Gender-Sprache in Musik-App

Na dann bringe ich mich mal in die Diskussion einwenig mit ein, obwohl ich weiß, dass dann ein Sturm über mich herein brechen wird.

Ich habe viele Postings in die Zitate hier einkopiert, da ich zum einen nicht auf jedes posting einzeln eingehen will, sondern vielmehr die Gesamtwirkung der Sichtweise hervorheben möchte.

So ganz allgemein finde ich es schon interessant, dass hier fast nur Männer darüber diskutieren oder vom Hörensagen berichten, was Frauen davon halten. Tenor ist dabei seltsamerweise nahezu immer, dass das alles unverständlich sei, doch total doof, nur was von Hardlinern und man das ganze so oder so nicht verstehen könne.

Gerne wird das dann gleich auch ins Lächerliche gezogen, als Mann ist man ja nicht davon betroffen, wenn man nicht angesprochen wird, mit der in der deutschen Sprache vorhandenen Unterscheidung des Geschlechtes. Okay, wenn Mann korrekt angesprochen wird, dann stört das klar nicht, was daran aber lächerlich sein soll, dass sich auch eine Frau explizit angesprochen fühlen will, ist mir beim besten Willen nicht verständlich. Der banale Hinweis, es gäbe doch ein "generisches Maskulinum" springt da deutlich zu kurz.

Nachvollziehbarer würde es dann werden, wenn sich die Männer hier mal kurz vorstellen, dass es für ein Jahr die Regel geben würde, dass ein "generisches Femininum" eingeführt würde, und sie in jedem Bericht, Konferenz, Sitzung, Rechnungen etc, als "Sehr geehrte Kundin", "Liebe Mitarbeiterinnen", "Hallo Kolleginnen" angesprochen würden. Das bräuchte dann sicher mehrere Jahrzehnte bis sich die Männer daran gewöhnt hätten und nicht mehr ein "Störgefühl" hätten.

Was aber dabei viel subtiler ablaufen würde, wäre, dass dieses sprachliche Generikum sich auch in ein unbewusstes Handeln einschleicht, eben "unconscious bias". Und das macht letztendlich die leider in vielen Bereichen vorhandene Benachteiligung aus und hält sie am Leben. Sprache erzeugt Denken, Denken erzeugt Handeln.

Das ist für mich dann auch der einzige wichtige Grund, warum ich das Gendern begrüße und gut finde. Es ist so holprig, dass dieses Thema ständig wieder ins Bewusstsein gerückt wird und sich das "unconscious" so mit der Zeit vielleicht verringern kann und in ein bewusstes Nachdenken mündet, dass es viele Situation gibt, in denen leider immer noch nicht Gleichberechtigung unabhängig des Geschlechtes existiert.

Ein ganz banales Beispiel ist da die Anzahl von Frau in Top-Führungspositionen. Seit Jahren sagen die von Männer besetzen Gremien, dass sie mit Selbstverpflichtung das angehen. Ich glaube ihnen das auch. Nur es passiert kaum was. Nicht bewusst, unbewusst eben wird am männlichen status Quo festgehalten. Und daher ist es mittlerweile absolut notwendig, dass man dieses Thema der Geschlechtergleichheit mit erheblich deutlicheren Mitteln ins Bewusstsein bringt. Ob das nun eine gesetzliche Verpflichtung ist oder das Gendern. Beides trägt dazu bei. Ach ja: kommt jetzt bitte nicht damit, dass dann Frauen weniger qualifiziert seien. Darum geht es nicht. Und es ist auch definitiv nicht so, dass die Natur den Intellekt, Intelligenz und hohe Fähigkeiten nur dem männlichen Teil der Menschheit zugewiesen hat.

So, dass war der allgemeine Teil. Ich hoffe mal, dass ihr mich nicht enttäuscht und eine respektvolle, auf gegenseitigem Verständnis basierende Diskussion startet.


Hier nun noch ein paar kleine Anmerkungen und Gedanken von mir, die mir in den Sinn kamen, zu einzelnen Postings.
MacUser statt MacUserInnen? Denn zumindest von @lisanet weiß ich, dass sie weiblich ist.
Warum nicht? Das würde am Inhalt des Forums doch nichts verändern.

Vielleicht doof, vielleicht die Zukunft.
Ja, gendern holpert, aber hoffentlich trägt es zu einer Zukunft bei, in der es nicht mehr notwendig sein wird, dass das Geschlecht eine Rolle mehr spielt.

