Habt Ihr auch so große Probleme mit dem Aufschieben (Procrastination)

Für harte Aufschieber wie im Eingangspost schon erwähnt empfehle ich ganz herzlich diese beiden Bücher …


Nein danke ;)

Ehrlich gesagt, mit der ganzen Ratgeber-Literatur konnte ich nie etwas anfangen. Und ich habe mir viele angesehen, seit langen Jahren zu verschiedenen Themen. Mich wieder gefunden habe ich mich kaum je - und mittlerweile mache ich einen großen Bogen darum.

Ich bin, wie jeder Mensch in meinem Selbst und damit auch in entsprechender Problematik zu einzigartig, als dass es einer dieser Ratgeber erfassen könnte. Da lese ich lieber anderes …

Ansonsten profitiere ich mehr von eigenem Denken und Handeln und individueller professioneller Hilfe & Beratung.
 
Aber bei diesen Büchern ist es anders. Der Mann weiß einfach, wovon er spricht. Na klar: Individuelle Beratung bei einem guten "Coach" ist wohl nicht zu schlagen.
 
Man kann das in etwa mit körperlichen Wehwehchen vergleichen. Diese Ratgeber entsprechen da ungefähr Omas Hausmittel, die manchmal helfen, manchmal (meistens) auch nicht. Coaching entspricht ungefähr dem Gang zum Apotheker, wo einem schon eher und individueller geholfen wird (aber beim Coaching muss man auch aufpassen, der Beruf ist rechtlich nicht geschützt, das kann jeder machen und entsprechend findet man da auch viel Mist). Die beste und effektivste Variante ist aber der gang zum Arzt und entsprechend eben der Gang zum Psychotherapeuten.
Wobei diese von eurocoffee empfohlenen Bücher wohl zu den seltenen Ausnahmen der guten Ratgeberbücher gehören, den Rückert ist auch Psychotherapeut und sogar Psychoanalytiker.
 
hmm ja ich werwische mich auch das ein oder andere mal, hinter mir kiegt die Halbertige Hausi, hab aber keine lust sie zu machen
 
Ich frage mich, warum das Aufschieben überhaupt ein Problem darstellen soll. Irgendwann kommt man ja automatisch an den Punkt, an dem die Folgen des Aufschiebens unangenehmer werden als das, was man aufschiebt.
Wenn man über diesen Punkt hinaus trotzdem weiter aufschiebt, nimmt man diese Folgen in Kauf und muss die Konsequenzen tragen.
Die werden nicht allzu tragisch sein, wenn man sich das Aufschieben leisten kann.

Möglich ist die Aufschieberei ja erst dadurch, dass die Folgen des Aufschiebens eben nicht sonderlich schmerzen. Früher wäre ein Bauer mitsamt Familie im Winter erfroren, wenn er das Holzmachen aufgeschoben hätte, oder verhungert, wann er die Ernte aufgeschoben hätte, bis die Ackerfrüchte vergammelt sind. Das hätte niemand riskiert.

Würden die Aufschieber heute auch dann eine Sache aufschieben, wenn sie dadurch ihren Job verlieren? Wohl kaum.
Sie tun es bei Dingen, die ihnen nicht so wichtig sind. Sie können auch Geldverluste verschmerzen, oder den Verlust von Freundschaften, weil sie ihnen weniger wichtig sind als das Wohlgefühl, sich mit etwas zu beschäftigen, was ihnen angenehmer ist – z.B. Computerspielen wie beim Threadstarter.

Wo also ist das Problem? Jeder Mensch schiebt unangenehme Dinge auf, wirklich jeder.
 
Es geht nicht mehr ums Verhungern oder Erfrieren. Es geht um Geld, um Karriere um das Erreichen persönlich gesteckter Ziele oder um das erreichen von Dingen, von denen man weiß, dass es einem bei Erreichen besser geht.

Diese längerfristigen Ziele stehen im Konflikt mit dem sehr kurzfristigen Ziel, Unlust zu vermeiden, mit der Folge, dass man sich hinterher über die Tatenlosigkeit ärgert.

