Dir ist schon bewusst, dass das Humbug ist, was du da schreibst?
Was genau?
• Dass die Benennung von Sachverhalten das Denken und die Vorstellung über die Funktion der grammatischen Kategorie Genus beeinflusst?
Mit der Verwendung des Genus kann sich im Skandinavischen jedenfalls nicht irgendwer benachteiligt fühlen. Oder im Niederländischen, in dem es gar heißen kann: »De koe –
hij geeft melk.« Oder im Türkischen, wo es gar kein Genus gibt (diese Kategorie hat es nie gegeben).
• Dass die Umetikettierung des »generischen Maskulinums« (das beirrenderweise auf »Männlichkeit« abhebt) zum »Utrum«, bei dem die männlichen Benannten sich als nur mitgemeint fühlen dürfen, genau der sich entwickelt habenden mehrheitlichen Sprachpraxis entspricht und sie so genauer beschreibt? – Und so
der Arzt (und erst recht im Plural
die Ärzte) als Utrum verstanden, ein Mitglied jedes denkbaren biologischen und sozialen Geschlechts bezeichnen würde
, ohne dass die Sprachgemeinschaft damit eine Hervorhebung oder Herabsetzung mehr zu implizieren oder gar zu induzieren in der Lage wäre.
Ein hilfreiches Beispiel auch wieder aus dem Schwedischen:
Man könnte die dortige
Du-Reform als von »oben« verordnete Gleichmacherei verunglimpfen – oder aber als die Verförmlichung einer im Skandinavischen eh schon langanhaltenden Verduzung und die Verregelung des neuen längst Faktischen begreifen.
Nicht anders würde über ein paar Generationen neuer Deutschsprecher die Bezeichnung »Utrum« für die grammatische Form, die »Alle« bezeichnet, wie selbstverständlich über die Lippen kommen (und halt das »Femininum« dann, wenn Frauen explizit hervorgehoben werden sollen).