Ein bisschen mehr Gelassenheit und Reflexion täte hier auch einigen gut.
Exakt das wünsche ich mir, werde aber dann doch gleich enttäuscht durch einige nachvollgende Postings.

Wer gendert, wird geblockt, die Freundschaft gekündigt, mit dem rede ich schlicht nicht mehr.
Nun ja, da wir beide keine Freund:innen bisher waren, wirst du mich nun wohl blocken und nicht mit mir reden. Deine Entscheidung.

So so. Denkt man. Dann sollen diese bitte unter sich bleiben.
hmm, das ist dann ja exakt dies Art der Ausgrenzung, die "Mann" ja angeblich nie macht. Mit welcher Begründung schließt du den Frauen aus, die es gerne sehen würden, in den von mir oben genannten Beispielen und allen anderen täglichen Situation, auch in der in der deutschen Sprache vorhanden weiblichen Form angesprochen zu werden? Ist für dich die deutsche Sprache nur für Männer vorhanden, weil das "generisch" sei?

Egal was die geraucht haben, ich will das auf keinen Fall auch rauchen. Nicht mal passiv.

gut, lächerlich machen ist das nicht, eher schon beleidigend. Aber wenn du meinst, dass dein Seelenheil darin liegt, mich derart abzukanzeln, tja, dann zeigt das in meinen Augen, dass du noch einiges im sozialen Umgang nicht nur mit Frauen, sondern mit anderen Menschen zu lernen hast. Denk mal über die Worte "Toleranz" und "Wertschätzung" nach. Nur so als Tipp.

Aber ist es denn wirklich eine Diskriminierung wenn man den sprachlich korrekten Genus eines Nomens benutzt? Wohl in den allermeisten Fällen nicht.
Das ist meiner Ansicht nach eine wunderbare Ausrede. Aber wenn es denn tatsächlich so etwas wie den "sprachlich korrekten Genus" gäbe, dann wäre es ja deiner Ansicht nach auch okay, wenn der geändert würde auf die weibliche Form. Ich fände das gut. Übrigens, wo steht denn das mit dem "korrekten Genus"? Sprache ist kein einmal entstandenes Gebilde, dass unverändert und ewig fortbesteht.

Es scheint wirklich eher der Wille einiger Hardliner[:innen] zu sein.
Nee, als Hardlinerin würde ich mich nicht bezeichnen. Aber ich stehe gerne für meine Überzeugungen ein. Das ist ein bedeutsamer Unterschied.

Es lenkt halt prima von den wirklichen Problemen in der Gleichberechtigung ab. Gendern bringt keinen Cent Lohnangleichung, keinen zusätzlichen Chefposten und schubst auch keinen Macho zur Küchenarbeit. Die Frauen, mit denen ich zu tun habe, schütteln ausnahmslos den Kopf über diesen Blödsinn, die haben tagtäglich ganz andere Probleme.

Schade, dass du nur Frauen kennst, die darüber den Kopf schütteln. Meine Erfahrung ist da sehr gemischt. Was ich allerdings bemerke, ist eher, dass zwar Gendern als ungelenk und holprig empfunden wird, aber das was es erreicht, dass man nämlich über die noch immer bestehenden Benachteiligungen verstärkt redet, wird durchweg begrüßt. Und so sehe ich es auch. Gendern ist ein tolles Mittel, die Situation der Benachteiligungen immer wieder ins Bewusstsein zu bringen.

Eine Gruppe Menschen anzusprechen und ein Teil davon einfach nicht zu nennen halte ich persönlich für einfach falsch, ausschließend und diskriminierend.
Exakt. Besser kann man es nicht sagen. Danke.
 
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gut, lächerlich machen ist das nicht, eher schon beleidigend. Aber wenn du meinst, dass dein Seelenheil darin liegt, mich derart abzukanzeln, tja, dann zeigt das in meinen Augen, dass du noch einiges im sozialen Umgang nicht nur mit Frauen, sondern mit anderen Menschen zu lernen hast. Denk mal über die Worte "Toreleranz" und "Wertschätzung" nach. Nur so als Tipp.
Also weil ich Befürworter bin, den sprachlich korrekten Genus zu benutzen, bin ich Intolerant und Wertschätze nicht bzw. habe da Verbesserungspotential drin? Hab ich dich da grade wirklich richtig verstanden? Oder hast du meinen Post falsch verstanden? Wow. :(
 
Die Situation der Benachteiligungen immer wieder ins Bewusstsein zu bringen klingt erstmal gut, allein es bringt eher wenig (Positives), wenn es mit der Holzhammermethode geschieht. Dann arbeiten sich nämlich die Adressaten an der Holzhammermethode ab anstatt dem Thema, um das es eigentlich geht.

