Kosten für Speisekarte – wer hat Erfahrung?

Habt ihr Erfahrung mit solchen Projekten, könnt ihr mir Kostenbeispiele verraten oder mir Argumentationshilfen liefern?
… bin im Hauptberuf Atelierleiter einer kleineren Agentur …
Mit Verlaub, vor dem Hintergrund verstehe ich nicht, dass Du die Frage hier einstellst.
Es sei denn als Sammlung von Überlegungen für alle Mitleser und -schreiber.

Also 500,– für nachher etwa 16 Stunden (mit Korrekturen + RZ + Druckabwicklung). Ganz schön mieser Tagessatz.
Alles relativ. Hier lesen bestimmt einige mit, denen fünf dieser Karten den ganzen Monat retten würden,
für 5 x 16 Std. DTP und ein bisschen kreatives Hirnschmalz.
 
Es ist – wie stets – ein zweischneidiges Schwert,
Preise abzugeben, wenn die Fakten noch nicht ge-
klärt sind. Trotz besseren Wissens machte auch
ich dieses Mal wieder den Fehler vorzupreschen.;)
Und habe voll in die Sch……e gehauen. Es hätte mir
klar sein müssen, dass meine Vorstellungen dieses
Preisgefüges nicht mit der Mehrzahl hier im Forum
harmonieren wird. Schon gar nicht akzeptiert wird.:(

Nicht, dass ich mir etwas vorzuwerfen hätte, ich stehe
im Gegensatz zu Performa ja nicht in Lohn und Brot,
viel mehr friste ich mein Leben als Freier. Und da
muss man sehen, wie man klar kommt!:D Ohne jetzt
den ganzen Thread noch mals durchzuforsten, wer was
wann geschrieben hat, brennt mir wirklich eine Frage
unter den Nägeln!!! Ist es Ernst gemeint … ein Kunde hat
nicht das Geld, das geforderte Honorar zuzahlen, dann
müsse der „Grafiker” mit dem Preis nach unten?

Während er seinen anderen Kunden die originären Preise
zahlen lässt! Eine schon sehr merkwürdige Einstellung,
auch wirtschaftlich gesehen mehr als unseriös. Tut mir
leid, so könnte ich nicht arbeiten. Vor mir ist jeder Kunde
gleich, egal ob ein 500 oder 50.000 € Kunde. Es wird doch
dabei auch noch ernsthaft der Vorschlag gemacht, dann
auf das finanzielle Niveau des zögerlich zahlenden Kunden
ein-/abzusteigen. Heute habe ich K'Too als Klientel, da
fressen wir Kaviar und feinste Pralinés, die nächsten zwei
Wochen arbeite ich für Lammerle Lackierbetrieb, da gehe
ich freiwillig runter und esse während dieser Zeit Curry-
wurscht mit Pommes. Der Kunde kann sich ja nicht mehr
erlauben, also ich auch nicht. Das zeigt ja schon urkommu-
nistische Gedankenzüge. Donnerwetter!!! Wenn diese An-
sinnen ernst gemeint ist!!!

Gruss und leicht bis mittelschwer irritiert

Jürgen

Ganz klar meine Aussage:

Ich will Essen und Leben wie es mir gefällt und nicht dem
jeweiligen Kunden!
 
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Liebe Gemeinde, nicht dass es heisst, ich würde mich vor Antworten
drücken, die da eventuell noch kommen würden, wenn ich die näch-
sten Tage nichts hören lasse: Nein, es ist anders. Mir werden die
nächsten Tage Nägel aus dem Oberarm gezogen und dies bedingt
naturgemäss meine Anwesenheit in der Klinik.

Beste Grüsse Jürgen
 
Ist es Ernst gemeint … ein Kunde hat nicht das Geld, das geforderte Honorar zuzahlen, dann
müsse der „Grafiker” mit dem Preis nach unten?
Ja aber natürlich, das ist völlig ernst gemeint.
Entweder du passt dich mit dem Preis der Zahlungsbereitschaft des Kunden an, oder du verzichtest auf den Auftrag.
Angebot und Nachfrage, schlichte Preisdiskriminierung - hat nun wirklich nichts mit Kommunismus zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo aao_scout, hallo Performa,

weshalb gehen viele Menschen stets von
überhöhten Preisen aus?

