Ui, ui, ui, dieser Thread wird sicher zur Freude fuer die Glaser-Innung, bei der Menge an Glashaeusern, die da wieder repariert werden muessen.
Mal abgesehen davon, dass es eh immer die gleiche Diskussion mit immer den gleichen Argumenten ist. Ausserdem ist es sicher leicht hier in einem Internetforum den Moralapostel zu spielen, es kann ja eh niemend nachpruefen ob und wie viele kopierte Programme man selbst hat.
Die Tatsache, dass Direct Connect und diverse Mac Bittorrent-Tracker existieren, dass man in WinMX, Kazaa und E-Donkey Netzen jedes Mac-Programm finden kann und es Tools wie Serial Box gibt, laesst allerdings darauf schliessen, dass Mac-User auch nicht besser sind als ihre Windows-Counterparts.
I love the smell of hypocrisy in the morning.
Die Leute in meinem Bekanntenkreis, die wirklich jedes Programm selbst bezahlt haben kann ich jedenfalls an einem Finger abzaehlen.
Was mir in der Computerbranche vor allem immer wieder boese auffaellt ist die Tatsache, dass die Firmen kein wirkliches Konzept fuer die Produktabstufung haben.
Wer Photoshop haben wollte, musste bisher 1000 Euro auf den Tisch legen, selbst wenn er es nur ein paar mal im Jahr wirklich nutzte. Wer stattdessen PaintShop Pro nahm musste immer noch knapp 250 Euro hinlegen. Die anderen Alternativen (zumindest soweit ich sie bisher verwendet habe) kranken meist immer am Fehlen eines oder mehrerer essentieller Features (also selbst fuer den casual User essentiell) oder kosten nur 50 Fragezeichen, sind dafuer aber auch katastrophal in Bedienung und anderen Belangen.
Aehnliches bei der Videobearbeitung, entweder man legt mindestens 300 Euro fuer Final Cut Express oder Premiere auf den Tisch oder man muss sich mit minderwertigsten verbuggten Bedienkatastrophen vom Schlage eines Ulead Videostudio herumaergern
Anderswo sieht es aehnlich aus. Die am meisten kopierten Programme werden oft deswegen kopiert, weil es keine billigere Alternative gibt (oder die Leute zumindest noch nicht davon gehoert haben). Was auch daran liegt, dass ein Videoeditiertool eben mal nicht so schnell von einer Person programmiert werden kann. Da liegen Teams von fuenfzig oder mehr Menschen dahinter, die daran Jahre arbeiten, was sich zwangslaeufig auch im Preis niederschlaegt.
Wie schwierig es ist, eine zu Office konkurrenzfaehige Software auf die Beine zu stellen sieht man am Open Office Projekt
Aber wer, ausser dem professionellen oder semiprofessionellen Nutzer, gibt wirklich 300 - 2500 Euro fuer ein Programm aus, dass er selten nutzt?
Immerhin haben die Grossen begriffen, dass man auch mit dem Privatnutzer Geld verdienen kann und bieten abgespeckte Varianten ihrer Programme gegen kleines Geld an (Photoshop Elements fuer 69 Euro, Paintshop Pro fuer 99 Euro). Die Einsicht kommt allerdings sehr spaet
Wer davor aber ein geklautes Final Cut verwendet hat, weil er einmal im Jahr einen Videofilm schneiden will ohne hinterher zwei Wochen im Sanatorium zu verbringen, weil ihn die neueste Billig Videosuite zum Wahnsinn getrieben hat, der hat mein Verstaendnis.
