Gesellschaft Freihandelsabkommen mit den USA

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Uns fehlt schlicht und einfach die Alternative.

Es fehlt nicht die Alternative, den Mainstream-Politikern und Wirtschafts-Clowns ääähh Experten fehlt die Phantasie bzw. die Motivation, echte Alternativen zu schaffen.
 
Apropos Freihandelsabkommen. Habt ihr die Presse zum G7 Protest verfolgt? Ich finde es herrlich, wie die Taktik der bayerischen Polizei aufgegangen ist.
Heute morgen hatten die Protestierer keine Lust mehr zu protestieren, weil sie ja "gestern schon so viel gelaufen" sind.

Na ja, waren ja auch nur noch 20 Hansel da.

Und das ganze ohne Gewalt, sondern mit Hirn. Deeskalation perfekt. :)
 
Was seine andere These betrifft, die der Konzerne als Befehlsgeber, so sehe ich das im Lichte der NSA Affäre und anderer Beispiele doch recht kritisch, zeigt dieses doch auch die relative Machtlosigkeit selbst größter Konzerne, wenn der Staat eben andere Prioritäten setzt. Da werden Konzerne, auch Giganten, geknebelt, zum Schweigen gebracht und deren Proteste verhallen. Diese absolute Feststellung von Ziegler ist meines Erachtens überholt, die Dystopie, die lange vorherrschte und das Herrschen von Konzernen und die Machtlosigkeit von Staaten vorhersagte (was oft verfilmt wurde) ist, was einige Beispiele betrifft, so nicht haltbar, denn wenn Staaten sich nicht willfährig einspannen lassen (was immer wieder geschieht) und wenn die Lobby ignoriert wird (was auch geschieht) zeigt sich nicht selten auch die Machtlosigkeit selbst von größten Konzernen. Diese benötigen eben stets auch den Bündnispartner; dieser aber fehlt bisweilen, und dann halte ich es schlicht für falsch, hier eine Befehlskette zu konstruieren, von den Konzernen hin zu den Politikern bis hin zur Spitze (siehe G7).

:nono:

Was hier fehlt, ist die Berücksichtigung des Drehtüreffektes: Politiker gehen ins Wirtschaftsmanagement, Wirtschaftsmanager gehen in die Poltitk... immer schön hin und her, und immer schön aufpassen, dass man seine Pfründe nach allen Seiten absichert. Es ist ein stetes gegenseitiges Sich-Absichern der bestehenden Machtverhältnisse. Dieses System ist so fest im Sattel, dass Änderungen schon nicht mehr möglich sind, denn diese Kaste hat eines: sie hat unser aller Daten.
Sie wissen, was wir kaufen, sie wissen, wohin wir fahren, sie wissen, mit wem wir telefonieren, sie wissen, was wir essen... und sie wissen was wir denken.
Und wenn einer mit seinem Denken aus der Reihe tanzt, dann fällt er dank Big Data sofort auf... und dann ab mit ihm...
Die USA machen es vor: privatisierte Gefängnisse sind dort die sichersten Aktien.
 
Es fehlt nicht die Alternative, den Mainstream-Politikern und Wirtschafts-Clowns ääähh Experten fehlt die Phantasie bzw. die Motivation, echte Alternativen zu schaffen.

Wie stellst du dir das vor? Dass die sich einfach mal so zusammensetzen und mal schauen, wie's besser ginge?
Sorry, das ist naiv. Eine alternatives Wirtschaftssystem zu erfinden, das Chancen darauf hat, in der Praxis auch zu funktionieren, ist eine höllenschwere Aufgabe. Es gibt aber kluge Köpfe, die das bereits fertiggebracht haben. Die "Mainstream-Clowns" müssten sich eigentlich gar nicht den Kopf zerbrechen, sondern könnten bequem auf eines der verschiedenen Modelle für eine ökologische Kreislaufwirtschaft zurückgreifen. Der Haken dabei ist, dass ein weiteres Problem gibt, das bislang noch nicht gelöst wurde, nicht mal ansatzweise: Wie gelangt man vom Kapitalismus zur ökologischen Kreislaufwirtschaft? Modelliert wurden bislang "nur" neue Wirtschaftssysteme, jedoch nicht die Transformation. Und das ist alles andere als ein unwichtiges Detail. Tatsächlich handelt es sich um eine Aufgabe, vor der bislang alle Forscher kapitulieren mussten. Es funktioniert nicht einfach so, dass man schrittweise immer ökologischer und immer weniger "wachtumsorientiert" produziert, bis man eines Tages in der ökologischen Kreislaufwirtschaft angekommen ist. Wer das glaubt, hat den Kapitalismus nicht verstanden.
 