...

Weshalb zerbrechen sich eigentlich unbeteiligte
Personen den Kopf über die Finanzen eines Auf-
traggebers. Es ist doch seine Entscheidung, ob
und wie viel er für Werbung ausgeben will.


Beste Grüsse

Jürgen

Hallo Jürgen!

Ich habe nicht geschrieben, dass mir Deine vorgeschlagenen Preise
überhöht vorkommen. Ich habe nur meine Meinung geäußert, dass
der Kunde vom Hocker fallen wird.

Na klar bin ich nicht der Auftraggeber.
Ich habe aber von der Gestaltung und Produktion von Speise- und
Getränkekarten, witziger Weise rund um Koblenz und in Lexington, Ky,
genug mitbekommen. Und jedes mal war es so, dass der Kunde maximale
Leistung, am besten Schmuckfarben, Prägung und Drucklack, für 2,50 €
pro Karte wollte. Und es waren keine Eckkneipen sondern gehobene
Gastronomie.

Gruß
aao_scout
 
Mit Verlaub, vor dem Hintergrund verstehe ich nicht, dass Du die Frage hier einstellst.
Es sei denn als Sammlung von Überlegungen für alle Mitleser und -schreiber.

Alles relativ. Hier lesen bestimmt einige mit, denen fünf dieser Karten den ganzen Monat retten würden,
für 5 x 16 Std. DTP und ein bisschen kreatives Hirnschmalz.

Hi Al,

Nein, meine Frage war durchaus ernst gemeint.
In der Agentur bin ich nicht mit dem Erstellen von Angeboten
beschäftigt, außerdem liegt unser Schwerpunkt als Full Service Agentur
von größeren mittelständischen Kunden und Konzernen nicht beim
Erstellen von Speisekarten.

Und es ist etwas, anderes, dem Marketingleiter eines Automobilherstellers
ein Special Interest Mailing für 20,– each zu verkaufen, als einem Gastwirt
50 Speisekarten, die zusammen so viel kosten wie sein gesamter Bestand
an Schnaps. :D So doof sich das anhört.

@Jürgen: Gutes Gelingen und gute Besserung!
 
Guten Morgen,

nachdem der Sachverhalt von vielen Seiten beleuchtet wurde und ich Jürgen in all seinen Punkten zustimme, hätte ich dem Verfasser des Themas zu Beginn raten sollen, die Kneipe nur noch als Kunde zu betreten, statt als Anbieter für Gestaltungstätigkeiten.

Was nach seinen Angaben ein Geschäft werden sollte, mutiert zum ehrenamtlichen Freundschaftsdienst für eine Wirtschaft, die an jedem Glas Wasser mehr verdient, als der Gestalter beim Aufstellen der Getränkekarte. Auf dieses „Vergnügen“ sollte jeder Anbieter von solchen und anderen Leistungen verzichten, denn es ist lediglich ein Aderlass auf Kosten einer Branche, die zwar nichts ausschenken muss, aber in der die Erwartungen stets hoch sind, das etwas verschenkt wird.

Um es noch einmal deutlich zu machen:
Eine Getränkekarte ist Werbung. Und diese Werbung unterstützt den Inhaber der Kneipe dahingehend, dass sich seine Gäste über das Ausschank-Angebot informieren und bestellen können. Die Aufgabe des Gestalters ist es, diese Informationen optisch so zu präsentieren, das alle dazu erforderlichen Angaben sowohl eindeutig und unmissverständlich sind, als auch ansprechend. Und für diese Leistung ist es preislich völlig unerheblich, in welcher Form und Anzahl eine Reproduktion erforderlich ist, ob der Kunde 5, 50 oder 500 Exemplare drucken lassen möchte, ob Sonderfarben zum Einsatz kommen sollen oder ob die Tante aus Amerika angerufen werden muss, damit wir auf ihr Wohl trinken können.

