Die wirkliche Armut in Deutschland

2ndreality schrieb:
Und zu dem letzten zynischen Satz im oben zitierten Posting sag ich nix...

Frank
Meine Aussage hat nichts mit Zynismus zu tun. Das war mein voller Ernst.

Wenn in Dt. ein niedergelassener Arzt nur gesunde Patienten hat (was ja eigentlich erstrebenswert ist), kann er seine Praxis schliessen.
Anders ausgedrückt: je gesünder die Bevölkerung desto beschissener für die Mediziner oder: die Ärzte müssen ein Interesse an kranken Patienten haben, um selbst ein hohes Einkommen zu erzielen. > ergo Krankheitssystem

In der Schweiz gibt es hingegen einen Modellversuch, bei dem sich die Patienten einen festen Hausarzt nehmen und jede medizinische Aktion läuft über diesen Arzt. Dafür erhält der Arzt pro Patient einen pauschalen Monatsbetrag von der Krankenversicherung. Von diesem Betrag muss der Arzt alle Behandlungen des Patienten bezahlen.
In diesem System ist es also genau umgekehrt zum deutschen. Hier verdient der Arzt, wenn die Patienten gesund sind, da ihm dadurch am Monatsende selbst am meisten übrig bleibt > ergo Gesundheitssystem
 
2ndreality schrieb:
Ich habe weder vor, an meiner Situation was zu ändern noch hier meine teilweise hohe Arbeitsbelastung beklagt. Das einzige, was ich ankreide, ist mein hoher Steuersatz, aber das hat nix mit 25 Std./Woche oder 90 Std./Woche zu tun. Im Gegenteil, ich gehe sogar gerne viel arbeiten. Was mir nicht passt ist der Sachverhalt, dass ich mit meinen Steuern jeden "Patienten" der an den Folgen von zuviel Rauchen/Fressen/Saufen leidet mitfinanziere.
Frank
mein lieber schieber, da muss ich mich aber schon mal einmischen. Denn dein steuersatz hat wohl schon was damit zu tun wieviel du arbeitest. und vergiss bitte nicht, auch das kann krank machen und es kostet auch geld wenn du krank bist. und zwar das anderer menschen. sollte es dir nicht passen, das nicht alle so gesund leben wie du und du das als rein finanzielles problem siehst, dann glaub ich musst du vom arzt zum bestatter umschulen.
und mit was verdient denn eine pharmafirma und die halbgötter in weiss-
nicht an gesunden menschen - also wenn es dir so stark um das geld geht, solltest du dich über jeden raucher säufer übergewichtigen, jeden extremsportler und alle anderen kranken freuen, denn die ernähren dich.
herzliche grüsse ohrwurm
 
Ich arbeite zwar seit 1996 nicht mehr in der Klinik, aber dass einem Akutkranken nicht geholfen wird, nur weil er keine 10€ dabei hat, ist wohl abseits der Realität.

Ich wurde aufgrund einer nichtverschuldeten Erkrankung, die, wie hier erwähnt wurde, auch nicht mit Disziplin zu kurieren ist, in die Armut gebracht. Und ich erlebe Jahr für Jahr, wie mir trotzdem immer noch mehr Belastungen vom Staat auferlegt werden.
Ohne die Hilfe von Freunden wäre es mir nicht möglich, hier zu schreiben …

Mitbetroffenen geht es noch schlechter. Sie sind gezwungen in Heimen zu leben und ihnen wird sogar noch das lächerlich geringe Taschengeld gekürzt. Wie ihre Teilnahme am Leben aussieht mag ich hier nicht schildern.
Computer - Internet? Dinge aus einer anderen Welt …

Ich erlebe hautnah, wie ich und andere Betroffene systematisch ausgegrenzt und an die Wand gedrängt werden.

In mir verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass diese Gesellschaft sich dem kapitalistischen Prinzip unterwirft und das soziale Prinzip dem geopfert wird.