Wir sind eben mehrere. Und die langfristige Perspektive der Zufriedenheit hat es manchmal schwer, sich gegen die kurzfristige durchzusetzen.

Aber Du hast auch recht, viele Wissen gar nicht, dass sie ein Ziel anstreben, dass sie im Grunde ihres Herzens eigentlich nicht wollen.
 
Ich frage mich, warum das Aufschieben überhaupt ein Problem darstellen soll. Irgendwann kommt man ja automatisch an den Punkt, an dem die Folgen des Aufschiebens unangenehmer werden als das, was man aufschiebt.
Wenn man über diesen Punkt hinaus trotzdem weiter aufschiebt, nimmt man diese Folgen in Kauf und muss die Konsequenzen tragen.
Die werden nicht allzu tragisch sein, wenn man sich das Aufschieben leisten kann.
Das Aufschieben ist ja auch erst mal kein Problem. Da wirkt die Wirklichkeit in Form von Konsequenzen als Korrektiv ein und lässt spüren, das das Aufschieben auf Dauer keine gute Lösung ist. Um das Beispiel vom TE aufzugreifen: wenn man die deadline vom Finanzamt verpasst, bekommt man eine Konsequenz zu spüren (Strafgebühr oder wie auch immer das Finanzamt das dann nennt), und das ist gut so. Viele machen das beim nächsten mal dann pünktlich. Nur diejenigen, die trotz Konsequenzen immer weitermachen sind problematisch, und dann kann es neurotisch (pathologisch) werden. Insofern sind Konsequenzen psychologisch gesehen wichtig und richtig.
Möglich ist die Aufschieberei ja erst dadurch, dass die Folgen des Aufschiebens eben nicht sonderlich schmerzen. Früher wäre ein Bauer mitsamt Familie im Winter erfroren, wenn er das Holzmachen aufgeschoben hätte, oder verhungert, wann er die Ernte aufgeschoben hätte, bis die Ackerfrüchte vergammelt sind. Das hätte niemand riskiert.
Das ist heute ähnlich wie früher: Aufschieber findet man vor allem bei Singles. Familiär gebundene oder Verheiratete schieben deutlich weniger auf, das sie nicht nur für sich, sondern auch für andere leben und entsprechend Verantwortung tragen. Nur gibt es heute halt viel mehr Singles und somit auch mehr Aufschieber.
Würden die Aufschieber heute auch dann eine Sache aufschieben, wenn sie dadurch ihren Job verlieren? Wohl kaum.
Sie tun es bei Dingen, die ihnen nicht so wichtig sind. Sie können auch Geldverluste verschmerzen, oder den Verlust von Freundschaften, weil sie ihnen weniger wichtig sind als das Wohlgefühl, sich mit etwas zu beschäftigen, was ihnen angenehmer ist – z.B. Computerspielen wie beim Threadstarter
Da muss man unterscheiden zwischen der neurotischen Variante und der normalen Variante. Viele Jugendliche in der Pubertät schieben auf, um zu sehen und spüren, was die Eltern/Schule mitmacht, wie weit sie gehen käönnen, etc. Da ist das Aufschieben auch eine Form das Erwachsenleben kennen zu lernen, indem man dessen Grenzen erforscht.
Wenns neurotisch wird, kann es aber auch auch dazu führen (und führt auch oft dazu), das man in die Arneitslosigkeit absackt. Denn das Arbeitsleben macht das Aufscheiben nur begrenzt mit. Das kann auch dazu führen, das man sich zu Hause einigelt, weil man dann der Wirklichkeit sozusagen aus dem Weg gehen möchte und sich nicht mehr durch sie 'korrigieren' lassen möchte.

Beachten muss man, das Aufschieben nicht gleich Aufschieben ist, es gibt verschiedene Varianten. Das ist wie beim Husten, das kann eine kleine Erkältung sein, das kann auch eine ausgewachsene Lungenentzündung sein.
 