Deshalb werden Vergütungen für Beratung, Konzeption, Entwurf und Gestaltung von den Kosten getrennt, die mehrheitlich ohnehin nicht vom Grafiker zu leisten sind, da die produktionstechnische Umsetzung einer Druckvorlage Fremdleistungen beinhaltet, wobei beauftragte Fotografen, die Druckerei und selbst ein Copy Shop kein Interesse für die Ursache einer Auftragserteilung haben sondern lediglich für die von anderen Anbietern in Anspruch genommenen Leistungen bezahlt werden möchten – laut ihrer Preisliste! Ob der Kunde (Wirt) ihres Kunden (Grafiker) ein Raucherbein hat oder jeden Abend nackte Puppen tanzen lässt, ändert weder an den Fremdkosten etwas noch an der Bereitschaft, ein Auftragsvolumen preislich zu beeinflussen.

Alles wird separat abgerechnet, wie beim Möbelkauf, wo die Lieferung und Montage der Küche nicht automatisch Bestandteil des Verkaufspreises ist, es sein denn, es wurde im Kaufvertrag vereinbart, das die Leistungen bereits Bestandteil der Gesamtsumme sind.
Wer das nicht macht, erweckt natürlich beim Kunden den Eindruck, dass die persönliche Leistung die meisten Kosten verursacht, aber um dem zu begegnen, kann man ein Angebot aufschlüsseln, wo unmissverständlich zum Ausdruck kommt, welche Kosten für welcher Art von Dienstleitungen entstehen.

Wer es für den Kunden besonders günstig machen möchte, nur um den Auftrag zu erhalten, dem rate ich dringend zu einem Anti-Caritas-Seminar, wo jeder Teilnehmer binnen 24 Stunden lernt, das alles im Leben seinen Preis hat. Natürlich könnte man sich einreden, das man einen Platz im Himmel bekommt, wenn man für eine Kneipe Getränkekarten gestaltet und produziert und dafür weniger nimmt, als in einer Kinderhand Platz hätte, aber dann ist man weder Geschäftsmann noch ein Vorbild für anderen Vertreter einer Zunft, die von ihrer Tätigkeit eine Familie ernähren müssen. Social Design ist davon ausgenommen, denn falls ein Einsatz für den guten Zweck ist, dann gibt es weder Angebot noch Rechnung, denn was zählt ist Engagement - unbürokratisch.

Verschenken sollte man nur dann, wenn es andere nichts kostet. Im Fall einer verschenkten Dienstleitung kostet es einer Branche ihren Ruf, in Zukunft von Kunden ernst genommen zu werden. Und jeder, der sich unter Wert verkauft, trägt daran seinen Anteil.

Was Kunde (A) und Anbieter (B) betrifft:
(A) Leben und (B) nicht überleben lassen?

Nein, danke! Also was dann? Leben und leben lassen? Natürlich. Es geht um die Balance und das Gleichgewicht wäre ungünstig verteilt, wenn man dazu beiträgt, dass eine Seite an Gewicht zunimmt und die andere Seite stets abnimmt. Im Fall von Gonz sehe ich eine freiwillig auferlegte Fastenzeit und Völlerei beim Kunden.

@Jürgen: Behalte die Nägel als Erinnerung. Auch von mir alle guten Wünsche zur erfolgreichen Wundheilung.

- Sterling
 
für diese Leistung ist es preislich völlig unerheblich, in welcher Form und Anzahl eine Reproduktion erforderlich ist, ob der Kunde 5, 50 oder 500 Exemplare drucken lassen möchte, ob Sonderfarben zum Einsatz kommen sollen
Für den Layouter/Designer/DPT-Artist schon.
Für den Auftraggeber allerdings nicht.

Da stellen die Produktionskosten und Verarbeitungskosten lediglich einen nicht umgänglichen Mindestpreis da. Entscheidungserheblich ist allerdings (meist und gerade hier mutmaßlich auch) der Gesamtpreis.