Ich erlebe nur, dass irgend etwas schrecklich falsch läuft, aber ich gebe zu, ich habe keine Lösungen parat …
 
Lynhirr schrieb:
Ich arbeite zwar seit 1996 nicht mehr in der Klinik, aber dass einem Akutkranken nicht geholfen wird, nur weil er keine 10€ dabei hat, ist wohl abseits der Realität.
Genau dass ist meiner Schwester mit ihrem Freund aber so ergangen. Sie waren zu zweit, meine Schwester hatte seine Krankenversicherungskarte und die 10 Euronen in der Hand und ihr Freund stand daneben (stütze sich vielmehr kreidebleich an eine Theke ab, um nicht zusammenzubrechen). Mit einem Blick ist in dieser Situation doch klar erkennbar was zu tun ist. Die Notärzte können den Kranken mitnehmen während die Begleitung den Formalkram erledigt. Aber Pustekuchen: die unfähige Schwester hinter dem Schalter hat eine 3/4 Stunde gebraucht bis sie ihren Kram erledigt hatte und erst danach bequemten sich die Notärzte - die schon die ganze Zeit gelangweilt, sich unterhaltend, die Situation beobachtet haben - sich um den Notfall (welch ironische Bezeichnung in diesem Fall) zu kümmern.

Lynhirr schrieb:
Ich wurde aufgrund einer nichtverschuldeten Erkrankung, die, wie hier erwähnt wurde, auch nicht mit Disziplin zu kurieren ist, in die Armut gebracht. Und ich erlebe Jahr für Jahr, wie mir trotzdem immer noch mehr Belastungen vom Staat auferlegt werden.
Ohne die Hilfe von Freunden wäre es mir nicht möglich, hier zu schreiben …

Mitbetroffenen geht es noch schlechter. Sie sind gezwungen in Heimen zu leben und ihnen wird sogar noch das lächerlich geringe Taschengeld gekürzt. Wie ihre Teilnahme am Leben aussieht mag ich hier nicht schildern.
Computer - Internet? Dinge aus einer anderen Welt …

Ich erlebe hautnah, wie ich und andere Betroffene systematisch ausgegrenzt und an die Wand gedrängt werden.

In mir verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass diese Gesellschaft sich dem kapitalistischen Prinzip unterwirft und das soziale Prinzip dem geopfert wird.

Ich erlebe nur, dass irgend etwas schrecklich falsch läuft, aber ich gebe zu, ich habe keine Lösungen parat …
Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen.


Ich sage nur: Widerstand ist zwecklos
Manchmal scheint es mir wirklich so, dass wir uns kaum davor schützen können, vom Kapitalismus assimiliert zu werden. :(
 
zwischensinn schrieb:
Genau dass ist meiner Schwester mit ihrem Freund aber so ergangen. Sie waren zu zweit, meine Schwester hatte seine Krankenversicherungskarte und die 10 Euronen in der Hand und ihr Freund stand daneben (stütze sich vielmehr kreidebleich an eine Theke ab, um nicht zusammenzubrechen). Mit einem Blick ist in dieser Situation doch klar erkennbar was zu tun ist. Die Notärzte können den Kranken mitnehmen während die Begleitung den Formalkram erledigt. Aber Pustekuchen: die unfähige Schwester hinter dem Schalter hat eine 3/4 Stunde gebraucht bis sie ihren Kram erledigt hatte und erst danach bequemten sich die Notärzte - die schon die ganze Zeit gelangweilt, sich unterhaltend, die Situation beobachtet haben - sich um den Notfall (welch ironische Bezeichnung in diesem Fall) zu kümmern.
...

Da denke bzw. hoffe ich das dies eine traurige Ausnahme ist. Ich war seither auch hin und wieder in der Notaufnahme und bei dementsprechenden Fällen hat niemand nach den 10 Euro gefragt. Und Notfalls gibt es immer noch den Grundsatz der Unterlassenen Hilfeleistung. Und bei diesem Fall hätte ich auch keine Skrupel diese Arzte in die Armut zu klagen. :mad:
 
max188 schrieb:
WAS kann ICH dagegen tun?
Gruß, Max
Es gibt sicherlich Vereine, die versuchen auf diese Missstände hinzuweisen und in einzelnen Kommunen Aufklärungsveranstaltungen und Proteste organisieren. Je größer die Verbreitung des Wissen über diese Gegebenheiten ist, desto größer ist der Druck auf die Politiker.
Der Stern Artikel geht ja schon in die richtige Richtung und klär uns weiter auf. Diesen könntest du schon einmal per e-mail an Interessierte Bekannte schicken. Hier mal ein großes DANKE an Friedemann für den Link!