Solche Transformationsprozesse werden mE nicht von Überzeugungen in Gang gesetzt, sondern von der Macht des Faktischen. Also schlicht durch Leidensdruck. Erst, wenn viele Menschen Atemwegskrankheiten bekommen, also für die Gesellschaft teure Schäden entstehen, werden Gesetze gegen Luftverschmutzung erlassen.

Wir erleben immer wieder, das die Bereitschaft zum Verzicht gering ist. Und eine ökologische Kreislaufwirtschaft wird mit Verzicht verbunden – also mit Besitzstandsverlust. Das liegt auch daran, dass nur materieller Besitz als wirklicher Besitz gilt. Der Lebensstandard wird an den Preisen gemessen: Was kann ich mir leisten? Nicht: Was macht mich zufrieden und glücklich?

Aber die Preise für Milch oder Benzin lügen. Die Folgekosten für alle sind darin zu wenig oder gar nicht enthalten. Zum Beispiel werden billige Lebensmittel nicht mit den Kosten für die Reinigung des Trinkwassers von den chemischen Belastungen durch die Landwirtschaft in Verbindung gebracht. Deshalb reicht es, in der Agrardebatte die Gefahr steigender Preise in den Supermärkten heraufzubeschwören, um härtere Auflagen für die Landwirtschaft abzuwehren.

Es gibt sicher etliche schöne alternative Modelle zum kapitalistischen System, das auf die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen angewiesen ist. Aber wenn es darum geht, die Menschen mitzunehmen, die in diesem System leben und es weiterentwickeln sollen, wenn es um Emotionen und Massenpsychologie geht, versagen die volkswirtschaftlichen Werkzeuge.

Deshalb müssen wir warten, bis das Leiden so groß wird, dass sich auch die Gefühle ändern.
 
Apropos Freihandelsabkommen. Habt ihr die Presse zum G7 Protest verfolgt? Ich finde es herrlich, wie die Taktik der bayerischen Polizei aufgegangen ist.
Heute morgen hatten die Protestierer keine Lust mehr zu protestieren, weil sie ja "gestern schon so viel gelaufen" sind.

Na ja, waren ja auch nur noch 20 Hansel da.

Und das ganze ohne Gewalt, sondern mit Hirn. Deeskalation perfekt. :)
Du schon wieder.
 
Wie stellst du dir das vor? Dass die sich einfach mal so zusammensetzen und mal schauen, wie's besser ginge?
Sorry, das ist naiv. Eine alternatives Wirtschaftssystem zu erfinden, das Chancen darauf hat, in der Praxis auch zu funktionieren, ist eine höllenschwere Aufgabe. Es gibt aber kluge Köpfe, die das bereits fertiggebracht haben. Die "Mainstream-Clowns" müssten sich eigentlich gar nicht den Kopf zerbrechen, sondern könnten bequem auf eines der verschiedenen Modelle für eine ökologische Kreislaufwirtschaft zurückgreifen. Der Haken dabei ist, dass ein weiteres Problem gibt, das bislang noch nicht gelöst wurde, nicht mal ansatzweise: Wie gelangt man vom Kapitalismus zur ökologischen Kreislaufwirtschaft? Modelliert wurden bislang "nur" neue Wirtschaftssysteme, jedoch nicht die Transformation. Und das ist alles andere als ein unwichtiges Detail. Tatsächlich handelt es sich um eine Aufgabe, vor der bislang alle Forscher kapitulieren mussten. Es funktioniert nicht einfach so, dass man schrittweise immer ökologischer und immer weniger "wachtumsorientiert" produziert, bis man eines Tages in der ökologischen Kreislaufwirtschaft angekommen ist. Wer das glaubt, hat den Kapitalismus nicht verstanden.


Ich bin ja nicht oft Deiner Meinung, aber hier muss ich zustimmen.
Diese ganzen neue Systeme benötige die Zuarbeit/Unterstützung von Menschen, Menschen die in der Masse auf (falsche) "Leistung" und "ich bin aber besser als der andere" getrimmt sind. Und genau da entsteht das Problem, es macht einfach keiner mit.