Verschenken sollte man nur dann, wenn es andere nichts kostet. Im Fall einer verschenkten Dienstleitung kostet es einer Branche ihren Ruf, in Zukunft von Kunden ernst genommen zu werden. Und jeder, der sich unter Wert verkauft, trägt daran seinen Anteil
Von "Verschenken" kann keine Rede sein - nimmt der Threadersteller doch hierfür hunderte EUR ein.

Ob das negative Folgen für die Branche hat?
Kann man so oder so sehen.
Anderenfalls würden viele Gastwirte eben kein professionelles Design/Layout ihrer Speisekarten kaufen.
Es werden halt Nachfrager bedient, die bei höheren Preisen nicht mehr nachfragen, und überhaupt keinen Umsatz machen.
Auch ohne den Threadersteller kriegt er eine funktionierende Karte irgendwo her.
Bzw. hat diese heute schon.


Last but not least: So wie niemand den Wirt zwingt, das Angebot anzunehmen, so zwingt niemand den Threadersteller, den Auftrag anzunehmen. Oder auch nur schon vorher soweit tätig zu werden.

Wie reagiere ich als dritter Grafikschaffender nun darauf?
Beklage ich mich über diesen höchstens marginalen Beitrag zum Preisverfall in der Branche?
Oder verfeinere ich mein eigenes Können, spezialisiere mich, und akquiriere so selbst höherwertige Aufträge und Geschäftsabschlüsse.
Ersteres gleicht dem aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen.
Letzteres schaut wie der wesentlich erfolgsversprechende Weg aus, denke ich.
 
Ist schon sehr bezeichnend, dass niemand sich drüber beschwert, dass die Druckerei soviel Geld für den Druck will - da wird ja "Leistung" gebracht (große, schwere Maschinen rattern und machen Dinge, die ich nicht könnte).
Ein Designer macht ja nix, ein paar Striche und ein paar Preise - das könnte ich auch - ich will nur nicht. Deswegen meckere ich über den Preis.
Was ein Quatsch! 16 Stunden Arbeit ergeben bei einem Stundenlohn von 50€ 800€, und nicht 350.
Ich bin selbst nicht in der Branche tätig, werde wohl auch voraussichtlich später angestellt sein, aber ich habe volles Verständnis und kann Jürgen nur zustimmen: Qualität kostet - ende. Wenn mir das zu teuer ist, muss ich halt weniger Style/Qualität was auch immer annehmen.
Lloyds stellt z.B. tolle Schuhe her, mir sind die Dinger aber zu teuer, also kaufe ich günstigere, die dann vielleicht nicht 100% so schön sind.

gruß

Michael

PS: Gute Besserung Jürgen - wenn du so nen Blutschlauch im Arm liegen hast: Den beim vollen Bewusstsein rausgezogen beommen ist fies, setzt dich dafür lieber hin ;)
 
performa schrieb:
Oder verfeinere ich mein eigenes Können, spezialisiere mich, und akquiriere so selbst höherwertige Aufträge und Geschäftsabschlüsse.

Mit Blick auf seltsame Anbieter auf noch seltsameren Internet-Auktionsplattformen, wo alles unter den Hammer kommt, betonen die Mitbieter diesen Weg zu gehen und berufen sich auf ihr Können, ihre Spezialisierung und akquirieren - den Anschein nach - selbst höherwertige Aufträge und Geschäftsabschlüsse ... zu extrem lausigen Konditionen.

Darin sehe ich keine Verbesserung der jeweiligen Voraussetzungen, aber ein Verhaltensmuster, das Leistungen für einen Preis angeboten werden, die in Konkurrenz zum Postwert einer Briefmarke stehen und Kunden finden, die nicht mehr als den Wert einer Briefmarke zahlen möchten. Sie könnten mehr zahlen, tun es aber nicht, eben weil nicht mehr zahlen müssen. Aufgrund der Umstände, das der Großteil der Kommunikationsdesigner, die ich zu Zeiten meines Lehrauftrags betreute, von kaufmännischen Faktoren ebenso wenig Kenntnisse besitzt, wie ihre Kunden von der Tätigkeit, eine Idee praktisch ins Leben zu rufen, kann ich auch von Mediengestaltern nicht erwarten, der Faktura mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als dem Mac. Kunden sind, wie man selbst, Geschäftsleute. Und Geschäftsleute denken in Zahlen und Landeswährungen, aber nicht in „Dots Per Inch“.