Für mich ist es seit jeher Bildung einer der wichtigsten Grundpfeiler einer funktionierende post-industriellen Gesellschaft und die im Artikel erläuterten Beispiele verstärken diese Sichtweise nur noch weiter. Ich finde es unverantwortungsvoll, dass unserer Stadt(~170.000E.) Gelder in Höhe von 100.000€ gestrichen werden und sich dies hauptsächlich negativ auf Kinder aus geringer verdienenden Familien auswirkt.

Aus meiner eigenen Erfahrung weiß, ich es wie es ist in einer Familie aufzuwachsen, in der das Bildungsniveau gering ist und man zu hause im Grunde kaum etwas lernt(aufgrund russischer Prägung jedoch immer zum Hausaufgaben machen gezwungen wird :D ). Ich hab Glück gehabt , da ich in einem guten Kindergarten war und nach andauernden Startschwirigkeiten doch die Kurve gekriegt habe und nächstes Jahr mit Sicherheit mein Abitur schaffen werde.
Ich versuche letzte Zeit meine Eltern verstärk auf Weiterbildungsmöglichkeiten hinzuweisen und sie von der Bildung her zu fordern, womit ich jedoch meistens auf Granit beiße.

Den Link hab ich auch gleich meiner Cousine geschickt, da diese Interesse am Bereich Pädagogik hat und ich ihr schön öfters Artikel gegeben habe, die in diese Richtung gehende Studiengänge vorstellen (die Erziehung von Kleinkindern ist extrem wichtig, weslhalb ich auch nicht verstehe, dass man noch keine Studiumspflicht für Kindergartenbetreuerinnen eingeführt hat), was sie auch mit interesse aufgenommen hat.
Für mich selber wäre das nichts, weshalb ich mir eher Optionen für eine ehrenamtliche oder politische Behandlungsweise dieses Themas offen halte.
 
Zuletzt bearbeitet:
zwischensinn schrieb:
Genau dass ist meiner Schwester mit ihrem Freund aber so ergangen. Sie waren zu zweit, meine Schwester hatte seine Krankenversicherungskarte und die 10 Euronen in der Hand und ihr Freund stand daneben (stütze sich vielmehr kreidebleich an eine Theke ab, um nicht zusammenzubrechen). Mit einem Blick ist in dieser Situation doch klar erkennbar was zu tun ist. Die Notärzte können den Kranken mitnehmen während die Begleitung den Formalkram erledigt. Aber Pustekuchen: die unfähige Schwester hinter dem Schalter hat eine 3/4 Stunde gebraucht bis sie ihren Kram erledigt hatte und erst danach bequemten sich die Notärzte - die schon die ganze Zeit gelangweilt, sich unterhaltend, die Situation beobachtet haben - sich um den Notfall (welch ironische Bezeichnung in diesem Fall) zu kümmern.

Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen.


Ich sage nur: Widerstand ist zwecklos
Manchmal scheint es mir wirklich so, dass wir uns kaum davor schützen können, vom Kapitalismus assimiliert zu werden. :(



Nun, unfähige Mitarbeiter gibt es in jeder Klinik. Heute mehr, als zu meiner Zeit, will mir manchmal scheinen.

Ich habe als OP-Pfleger eine Poliklinik zu leiten gehabt. Hätte ich so etwas beobachtet, hätte das Konsequenzen gehabt. Es war immer Priorität, sich zuerst des Menschen anzunehmen, und dann, oder begleitend, sich der gehassten Formulare anzunehmen.

Ich erinnere mich, dass wir in den bekannten 68ger Jahren und danach versuchten, alternative Gesellschaftsformen und Konzepte zu probieren. Wir konnten gar nicht so schnell reagieren, wie dies dann von Kommerz (Kapitalismus) assimiliert wurde. :rolleyes:
 
Ich bin einfach nur erschüttert.
Liegt es nicht auch daran, dass die Ghettobildung voranschreitet, dass den meisten regierenden Menschen in diesem Staat der Begriff "Werte" so was am Ar... vorbei geht.
Seit Jahren und Jahrzehnten ging es m. E. auch darum, das sogenannte "einfache" Volk mit Brot und Spielen ruhigzustellen.
Nun sind wir aber an dem Punkt angelangt, dass der "Sozialstaat" pleite ist und mit Hartz IV die ultimative Lösung gesucht wird.
Hier muss etwas grundsätzliches geändert werden. Wer sich in der Politik nach Verantwortung drängt (Wegen der Kohle) muss auch für Fehler zur Verantwortung gezogen werden können.
Nur zum "Wie?" fehlt mir die Idee.............

