Zu Beginn standen die Recherchen der Bildzeitung zu den Hauskrediten. Dass die Wulffs da Vorzugsbedingungen hatten, liess sich nicht bestreiten, Wulff hat die Finanzierung ja auch danach korrigiert. Die Bildzeitung (und dann auch die Konkurrenz) hatten damit aber Witterung aufgenommen.
Was bis dahin ja auch völlig OK ist. Die Zeitungen sollen recherchieren und ihre Ergebnisse veröffentlichen. Auch Wulffs Hauskredit ist selbstverständlich ein Thema. Inwiefern der dann dazu taugt, die Eignung des Bundespräsidenten für sein Amt infrage zu stellen, muss die Öffentlichkeit entscheiden.
Es ist aber gewiss nicht die Aufgabe der Medien, mit immer neuen, teils irrelevanten, teils maßlos aufgeblähten und teils erfundenen Geschichten das Bild eines dummdreisten Lümmels zu zeichnen, der für ein Freibier selbst seine Oma verkaufen würde. Es besteht ein Unterschied zwischen investigativem Journalismus und medialer Hexenjagd, finde ich.
An seine Vorgänger hat er öffentlich höchste moralische Maßstäbe angelegt: Als beispielsweise der damalige Bundespräsi Rau wegen der Flüge mit einem Firmenjet in Bedrängnis geriet, verurteilete er Rau öffentlich.
Moralin gehört wohl (leider) zum Politikgeschäft, weil es ein so wundervoll flexibles Instrument ist. Einmal, um dem politischen Gegner eins überzubraten, und außerdem kann man damit immer gut Bonuspunkte beim Volk sammeln. Dass Wulff sich da besonders hervorgetan hätte, kann man aber nun auch nicht gerade behaupten. Seine Rau-Kritik habe ich damals unter Lagerscharmützel eingeordnet und abgehakt. Schlimmer fand ich da schon z.B. Schröder, der so richtig ätzende populistische Klopper losgelassen hat, und das reihenweise. Wulff ist für mich eher der Typ Schüler-Union, Muttis Bester... unkreativ, hölzern, provinziell. Als "Machtmensch mit moralischer Attitüde" ist er mir nie aufgefallen. Es war bei ihm nicht so wie bei Alice Schwarzer, wo jeder sofort sagt: "Was? Die? Wo die doch immer erzählt hat, ...".
Die Reaktion der Medien war nicht zuletzt auch eine Reaktion auf Merkels autokratische Durchsetzung Wulffs gegen Kandidaten, die in der Öffentlichkeit als geeigneter, präsidialer empfunden wurden.
Das ist wohl richtig, nur muss man zu so einer Reaktion auch sagen dürfen, dass sie in dieser Form unangemessen und völlig daneben war. Es steckt an sich schon eine Menge Feigheit darin, seinen Unmut über das gesetzlich festgelegte Wahlverfahren an dem Gewählten auszulassen, anstatt eine Diskussion darüber zu beginnen, wie zeitgemäß dieses Verfahren noch ist. Aber dann auch noch so einen Exzess zu veranstalten, ist durch nichts zu rechtfertigen.