Zugegeben, ich empfinde die Situation als äußerst angenehm, denn solange es genug Anbieter gibt, die nicht wissen, was sie und ihre Arbeit wert ist, habe ich genug Gelegenheiten, ein Sparschwein mit Nebentätigkeiten zu füttern, das ständig an Gewicht zunimmt. Bereichert am Unvermögen derer, die für mehr Leistung weniger Geld nehmen.

Als Praxisbeispiel meine jüngsten Mini-Nebeneinkünfte, wo sich 30 Minuten Einsatz noch rechnen. Ausgehend von (m)einen stets im Vorfeld festgelegten Stundensatz:
Entwurfsvergütung, Gestaltung und Bildbearbeitung: Std. 85,00 Euro
Reinzeichnung sowie Ausgabe der Druckvorlage (PDF/X-3): Std. 75,00 Euro
Sonstige Leistungen: Std. 65,00 Euro

Branche: Gesundheitswesen
Kunde: Klinik
Umfang: Ergänzung von 5 Zeilen (Adresse) in einer bestehenden Broschüre
Tätigkeit: Datensatz aufrufen, Daten ergänzen, Datei speichern und PDF absenden
Ausgabeformat: PDF/X-3
Arbeitzeit: keine 15 Minuten
Datentransfer: per E-Mail und Anlage
Kundenreaktion: bedankte sich recht herzlich und zahlte sofort
Ereignis: Broschüre wird für die Messe benötigt
Preis: 131,00 Euro (zzgl. MwSt.)

Direkt im Anschluss der Tätigkeit erfolgte ein 2. Anruf.

Branche: Gesundheitswesen
Kunde: Hersteller von steriler OP-Versorgung
Umfang: 6 Grafiken (Symbole) konvertieren
Tätigkeit: Daten öffnen, speichern und senden
Ausgabeformat: AI (Adobe Illustrator)
Arbeitzeit: keine 15 Minuten
Datentransfer: per E-Mail und Anlage
Kundenreaktion: bedankte sich und zahlte sofort
Preis: 147,00 Euro (zzgl. MwSt.)

Beide hatten bei Anfrage den Status:
„Hilfe, es brennt! Wo ist die Feuerwehr?“

Und für 30 Minuten Einsatz am PC (nicht mal Mac) 278,00 Euro zu berechnen, ist da mehr als günstig, selbst wenn es Anbieter gibt, die für solche Minibeträge einen ganzen Webauftritt gestalten und Tage über aus dem Keller nicht mehr rauskommen. Wer nennt das Pech? Ich nenne es Dummheit!

Ergo:
Immer wenn es brennt, steigt der Wasserverbrauch. Und damit auch die Kosten! Ich freue mich auf mein bevorstehendes Medizinstudium, denn es gibt genug zu tun und abzuschöpfen, womit sich das Studium selbst ohne Teilzeitbeschäftigung bei meinem aktuellen Arbeitgeber locker finanzieren lässt. Gut, ich lebe dann wieder in Düsseldorf, aber gerade dort wäre man ziemlich beschränkt, wenn man als Diplom-Designer (FH) für weniger als 85,00 Euro arbeiten würde – als Freier im Rotlichtviertel der Werbeindustrie! Wer nicht will, der hat schon. Falls ich darauf aus bin, nur zu studieren, besorge ich ein paar willigen Sklaven über die seltsamen Auktionsplattformen, hinter denen sich sicher schlimme Schicksale verbergen, und lasse sie in meinem Auftrag für weniger Geld schuften, als ihnen lieb oder teuer ist. Sie sind doch selbst schuld, wenn sie ihre Tätigkeit nur über den Preis definieren, der so lächerlich ist, das sich für mich lohnt, die Anbieter gleich im Dutzend zu beschäftigen. Wer nicht das liefert, was ausdrücklich gefordert ist, erhält kein Geld. Geht es nicht noch einfacher? Wozu noch 50 Objekte für einen Katalog in Photoshop selbst freistellen, wenn man für 50 Euro eine voll gepackte Foto-CD an einen Deppen senden kann, der sich dafür anbietet?