Nun bin ich keine Frau, aber irgendwie dich in einer etwas vergleichbaren Situation. Als schwuler Mann empfinde ich das Verhalten einiger Homosexueller (z.B. beim CSD) als extrem kontraproduktiv wenn es darum geht, als gleichberechtigt und „normal“ akzeptiert zu werden. Ich finde es schade, dass sich einige anscheinend ausschließlich über ihre sexuelle Orientierung definieren - und ein ähnliches Gefühl habe ich bei einigen sehr lauten Feministinnen leider auch. Feministin sein um Feministin zu sein, worum es eigentlich gehen sollte ist eher unwichtig.

Wie hieß es so passend im Lied „Sascha, ein aufrechter Deutscher“? „Wer so deutsch wie der Sascha ist, der ist sonst gar nichts mehr.“
 
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Also weil ich Befürworter bin, den sprachlich korrekten Genus zu benutzen, bin ich Intolerant und Wertschätze nicht bzw. habe da Verbesserungspotential drin? Hab ich dich da grade wirklich richtig verstanden? Oder hast du meinen Post falsch verstanden? Wow. :(
Lisa wollte (glaube ich) zum Ausdruck bringen, dass auch Sprache keinen Naturgesetzen unterliegt und es Definitionssache ist, was der "sprachlich korrekte" Genus ist. Und vermutlich haben in der Vergangenheit einfach mehr Männer als Frauen das definiert.
 
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Also weil ich Befürworter bin, den sprachlich korrekten Genus zu benutzen, bin ich Intolerant und Wertschätze nicht bzw. habe da Verbesserungspotential drin? Hab ich dich da grade wirklich richtig verstanden? Oder hast du meinen Post falsch verstanden? Wow. :(
Ich denk nicht, dass ich dein Posting falsch verstanden habe. Du berufst dich auf ein angeblich "korrektes" Generikum und unterstellst dann den Menschen, die dieses ändern möchten, da sie in diesem Generikum eine Wurzel der Benachteiligung sehen, dass sie Langeweile, oder gar von Drogen benommen seien. Mit Toleranz und Wertschätzung hat das wenig zu tun.

Toleranz wäre es vielmehr, wenn du anerkennen würdest, dass sich anderen Menschen anders fühlen können, als du es tust und sie dann aus diesem, ihrem Gefühl heraus den Wunsch haben, die Sprachgewohnheit (und damit das Denken und damit das Handeln) zu verändern.

Wertschätzend wäre es, wenn du sowas in der Art geschrieben hättest, dass du zwar absolut für den Fortbestand der männlichen Anrede von Gruppen bist, es aber verstehen kannst, dass Frauen auch anders empfinden können und das zu ändern gedenken, auch wenn du es nicht nachvollziehen und befürworten kannst.
 
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Was aber dabei viel subtiler ablaufen würde, wäre, dass dieses sprachliche Generikum sich auch in ein unbewusstes Handeln einschleicht, eben "unconscious bias". Und das macht letztendlich die leider in vielen Bereichen vorhandene Benachteiligung aus und hält sie am Leben. Sprache erzeugt Denken, Denken erzeugt Handeln.

Das ist für mich dann auch der einzige wichtige Grund, warum ich das Gendern begrüße und gut finde. Es ist so holprig, dass dieses Thema ständig wieder ins Bewusstsein gerückt wird und sich das "unconscious" so mit der Zeit vielleicht verringern kann und in ein bewusstes Nachdenken mündet, dass es viele Situation gibt, in denen leider immer noch nicht Gleichberechtigung unabhängig des Geschlechtes existiert.
:unterschreibe:

Ein hübsches Beispiel habe ich vor kurzem gelesen:

Man schließe kurz die Augen und konzentriere sich auf das erste Bild, welches einem automatisch in den Sinn kommt, wenn man folgenden Satz liest:




Prof. Schiller tanzt im rosa Tutu durch den Park




Na?
 
Toleranz wäre es vielmehr, wenn du anerkennen würdest, dass sich anderen Menschen anders fühlen können, als du es tust und sie dann aus diesem, ihrem Gefühl heraus den Wunsch haben, die Sprachgewohnheit (und damit das Denken und damit das Handeln) zu verändern.
Den meisten meiner Geschlechtsgenossen fehlt einfach die Erfahrung mit Diskriminierung. Kein Wunder, sie sind ja meistens auf der anderen Seite.
 
