ich habe das Gefühl, dass Berlusconi seinen Wahlerfolg nicht zuletzt der massiven Beeinflussungsversuche von EU- und anderen europäischen Politikern zu verdanken hat. Es haben so viele nicht-italienische Politiker vor einer Wahl Belusconis gewarnt und sogar mit Konsequenzen gedroht, dass ich mir vorstellen kann, dass viele Italiener sich gesagt haben: "jetzt erst recht und die haben uns nichts vorzuschreiben". Eine Trotzreaktion.
"nicht zuletzt" - mag ja eine kleine Rolle gespielt haben bei einigen (wohl nur als Verstärkung schon gefasster Absichten), aber doch recht untergeordnet. Wenn überhaupt. Hier hat doch vor allem auch eine einfache Wählerbestechung durch Berlusconi stattgefunden, und viele Italiener haben sich bestechen lassen. Es wurde ein Sündenbock präsentiert (Merkel, die Deutschen), Amnestie von Steuerhinterziehung und illegalen Bauten versprochen, die Mafia mit ins Boot geholt (Brücke nach Sizilien), die Hauseigentümer (von denen es in Italien viel mehr gibt als in Deutschland) durch Abschaffung und Rückzahlung der Immobiliensteuer, und vieles mehr (Millionen Arbeitsplätze usw.). Und wie sagte die Regierung unter Berlusconi: hätten wir schon Eurobonds, wir müssten nicht sparen. Sieht ja Hollande ebenso, die französische Regierung nutzt ja dieses Wahlergebnis bereits, um auch eigene Strukturreformen nicht angehen zu müssen, sondern nach Linderung des Alkoholikers durch billigen Schnaps zu verlangen, um sich die Welt schön bunt und behaglich im Rausche zu malen - anstatt mal einige liegen gebliebene Dinge anzupacken, sei es in Italien Korruption und Steuerhinterziehung, in Frankreich die sterbende Industrie und der Klassenkampf, der auf beiden Seiten Verlierer produziert und die Arbeitswelt in "Habende" und "Suchende und Kurzbeschäftigte" teilt und die Jugendarbeitslosigkeit schön hoch hält und alle Schulden diesen auch noch aufbürdet. Gewerkschaften dort haben oft wenig mit Solidarität gemein.
Es wäre deutlich besser gewesen, diese Leute hätten die Klappe gehalten und die Italiener einfach machen lassen. Genau so wie es besser gewesen wäre, wenn Steinbrück die Klappe gehalten hätte. Er hat damit ganz Italien beleidigt.
"Die Italiener einfach machen lassen"? Wie lange war Berlusconi an der Macht? Er hat es im Senat wieder geschafft, in der Abgeordnetenkammer war es hauchdünn. Italien hat strukturelle Probleme, aber statt diese anzugehen, werden Heilsbringer wie Berlusconi gewählt, der nur sich selbst Heil bringen will (Freikarte aus dem Gefängnis und weitere Gewinne) und dafür offen Rechtsbruch und Steuerhinterziehung zum Leitbild stilisiert.
Zahlen dürfen das dann auch alle anderen Europäer, gerne mit Eurobonds. Dann haften alle für einen Berlusconi. Und für französische Industriepolitik.
Ich hab langsam das Gefühl, dass der sich dafür bezahlen lässt die Wahl zu verlieren... oder seine Gagschreiber sind heimlich in der CDU
Die SPD hatte schon die Wahl verloren, als diese versprach nahezu einen Blankoscheck auszufüllen und Eurobonds einzuführen, zu Hollande gepilgert ist mit ihrer Troika und die Außenpolitik (und damit auch Innenpolitik und Steuerpolitik) danach ausrichten wollte, beliebt zu sein - wo wir wieder bei Eurobonds wären, welchen Namens auch immer. Der Euro als "kleine Eurobonds" hat ja gerade zur Verschuldungsorgie einiger Länder beigetragen, da diese eben die Möglichkeiten nicht nutzten. Wie die SPD aber sicher stellen will, dass nun alles anders wird, obwohl jeder Vertrag diesbezüglich gebrochen wurde und die Vergangenheit und nun auch Gegenwart zeigt, dass die SPD hier einem Wunschdenken aufsitzt - da ist selbst die Politik Merkels für linke Politik entscheidender - wenn linke Politik in Deutschland noch umgesetzt werden soll:
Geld, das in Europa umverteilt wird, kann dann nicht mehr in Deutschland umverteilt werden. Und Deutschland hat sich zudem eine Schuldenbremse gegeben. Das ist auch vielen Wählern klar. Da wählt manch Erzlinker doch Merkel als zumindest kleineres Übel. Sollten andere Länder dann mangels Eurobonds doch noch die ein oder andere Strukturveränderung durchführen und für mehr Steuerehrlichkeit sorgen (Italien ist in Teilen vermögender als Deutschland), dann kann man wieder links wählen und für hiesige Probleme Lösungen suchen - und Kommunen unterstützen.
Und was Inflation betrifft - die trifft ja gerade die "Kleinen", die eh schon am Rand leben, und ihr Geld zum Konsumieren aufwenden und nicht ausweichen können. Und anders als in Italien, welches Inflation gewöhnt ist, leben hier gerade alte Menschen auch zur Miete - nicht wie in Italien in der eigenen Immobilie.