Es lebe die freie Marktwirtschaft!

- Sterling
 
Sehr interessanter Faden. Leider stoße ich erst sehr spät dazu.

Entweder du passt dich mit dem Preis der Zahlungsbereitschaft des Kunden an, oder du verzichtest auf den Auftrag.

Ganz ehrlich? Ich verzichte in diesem Fall lieber auf den Auftrag. Meine Erfahrungen mit "Kleinauftraggebern", denen oftmals der Prozess hinter der Entwicklung eines "einfachen" Flyers, einer Einladung, einer Speisekarte überhaupt nicht klar ist (woher auch?), sind überwiegend negativ. Jedes Angebot ist grundsätzlich zu teuer, und man findet irgendwo sowieso irgendwen, der's billiger macht. Und wenn's der letzte Krauter ist, der das Ding auf seinem PC mit CorelDraw oder Word zusammenschustert. Bei vielen potenziellen Auftraggebern fehlt auch einfach das Qualitätsverständnis; man hat einfach kein Auge für gute und professionelle Gestaltung. Und viele der Auftraggeber, die die Kröte eines angemessenen Preises schlucken, bleiben schwierige Kunden. "Ich habe Ihnen doch die Logos geliefert, warum können sie denn nichts damit anfangen?" - da schwingt zwischen den Zeilen die Frage mit, warum man als Profi denn zu blöd ist, mit den 8KB-GIF-Dateien aus dem Internet zu arbeiten ...

Ich reiße mich nicht mehr um solche Aufträge. Auch in Situationen, in denen ich es mir finanziell eigentlich nicht leisten dürfte, Aufträge abzulehnen, ist mir die Entscheidung gegen den Auftrag lieber als das spätere Ärgern über einen Stundensatz von 3 Euro Fuffzich.
 
@Sterling: Dein Beitrag liest sich für mich zwar zugegebenermaßen ein wenig arrogant, aber ich stimme Dir uneingeschränkt zu.
 
Apropos arrogant ...

Und da war da noch eine Sachbearbeiterin aus dem Büro des Kunden, die mich in den Abendstunden eines Freitags gegen 19:30 Uhr privat belästigte, weil sie Überstunden schieben musste und von mir erwartete, dass ich ihr „mal eben“ die Signet-Daten ihres Arbeitgebers als „EPS“ senden könnte. Sie bräuchte auch die Signet-Daten der vier Kooperationspartner für die Druckerei und ihr Datenbestand wäre „irgendwie“ verloren gegangen. „EPS sollte es schon sein.“, sagte sie selbstsicher. Ich folgte ihren Wünschen und ging laut ihren Angaben davon aus, dass sie wusste, worüber sie sprach. Ich sendete ihr die Daten gepackt als Zip-Archiv.

Kurze Zeit später läutete erneut das Telefon und die Dame war wieder dran und sagte verwundert, dass sie die Datei nicht öffnen könnte und ob die Datei eventuell beschädigt wäre? Darauf hin sendete ich ihr die Daten so „wie Gott sie schuf“.

Und kurze Zeit später läutete wieder das Telefon und sie sagte, dass die einzelnen EPS-Daten nun da wären, aber sich auf ihrem PC nicht öffnen lassen. Ich fragte sie, mit welchem Programm sie es denn versuchen würde und sie sagte: „Word ...“. Ich machte erst gar nicht den Versuch, ihr zu erklären, wie das für Ansichtszwecke funktioniert und teilte ihr mit, das sie die Daten einfach nur an die jeweilige Druckerei weiterleiten könnte – wie üblich!

