Habt Ihr auch so große Probleme mit dem Aufschieben (Procrastination)

Ich glaube es ist ziemlich realitätsfern diesen Forumbereich mit einer realen Bar zu vergleichen, nur weil zufällig beides gleich heisst. (oder sieht hier jemand Alkohol? :))


Ok, schon recht. Realitätsferne ist so eines meiner Merkmale ;)

Ich habe, glaube ich, noch nie an einer richtigen Bar einen Abend verbracht …

Alkohol sehe ich hier nicht, aber öfters Reaktionen in Postings, die den Genuß selbigen nahe liegend erscheinen lassen :D
 
Schon erstaunlich, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich mit psychischen Problemen an die Bar eines Computerforums wenden.

Ist das in realen Bars auch so? :noplan:
Ja, ist auch in realen Bars so, frag mal Barkeeper, die sagen Dir, das man für den Beruf nicht nur Getränke mixen können muss, sondern auch 'Psychologe' spielen können muss.

Aber diese Bar hier heisst ja auch nicht zufällig Bar, da gibt es durchaus Gemeinsamkeiten mit einer realen Bar. Da sinniert man auch oft übers eigene Leben, oder über das Leben der Anderen, redet über Politisches, und allerlei 'seltsame' Themen, erfährt und veröffentlich Klatsch und Tratsch, etc. Kurz: man sinniert über alles was einen so bewegt und was im Rest des Alltags keinen richtigen Platz findet. In der realen Bar begünstigt der Alkohol diese 'fliessende' Gesprächsverfassung, hier im Forum die Anonymität.
 
Ich weis nicht obs nur mir so vor kommt oder wirklich so ist, aber iwie machts den Anschein, dass vor allem Männer alles gerne aufschieben Frauen hingegen alles pünktlich erledigen.

Korrigiert mich wenns falsch oder erklärts mir wenns zutrifft.
 
… stellt sich selbst jemand die Diagnose "Pathologische Procrastination"?
Ich glaube nicht, dass sich der TE selbst diagnostiziert. Es wurde ein Begriff verwendet, der seine Situation beschreibt und der auszudrückt, dass er unter dem eigenen Verhalten leidet und dass es eben mehr ist, als nur Unlust.
 
Man kann hier gar keine Diagnose stellen! Hier kann man nur rumraten und Hypothesen aufstellen. Zu einer Diagnose gehört eine Untersuchung, und das können nur Fachleute. Erst wenn ein Psychotherapeut sich das angesehen hat, kann er auch eine Diagnose stellen.

Das ist oft so, das Leute in eine Behandlung kommen und sagen: ich leide an dem oder dem, und der Therapeut merkt aber schnell: der leidet an was ganz anderem. Aber um festzustellen, woran jemand leidet muss man sich das erst mal genau ansehen und Fragen stellen: wann hat das angefangen, wo/wie zeigt sich das, wo ist das ganz anders, etc pp, und Tests machen.

Das einzige, was man jetzt sagen kann, ist, das eine gewisse Form von Leidensdruck wohl da ist, und das der TE meint, es habe etwas mit dem Aufschieben zu tun, und das er das selber wohl nicht zu ändern vermag. Aber es gibt auch Vorzeigeneurosen oder Deckneurosen, die vorgeschoben werden, um das eigentliche Problem zu verdecken.

Daher ist Procrastination hier auch erst mal nur ein Beschreibungsbegriff und kein Diagnosebegriff.
 
Aber diese Bar hier heisst ja auch nicht zufällig Bar, da gibt es durchaus Gemeinsamkeiten mit einer realen Bar. Da sinniert man auch oft übers eigene Leben, …
Das scheint dem Threadstarter auch widerfahren zu sein.
Vor zwei Monaten erst wurde er MU-Mitglied – sein Debüthread stellte die Frage, er würde gern mal wieder Aktien kaufen, ihm fiele aber keine Firma ein. Weiter fragte er, wann es denn endlich das neue MacBook gibt, gleichzeitig hat er sich nicht nur WoW installiert und bis zum Exzess gespielt, sondern hier auch 50 Threads gestartet und 750 Beiträge geschrieben.

Unter Existenzsorgen scheint er also nicht zu leiden, sich aber nach 2 Monaten nahezu unausgesetztem Aufenthalts vor dem Bildschirm selbst auf die Nerven zu gehen. Sein Vorhaben, sich nun mit einem Ratgeber gegen das Aufschieben zu kurieren, spricht m.E. dafür, dass es sich hier ein ziemlich normalen junger Mann handelt, der der Anziehungskraft des Digitalen Lebens vorübergehend vollständig erlegen ist und das glücklicherweise selbst gemerkt hat.

Meinetwegen kann man das auch Procrastination nennen.
Ich sehe das, was dieser Begriff beschreibt, allerdings eher als Teil eines soziologischen Syndroms denn als medizinisches.