Wir alle wissen doch was das Richtige ist:

- iss wenig (oder gar kein) Fleisch
- trink wenig oder gar keinen Alkohol
- rauche nicht
- beweg dich regelmäßig
- kauf nur Lebensmittel/Erzeugnisse so so erzeugt sind das Umwelt und Hersteller (besser: Herstellenden) dabei gut leben können
- fahr nicht zu schnell in der Stadt (es bringt keinen zeitvorteil)
- lüge nicht
....

Trotzdem machen wir alles anders OBWOHL wir genau wissen das vieles davon falsch ist.
Woran liegt das wohl. Nun, reicht einfach, wir erhoffen uns (zumindest kurzzeitig) einen Vorteil (meist sogar nur für uns selbst) und belügen uns einfach selbst. Das ist einfacher und schmeichelt unserem verdrehten Ego.

Und das Problem behindert auch die Transformation zu neuen Wirtschaftssystemen (besser Lebenssystemen). Sehr viele Menschen müssen für lange Zeit "Nachteile" in kauf nehmen und sehen kurzfristig keinen Vorteil. Da kann man es doch auch gleich lassen. Theoretisch wissen wir was richtig ist. Praktisch bedeutet das aber Arbeit und Mühen ohne direkten (und teilweise sogar indirekten) Gewinn. Und die anderen ziehen ja auch nicht mit und sammeln jetzt die Früchte meiner harten Arbeit ein. Ich bin doch nicht blöd, da spiele ich nicht mit.

Fazit:
Nach mir die Sintflut - es wird schon gut gehen.
Oder auch: Augen zu und durch.
Oder: Wenn schon, denn schon.

Man findet tausendfache Metaphern für diese Art zu denken :( weil sich das Denken in unser Hirn gebrannt hat.

Ich bin mir sicher, das wir für einen richtigen Wechsel erst eine richtige Katastrophe erleben und überstehen müssen. Und auch wenn es zu einer solchen Katastrophe kommt besteht die Gefahr das die Führenden die Chance nutzen und das System in die falsche Richtig drehen. Siehe:

[ISBN]3596174074[/ISBN]


Nachtrag:
Wer wirklich nachdenkt muss sich doch sogar überlegen ob er seinen Nachkommen zumuten kann geboren zu werden .....
 
Sorry, das ist naiv. Eine alternatives Wirtschaftssystem zu erfinden, das Chancen darauf hat, in der Praxis auch zu funktionieren, ist eine höllenschwere Aufgabe
Naiv scheint ein Schimpfwort zu sein für Leute die noch an das "Gute" glauben oder Hoffnung haben!
Heutzutage ist halt vieles Alternativlos oder muß erst noch erfunden werden!

Ein alternatives Wirtschaftssystem zu erfinden, das Chancen darauf hat, in der Praxis auch zu funktionieren, ist eine höllenschwere Aufgabe.
Am besten ne Atombombe werfen und gut ist! Anders geht es scheinbar nicht!
(So weit sind wir schon, das man meint, das es scheinbar erst erfunden werden muß!)


Solche Transformationsprozesse werden mE nicht von Überzeugungen in Gang gesetzt, sondern von der Macht des Faktischen. Also schlicht durch Leidensdruck......
Guter Beitrag! :unterschreibe:

Ich bin mir sicher, das wir für einen richtigen Wechsel erst eine richtige Katastrophe erleben und überstehen müssen. Und auch wenn es zu einer solchen Katastrophe kommt besteht die Gefahr das die Führenden die Chance nutzen und das System in die falsche Richtig drehen
Jo Merkel, scheint leider so zu sein!

Nachtrag:
Wer wirklich nachdenkt muss sich doch sogar überlegen ob er seinen Nachkommen zumuten kann geboren zu werden .....
Die "Köter" denken nicht nach! Sie folgen den trieben! Tja wenn sie nachdenken würden, ja dann... ach lassen wir das!
 