Vom Verwahrlosen, weil die Betroffenen ihren Alltag nicht mehr geregelt kriegen, war hier aber bislang nicht die Rede. Menschen, die an derartigen Neurosen erkrankt sind, müssen sich natürlich in Behandlung begeben.

Hier im Thread wurden eher Antriebsschwächen, Motivationsmangel, Gleichgültigkeit beschrieben. Für Pubertierende gehört das, wie du sagtest, zum Erwachsenwerden. Die müssen sich und ihre eigene Wertehierarchie noch finden.
Vielleicht trifft das auch noch auf viele Studenten zu (auch auf einige, die hier geschrieben haben), die ihre Persönlichkeit als Schüler noch nicht entwickeln konnten, weil der Schulstress ihnen die Zeit dazu nicht liess. Und die Struktur des Studiums erleichtert das Aufschiebenkönnen.

Weiter ist bekannt, dass die Kombination aus guter materieller Versorgung und zu wenig emotionaler Zuwendung zu charakterlichen Defiziten führen können: Kontaktprobleme, geringe Frustrationstoleranz. Da muss man nichts tun, wenn man keine Lust hat. Die Konsequenzen des Aufschiebens werden gar nicht negativ erlebt.

Und schließlich ein echtes Luxusproblem: Fehlende Lebensziele. Man weiß nicht, was man eigentlich will, und warum man was tun sollte. Man empfindet Aufgaben und Ziele als von aussen aufgezwungen, als Verlust der eigenen Autonomie, hat aber keine Alternativen zu ihnen. Irgendwas muss man ja machen, aber es nervt. Man tut nicht mehr, als man unbedingt muss und lässt alles andere.
So ging es einer mir nahestehenden Person. Sie ging für ein soziales Jahr nach Asien, um in einem Waisenhaus zu arbeiten, und kam als hochmotivierter, gut organisierter Mensch zurück.
 
Vom Verwahrlosen, weil die Betroffenen ihren Alltag nicht mehr geregelt kriegen, war hier aber bislang nicht die Rede. Menschen, die an derartigen Neurosen erkrankt sind, müssen sich natürlich in Behandlung begeben.
Das muss nicht unbedingt zu einer Verwahrlosung führen. Es kann auch sein, das nur an einer bestimmten Stelle aufgeschoben wird, aber woanders (z.B. zu Hause) eine gute Organisation vorliegt.
Hier im Thread wurden eher Antriebsschwächen, Motivationsmangel, Gleichgültigkeit beschrieben. Für Pubertierende gehört das, wie du sagtest, zum Erwachsenwerden. Die müssen sich und ihre eigene Wertehierarchie noch finden.
Vielleicht trifft das auch noch auf viele Studenten zu (auch auf einige, die hier geschrieben haben), die ihre Persönlichkeit als Schüler noch nicht entwickeln konnten, weil der Schulstress ihnen die Zeit dazu nicht liess. Und die Struktur des Studiums erleichtert das Aufschiebenkönnen.
Das Studium ist ja auch so eine Art verlängerte Schulzeit, mit ähnlichen Strukturen. Da ist der fordernde Rahmen sicherlich weiter gefasst als im Berufsleben. An der Uni kann man eher auch mal '5 gerade sein lassen'.

Weiter ist bekannt, dass die Kombination aus guter materieller Versorgung und zu wenig emotionaler Zuwendung zu charakterlichen Defiziten führen können: Kontaktprobleme, geringe Frustrationstoleranz. Da muss man nichts tun, wenn man keine Lust hat. Die Konsequenzen des Aufschiebens werden gar nicht negativ erlebt.
Mangelnde (emotionale) Zuwendung ist immer ein Problem, egal welcher materiale Rahmen da ist. Wie so oft ist die Kindheit da grundlegend, wenn man da nicht gelernt hat Kultivierungsnotwendigkeiten wie pünktlich sein, Termine einhalten, etc, einzuhalten, wird es später schwierig. Zwar geht der Satz, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, zu weit, aber sicherlich stimmt, das was Hänschen nicht gelernt hat, für Hans immer schwieriger zu lernen ist.