Leider nützt diese Fokussierung der Geschlechtergerechtigkeit recht wenig, wenn sie nicht sogar schadet mangels
breitbandiger Akzeptanz. Wichtig sei was auf dem Namensschildchen steht, dann ist alles gut.

Ich glaube kaum, dass man viele z.B. Ärtztinnen in D finden wird die sich an der Anrede Frau Doktor stören..
"Die Frau Doktor hat gesagt oder die Ärtztin hat gesagt sind doch überall akzeptiert im Sprachgebrauch,
käme dann jemand daher und pochte aber da ausgerechnet, "Du musst aber Frau Doktorin sagen, sie mag das sonst nicht.."
dann wäre es doch eher gleich vorbei in der Glaubwürdigkeit mit dem angenommen Fokus auf die sachliche Kompetenz..

wie gesagt schade, dass sich die Germanen#innen wieder in Kleingeisterei und albernem Gezänk verirren.
 
@WollMac

Gutes Beispiel.

Es gibt auch viel alltäglichere Sätze, die eher an Männer denken lassen: "Jeder Ingenieur hat ein Studium".
Und wer denkt dabei auch an weibliche Ingenieurinnen? Es ist halt doch nicht soweit her mit dem angeblichen "Generikum".
 
Ich glaube kaum, dass man viele z.B. Ärtztinnen in D finden wird die sich an der Anrede Frau Doktor stören..
hhhmm, das geht irgendwie am Thema vorbei. Es geht doch nicht um eine exakte, geschlechtskorrekte Anrede mit "Frau Doktor" oder "Herr Doktor", sondern um Formulierungen wie "Auf dem Kongress tauschten sich die Ärzte über chirurgische Eingriffe aus." oder "Hallo Kollegen, wollen wir mittags kurz feiern?"

Frag mal Vorschulkinder, ob sie da an Frau Doktor und Frau Kollegin denken. Wenn das so generische und absolut allgemein gültig wäre, dann sollte das ja immer so verstanden werden.
 
Das ist meiner Ansicht nach eine wunderbare Ausrede. Aber wenn es denn tatsächlich so etwas wie den "sprachlich korrekten Genus" gäbe, dann wäre es ja deiner Ansicht nach auch okay, wenn der geändert würde auf die weibliche Form. Ich fände das gut. Übrigens, wo steht denn das mit dem "korrekten Genus"? Sprache ist kein einmal entstandenes Gebilde, dass unverändert und ewig fortbesteht.

Nun, es ist zumindest die Schriftsprache amtlich festgelegt. Was umgangsprachlich daraus wird steht natürlich auf einem anderen Blatt.
 
hhhmm, das geht irgendwie am Thema vorbei. Es geht doch nicht um eine exakte, geschlechtskorrekte Anrede mit "Frau Doktor" oder "Herr Doktor", sondern um Formulierungen wie "Auf dem Kongress tauschten sich die Ärzte über chirurgische Eingriffe aus." oder "Hallo Kollegen, wollen wir mittags kurz feiern?"

Naja, aber wenn man sich einfach nur das Wort ansieht: es ist nunmal der Artikel vor dem Wort, der es zu f,m oder n macht. Der Arzt, die Ärztin. In gemischten Gruppen sagt man dann sowieso "Liebe Kolleginnen und Kollegen" oder eben das altbewährte "Sehr geehrte Damen und Herren": Wenn man nun über gemischte Gruppen berichten mag, kann man auch entsprechend formulieren. Wirkt dann aber steif und gewollt. Aber wie Du sagst: Vielleicht ändert sich daran ja auch was. Ich hab nichts dagegen. Nur: Ich bin immer noch davon überzeugt, dass 95% aller Leute, die den vereinfachenden maskulinen Artikel verwenden sich nichts Böses dabei denken...
 
hhhmm, das geht irgendwie am Thema vorbei. Es geht doch nicht um eine exakte, geschlechtskorrekte Anrede mit "Frau Doktor" oder "Herr Doktor", sondern um Formulierungen wie "Auf dem Kongress tauschten sich die Ärzte über chirurgische Eingriffe aus." oder "Hallo Kollegen, wollen wir mittags kurz feiern?"

