber für abgefahren sein. (Und ja, meine Sprachnorm lässt wo- und da- von -für zu trennen zu.)
Dabei gibt es m.E. tendenzielle Unterschiede zwischen
Kundys oder
Kundix zu
Kund:in oder
Kund:innen. Erstere sind echte Neologismen zur Wiedergabe einer uniformen Bezeichnung, letztere sind klassische schriftliche Zusammenziehungen wie
Kunde/-in oder
Kund(inn)en, die es als spezifische Schreibform schon lange gibt. Der Alif/Hamza/Stød/Stimmritzenverschlusslaut wie in [kʊndʔɪnən] ist dabei nur ein naheliegendes Ausspracheangebot.
Wir, der vernünftig, rational denkende Teil der Bevölkerung, der nach meiner festen Überzeugung immer noch die Mehrheit der Bevölkerung ist, also auch jener Teil, der sich nicht von ideologischen oder religiösen Glaubenssätzen blind leiten lässt
Doch, genau das tust auch du.
Denn auch deine Ansichten folgen tradierter Glaubenssätzen, die unreflektiert über Generationen von Deutschlehrern weitergegeben werden. Etwa Glaubenssätzen, die bereits durch den Begriff des »generischen
Maskulinums» ausgedrückt werden.
Diese Glauben orientieren sich an ihrer relativen Nützlichkeit.
Deine Argumentation liefe runder, wenn du überhaupt anstelle von »Maskulinum« von einem »Utrum« (neben dem »Femininum« und dem »Neutrum« – also dem »Ne-Utrum«, um einmal auch mit der falschen tradierten lateinischen Aussprache des
e-u aufzuräumen) sprächest; einer Funktion, die dieses Genus im Zusammenhang mit Belebtem im Deutschen pragmatischerweise hat. So gesehen werden beim Utrum männliche Wesen »nur mitgemeint«, während für weibliche extra eine Kategorie zur Heraushebung ihrer bereitsteht. (Was eine argumentative Umkehr der Ansicht ist, dass beim »generischen Maskulinum« Frauen »nur mitgemeint« seien.)
Bereits die lateinischen Grammatiker der Antike wussten, dass die Benennung der Genera nur Etiketten sind, um ein wenig Ordnung in die Beschreibung von Geschlechtlichkeit einer animistischen Vorzeit hineinzubekommen. Wörter auf
-a können Maskulina sein (
poeta – a-Deklination), auf
-us sind Neutra (
corpus oder
tempus – konsonantische Dekl.) und Feminina (
domus - u-Dekl.) dabei. Ja, es sollte im Deutschen
das Korpus und
die Kölner Dom lauten. (Nebenbei: Warum eigentlich nicht
Der Tour de France?)
Das ist so ein Schwachsinn, dass diese Sprachverhunzung unmöglich nicht (!) von russischen Trollen initiiert wurde.
Dàs ist jetzt dermaßen glaubenssätzig, dass du diese Vorstellung anhand deiner Glaubenssätze nochmal auf Plausibilität prüfen solltest.