:Oldno:

Ach ja: Die Tatsache, dass er auch diesen eigenen Thread nicht weiter interessiert zu verfolgen scheint, spricht dafür, dass der Patient sich auf dem Wege der Besserung befindet und dem wirklichen Leben zugewendet hat.

:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weis nicht obs nur mir so vor kommt oder wirklich so ist, aber iwie machts den Anschein, dass vor allem Männer alles gerne aufschieben Frauen hingegen alles pünktlich erledigen.

Korrigiert mich wenns falsch oder erklärts mir wenns zutrifft.
Das ist tatsächlich so, das im Berufsleben häufiger Männer aufschieben. Das hat wohl zum einen was damit zu tun, das Frauen sich in vielen Berufen immer noch durchsetzen und sich den Männern 'beweisen' müssen und daher besonders tatkräftig sind.

Zum anderen wohl auch damit, das Männer immer noch in einer Art 'Schicksalszwang' stehen und arbeiten müssen (Hausmänner werden immer noch schräg angesehen und hinterrücks als Faulenzer oder Looser bezeichnet). Wohingegen Frauen da eine Alternative haben, wenn sie merken, das ihnen der Beruf nicht liegt, können sie immer noch in den Haushalt wechseln. Daher haben Männer als 'Alternative' zur Arbeit nur die Verweigerung desselben, eben das Nichtmachen. Daher landen viele 'Arbeitsblockierte' auch in der Arbeitslosigkeit.
 
Das scheint dem Threadstarter auch widerfahren zu sein.
Vor zwei Monaten erst wurde er MU-Mitglied – sein Debüthread stellte die Frage, er würde gern mal wieder Aktien kaufen, ihm fiele aber keine Firma ein. Weiter fragte er, wann es denn endlich das neue MacBook gibt, gleichzeitig hat er sich nicht nur WoW installiert und bis zum Exzess gespielt, sondern hier auch 50 Threads gestartet und 750 Beiträge geschrieben.
Wou, das nenne ich mal fleissig, 750 Beiträge in 2 Monaten. Im Vergleich dazu bin ich stinkefaul ;)

Aber daran sieht man ja, das der TE offensichtlich auch fleissig sein kann und das das mit dem Aufschieben bestenfalls die halbe Wahrheit sein kann.

Unter Existenzsorgen scheint er also nicht zu leiden, sich aber nach 2 Monaten nahezu unausgesetztem Aufenthalts vor dem Bildschirm selbst auf die Nerven zu gehen. Sein Vorhaben, sich nun mit einem Ratgeber gegen das Aufschieben zu kurieren, spricht m.E. dafür, dass es sich hier ein ziemlich normalen junger Mann handelt, der der Anziehungskraft des Digitalen Lebens vorübergehend vollständig erlegen ist und das glücklicherweise selbst gemerkt hat.
Existenzsorgen können aber durchaus auftreten, denn -wie gesagt- diese Lebensform führt oft in die Arbeitslosigkeit.
Das weiss man ja nicht, ob das vorübergehend ist, oder ob er nur das Forum gewechselt hat, oder vorher eine andere 'Bessenheit' hatte. Da kann man nur raten.

Ich sehe das, was dieser Begriff beschreibt, allerdings eher als Teil eines soziologischen Syndroms denn als medizinisches.
Das ist ein psychologisches, kein soziologisches oder medizinisches Problem. Zumindest soweit man das jetzt hier beurteilen kann.
 
Okay, meinetwegen: ein psychologisches Problem, das Teil eines soziologischen Syndroms ist.
 
Ich habe Mal ein Bisschen nachgedacht und festgestellt, dass sich erstens Faulheit und Prokrastination unterscheiden und ich zweitens unter beidem leide.

Wenn ich etwas schreiben soll, mich ransetze, den Einleitungssatz schreibe, danach nichts bei rumkommt und ich wie wild anfange, mich über mein unordentliches Zimmer aufzuregen und dann auch aufräume, schiebe ich auf. Das ist nicht gut, aber zumindest mache ich ETWAS.

Wenn ich jedoch lustlos am PC sitze, vor lauter Faulheit kaum die Maus bewege und sogaer der Weg zur Fernbedienung (zwei Meter) unendlich lang wird, wird es kritisch. Ich schleppe mich zum Bett und schlafe ein (einschlafen kann ich immer, außer nach neun Uhr abends). Dann wache ich zwei Stunden später kaputt auf und der Tag ist eh gegessen.

