Das ist ja nun wirklich Blödsinn. In einer Extremsituation wirst auch mit fahrerischen Können ohne ABS und Bremskraftverstärker voll in den Unfall fahren.
Das ist beides absoluter Unsinn. Ein ABS System ist kein Allheilmittel und garantiert nicht der Weisheit letzter Schluss und ein BKV hilft auch dann nicht, wenn der Fahrer zu doof ist das Pedal richtig zu benutzen. Das ABS System sorgt in erster Linie dafür, dass das Fahrzeug lenkbar bleibt und die Reifen nicht vollständig in Gleitreibung verfallen. Ein vollständig blockiertes Rad ist zwar nicht optimal, aber auch kein Drama, was die absolute Bremsleistung angeht. Der optimale Schlupf beim Bremsen hängt maßgeblich vom Untergrund und dem jeweiligen Reifen ab, ein ABS System setzt dagegen fest auf vordefinierte Schlupfwerte, die in erster Linie auf maximale Kontrollierbarkeit ausgelegt sind und nicht auf maximale Bremsleistung. Ein gut abgestimmtes ABS System ist auf trockener und griffiger Fahrbahn zwar äußerst gut und effektiv, allerdings auch
nie optimal, da der Schlupf meist nur zw. 10 und 30% (Werte variieren je nach Abstimmung) gehalten wird, auf losem Untergrund wie z.B. Schnee, Schotter o.ä. ist ein ABS System sogar
massiv hinderlich, da ein Eingraben der Räder einen zusätzlichen Bremseffekt darstellen würde und ein deutlicher höherer Schlupf sinnvoll wäre, den ein ABS System aber bisher so nicht bereit stellen kann.
Ein ABS System sorgt i.d.R. dafür, dass Ottonormalfahrer, die keine Ahnung von ihrem Fahrzeug, der darin verwendeten Technik und von Fahrphysik haben, hierbei unterstützt werden. Im Übrigen ist auch ein Stotterbremsmaneuver völliger Unsinn, da man beim stetigen Lösen und erneutem Betätigen der Bremse mehr Bremsweg verschenkt als bei einem vollständig blockierenden Rad. Wenn man ausweichen muss, dann bleibt man so lange wie möglich auf dem Pedal stehen, löst es dann sehr spät, um direkt auszuweichen. Optimal wäre ein gefühlvolles Betätigen des Bremspedals, um den Schlupf der Räder ungefähr bei 40-50% zu halten. Das ist mit Gefühl und einer tadellosen Bremsanlage, sowie angemessenem Schuhwerk (!!!) auch mit etwas Übung gut zu erreichen. An dieser Stelle sei einfach mal ein entsprechendes Fahrsicherheitstraining angeraten bzw. gleich ein Lizenzlehrgang, da die meisten ADAC Fahrtrainings (o.ä.) nur sehr kleine Einblicke in die Fahrphysik bieten können.
Und um noch einmal dem Bremskraftverstärker anzusprechen: das ist ein reines Komfortfeature, bzw nur bei sehr schweren Fahrzeugen wirklich sinnvolles oder gar notwendiges Hilfsmittel. Bei einem normal schweren Fahrzeug ist der optimale Bremsdruck auch gut mit reiner Muskelkraft zu bewältigen, die meisten Menschen haben einfach nur Angst und treten viel zu zaghaft auf die Bremse. Das stellt allerdings lediglich eine Fehlbedienung dar und keine Notwendigkeit einen Bremskraftverstärker zu verbauen.
Die Sinnhaftigkeit von Sicherheitsgurten haben ich im übrigen auch nicht anzweifeln wollen, wobei ihre Wirksamkeit i.d.R. nur mit Kopfstützen voll gegeben ist und ansonsten Beckengurte allein meist sinnvoller sind. Wenn ich mir allerdings anschaue, wie die meisten Leute in ihrem Auto sitzen, dann kann man sich die Dreipunktegurte i.d.R. auch sparen, da die optimale Funktion nur bei richtiger Sitzposition gegeben ist, was übrigens auch für Airbags gilt - der beste Airbag bringt rein gar nichts, wenn man, wie leider viel zu oft zu beobachten ist, im Auto halb herum liegt, mit ausgetreckten Arm fährt und kaum mehr einen ordentlichen Kniewinkel mehr hinbekommt, genauso ist aber auch eine zu dichte Sitzposition hinter dem Lenkrad gefährlich (aus 15cm Entfernung möchte man auch keinen Airbag abbekommen).
Die ganze Sicherheitstechnik hat sicherlich hier und dort ihren Nutzen - wenn man sie als letztes Fallnetz begreifen würde, auf das man sich eben nicht verlässt, sondern deren Funktion man eigentlich vermeiden möchte. Dafür muss man aber auch wissen, wie die Technik funktioniert und sie auch optimal bedienen. Die Realität sieht aber dummerweise so aus, dass sich die Leute blind auf die Sicherheitstechnik verlassen: das Auto schleudert? macht das ESP schon! Straße ist nass? Ach, Vollgas geht auch, die Schlupfregelung macht das schon! Bremsen? Macht das Auto doch! Keine verdammte Technik der Welt entbindet den Fahrer von seiner Verantwortung, also herrje, dann schaut doch auch in die Spiegel, macht den Schulterblick, fahrt auch mit eingeschaltetem Gehirn und lern endlich mal die Autos unter eurem Popo kennen und kontrollieren und verlasst euch nicht einfach auf die Elektronik, denn diese weiß einfach nicht, was der Fahrer als nächstes tun will, sie kann nicht vorhersagen, was als nächstes passieren wird und sie kann mit statischen Regelwerten nicht immer optimal arbeiten. Lernt Autofahren!