Ich kann da natürlich nur für mich selbst sprechen, aber vor meinem geistigen Auge sehe ich da Weißkittel beiderlei Geschlechts. Auch bei der Frage nach meinem Lieblingslehrer wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass tatsächlich nur nach männlichen solchen gefragt würde. Ich habe das Gefühl, dass in dieser Frage bei den lautesten Gendern-Verfechtern oft auf Krampf ein Ausgeschlossensein fabriziert wird, welches in der Realität weder beabsichtigt noch so verstanden wird. Wenn der Kapitän vom sinkenden Schiff den Befehl „Alle Mann von Bord!“ gibt käme doch auch niemand auf die Idee, dass die Frauen nicht gemeint sind.
 
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Nun, es ist zumindest die Schriftsprache amtlich festgelegt. Was umgangsprachlich daraus wird steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Bist du dir da sicher, dass das amtlich festgelegt ist? Klar ist es immer doof, wenn man eine Quelle fordert, aber ich würde dich dennoch bitten, mir mal dieses "amtliche" zu verweisen.

Selbst der Duden spricht davon:

Bei Bezeichnungen wie die Antragsteller; alle Schüler; Kollegen ist sprachlich nicht eindeutig, ob nur auf Männer referiert wird oder ob auch andere Personen gemeint sind. Das Deutsche bietet eine Fülle an Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren. Es gibt dafür allerdings keine Norm.

https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Geschlechtergerechter-Sprachgebrauch

Auch interessant sind die kurzen Ausführen des Dudens, zu nicht eindeutigen und / oder missverständlichen Fällen im Gebrauch des angebliche "korrekten generischen Maskulinums".

https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/generische-verwendungsweise-maskuliner-formen
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur: Ich bin immer noch davon überzeugt, dass 95% aller Leute, die den vereinfachenden maskulinen Artikel verwenden sich nichts Böses dabei denken...
Da bin ich voll und ganz deiner Ansicht. Ich denke auch nicht, dass da irgendeine Art von bösem Willen oder bewusster Diskriminierung dahinter steckt. Aber wie ich es oben geschrieben habe: unconscious bias. Und Sprache erzeugt Denken, Denken erzeugt Handeln.
 
In der ZEIT wird das, zumindest von einigen Autorinnen, so gehandhabt, dass in den Artikeln willkürlich generisches Maskulinum und Femininum (hui, ist -um nicht eigentlich eine männliche Endung im Latein?) verwendet wird.

Am Anfang fand ich das total verstörend, aber mittlerweile denke ich, dass das die beste Lösung darstellt. Es wäre recht einfach im Regelwerk der deutschen Sprache unterzubringen, indem einfach auf den Zwang zur männlichen Form verzichtet wird, verschandelt die Sprache nicht und hat den Vorteil, dass man es so schreiben kann, wie es auch gesprochen wird.

Das Argument, dass man ja dann nicht mehr unterscheiden kann, ob bei "den Einbrecherinnen" nicht vielleicht doch auch ein Mann dabei war, verdeutlicht einem dann erstmal, was diese Reduzierung auf männliche Pluralformen eigentlich bewirkt.
 
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Bist du dir da sicher, dass das amtlich festgelegt ist? Klar ist es immer doof, wenn man eine Quelle fordert, aber ich würde dich dennoch bitten, mir mal dieses "amtliche" zu verweisen.

Da die Sprache ja in der Schule in Wort und Schrift gelehrt wird, wird das wohl von der Kultusministerkonferenz festgelegt bzw. geregelt. Zur letzten großen Reform hab ich auf die Schnelle das hier gefunden. Dort wird dann weiter auf rechtschreibrat.com verwiesen (deren Mitglieder offensichtlich nicht nur weiße alte Männer sind)
 
