Ich wundere mich ja, wie ein wichtiger Punkt immer wieder ausgespart wird. Denn das iPad hat bei allen Erwägungen über dessen Einsatzmöglichkeiten und Beschränkungen doch mindestens
ein substanzielles Problem, das aber rundweg übergangen wird. Bei dem interessiert mich, wie es nicht nur jene lösen wollen, die einen professionellen Anspruch mit ihrer Arbeit verbinden. Es betrifft ja eh alle.
Datenschutz und allg. Systemsicherheit.
Es gibt z.B. keine Möglichkeit, allein den aus- und eingehenden Datenstrom zu kontrollieren. Wer nicht hinter einer
dezidiert konfigurierten Firewall sitzt, was im mobilen Einsatz unterwegs nicht der Fall ist und auch im Heimeinsatz ohne weitere Konfiguration nicht üblich, hat keine Chance, den Zugriff aufs iPad zu kontrollieren, geschweige denn seine eigenen Daten wie Daten anderer zu schützen. Datenschutz auf dem iPad, insbesondere Schutz von Kundendaten wie der Daten von Mitarbeitenden, Freunden, Familienmitgliedern? Unmöglich. Was auf dem iPad ist, gehört quasi dem Netz. Der Zugriff kann weder kontrolliert noch im rudimentären Rahmen unterbunden werden. Min. Apple hat immer Zutritt.
Egal? Mal einfach Apple vertrauen? Einer Firma, die nicht nur Teil des Prism-Programms ist, sondern selbst einer zwielichtigen Klitsche wie "Uber" eine Backdoor in iOS fürs iPhone ermöglichte? Und das ist ja lediglich jene, die aufgeflogen ist. Es demonstriert aber die Möglichkeit wie Apples verwerfliche Bereitschaft, entsprechende Schnittstellen zu überlassen, die jeden Datenschutz hintergehen.
Selbst der minderjährige Sohn eines Freundes ist sich dessen längst bewusst. Er war schon mit zwölf mit seinem Vater auf CCC-Kongressen. Es genügten wenige Vorträge, die ihm früh zeigten, wie gefährlich es ist, wenn man Technologie nicht versteht und wenn man meint, die Verantwortung abgeben zu dürfen. Z.B. an Firmen, die zunehmend Devices und Betriebssysteme anbieten, die diesen Mangel noch fördern. Firmen, die Kunden Sicherheiten suggerieren, die sie selbst aber demontieren (s. Uber) oder kategorisch garnicht einlösen, weil das gelieferte Sicherheitskonzept dem grundsätzlich widerspricht, indem die Devices immer am Tropf des Herstellers bleiben. Eine ungünstige Abhängigkeit, die bei Devices a la iPad gefördert wird und nicht auflöslich ist.
Soll man sich damit zufriedengeben, dass es so viele andere privat mitmachen und zig Firmen ebenso erschreckend unkritisch nicht anders treiben?
Man muss sich nichts vormachen: was ans Netz geht, ist knackbar. Das gilt auch für klassische Rechner. Das Absicherungsszenario ist bei denen aber (noch) in zig Aspekten ein anderes, auch wenn sich dort bereits allzu viele Anwender uninterressiert zeigen. Besonders das iPad ist in dieser Angelegenheit aber
völlig chancenlos.
Datenschutz und iDevices gehen nicht zusammen. Apple hat es genau so konstruiert, was einen bereits zu Denken geben sollte. Denn es wäre ja möglich,
andere Optionen zu bieten, Optionen für
mündige Menschen. Tut Apple aber nicht. Sie verwehren dem Eigner der iDevices vielmehr grundlegende Kontrollen über das Device wie der Daten, die darauf bearbeitet werden. 0815-Anwender werden ohnehin gleich zu Beginn ihrer Datenintegrität beraubt, indem die meisten nicht einmal mitkriegen, wenn die Anmeldung beim iPad mit der Cloudintegration einhergeht. Bis das nur mal korrigiert ist, ach...
Apple allein bleibt so oder so der Torwächter bei den iDevices. Somit stellen sich auch nicht Fragen, wem die Devices selbst nach Kauf realistisch eigentlich gehören. Dem natürlich, der die
eigentliche Zugangskontrolle hat. Das sind bei den iDevices nie die Kunden. Die sind praktisch entmündigt.
Dies ist ein substanzielles Problem, das beim iPad ausgeblendet werden muss. Denn sonst dürfte man es nur sehr eingeschränkt verwenden, also dann, wenn man verantwortlich mit den eigenen Daten und den Daten eng verbundener Menschen umgehen wollte. Daten, die man min. aber Apple überlässt. Und wem sie Apple überlässt? Z.B. Uber beim iPhone. Aber Backdoors in iOS, dem OS auch des iPads? Sowas schafft Vertrauen? Kontrolle sollte einem lieber sein.
Dies sollten besonders jene überdenken, die nicht nur im privaten Rahmen meinen, sie hätten ein ideales Device im iPad gefunden. Vor allem, wenn das iPad quasi der Ersatz-Rechner, der All-in-one sein soll. Spätestens in der hier kritisch angeführten Disziplin lässt sich nur mit weit verbreitetem Leichtsinn über das substanzielle Problem hinwegsehen, das man beim iPad zu beachten hat.
Umso beunruhigender finde ich nur noch, dass auch hier im Forum etliche zwar nach Möglichkeiten des iPads fragen, nur die Fragen nach Datenschutz und Sicherheit werden gänzlich verschoben. Als gäbe es sie garnicht.
Per Konzept ist das ja auch so beim iPad. Insofern konsumiert man sich mitunter in eine Sackgasse. Und wenn sich Gesellschaft allzu sehr an eine solche gewöhnt... Aber davor haben ja schon andere, wirklich mutige Menschen gewarnt. Vor Spielzeugen mit Langzeitfolgen.
Um nicht wieder Paranoia unterstellt zu bekommen: es geht um
Optionen, die wir auf dem Schirm haben sollten. Letztlich um Integritätsansprüche, die jeder auf jedem öffentlichen Marktplatz hätte, wo man nicht seine Daten einem beliebigen Gemüsehändler überließe, nur weil der freundlich lächelnd meint, er sei vertrauenswürdig und es sei obligatorisch, wenn man ihn zusehen ließe, wie man Familienalben aufschlage, Bankdaten eintippe, unter seinen Augen Tagebuch führte usw. Apple fragt nicht einmal nach. Zugang haben die immer.
Hippe EDV-Devices lassen so viele doch extrem vertrauenswürdig an falscher Stelle werden. Und das angesichts einer Firma, die wir obendrein alle längst viel kritischer bewerten würden, wenn sie z.B. eine
russische wäre. Eine Firma, von der wir wüssten, die sei u.a. dort in Geheimdienstprogramme zur Ausspähung der Bevölkerung integriert. Oder sie würde anderen Firmen Backdoors ermöglichen. Wir würden die Devices nicht mit der Kneifzange anpacken.
Dass jemand wie Snowden dagegen ausgerechnet nach Russland fliehen musste, weil k e i n westliches Land ihm Asyl gegeben hat, nachdem er das größte Ausspähprogramm der Geschichte bekannt gemacht hat, müsste schon zu Denken geben. Oder ist die allgemeine Reaktion
dann sogar erst logisch, also das so viele förmlich in psychologischer Duldungsstarre fallen und Devices begrüßen, die noch die
letzten Ansprüche von Systemintegrität und persönlichem Datenschutz konzeptionell unterbinden? Eine eigentümliche Entwicklung.