„Schade ...“, antwortete sie, „... dann kann ich den Inhalt ja gar nicht kontrollieren?“. Das habe ich nicht als persönlichen Angriff bewertet und sendete ich ihr eine PDF-Version als Vorschau aller Daten und dazu den Hinweis, dass die Abbildungen den EPS-Inhalten entsprechen, diese aber nur für den Ansichtszweck sind. Die Druckerei braucht die PDF nicht zur Ansicht, da sie die jeweiligen EPS Daten direkt öffnen wird. Doch da hörte sie schon gar nicht mehr zu. Es vergingen ein paar Minuten und wieder schellte das Telefon und als sie sagte, dass alles in Ordnung wäre, sendete ich kurze Zeit später die Rechnung für das Intermezzo.

Prompt kam der nächste Anruf und sie fragte in einem gespielt freundlichen Ton: „Ich bin ein wenig überrascht! Sie stellen wohl alles in Rechnung, wie ich feststelle?“. Und sie lachte dabei, aber meinte es ernst. In diesem Augenblick hätte die Dame ihren Kopf verloren, wäre sie in Frankreich des Jahres 1793 ohne Bürgerzeugnis unterwegs gewesen, aber auch wenn sie ihren eigenwilligen Kopf noch hat, so war ihr Inhalt nicht mehr auszumachen. Also erwiderte ich ebenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dass ich sicher noch teurer wäre, wenn sie mich in den Dienstzeiten erreicht hätte, denn da stellt die Firma selbst die Zeit am Telefon in Rechnung. Es folgte eine kurze Pause, die ich mit einem kleinen Scherz über meinen prompten Service als Feuerwehr überbrücken konnte. Und schon wechselten 160 Euro zzgl. MwSt. den Eigentümer und wir wünschten uns gegenseitig ein schönes Wochenende.

Fazit
Ich mache gerne Notdienst nach Feierabend und plage mich mit Kunden rum, die oftmals Schmerzen haben, aber dafür nehme ich selbstverständlich Apothekenpreise und spreche nicht über Nebenwirkungen, denn die gehören mit dazu.

- Sterling
 
Branche: Gesundheitswesen
Kunde: Klinik
Umfang: Ergänzung von 5 Zeilen (Adresse) in einer bestehenden Broschüre
Tätigkeit: Datensatz aufrufen, Daten ergänzen, Datei speichern und PDF absenden
Ausgabeformat: PDF/X-3
Arbeitzeit: keine 15 Minuten
Datentransfer: per E-Mail und Anlage
Kundenreaktion: bedankte sich recht herzlich und zahlte sofort
Ereignis: Broschüre wird für die Messe benötigt
Preis: 131,00 Euro (zzgl. MwSt.)

Mein Geschäft funktioniert ganz anders.
Ich berechne relativ viel Geld für die wiederkehrenden Aufgaben meiner großen Kunden, mache Ihnen die 15-Minuten-Jobs zwischendurch aber umsonst.
Die haben nämlich überhaupt keine Lust, den Verwaltungskram für die Kleinjobs auf sich zu nehmen und einen Etat zu finden, auf den sie sowas buchen können.
Folge:
Empfehlungen erster Güte und treue Kunden.
 
oh wie hast du nur recht, Sterling.

trotzalledem muss ich noch loswerden das nicht jeder 85 euro Stundensatz verlangt bzw verlangen kann, ich denke jeder (leider tut das nicht jeder Gestalter) sollte seinen Stundensatz seinem Können angleichen... sprich, bin ich neu im Buiss und hab null Praxis etc. fange ich mit weniger an, und arbeite mich hoch, so sehe ich das zumindest...ich hatte vor 4 Jahren auch einen anderen Stundenlohn als jetzt.
 
Und kurze Zeit später läutete wieder das Telefon und sie sagte, dass die einzelnen EPS-Daten nun da wären, aber sich auf ihrem PC nicht öffnen lassen. Ich fragte sie, mit welchem Programm sie es denn versuchen würde und sie sagte: „Word ...“. Ich machte erst gar nicht den Versuch, ihr zu erklären, wie das für Ansichtszwecke funktioniert und teilte ihr mit, das sie die Daten einfach nur an die jeweilige Druckerei weiterleiten könnte – wie üblich!