Ein ganz banales Beispiel ist da die Anzahl von Frau in Top-Führungspositionen. Seit Jahren sagen die von Männer besetzen Gremien, dass sie mit Selbstverpflichtung das angehen. Ich glaube ihnen das auch. Nur es passiert kaum was. Nicht bewusst, unbewusst eben wird am männlichen status Quo festgehalten. Und daher ist es mittlerweile absolut notwendig, dass man dieses Thema der Geschlechtergleichheit mit erheblich deutlicheren Mitteln ins Bewusstsein bringt. Ob das nun eine gesetzliche Verpflichtung ist oder das Gendern. Beides trägt dazu bei. Ach ja: kommt jetzt bitte nicht damit, dass dann Frauen weniger qualifiziert seien. Darum geht es nicht. Und es ist auch definitiv nicht so, dass die Natur den Intellekt, Intelligenz und hohe Fähigkeiten nur dem männlichen Teil der Menschheit zugewiesen hat.
Völlig unabhängig von Intellekt, Intelligenz und Fähigkeiten ist es aber nun mal so, dass in technischen Studiengängen ganz überwiegend Männer sitzen, da freut man sich schon über Frauenanteile von 15%. Im Wirtschaftsbereich ist das wengier stark ausgeprägt, aber auch hier sind die Männer in der Überzahl. Und das sind eben die Gruppen, aus denen später mal die Top-Manager der Großkonzerne hervorgehen.
Diese Gruppen starten nun schon mit Männer-Überschuss in ihr Berufsleben, was sich im Laufe der Jahre zunehmend verschärft, da tendenziell eher die Männer ihre Karriere über Familie & Co stellen, während die Frauen (wenn auch nur für wenige Jahre) zu Hause bleiben oder Teilzeit arbeiten. Diese Rollenaufteilung mag zu einem Teil noch gesellschaftlich bedingt sein, hat aber auch nunmal ganz einfache, biologische Ursachen. Ein Mann kann ein Kind weder austragen noch stillen, diese Tatsache lässt sich nicht weggendern.
Wo nun in den Vorständen auf einmal >30% Frauen (wie teilweise gefordert) herkommen sollen, wenn das in den Hierarchien darunter schon nicht ansatzweise so viele sind, ist mir nicht so ganz klar. Dafür müsste man nun eben doch weniger qualifizierte Frauen bevorzugen, oder man müsste annehmen, dass unter den wenigen Frauen überdurchschnittlich viele hochqualifizierte sind. Auch wenn ich der zweiten Aussage tendenziell zustimmen würde (einfach weil ich einige Frauen kenne, die äußerst engagiert sind weil sie sich beweisen wollen), hätte das ja durchaus auch was diskriminierendes, das so zu postulieren.

Dass sich daran durch Gendersprache jetzt irgendwas grundlegendes ändert sehe ich nicht. Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass (manche) Frauen sich im "klassischen" Sprachgebrauch nicht ausreichend repärensentiert fühlen. Die in der deutschen Sprache zur Verfügung stehenden Optionen sind aber nunmal leider ziemliche Krücken. In meinem beruflichen Umfeld wird dafür in aller Regel das Partizip Präsens statt Doppelpunkt oder Sternchen genutzt (klassisches Beispiel: Studierende statt Student). Klingt auch erstmal recht gefällig, ist sprachlich in vielen Fällen aber einfach falsch, denn das substantivierte Partizip beschreibt eine Tätigkei:. Ein Student ist schließlich immer ein Student, solange er eingeschrieben ist, völlig egal ob er gerade in der Kneipe sitzt, schläft oder kackt. Ein Studierender ist solange ein Studierender, wie er eben studiert, also im Hörsaal oder am Schreibtisch sitzt.
:Innen, alternativ mit Sternchen, Unterstrich oder ähnlichem, ist geschrieben und gesprochen einfach extrem holprig. Mag sein, dass das so sein soll, aber bei mehrfachem Vorkommen in einem Satz klingt es einfach nur zum Schießen komisch, und wenn man Menschen mit dem Holzhammer erziehen möchte, führt das nicht selten zu Trotzreaktionen, die ins genaue Gegenteil führen.

Dagegen finde ich die Lösung der ZEIT eigentlich sehr gut.
 
Für die Interessierten unter euch, hier noch zwei Links der "Gesellschaft für deutsche Sprache" (ein von den Kultusministerkonferenz mit finanzierter Verein)

https://gfds.de/standpunkt-der-gfds-zu-einer-geschlechtergerechten-sprache/

Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes verankert. Ein wichtiger Aspekt, um die Gleichbehandlung sicherzustellen, ist eine geschlechtergerechte Sprache.

hier ein Zitat zum Thema "generisches Maskulinum"

Noch immer halten viele am generischen Maskulinum fest und argumentieren damit, dass es sich einerseits auf beide Geschlechter beziehe, andererseits Genus nichts mit Sexus, das grammatische also nichts mit dem natürlichen Geschlecht zu tun habe.

Speziell letzterer Ansicht schließt sich die Gesellschaft für deutsche Sprache nicht an.



Und zum Thema allgemein, als gute Startseite zu den einzelnen Dimensionen einer geschlechtergerechten Sprache:

https://gfds.de/schwerpunkt-gendering/
 
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