Und schließlich ein echtes Luxusproblem: Fehlende Lebensziele. Man weiß nicht, was man eigentlich will, und warum man was tun sollte. Man empfindet Aufgaben und Ziele als von aussen aufgezwungen, als Verlust der eigenen Autonomie, hat aber keine Alternativen zu ihnen. Irgendwas muss man ja machen, aber es nervt. Man tut nicht mehr, als man unbedingt muss und lässt alles andere.
So ging es einer mir nahestehenden Person. Sie ging für ein soziales Jahr nach Asien, um in einem Waisenhaus zu arbeiten, und kam als hochmotivierter, gut organisierter Mensch zurück.
Man muss nicht unbedingt Lebensziele haben, zumindest nicht konkrete. Es gibt auch Menschen, die lassen sich eher durchs Leben treiben und kommen bestens damit klar. Was man aber beobachten kann, ist, das Menschen mit mehr oder weniger ausdifferentierten Lebensplanungen oft erfolgreicher sind, zumindest beruflich.

Der Gegenpol zum Aufschieber/Faulen ist ja der Hans-Dampf-in-allen-Gassen, und die berufliche Ausprägung davon ist der Workaholic. Das sind Menschen, die beruflich oft sehr erfolgreich sind, aber oft einige Probleme im Privatleben haben (und die ob ihres hochtourigen Lebens oft in medizinische Probleme geraten). Auch die haben nicht immer eine Planung, kommen aber durch ihren Einsatz und Fleiss dennoch sehr weit.

An dem Beispiel von deiner Bekannten sieht man, das das Aufschieben auch eine 'Erkenntnisfunktion' haben kann, das das Aufschieben ein bewusster oder unbewusster Ausdruck dafür sein kann, das man eine falsche Richtung eingeschlagen hat und eine Veränderung von Nöten ist, bsw ein anderer Beruf, eine andere Freundin.

PS: Ich schreibe immer so viel, anscheinend muss ich lernen Wörter aufzuschieben ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja Spoege das stimmt ja auch. Das Aufschieben ist eine Erscheinung der modernen Welt wo sich jeder seinen Sinn selbst suchen muss und ihn leider nicht immer sofort findet.
Und weil viele verwöhnt sind.
Es läuft ja alles. Nichts ist existenziell.

Also ist Aufschieben Ausdruck einer dekadenten Gesellschaft? Meinst Du das?

Was hat Dich denn dazu gebracht nie ein Aufschieber/Vermeider zu sein?

Der Gegenpol zum Aufschieber/Faulen ist ja der Hans-Dampf-in-allen-Gassen, und die berufliche Ausprägung davon ist der Workaholic.

Ob das wirklich der Gegenpol ist? So mancher Workoholic oder Hans Dampf ist auch nur ein Vermeider, der seine Wirklich wichtigen Baustellen nicht bearbeitet. Ja zum beispiel zum Arzt gehen, sich um seine Kinder kümmern, seine Beziehung retten, ein gesünderes Leben anfangen e.t.c..

An dem Beispiel von deiner Bekannten sieht man, das das Aufschieben auch eine 'Erkenntnisfunktion' haben kann, das das Aufschieben ein bewusster oder unbewusster Ausdruck dafür sein kann, das man eine falsche Richtung eingeschlagen hat und eine Veränderung von Nöten ist, bsw ein anderer Beruf, eine andere Freundin.

Aber man sollte dann doch schnellstmöglich die Gründe für das Aufschieben finden. Aber gibt es wirklich Menschen wie Spoege meint, die nie etwas aufschieben? Nicht mal die Steuererklärung?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob das wirklich der Gegenpol ist? So mancher Workoholic oder Hans Dampf ist auch nur ein Vermeider, der seine Wirklich wichtigen Baustellen nicht bearbeitet. Ja zum beispiel zum Arzt gehen, sich um seine Kinder kümmern, seine Beziehung retten, ein gesünderes Leben anfangen e.t.c..
Ich würde da nicht so wertend rangehen und sagen: das wirklich wichtige ist das Private. Für Workaholics ist das Berufliche wirklich wichtig und das ist auch OK so, wenn die die Konsequenzen akzeptieren (z.B. irgendwann von der Freundin/Frau den berühmten Satz zu hören: "Dein Beruf oder ich.")

