Ich hab den Eröffnungspost gelesen und den Thread überflogen.
Nur in Kürze.. Wenn ich Zeit finde, antworte ich ausführlicher..
1. "Such dir professionelle Hilfe" ist sicher gut gemeint, aber in so einer Situation völliger Unsinn. Jeder, der sich mit der Thematik auch nur halbwegs auskennt, weiß, dass das schon aufgrund des Zeitfaktors (die meisten Therapeuten haben Wartezeiten von 9-12 Monaten) ein Problem ist. Von der Ausgangsfrage mal ganz abgesehen. Ohne eine Vorstellung davon zu haben, in welche Richtung die Reise gehen soll, kann ein Therapeut da nicht weiterhelfen. Da kann ich jemandem mit Krebs auch sagen "Stell dich nicht so an und reiß dich mal zusammen, dann klappt das schon."
Wer auch nur ansatzweise als Betroffener, Angehöriger oder Freund in einer entsprechenden Situation war, redet nicht so einen - ich bitte um Entschuldigung - dummen Scheiß.
Ich meine das durchaus nicht abwertend, weil es kein böser Wille sondern schlichtes Nichtwissen ist. Wenn jeder Betroffene auf dieser Welt für jeden Spruch dieser Art einen Cent bekommen würde, dann wären alle Betroffene Millionäre.
2. Der Freundin kann kein Außenstehender helfen. Ohne eigene Einsicht oder eigenen Leidensdruck ist es von außen unmöglich, die Situation zu verändern. Mit Gesprächen und vielleicht dem aufzeigen eines möglichen Lösungswegs kann man sicher einen Denkprozess auslösen und im besten Fall wird das bei der Freundin etwas in Gang setzen. Aber helfen kann sie sich nur selbst. Ich habe in meinem Leben oft und viel mit der Thematik zu tun gehabt und hab es noch und in jedem Bereich - von Abhängigkeit (stoffgebunden und nicht stoffgebunden) über Depressionen über Psychosen über Schizophrenie bis hin zu Border-Line) - sagen alle Betroffenen und alle Angehörigen, dass Hilfe von außen nicht möglich ist, solange der Betroffene diese Erkenntnis nicht hat.
Falls jemand daran zweifelt: Geht in die nächstebeste Selbsthilfegruppe - egal welche Art von Problem, sei es Abhängigkeit oder psychische Probleme - am besten in eine Angehörigengruppe und fragt dort nach. Egal in welcher Stadt, egal welche Gruppe, egal welches Problem.
3. Geistheiler, du verwendest den Begriff Double-bind falsch. Kann ich dir erklären wenn du willst. Und den Begriff Schizophrenie sehr leichtfertig. Du kannst als Laie keine Schizophrenie diagnostizieren. Das kann ich dir in die Hand versprechen. Die von dir geschilderten Verhaltensweisen können ebensogut das Ergebnis eines antrainierten Verhaltens und einer tiefsitzenden Angst oder Unsicherheit sein. Jeder Abhängige (das kann stoffungebunden sein) zeigt so ein Verhalten wenn er einen bestimmten Punkt überschritten hat.
Irgendwann entscheidet er sich für den Stoff und gegen soziales Umfeld. Weil er abhängig ist. Und (!) Abhängigkeit != Konsum. In der Praxis kann sich das z.B. so äußern, dass ein Abhängiger es ablehnt, den tollsten Urlaub seines Lebens zu verbringen wenn er befürchten muss, dass er am Urlaubsort Probleme haben wird, an den Stoff zu kommen.
Das Problem kann in dem Fall auch sprunghaftes Verhalten sein, weil bei ihm eine kognitive Dissonanz entsteht.
4. Was das Verheimlichen angeht.. Naja. Ich lasse dein Verhalten da mal unkommentiert, halte das aber ebenfalls für alles andere als normal und gesund. Deshalb unterstelle ich dir jetzt aber trotzdem keine pathologische Paranoia.
Jeder Mensch hat eine Privatsphäre, die er auch für privat hält und sich entsprechend verhält. Wenn du in die eindringst, dann wirst du Dinge finden, die du vielleicht nicht sehen willst. Und vor allem wirst du sie nicht oder nur falsch interpretieren können. Das ist so. Das kannst du einfach so glauben.