Zuletzt bearbeitet:
@spoege, MiM, Rednose: Ich meine nicht die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich mit einer ökologischen Wirtschaft zu arrangieren, also Einschränkungen gegenüber dem heutigen Lifestyle hinzunehmen. Das wäre natürlich auch noch ein Problem, aber keinesfalls das größte.
Ohnehin glaube ich, dass nicht nur diffuse Angst und das Klammern am Besitzstand weit verbeitet sind, sondern eine ebenso diffuse Sehnsucht nach einem Wechsel, der dem immer offensichtlicher hervortretenden Wahnsinn ein Ende bereitet. Dieses Gefühl bringt der Sozialpsychologe Harald Welzer gut auf den Punkt: Wozu, fragt er sich, muss es im Drogeriemarkt unbedingt 70 verschiedene Sorten Zahnpasta geben? Wieso soll ich mir eine Bohrmaschine kaufen, die ich nur 13 Minuten im Jahr benutze? Muss ich wirklich auch noch den letzten Winkel der Erde bereisen? Wie kommen wir nur dazu, uns über unsere meist freudlose und stressige berufliche Tätigkeit zu definieren und unsere spärliche Freizeit mit dem unreflektierten Konsum von Produkten zu verbringen, die uns gewiss nicht glücklicher machen? Um damit auch noch ein System zu stützen, das wahnsinnigerweise auf Wachstum in einer endlichen Welt angewiesen ist und unseren Lebensraum zerstört?
Diese Fragen stellen sich sicherlicher nicht nur ein paar Macuser (inklusive meiner Wenigkeit - ich konsumiere ohnehin äußerst ungern). Ich will aber darauf hinaus, dass es einfach nicht damit getan ist, auf diese Fragen philosophische, psychologische oder moralische Antworten zu geben, auch wenn sie danach klingen. Man muss zunächst *technische* Antworten finden: Wie kommt man vom Kapitalismus zu einer anderen Wirtschaftsform, ohne dass die Gesellschaft im Chaos versinkt? Nur mal als Beispiel: Ökologisch wirtschaften - das hieße u.a., den Individualverkehr aufzugeben. Mit dem Auto wäre definitiv Schluss. Stellen wir uns nun eine Bevölkerung vor, die so einsichtig geworden ist, dass sie dies akzeptiert. Dann bliebe immer noch die Frage: Wie organisieren wir den Abschied vom Auto? Natürlich nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise: Es werden eben immer weniger Autos produziert, Autofahren wird immer teurer, und so weiter, solange, bis irgendwann der letzte bei VW mit gutem Gewissen das Licht ausmachen kann. Schöne Vorstellung, nur funktioniert das so nicht! Vielmehr würde sich eine wirtschaftliche Abwärtsspirale in Gang setzen, in deren Verlauf immer mehr Bevölkerungsteile in existentielle Schwierigkeiten geraten würden. Denen könnte man natürlich sagen: "Haltet durch! Bald werdet ihr in einer besseren Welt leben!". Ja, Pustekuchen! Es werden Zustände herrschen, gegen die Griechenland garnix ist. Ohne Zwang und Gewalt wird es nicht gehen, und das bedeutet: Tschüss, Demokratie! Man darf eben nicht vergessen: Wir leben hier und jetzt im Kapitalismus! Auch wenn wir ihn scheiße finden, bleibt er der Ausgangspunkt hin zu irgendetwas anderem. Und der Kapitalismus verträgt nicht einmal Stillstand, ohne zu kollabieren. Versteht ihr, wie schwierig das Problem ist?
 
Ich verstehe, was du meinst. Als volkswirtschaftlicher Laie habe ich aber keine Ahnung, ob deine Szenarios wirklich zwangsläufig sind. Die kapitalistischen Wirtschaftssysteme befinden sich ja bereits in einer ständigen Transformation, alte Branchen verschwinden, neue tun sich auf. Und damit geraten auch ständig Teile der Bevölkerung in Schwierigkeiten. Aktuell sehen wir das an der Braunkohleverstromung, die eigentlich schon lange als Auslaufmodell gesehen wurde: Der Widerstand gegen Umweltabgaben der Kraftwerke in den betroffenen Regionen und Gewerkschaften ist so groß, dass sich auch die SPD gezwungen sieht, ihre Pläne zu ändern. Die Kosten für die Umweltschäden durch die Kohleverstromung tragen dann die nachfolgenden Generationen.