Genauso, wie die eher aufs Privatleben fixierten die Konsequenzen akzeptieren müssen, wie weniger materieller Wohlstand, weniger soziale Anerkennung, etc.

Zumal es den Hans Dampf auch im Privatleben gibt, bsw, das jemand ständig bei Freunden ist, auf vielen Hochzeiten tanzt, usw. Ich meinte Gegenpol eher auf den 'Aktivitätslevel' bezogen.
Aber man sollte dann doch schnellstmöglich die Gründe für das Aufschieben finden. Aber gibt es wirklich Menschen wie Spoege meint, die nie etwas aufschieben? Nicht mal die Steuererklärung?
Ich hasse Steuererklärungen auch, und habe das früher auch aufgeschoben. Jetzt habe ich das an einen Steuerberater delegiert. Das Delegieren ist ja auch eine Variante mit Unangenehmen umzugehen. Das hat zwar Nachteile (teurer), aber das ist es mir wert.

Nie Aufschieben geht nicht, auch das zurückhalten des Kots bis man auf der Toilette ist, ist ein Aufschieben. Daran sieht man, das das Aufschieben lebensgeschichtlich auch erst mal gelernt werden muss ;)
 
Ich möchte vielleicht noch einmal auf einen wichtigen Unterschied zwischen wirklichen Prokratsinierern und sog. "Faulen" hinweisen, da dies hier oft im gleichen Atemzug genannt wird.
Ist jemand faul, so bestehen meistens keine weiteren Ambitionen, weiterzukommen, geschweige denn größere Ziele, die Person kann durchaus mit seinem Leben zufrieden sein.
Der Prokrastinierer dagegen, leidet meistens stark unter der Situation, nichts hinzubekommen und hält sich dies permanent vor. Durch diese Selbstverurteilungen, die sicher auch mit einem schwachen Selbstbewusstsein zusammenhängen, werden Lösungsmöglichkeiten erschwert oder verbaut, da nur noch das eigene Scheitern und Versagen im Vordergrund steht.
Klar, jeder Mensch schiebt bis zu einem gewissen Grade unangenehme Tätigkeiten auf, beim bedenklichen Prokrastinieren nimmt dies allerdings Formen an, bei denen man ohnen professionelle Hilfe von aussen (und damit meine ich nicht den berühmten Arschtritt) nicht mehr raus kommt.
Deshalb hören Prokrastinierer auch nicht mit dem Aufschieben auf, wenn schlimme Konsequenzen drohen, sondern sind blockiert und paralysiert. Schaut Euch mal die einschlägigen Foren zu dem Thema an, da geht es nicht um World of Warcraft o.ä., sondern um existenzielle Probleme.
Leider weiss ich, wovon ich rede, kann aber auch sagen, dass man mit psychotherapeutischer Hilfe und harter, positiver Arbeit an sich selber das Problem in den Griff bekommen kann.
Der Ratgeber von Rückert ist als Ergänzung zu einer Therapie auf alle Fälle zu empfehlen.
 
Ich würde da nicht so wertend rangehen und sagen: das wirklich wichtige ist das Private. Für Workaholics ist das Berufliche wirklich wichtig und das ist auch OK so, wenn die die Konsequenzen akzeptieren (z.B. irgendwann von der Freundin/Frau den berühmten Satz zu hören: "Dein Beruf oder ich.")

Ja, aber ich unterstelle, dass der Workoholik das oft so gar nicht will, irgendwann aufwacht und vor einem Scherbenhaufen steht. Der Aufschieber denkt hinterher: Hätte ich doch...

Nie Aufschieben geht nicht, auch das zurückhalten des Kots bis man auf der Toilette ist, ist ein Aufschieben. Daran sieht man, das das Aufschieben lebensgeschichtlich auch erst mal gelernt werden muss ;)

Na dann bin ich ja beruhigt. ;)

Mischel, ja das ist der Unterschied.
 