Warum ist zum Beispiel noch keiner der Hersteller auf ein Mietmodell gekommen? Wer Software nur sporadisch nutzt, der zahlt halt eine bestimmte Tagesmiete. Warum muss ich, selbst wenn ich nur ein Tool brauche, immer fuer eine ganze Suite bezahlen. Warum gibt es zwar bei vielen Herstellern eine Profivariante mit tausenden Features fuer teuer Geld, aber keine Einsteigerversion fuer den Privatanwender? Warum kostet mich ein jaehrliches Update von Office jedesmal das Aequivalent eines High-End iPods und warum bekomme ich merkwuerdigerweise ab dem Zeitpunkt des Releases der neuen Version ploetzlich keine Updates mehr fuer mein altes Programm, wenn es bei Sharewareautoren doch auch anders geht?
Einen Grossteil des Marktes haben sich die Hersteller aber m.M.n.selbst kaputt gemacht.
Natuerlich wuerden mehr Leute fuer Software bezahlen, wenn sie nicht so leicht zu kopieren waere und natuerlich wuerden viele Leute nie fuer die Software bezahlen, die sie selbst kopiert haben, wenn ich allerdings sehe, dass manche Office Bugs jetzt schon zehn Jahre auf dem Buckel haben und seit dem letzten Office fuer Win 3.1 Teil der "Experience" sind (Ich sag nur Seite 1 von 1 Seite 2 von 2) frage ich mich schon warum ich da jedesmal hunderte von Euros fuer eine neue Version ausgeben soll.
Und das ist das eigentliche Problem. Software hat fuer die meisten Leute einfach keinen Wert, weil die meiste Software ehrlich gesagt abgrundtief schlecht ist. Ein Auto das staendig in der Werkstatt ist und nach drei Jahren zu rosten anfaengt wird sicher auch nicht gekauft werden, allerdings hat man da in vielen Faellen zumindest Alternativen. Wer sich keinen Ferrari leisten kann, der kauft halt einen Honda. Der mag zwar nicht so schnell sein aber man kann damit genauso gut von A nach B fahren, wie mit dem Sportwagen aus Maranello.
Wer jedoch eine brauchbare Textverarbeitung sucht, oder ein bedienbares Grafikprogramm, das ein wenig mehr kann als nur vergroessern und verkleinern oder eine Videosoftware, mit der man auch als interessierter Laie absturzfrei arbeiten kann, der nimmt entweder die Produkte der Platzhirsche, hat Glueck ein Nischenprodukt zu finden, das seinen Anspruechen genuegt, oder muss halt seine Briefe wieder mit dem Fuellfederhalter schreiben.
Wo der Markt monopolisiert ist und den Menschen die Alternativen fehlen blueht immer auch das Illegale. Meiner Meinung nach stammt viel Kopiererei daher, dass man in vielen Bereichen nur mehr eine entweder/oder Entscheidung treffen kann und zwar entweder fressen oder sterben. Entweder Photoshop oder eben keine Photos am PC bearbeiten, entweder Final Cut Express fuer 300 Euro oder die Urlaubsfilme bleiben in der Kamera, entweder das Verbrechen, was George Lucas Star Wars auf DVD nennt oder eben kein Star Wars auf DVD. Entweder alle dreizehn Britney Spears Lieder fuer 20 Euro obwohl mir nur eins gefaellt oder eben Pech gehabt. Entweder die tolle amerikanische Serie sechs Jahre zu spaet in mieser Synchro oder eben Pech gehabt.
Ich denke, dass es vielen Leuten so geht wie mir und sie liebend gerne auch kaufen wuerden. Leider kommen viele Firmen aufgrund ihrer eigenen Position oder der besonderen Situation innerhalb ihrer Industrie damit durch, ein Geschaeft zu machen, ohne dass sie wirklich auf die Beduerfnisse ihrer Kunden eingehen muessen. Wenn ein Kunde nur mehr die Moeglichkeit zwischen "Put up or shut up" hat dann ist der Schritt zur Kopie schnell getan, wohin dass fuehrt zeigt der Erfolg der Tauschboersen.