Schei... Weihnachten
 
Hartz IV ist eigentlich in Ordnung, wenn wir Arbeitsplätze hätten...

Das ist doch schon vorraus zu sehen.
In der EU:
Alle wollen auf ein gleiches Level, wir runter andere hoch...

(Ich finde es nur seltsam, dass Deutschland Millionen und Milliarden zur Hilfe ins Ausland schickt und hier dann jammern...)
 
Arbeitsplätze hätten wir ja genug (Pflegeeinrichtungen, Kinderbetreuung, Jugendclubs, Sporteinrichtungen....) nur keinen der sie bezahlt. Kaiser Wilhelm hat mal zur Finanzierung des Panzerkreuzerbaus die Sektsteuer eingeführt. Jetzt haben wir reichlich Panzerkreuzer u.ä., die Sektsteuer..
Wie wäre es mit einer Formel 1 Steuer, einer Pelzmantelsteuer...
Oder einfach nur der Wiedereinführung der Vermögenssteuer????
Ich denke, man sollte dazu ein Volksbegehren initieren.

Schwarzangler

PS Statt Sitzungsgelder an die Abgeordneten im Bundestag zu zahlen, müssten Politiker Vergnügungssteuer bezahlen. Sie vergnügen sich ja schließlich auf unsere Kosten.

Schwarzangler
 
Noch was. Ich habe gerade die Rede "unseres" Buprä gehört. Man Leute ist mir schlecht.
Er soll uns den Dank unserer Soldaten aus Afgahnistan bestellen. Verflucht nochmal, was machen wir da????????????

Ich bin nur noch traurig.

Schwarzangler
 
SCHEI** ist der Artikel deprimierend...
Also, ich hätten nicht gedacht, dass das so schlimm ist...
Aber ich kann das Ganze nachvollziehen... Ich war eine Zeitlang in der Schule, nennen wir es unterfordert. Ich habe den ganzen Tag vorm PC gehockt und TV geguckt. Das ging ein halbes Jahr, bis ich Angefangen habe mich in 3[!] AG's zu bechäftigen. Ich hatte viel mehr Spaß als vorher... Und auch irgendwie mehr Zeit... Ich hab mich wieder verabredet usw. Ich möchte mir nicht vorstellen, keine Aufgabe zu haben. Und das das ganze Leben lang...

Gruß
K² - mgm
 
Ich kenne die Problematik ein wenig aus diesem Stadtteil, unsere Politiker hier in Essen haben in den vergangenen Jahren eine grosse Schuld auf sich geladen. Schönfärberei und das verfälschen von Berichten führte dazu, das dieser Stadtteil immer tiefer in die Armutsgrenze abrutschte, oder sogar darunter. Was kann der einzelne tun? Nichts wird er erreichen.
Nur wenn endlich die Öffenlichkeit wachgerüttelt wird und aus dem Einen, "ALLE" werden, erst dann wird sich etwas an dieser Misere ändern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da Kann Ich Nur Zwei Dinge Zu Sagen:

1. Schafft Endlich Den Beamtenstatus Und Dessen Vergünstigungen Ab

2. Lasst Unsere Firmenmultis 10% Mehr Steuern Bezahlen

Dann Haben Wir Wieder Einen Finanziell Gut Gestellten Staat
 
Nachtrag von oben:

Wenn ich nur daran denke welche Unsummen derzeit der Saalbau bei seiner Renovierung geschluckt hat, da wird mir speiübel. Und das nur um das angekratzte Prestige einer Stadt aufzupolieren, wenn ich nur daran denke was hätte man nicht alles mit dem Geld machen können......
 
Schwarzangler schrieb:
Wie wäre es mit einer Formel 1 Steuer, einer Pelzmantelsteuer...
Oder einfach nur der Wiedereinführung der Vermögenssteuer????