Was hat Dich denn dazu gebracht nie ein Aufschieber/Vermeider zu sein?
(…)
Aber gibt es wirklich Menschen wie Spoege meint, die nie etwas aufschieben? Nicht mal die Steuererklärung?
Ich schiebe grade die Einkommensteuererklärung 2007 auf und habe soeben eine Gnadenverlängerung meines Finanzamtes erwirkt. Es gibt noch eine ganze Menge weiterer Erledigungen, die ich aufschiebe.
Ich würde auch nie behaupten, es gäbe Menschen, die niemals etwas "aufschieben". Nein, ich habe geschrieben, es sei ein zutiefst menschliches Bedürfnis, sich Wohlgefühl verschaffen zu wollen, in dem man unangenehme Dinge nicht oder später tut.

Ich kann dies nur nicht als Krankheit sehen, mit Ausnahme neurotischer Zwangshandlungen natürlich. Und ich leide auch nicht daran, wenn ich selbst schiebe, sondern betrachte mein eigenes Verhalten mit Großmut und Verständnis. Eine Steuererklärung macht nun mal keinen Spaß, da kann ich mich selbst gut verstehen.

Wer unter seinem eigenen Aufschiebeverhalten leidet, sollte sich vielleicht überlegen, warum: Liegt es wirklich daran, dass diese unangenehmen Dinge nunmal getan werden müssen? Oder vielmehr daran, dass man innerlich gar nicht an das glaubt, was man tun soll?
Dass man eigentlich gar nicht unangenehme Konsequenzen befürchtet, weil diese Dinge getan werden müssen, sondern Sanktionen durch die Umwelt? Beispiel: Man ist diese Woche mit dem Fegen des Gehweges vor dem Haus dran, aber eigentlich sehen die paar Blätter besser aus als der nackte Beton darunter. Man muss die Arbeit nur wegen der Hausordnung machen, deren Nichteinhaltung Ärger mit den anderen Mietparteien nach sich zieht. Die Angst vor denen ist das Problem, nicht das Aufschieben.
Und wer keine Lust zum Studium hat, weil ihn das Fach eigentlich gar nicht interessiert, der lernt auch ungern für die Klausur und schiebt es auf. Aber in Wirklichkeit ist es die Auseinandersetzung mit den eigenen Eltern, deren Erwartungen einen zu diesem Studium gedrängt haben, die man vermeidet.

Eigentlich müsste man sich also fragen: Warum will ich dieses oder jenes denn nicht tun? Was ist der wahre Grund?

Bei einer Steuererklärung lässt sich diese Frage leicht beantworten. Es geht ja allen so, wahrscheinlich selbst Steuerberatern. Deshalb sollte man sich das Aufschieben auch leicht verzeihen können und sich eben selbst überlisten, mit den bekannten Tricks zur Selbstdisziplin.

Wenn man sich das nicht verzeihen kann, dann hat man allerdings ein Problem: Nicht das Aufschieben, sondern seine eigenen strengen Anforderungen an sich selbst.
Wie auch immer man das betrachtet, ist das Aufschieben nur ein Symptom, nicht die Ursache.
 
Für Betroffene gibt es hier ein AntiVerpeilHowTo. :)

Verpeilen und Konjunktivitis sind enge Freunde. “Müsste man mal.” “Sollte ich heute machen.” “Ich muss endlich xy erledigen.” “Ich habe verschlafen.” “Ich habs vergessen.” Wenn solche Sätze bestimmend für dein Leben sind, könnte es sein, dass du willkommen im engeren Kreis der Verpeiler bist ...
 
Gelesen habe ich es, das Problem wird erkannt. Eine Lösung oder einen Ansatz bietet es nicht, denn da drin steht: "Es gibt kein anderes Hilfsmittel als “MACHEN”."
 
Ja so ist das halt. Machen muss man es. Ob man nun jetzt nicht will oder später auch nicht. :p
 
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