Auch dein Beispiel Autoindustrie zeigt, dass schon jetzt in Europa weit mehr Autos produziert als gekauft werden. Die deutschen Unternehmen retten sich in Exportmärkte und gehen dazu über, auch dort Produktionsstätten zu errichten. Im Grunde entwickeln sie sich zu Forschungs- und Konstruktionsfirmen, deren Pläne dann in Werken im Ausland umgesetzt werden. Der einheimisch gefertigte Anteil an einem "deutschen" Auto wird immer geringer.

Und trotzdem klagt die deutsche Industrie über den auf sie zurollenden und angeblich teilweise schon existenzbedrohenden Fachkräftemangel. Eine Folge der demographischen Entwicklung – die deutsche Geburtenrate ist die niedrigste weltweit. Dazu sehen wir die rasanten Entwicklungen im IT-Bereich, der nahezu alle Branchen umwälzen wird. Von den komplexen internationalen Verflechtungen der Volkswirtschaften mal ganz abgesehen.

Die Folgen dieser Transformationen muss der Staat – bzw. unser Gemeinwesen – ja auch auffangen. Ich denke, oder hoffe jedenfalls, dass wir auch in der Lage wären, große Umwälzungen so zu bewältigen, dass diejenigen, die dadurch arbeitslos werden, eben nicht in existentielle Nöte geraten. Und da sehe ich den entscheidenden Punkt in einem Wertewandel in der Gesellschaft. Das ist in meinen Augen die eigentliche Schwierigkeit.
 
Ich bin mir sicher, das wir für einen richtigen Wechsel erst eine richtige Katastrophe erleben und überstehen müssen.

Das wird nichts nützen. Beispiel Fukushima, Japan hält trotzdem an Kernkraft fest. Die Katastrophe die bewirkt, daß sich irgenwo irgendwas ändert, ist dann wahrscheinlich so groß, daß eine Änderung auch nicht mehr hilft.
 
Ich verstehe, was du meinst. Als volkswirtschaftlicher Laie habe ich aber keine Ahnung, ob deine Szenarios wirklich zwangsläufig sind. Die kapitalistischen Wirtschaftssysteme befinden sich ja bereits in einer ständigen Transformation, alte Branchen verschwinden, neue tun sich auf. Und damit geraten auch ständig Teile der Bevölkerung in Schwierigkeiten.

Ja, aber entscheidend ist hier: Neue tun sich auf. Vor allen Dingen geht der technische Fortschritt weiter, und auch wenn ich ebenfalls kein Wirtschaftsfachmann bin, so ist mir doch immerhin klar, dass dieser Fortschritt kein Selbstzweck ist. Er ist mit dem Kapitalismus aufs Engste verzahnt. Sehr schön sieht man das an der Entwicklung der Computertechnik in den letzten 30 Jahren. "Wachstum zum Anfassen": Für einen Dollar kriege ich heute um Lichtjahre mehr Leistung und mehr Speicher als noch vor 30 Jahren. Damit das möglich wurde, haben IT-Konzerne massiv investiert, und das hätten sie nicht getan, wenn sie keine verlockenden Möglichkeiten gesehen hätten, immer wieder neue und etwas leistungsfähigere Modelle massenhaft abzusetzen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Computer der Durchschnittsuser in dieser Zeit verschlissen hat. Und was da so alles an Rohstoffen drinsteckt und wie die aus der Erde geholt werden... da fallen dir echt alle Zähne aus, wenn du dir das mal genauer ansiehst. Aber genau das ist Kapitalismus! Welche Branchen gerade boomen und welche untergehen, ist völlig wurscht. Mit dem Wachstum, das letztendlich immer mit höherem Rohstoffverbrauch und höherer Umweltbelastung einhergeht, muss es aber weitergehen, sonst kollabiert das System! Nicht einmal Stagnation ist möglich! Denn wenn Gewinne nicht in Sicht sind, investiert kein Unternehmen mehr, und dann geht's im freien Fall nach unten. Kann man sich wie eine Spirale vorstellen: Arbeitsplätze fallen weg, die Nachfrage sinkt, die Produktion schrumpft, Arbeitsplätze fallen weg, die Nachfrage sinkt, die Produktion schrumpft, Arbeitsplätze fallen weg, ... also kurz: wirtschaftlicher Totalzusammenbruch. Es versteht sich von selbst, dass das nicht schön anzusehen sein wird. Schon auf leichte Krisen reagieren die Menschen ängstlich und neigen dazu, extremen Parteien ihre Stimme zu geben. Fidesz in Ungarn. Chrisi Avgi in Griechenland. Ich will nicht wissen, was los ist, wenn die Wirtschaft komplett kollabiert. Das wird das totale Chaos, vermutlich ist die Demokratie dann nicht mehr zu retten.
 
extremen Parteien ihre Stimme zu geben. Fidesz in Ungarn. Chrisi Avgi in Griechenland. Ich will nicht wissen, was los ist, wenn die Wirtschaft komplett kollabiert. Das wird das totale Chaos, vermutlich ist die Demokratie dann nicht mehr zu retten.

