Ich [...] behaupte sogar das die Software auch unter professionellen Bedingungen durchaus einsetzbar ist...
Da stimme ich voll und ganz zu, und das geht in der momentanen Aufregung etwas unter.
Was aber ist Pro? Ich definiere einen Pro-Anwender als jemanden, der im Allgemeinen mit der jeweiligen Software (oder Hardware) sein täglich Brot verdient. Im Video-Editing Bereich hat sich die Pro-Anwenderschaft in den letzten paar Jahren "demokratisiert". Um hoch aufgelöstes Filmmaterial in erstklassiger Qualität aufzunehmen und zu bearbeiten, braucht es eben heute keine 30.000 € Kamera und ähnlich teures Hard- und Software-Equippment mehr. Heute werden oft zumindest Sequenzen von Kinofilmen mit der "Digitalen Spiegelreflexkamera von nebenan" gefilmt.
So ist für die breite Masse der "Pro's" - nämlich die Ein-Personen-Firmen oder auch die kleinen Agenturen, die Hochzeitsfilme erstellen, Messe-Videos, Internet-Clips, usw. usw. - Final Cut Pro X eine Offenbarung. Es ist ein professionelles Werkzeug, und bei Weitem kein "iMovie Pro". (Es kann für manche aufgrund der einfachen Bedienung und des leichten oberflächlichen Einstiegs ein "iMovie Pro" sein, aber Consumer oder auch Prosumer werden die meisten Funktionen, die FCPX vor allem auch mit Motion 5 bietet, nie nutzen.)
Aber es gibt eben auch noch die "Pro's", die in Film, TV und Werbung arbeiten, deren Zahl zugegebenermassen vergleichsweise im Promille-Bereich liegt, die aber in großen inderdisziplinären Teams (Schnitt, Sound, 3D, Farbe, etc) mit unterschiedlicher Software arbeiten. Niemand arbeitet dort auch heute
nur mit Final Cut Pro 7. Zudem erwarten deren Kunden und auch Sender eine Archivierung, und zwar auf Band, und das wird mittelfristig auch so bleiben. Das sind ja genau die Leistungen, womit sich diese Unternehmen noch von den in der Zahl wachsenden 3-Mann-Agenturen absetzen können.
Und genau diese Anwenderschaft wird von Apple von heute auf morgen nicht mehr bedient, und auch nicht mehr unterstützt, und ist entsprechend sauer. Berechtigterweise, wie ich finde, denn man fragt man sich doch, warum? FCP 7 parallel weiter zu vertreiben, bis FCPX auch für diese Anwender erwachsen geworden wäre, wäre doch ein Leichtes gewesen.
Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten geht diese Rechnung durchaus auf, Apple verliert eben vielleicht 0,005% Anwender, und gewinnt aber sicher 20% neue Anwender hinzu, denen FCP 7 bisher zu aufwändig, zu überladen und zu kompliziert war. Von der Reputation her könnte es sich aber als Bumerang erweisen, denn die Berichterstattung und den Hype (auch Apple hat bisher mit Regisseuren und TV-Machern geworben) machen eben die 0,005% - wie man ja gerade auch feststellen kann.