Hi,
ich bin 45, arbeite seit über 20 Jahren in der IT Branche, verdiene ganz gut, aber habe absolut kein Bock mehr. Ich habe schon überlegt, was ganz anderes zu machen, aber dann würde ich wieder von vorne anfangen und vermutlich gar nicht genug verdienen, sofern man überhaupt einen Job bekommt. Innerhalb der Branche habe ich schon mehrfach gewechselt, daher habe ich keine Illusion mehr, dass ich da meine Erfüllung finden werde.
Kurzum, hat sich jemand schonmal beruflich komplett verändert? Wenn ja, wie war das finanziell? Und was habt ihr beruflich vorher gemacht, und was jetzt?
Mach was dir gefällt und Spasss macht und nicht das was du musst oder andere von dir erwarten.
Meine Chronik:
Nach abgebrochener Schule (faule Sau) Lehre auf dem Bau gemacht.
Unmittelbar danach zum Militär. Alle grossen Führerscheine gemacht, diverse Trainerscheine für Sport, Sprengschein (da kam mir dann wieder die Baulehre zugute), Ausbilfereignungsprüfung, Umschulung/Ausbildung zu Technikinformatiker - Schwerpunkkt Systemintegration.
Nach 15 Jahren Militär gekündigt und ab zu einem AppleCenter. Dort Assistent der Geschäftsführung, Vertrieb und Apple Servicetechniker.
Durch persönliche Kriege der beiden Geschäftsführer ging der Laden in Konkurs.
Bin dann nach Würzburg zu einem Apple-Versender - war aber auch scheissse mit dem Betriebsklima. Und Verdienst war auch weniger.
Da ich gern unterwegs war und schon immer eigentlich grossse Trucks fahren wollte bin ich also auf Fernfahrer umgestiegen.
Hätte auch lokal genug Stellen gegeben - aber Kieskutscher wollte ich nun doch nicht werden.
Also Fernverkehr durch ganz Europa bis nach Nordafrika. Bin gefahren für deutsche, österreichische, italienische (mit Zweitwohnsitz) Speditionen.
Die Inhaberin meiner Stammkneipe hat einen Sohn der nach Canada ausgewandert ist und dort eine grosse Spedition betreibt. Der war mal zu Besuch da, kamen ins Gespräch und vier Wochen später war ich wieder in Nordamerika (war kein Problem, auch mit Militär dort schon zeitweise und länger stationiert).
Also ein paar Jährchen durch ganz Canada und USA gerödelt. Traumhaft.
Die Hormone haben mich wieder nach Deutschland getrieben und auch das soziale Gefüge in diesem Lande.
Wieder als Servicetechniker für Apple unterwegs.
Nebenbei noch zwei Kneipen mit aufgebaut und selbst einen Country & Western Saloon betrieben.
War dann auch bei diversen Sicherheitsdiensten unter anderem Security in einem Bordell und zugehörigen Nachtclubs.
Mit mitte 50 hat mich dann die COPD platt gemacht. An Arbeiten war nicht mehr zu denken.
Mit 62 in Rente und seitdem kann mich die Welt definitiv am A... lecken.
Keine Zwänge, keine Verpflichtungen mehr und geniesse das auch - trotz Einschränkungen.
Wichtig für mich: Warmes Dach über dem Kopf, voller Kühlschrank und lasst mich einfach in Ruhe, dann tue ich auch keinem was
In die Welt auf Reisen oder Urlaub zieht es mich auch nicht mehr, denn da war ich schon.
In die Hölle bringt mich auch nichts mehr - war ich auch schon.
Ich habe Menschen gesehen als sie geboren wurden, war aber auch bei vielen dabei als sie starben.
Ich habe wunderbare Dinge und Menschen kennengelernt und gesehen, aber auch richtig Scheisse.
Aber trotzdem immer alles nach der Devise: Locker bleiben, nicht verkrampfen. Auch wenn es manchmal schwer gefallen ist.
Und ja - manchmal ist es nicht einfach komplett was anderes zu machen - einfach weil dein Umfeld da nur den Kopf schüttelt und dich schief anschaut.
Es nicht wichtig was andere von dir denken. Du selbst musst mit dir zufrieden sein und die Grundlagen dafür schaffen - egal welchen Job du dabei machst.
Denn: zufriedene Menschen führen keine Kriege.