Ich sehe das ähnlich. Lohnsteuer und Sozialabgaben machen Arbeit so teuer, dass auch viele ausgebildete und kluge Menschen in Hartz 4 rein rutschen. Es sind nicht nur die Dummen.
Wenn der Durchschnitt gebildeter wäre, hätte das unter den derzeitigen Rahmenbedinungen höchstens zur Folge, dass man für einen guten Job noch qualifizierter sein müsste als man eh schon sein muss, weil die geleisteten (und gebrauchten) Gesamtarbeitsstunden in Deutschland seit den 80ern immer weiter fallen. Automatisierung bzw. Produktivitätssteigerung hat die Arbeitslosigkeit verursacht, also eher Schlauheit als Dummheit.
Man braucht 3% Wachstum um die Anzahl von Arbeitsplätzen zu halten und das ist nunmal utopisch.
Man muss 15 € brutto verdienen um sich ne Flasche Schnaps für 5 € zu gönnen. Warum ist die Arbeit so teuer, warum der Schnaps so billig?
 
Weil Besoffene besser zu führen sind. Alkohol zerstört nunmal Gehirnzellen. Ohne Hirn ist schlecht nachzudenken.
 
Danyji schrieb:
Warum ist die Arbeit so teuer, warum der Schnaps so billig?

Das mit dem Schnaps fällt unter pamem et circensis ;)

Dass die Arbeit im Kontext der EU zu teuer ist, ist gewiss richtig. Ich hätte kein Problem damit 40 oder 48 Stunden zu arbeiten, bei gleichem Lohn, denn meine Arbeit macht mir Freude.

Aber nur, wenn dann wirklich Leute eingestellt werden, und nicht die Konzerne lediglich ihre Dividende erhöhen!
 
Schwarzangler schrieb:
Weil Besoffene besser zu führen sind. Alkohol zerstört nunmal Gehirnzellen. Ohne Hirn ist schlecht nachzudenken.
Da hast du in diesem einem Punkt recht, aber wer kommt dann bitte schön für die Therapie auf, die dann fällig wird?
Hast über diesen Punkt schon einmal nachgedacht? ;)
 
zwischensinn schrieb:
Der Fokus deiner Antwort ist falsch.
Der Staat ist schon schuld an dem Desaster in dem wir uns befinden aber nicht im Sinne von 'er tut nichts' sondern auf Grund des Aufbaus unseres Staatssystems.
1. Das Verhältniswahlrecht führt dazu, das Politiker gewählt werden, obwohl sie nicht 'die besten' sind. Hinterbänkler sind Hinterbänkler, weil sie Hinterbänkler sind und nicht weil sie von den Besten nicht die ganz Guten sind.
Ein Politiker in einem Mehrheitswahlrecht muss seine Wähler ganz anders überzeugen, wenn er weiter im Amt bleiben will, weil hier in deinem Wahlkreis wirklich die Entscheidung der oder der andere getroffen wird..
2. In Dt. kann ein bayrischer Politiker mit Stimmen aus Niedersachsen in den Bundestag kommen. das heisst: Er/Sie muss sich 'seinen' Wählern nie persönlich stellen.
3. Die Politiker haben selbst keinen Grund diszipliniert zu sein oder Verantwortung zu übernehmen. In Dt. sind Verantwortlichkeiten zwischen den einzelnen Körperschaften nie eindeutig geklärt. Ich sage nur Kommune, Land, Bund und EU. Wenn etwas nicht klappt wird es einfach auf die nächste Ebene geschoben. Bestes Beispiel hierfür ist das ewige Gezänk zwischen Bundestag und Bundesrat.
4. Über 60% der Abgeordneten des dt. Bundestages sind Beamte. Sie haben mit der Bevölkerung also nichts zu schaffen. Sie können sich zum Beispiel gar nicht Vorstellen, wie es ist, arbeitslos zu werden oder auch nur Angst davor zu haben. Sie entspringen alle einer priviligierten Kaste.

Ich könnte hier noch etliche andere Punkte anführen. Im Endeffekt laufen aber alle darauf hinaus, das sich Dt. mit der Struktur des eigenen politischen Systems selbst ein Bein stellt.
Die Ideen bei der Konzeption, sowohl der Schutz vor politischer Handlungsunfähigkeit wie in der Weimarer Politik, als auch gegenseitige Kontrolle der einzelnen Organe, damit eine Machtübernahme wie '33 durch Hitler nicht mehr möglich wird, waren sehr lobenswert, haben aber augenscheinlich zu anderen Problemen geführt.

Somit ist die Aussage 'die Politik ist schuld' schon richtig..

Öhm...

Und was würden "bessere" oder besser motivierte... Politiker tun, um Sozialhilfedynastien dazu zu motivieren, Bildungsangebote anzunehmen und selbst für den eigenen Unterhalt zu sorgen?
 
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