Wuerde mir Fox die Serie "The West Wing" oder "24" zum download anbieten oder duerfte ich die DVDs importieren ohne das sie mir der Zoll beschlagnahmt, dann muesste ich sie mir nicht aus dem Internet holen, Wuerden die deutschen Sender nicht staendig tolle Konzepte in ihren Archiven versauern lassen, weil angeblich der "deutsche Zuschauer nicht bereit dafuer ist" und fuer die Synchro mehr Geld ausgeben als fuer ein Supersparmenue bei Burgerking, ware das ja auch kein Problem.
Problematisch ist nur, das in den Content-Industrien staendig Menschen darueber befinden, was gut fuer den Kunden ist, die ihn garnicht gefragt haben und da es keine wirkliche Konkurrenzsituation gibt (es gibt halt keine Britney Spears-Platten von Warner _und_ Sony) bleibt dem Konsumenten im Endeffekt nur die Wahl den Scheiss mitzumachen oder halt sein Geld im Geldbeutel zu lassen. Kommt zu dieser Gleichung noch der einfache Zugriff auf Tauschboersen, dann gibt es natuerlich viele, die lieber die Kopie laden, als ganz zu verzichten.
Das ganze mag sich jetzt wie eine Apologetie fuer das Kopieren anhoeren, dass ist sie aber nicht. Die oben angefuehrten Argumente machen das Kopieren nicht rechtlich oder moralisch besser. ich kann allerdings die Gedankengaenger der normalen Kopierer (nicht die Sammler) durchaus nachvollziehen, schliesslich ging es mir auch schon mal aehnlich.
Ich habe vor ein paar Jahren den Schnitt gemacht. Beim Aufraeumen ist mir eine CD in die Haende gefallen, die irgend ein teures Programm fuer den PC enthielt, welches ich mir mal heruntergeladen hatte (Koennte man mal brauchen) aber nie benutzt habe. Da ist mir zum erstenmal aufgefallen, wie viele Dinge sich bei mir zu Hause angesammelt hatten, die ich nie wirklich angesehen, gehoert oder verwendet habe.
Ich habe an dem Tag _alle_ gebrannten Cds die ich hatte entsorgt. Das war eine dreistellige Anzahl. Seitdem habe ich nur noch Originalsoftware. (Wobei ich effektiv ausser Office und Toast nichts verwende wofuer ich haette bezahlen muesste) Wenn man erstmal merkt, dass man das meiste was man gerne haette eigentlich garnicht wirklich braucht, faellt der Schritt leicht und seitdem es Serien auf DVD und Filme ab 5 Euro gibt lohnt es sich auch garnicht mehr die Tauschboersen zu bemuehen, es ist einfach bequemer ud billiger das Zeug zu bestellen und sich liefern zu lassen. Fuer den Hochzeitsfilm eines guten Freundes hab ich mir aber trotzdem Final Cut heruntergeladen (Das war vor Premiere Elements). Die Alternative waere gewesen ein wesentlich schlechteres Ergebnis mit einem dieser 50 Euro Machwerke, die die Hersteller Videosuite nennen, abzuliefern oder die Idee zu bergraben, denn fuer die einmalige Verwendung 300 Euro auszugeben konnnte ich niemandem vermitteln.
Das Programm ist echt gut und ich werde es jedem Hobbyfilmer waermstens ans Herz legen und wenn ich Hobbyfilmer ware haette ich es wohl auch gekauft, aber ganz rein bin ich da auch nicht. Wie die meisten, die sich hier als Moralapostel aufspielen wohl auch nicht.
Trotzdem glaube ich dass es, gaebe es mehr hochwertige Programme fuer 50 oder 60 Euro, wie es bei Spielen ueblich ist, auch mehr Kaufer dafuer gaebe.
Ausserdem sollten sich die Hersteller ueberlegen ob ihre alten Preistrukturen und Vertriebsmodelle auch heute noch erfolgversprechend sind. Das nuetzt m.M.n. mehr, als ueber die Kopierer zu jammern.
Jeff