MacLebenshilfe.de :D

Danke
 
Ohne das Problem jetzt im Detail analysiert zu haben: Es fällt auf, dass die aufgeschobenen Tätigkeiten oft solche sind, die eine Bewertung durch Dritte nach sich ziehen, bei denen also auch versagen kann. Die Tätigkeit aufzuschieben heißt also, auch den Zeitpunkt des (möglichen) Scheiterns aufzuschieben. Vielleicht wären in diesem Fall ein wenig mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und eine entspanntere Erwartungshaltung hilfreich?
 
Das ist möglich, betrifft aber längst nicht alle Fälle, mich beispielsweise nicht.
 
Ich denke, es ist auch schwierig, da zwischen Faulheit und Prokrastination zu differenzieren.
 
Egal, wie man es nun nennt. Dieses da muss weg. Aber wie? :(
 
Egal, wie man es nun nennt. Dieses da muss weg. Aber wie? :(
Versuch mal, Dir darüber klar zu werden, was Du wirklich willst. Was sind Deine eigenen Erwartungen? Welche Erwartungen werden von anderen an Dich herangetragen? Wenn Du siehst, dass Du in erster Linie Probleme hast, die Erwartungen anderer zu erfüllen, sprich mit Ihnen. Du bist nicht auf der Welt, um deren Träume zu erfüllen.
Ich selbst habe mich vor fünfundzwanzig Jahren von solchen Konflikten frei gemacht, und obwohl mein "Wert" in den Augen anderer dadurch gesunken sein mag, führe ich jetzt ein sehr viel entspannteres Leben.
 
Mein Ziel für dieses Wochenende: Hausaufgaben machen! Das ist nicht zu hoch gesteckt.
Schaffen werde ich es nicht, auch wenn ich sollte und allein diese Einstellung schon falsch ist. Ausreden kann ich sie mir auch mit den ganzen Tricks nicht.

Ich habe schon einige dieser "Ratgeber" gelesen. Alles schön und gut, aber auch wenn ich weiß, WAS ich machen will oder sollte – die machen es nicht für mich.
 
Ich finde es schlicht quasi beruhigend, dass man mit der genannten Problematik nicht alleine ist und somit nicht nur Einbildung ist.

Sofern das tatsächlich eine psychische Erkrankung ist, habe ich meine Zweifel das man bei entsprechenden Ärtzen wirklich Hilfe findet. So basieren, so weit ich es in meinem Umfeld mitbekommen habe, die Therapien darauf, dass man selbst aktiv wird. Dumm wird das halt, wenn man seinen Part wieder aufschieben will.......
 
100 % of the shots you don't take don't go in!
 
Ja, ist auch in realen Bars so, frag mal Barkeeper, die sagen Dir, das man für den Beruf nicht nur Getränke mixen können muss, sondern auch 'Psychologe' spielen können muss.

Aber diese Bar hier heisst ja auch nicht zufällig Bar, da gibt es durchaus Gemeinsamkeiten mit einer realen Bar. Da sinniert man auch oft übers eigene Leben, oder über das Leben der Anderen, redet über Politisches, und allerlei 'seltsame' Themen, erfährt und veröffentlich Klatsch und Tratsch, etc. Kurz: man sinniert über alles was einen so bewegt und was im Rest des Alltags keinen richtigen Platz findet. In der realen Bar begünstigt der Alkohol diese 'fliessende' Gesprächsverfassung, hier im Forum die Anonymität.


Das hast du gut beschrieben, denke ich. Es beschreibt auch im Umkehrschluss warum ich in realen Bars nie, und in der virtuellen Bar hier sehr wenig bin.

Der alte Lyn taugt für so etwas eben nicht so gut ;)




Egal, wie man es nun nennt. Dieses da muss weg. Aber wie?


Ich kann nur dazu raten, wenn "dieses" ein echtes Problem für dich darstellt, die professionelle Hilfe z.B. eines Psychologen einzuholen.

Man muss nicht zwangsläufig psychisch "krank" sein, um psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Es kann auch nur einmal gut sein, um persönliche Problemfelder aufzuarbeiten, die man alleine so nicht geregelt bekommt.
 
Das ist möglich, betrifft aber längst nicht alle Fälle, mich beispielsweise nicht.

Genau, ein noch größeres Problem ist die gefürchtete Bewertung durch sich selbst. ;)

Großen Erfolg kann es bringen wenn man die Aufgabe in die kleinstmöglichen ausführbaren Schritte zerlegt und dann einfach Scheuklappen aufsetzt und Panzer fährt und eins nach dem anderen ausführt. Und bevor man das wieder aufschiebt, macht man es sich noch einfacher und findet wenigstens einen nächsten Schritt, den man dann in den nächsten 10 minuten ausführt. Und: Pausen machen. Sich selbst belohnen!

Für harte Aufschieber wie im Eingangspost schon erwähnt empfehle ich ganz herzlich diese beiden Bücher:

[ISBN]3593381443[/ISBN]

[ISBN]359337448X[/ISBN]
 
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