(Die Frage basiert auf deiner Verurteilung, dass man Hunderttausende „hereingewunken“ habe.)
Also was hätte man mit denen tun sollen?
Darf ich auch darauf antworten?
Wenn die Flüchtlinge schon mal hier sind, muss man sich natürlich um sie kümmern, solange der Asylantrag läuft. Und zwar um alle, auch wenn es 1 Millionen sind. Das Asylantragverfahren wiederum sollte dringend beschleunigt werden (muss ja nicht so krass sein wie in Ungarn mit max. 6 Stunden Bearbeitungszeit). Zweitens muss aber auch klar sein und gewährleistet werden, dass Ablehnungen Folge zu leisten ist und vollzogen werden. Untertauchen, Hungerstreiks, plötzliche Krankheitsgründe, Schutzsuchen in einer Kirche etc. müssen gewissermaßen so geächtet werden, dass die Betroffenen sich als aussichtslose Fälle begreifen, die anderen mit besseren Chancen quasi den Platz wegnehmen (auch wenn das etwas weit hergeholt ist und sich rechtlich anders darstellt). Bei dieser immensen Anzahl von Asylanten bleibt einem Staat gar nichts anderes mehr übrig, als die Sache
nach Prüfung im Akkordverfahren abzuwickeln, denn die nächsten Aspiranten warten schon.
Nächster Punkt: wegen des Ansturms und um ihn in den Griff zu bekommen, sollte Asylanten klar gemacht werden, dass sie, wenn ihrem Asylantrag
vorläufig stattgegeben wurde, sich eine dauerhafte Teilhabe in Deutschland verdienen müssen in Form von Sprach-, Integrations-, Staatskunde- und Kulturkursen. Für die muss richtig gepaukt werden mit Prüfungen, schließlich ist es der größte Einschnitt in ihrem Leben, in einem anderen Land neu anzufangen. Bei zweifachem Durchfall durch die Prüfungen erlischt das vorläufige Duldungsrecht und sie werden ausgewiesen.
Insgesamt kann man die Lage aus meiner Sicht nur in den Griff bekommen, wenn man das Element der
Competition einführt, und zwar als eine Art Wettbewerb der hunderttausenden Aspiranten unter sich. Alle sollen dazu angehalten werden und sich Mühe geben, möglichst gut abzuschneiden. So hält man sie auf Trab und motiviert. Natürlich muss man dann auch so konsequent sein, 200.000 ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht zu gewähren, wenn die Paukerei Schule macht und alle gut abschneiden. Mit der derzeitigen Haltung
"Wir warten dann während der bis zu acht Monate langen Bearbeitugszeit mal ab, wie sich das mit der Integration so entwickelt und ob sie sich ein wenig einleben" wird man bei so vielen Leuten nicht mehr weiterkommen.
Womit ich noch kurz zum Bahnhofswinken komme. Wenn ich vor Ort gewesen wäre, könnte ich mir gut vorstellen, in den Discounter zu gehen und Familien spontan Wasserflaschen etc. zu geben. Das Zujubeln, als ob gerade der 1. FC Damaskus einläuft, führt aber unmittelbar dazu, dass im gesamten Mittelmeerraum/Balkan/Nahen Osten etc. durch die Verbreitung der Bilder über soziale Netzwerke Hunderttausende dazu aufgerufen werden, sich auf den Weg zu machen.
"Hier wartet man auf euch, kommt doch alle her." Dann noch ein paar Flüchtlingsselfies oben drauf mit der Kanzlerin höchstpersönlich und ein paar Tage später - von den nächsten zwölf Monaten ganz zu schweigen - wundern sich alle, dass Flüchtlinge in Kleinstadtstärke über die Grenze und nach Deutschland wollen, dass Kommunen und Städte überfordert sind, Betten und Unterkünfte fehlen usw. Wer hätte das ahnen können?
Fazit: Mein Hauptkritikpunkt ist wohl, dass den meisten der 1 Mio. Flüchtlingen anhand der Dutzenden Interviews und Berichte auf BBC, CNN, ARD, Reuters, AP etc., die ich gesehen habe, überhaupt nicht klar zu sein scheint, welche einschneidende, weitreichende Entscheidung sie getroffen haben. Sicher, die Motivation war, aus den Kriegs- und Krisengebieten rauszukommen und den Kindern die Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber sie fangen in einem völlig fremden Land, dessen Kultur sie überhaupt nicht kennen (höchstens aus dem Fernsehen), bei Null an. Sie können nicht - nach der Unterbrechnung durch die Flucht - nahtlos da weitermachen, wo sie in ihrem Heimatland aufgehört haben. Und das ist etwas, dass ich bislang wirklich von
allen in den Interviews gehört habe. Ihre Hoffnung ist, ihren syrischen Alltag letztendlich in einem anderen Land weiterzuführen. Wenn diese Erkenntnis erst einmal durchdringt, dass das so nicht geht, dürfte das für viele ein harter Schlag sein. Ich habe wirklich genug Amerikaner, Engländer und Chinesen in meinem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis, die in Deutschland leben. Selbst für Engländer hält der deutsche Alltag, wenn sie in ihm angekommen sind, einige Eigenheiten und Tücken bereit, an die sie sich erst einmal gewöhnen müssen.