Ein Klassiker. Passiert mir auch mehrmals im Monat. Mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt. Deshalb arbeite ich eben lieber mit Leuten "vom Fach" - sprich: Kunden, die von Produktionsprozessen und Dateiformaten wenigstens eine ungefähre Ahnung haben. Davon gibt es aber in den heutigen Marketingabteilungen selbst großer und namhafter Unternehmen immer weniger. Immer mehr Quereinsteiger, immer mehr selbst ernannte Werbefachleute.

Ich hatte vor etlichen Monaten den Fall, dass ein Kunde die Herausgabe der Satzdateien zu einer Broschüre verlangt hat, die ich für ihn gestaltet und gedruckt habe. Grund: Er wollte den Nachdruck selbst beauftragen. Auf meinen Hinweis, dass ich das nicht tun müsse, es aber kulanzhalber trotzdem tun würde (um den Kunden nicht zu verlieren), bekam ich nur die Antwort, dass die "Daten ja wohl der Firma [dem Kunden] gehörten". Ich versuchte höflich, diesen Irrtum aufzuklären, aber auf diesem Ohr war der Kunde (Mitarbeiter aus der Einkaufsabteilung!) völlig taub. Als ich mich dann erdreistete, für die Bereitstellung der Satzdateien (Dearchivierung, Überprüfung der Daten, Brennen der Daten auf CD, Versand) zwei Drittel meines Stundensatzes in Rechnung zu stellen, erhielt ich wieder vom Einkäufer einen bösen Anruf mit der Frage, was ich mir denn hier eigentlich erlauben würde. Wieder der Hinweis, dass die Daten ja Eigentum des Unternehmens seien. Das ging eine ganze Zeit hin und her, bis zur Erpressung à la "Wir würden sie gerne auch in Zukunft bei unseren Aufträgen berücksichtigen. Könnten sie sich vorstellen, die Rechnung zu stornieren?". Da ist mir der Kragen geplatzt: "Wissen Sie was? Zerreißen Sie die Rechnung und vergessen Sie's. An Folgeaufträgen ihres Unternehmens bin ich nicht weiter interessiert. Ihr Verhalten ist keine Basis für eine gesunde Geschäftsbeziehung. Auf Wiederhören."

Danach ging's mir richtig gut. Ich hatte zwar definitiv einen Kunden verloren, aber mein Selbstwertgefühl war gerettet.
 
die besseren geschäfte sind manchmal die, die man nicht macht ;)
 
Also wir hatten mal ein Restaurant, und brauchten eine neue Speisekarte. Gesamtzahl ca 30 Stück. Da haben wir mal 2 Angebote reingeholt, beliefen sich damals (2001 ca) zwischen 2.500 und 3.500 Euro.

Ende vom Lied war, dass ich diese dann selber gestaltet habe. Incl Motive und gutem Druck. Die Kosten waren gut überschaubar und ich hörte sogar mal von Gästen: "Die erste Speisekarte ohne Rechtschreibfehler" :D

Ich kenne die hier besprochenen Probleme aber auch. Ich gestalte regelmäßig Flyer für Veranstalter. Was ich da manchmal zugeschickt bekomme, und was dann aber als Ergebnis erwartet wird ist wirklich kaum in Worte zu fassen. Da soll man aus ergoogelten SchnipselBildern, welche falsche Größe, DPI, Schnitt haben, einen großen, gestochen scharfen Flyer gestalten...

Aber ich habe mich auch damit abgefunden und übernehme die Arbeit entweder von vorne bis hinten komplett, oder ich nehme keine Aufträge von entsprechenden Personen mehr an.
 
Ich hatte vor etlichen Monaten … Ich hatte zwar definitiv einen Kunden verloren, aber mein Selbstwertgefühl war gerettet.
Eventuell hätte spätestens nach dem zweiten Disput ein vernünftiges Gespräch mit dem GF Positiveres bewirken können, statt sich mit dem diensthabenden Bürobüttel rumzuschlagen.
 
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