AfD in Deutschland
 
AfD in Deutschland

Die AfD in Deutschland hat ganz andere Ursachen, sicher ist das nicht die Folge einer Wirtschaftskrise. Das ist eher Folge eine Vertrauenskrise. Zudem wollte Lucke eine sehr wirtschaftsfreundliche, konservative und Eurokritische Partei, jedoch sicher -ganz sicher- keine national-konservative Partei. Schade, dass sich offensichtlich dieser Flügel durchsetzt und die liberalen Strömungen in der AfD abnehmen. Nun, nur damit wird die AfD keine Chance haben, national-konservativ-einfältig haben schon andere versucht und sind gescheitert, z.B. Republikaner.

Na ja, das wirklich Gute an der Sache ist das Comeback der FDP.
 
"O-Ton Autor:
Das CETA liegt ja jetzt vor. Haben Sie sich das angeguckt?
O Ton Andreas Lämmel MdB:
Richtig. Das CETA guck ich mir dann an, wenn die amtliche Übersetzung vorliegt und dann gibt es ein ganz normales Parlamentarisches Verfahren. Das heißt also: Alle Dinge, die die Öffentlichkeit berühren, werden dann auf den Tisch kommen.
Autor:
Der Abgeordnete Lämmel bemerkt meine Verblüffung.
O-Ton Andreas Lämmel MdB:
Aber es kann nicht verlangt werden von jedem Abgeordneten, dass er sich durch die Handelsvertragstexte dort durchquälen muss. Ich sag‘s Ihnen: Die sind nämlich furztrocken - ...wenn ich’s mal so sagen darf (lacht)....
Autor:
Das kann man von einem Bundestagsabgeordneten, der für den Wirtschaftsausschuss Berichterstatter ist, nicht verlangen?"
:hamma:
 
Und der Kapitalismus verträgt nicht einmal Stillstand, ohne zu kollabieren. Versteht ihr, wie schwierig das Problem ist?
Das hat mit Kapitalismus vs. andere Wirtschaftsformen nichts zu tun. Das ist alles nur Psychologie und das Problem ist der Mensch und seine Wahrnehmung.
Stillstand bedeutet doch nur, dass ich morgen nicht reicher bin (oder mich so fühle) als heute sondern im besten Fall gleich reich oder etwas ärmer. Der Mensch fühlt sich interessanterweise ärmer, wenn er sich nicht reicher fühlt, weil jeder Tag ein neuer Nullpunkt zu sein scheint. Aber "nicht reicher" ist eben bei weitem nicht das gleiche wie "ärmer". Da aber "ärmer" oder "nicht reicher" nur relative Begriffe sind sind sie absolut gesehen völlig unbrauchbar. Der Mensch denkt aber leider nur relativ und vergisst dabei gerne die absoluten Maßstäbe.

Genau diese Unterscheidung findet sich in der täglichen Sprache: Die Börse (oder auch das Gehalt eines Einzelnen oder der Gewinn eines Unternehmens) kann jahrelang ständig steigen. Sobald es an einem Tag unter dem Niveau des Vortages liegt (oder auch nur auf dem gleichen Niveau), geht scheinbar die Welt unter weil sich die Menschen ärmer fühlen. Dabei ist es völlig egal, ob dieses "Niveau des Vortages" immernoch höher ist als das Niveau vor 3 oder 4 Tagen, weil der psychologische Nullpunkt neu gesetzt wurde. Das hat nichts mit Kapitalismus zu tun sondern sind psychologische Phänomene.
 
Stillstand bedeutet doch nur, dass ich morgen nicht reicher bin (oder mich so fühle) als heute sondern im besten Fall gleich reich oder etwas ärmer.

Dazu kommt, dass er Begriff "Reichtum" auf den Inhalt der Brieftasche reduziert wurde.
 
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