Ich be- oder verurteile dich nicht und halte dein Spionieren für nachvollziehbar aber falsch. Schon deshalb weil es IMMER mehr Fragen aufwirft als es beantwortet. Lass es, vertraue ihr und akzeptiere, dass du nur das bekommst, was sie dir zeigt.
Wenn das nicht genug ist: siehe 2. Dann solltest du das um deiner selbst willen akzeptieren.
Wenn du das Spionieren nicht sein lassen kannst, dann ist jede weitere Aktion in Richtung einer gemeinsamen Problemlösung sinnlos. Das kannst du glauben oder auch nicht. Falls du es nicht glaubst.. Herzlich willkommen in der Welt deiner Freundin. Die weigert sich auch, sich den Tatsachen zu stellen.
Und kein Therapeut oder Psychologe auf dieser Welt wird dir was anderes sagen.
Du musst dich MIT ihr verändern. Andernfalls ist das sinnlos. Und dazu gehört eben als erster Schritt, dass du das Spionieren sein lässt und darauf vertraust, dass das Problem lösbar ist. Da gibt es eine sehr deutliche Parallele zu Abhängigkeit. Nur wenn du die Situation akzeptierst, dir selbst gegenüber offen damit umgehst und selbst eine Veränderung möchtest, daran arbeitest und darauf vertraust, dass der Weg zu Ziel führt, ist eine Lösung möglich.
Falls du jetzt sagst.. "aber.." und das Spionieren nicht sein lassen kannst, verhältst du dich wie ein Abhängiger, der die Finger nicht vom Stoff lassen kann.
Lass das mal sacken und versuch mal, das alles so zu akzeptieren. Das wirst du, wenn ihr das Problem lösen wollt, sowieso tun müssen. Und dann suchst du nach einer Lösung, die Wege aufzeigt, Möglichkeiten, einen Anfang zu machen.
Edit: Und das meine ich vollkommen ernst..
Such dir doch einfach mal eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. Der Stoff ist egal. Alkohol, Drogen.. Das Prinzip ist überall das gleiche. Falls du denkst, dass da nur Pappnasen sitzen. Kann sein. Dann gehst du zu einer anderen.
Als "Spaß" oder besser "Versuch" kannst du auch mal zu den NAs gehen. Das sind die Narcotics Anonymous. Eine Selbsthilfegruppe für Drogenabhängige jedweder Art. Benzos, Heroin, THC, Alkohol, whatever. Die können dir nicht helfen, aber mit "Spaß" meinte ich, dass du da sicher die eine oder andere Geschichte hören wirst, die dir vielleicht bekannt vorkommt.
Das ist wie gesagt noch keine Lösung, aber es hilft beim selber denken und im Denken weiter kommen.
Und ganz ehrlich.. das tut wirklich nicht weh. Im schlimmsten Fall hast du 2 Stunden vergeudet.
Falls du jetzt denken solltest.. Was soll ich da?
Dann geb ich dir noch das mit auf den Weg: Wenn du eine Lösung willst, dann musst du wie schon gesagt, ebenfalls bereit sein, dich zu verändern. Ein erster Schritt könnte das Einholen von Infos bei einer Gruppe sein.
Was du dir vollkommen abschminken kannst: Deine Freundin zu therapieren oder sie in eine Richtung zu bewegen, in die sie (noch) nicht gehen will.
Angehöriger von Betroffenen zu sein ist ein harter Job. Das muss dir klar sein. Eine Beziehung kann daran auch zerbrechen. Das würde sie ggf. sowieso. Und als Angehöriger trägst du die Last deines Partners ein Stück weit mit und dazu auch deine eigene.
Deshalb kann ich dir nur raten: Angehörigengruppe. Für den Anfang ist es wie gesagt strunzegal, welches Suchtmittel.
Edit 2: Achja.. Was diese Geistheilerscheiße angeht..
Die Frage, ob Gott existiert hat rein gar nichts mit der Frage zu tun, ob du an Gott glaubst.
Du kannst mit einem Gläubigen also nicht über die Frage reden, ob Gott existiert. Das ist dem nämlich egal.