Gesellschaft Bundestagswahl 2005 - DER Thread danach…

MacZoë schrieb:
Das genau eben nicht. Es geht auch nicht darum etwas hinein zu intpretieren, sondern darum etwas heraus zu interpretieren, nämlich Sinn und Gehalt - eben genau das, das aus Wörtern Worte macht.Ich glaube, daß Du Deinen Diskussionsgegnern, wenn Du ihnen unterstellst, daß nicht fragen und nicht relativieren, Unrecht tust. Sie fragen sehr wohl, kommen aber zu anderen Schlüssen. Ich halte es auch für notwendig, daß Leistung belohnt werden sollte und denke auch, daß sehr viel mehr geleistet werden muß und sollte. Eigentum verpflichtet jedoch auch, aber zur Zeit ist - im Großen, wie im Kleinen - nichts als als ein veranwortungsloser, nahezu dekadenter Umgang mit Geld zu sehen. Zudem beschränken sich F.D.P. und Sympathisanten zu sehr darauf materiellen Erfolg zu schätzen und zu loben, dabei verkommt Bildung und der Bildungsweg zu einer Ware, die gekauft werden muß, die ausgewertet werden muß, ökonomischen Motiven untergeordnet wird. Studiengebühren, Kopfpauschale und Visionen (H. Schmidt: "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen!") à la Monsieur Kirchhof bedrohen den Sozialstaat.

Es geht nicht um ein glückseligmachendes Kollektiv, es geht nicht um Lafontaine'schen Links-Konsumismus, sondern um Chancengleichheit und Gerechtigkeit.

Beste Grüße,

Zoë

:)

Na, was soll man dazu noch sagen.. auf den Punkt gebracht wie ich finde...

viele Grüße

appledeluxe
 
pique schrieb:
"die linkspartei hätte ja aber nur x prozent im westen geholt" !
na und, ist der osten nicht mündig?

Anscheinend nicht, denn wenn ich mir die Berliner Wahlbezirksergebnisse ansehe so sind die Bezirke Hellersdorf/Hohenschönhausen/Marzahn, die Bezirke wo die meisten Stimmen der Linkspartei gegeben wurden.
Bezirke in denen Sanierungen der Plattenbauten erfolgten und Bezirke bei denen das durchschnittliche Einkommen dem bürgerlichen Bezirk Charlottenburg entspricht - also hoher Input. Zumal da eine Menge Rentner zu Hause sind und es schon zu DDR Zeiten eine Hochburg der SED war.
Das ist reine Protestwahl gegen die Demokratie. Deswegen sollte man generell einen Senilitätstest machen und erst dann die Alten zur Wahl zulassen. Bundesweit ! :D
 
hasso schrieb:
wenn man berücksichtigt wie die rot-grüne regierung "weggeschrieben wurden" und das neoliberale experiment der neokonservativen von Springer, spiegel, zeit & co. hochgelobt wurde, spricht das für die deutschen wähler, dass sie sich von medialen manipulation nicht beeinflussen lassen. manche chefredakteure mancher blätter haben journalismus mit politik verwechselt.

stimmt nicht ganz - dieses Wegschreiben von RotGrün hat sich auf Umfragen der Meinungsforschungsinstitute gegründet (beachte : Plural!)
Diese gaben durch ihre Umfragen die Stimmung wieder zu einem Zeitpunkt
vor der Wahl - das sich daraufhin die Presse 1und 1 zusammenreimt und die Realität dann aber nach der Wahl anders aussieht ist eben dem Stimmungswandel bei diesem Wahlkampf 2005 zuzuschreiben , wo mit Lügen und Verfälschungen nur so um sich geworfen wurde. Einer der schlimmsten und dreckigsten Wahlkämpfe der deutschen Geschichte überhaupt... :(
 
"Protestwahl gegen die Demokratie!" "Einer der schlimmsten und dreckigsten Wahlkämpfe der deutschen Geschichte..."
Ich weiss nicht, ob Du noch ein sehr junger Mann bist oder schon an Gedächtnisverlust leidest – ich kann mich an weit weit dreckigere erinnern. An die legendären Vorwürfe gegen Brandt, er sei unehelich und Vaterlandverräter, Wehner war stalinistischer Kommunist, die SPD wollte Deutschland an Russland verkaufen (Thema Ostverträge): In den 60er, 70er und 80er Jahren hatten wir Wahlkämpfe, in denen tropfte die pure Demagogie von allen Plakatwänden und aus allen Lautsprechern.
Da war 2005 wirklich ruhig und moderat gegen.
 
Krill schrieb:
"Protestwahl gegen die Demokratie!" "Einer der schlimmsten und dreckigsten Wahlkämpfe der deutschen Geschichte..."
Ich weiss nicht, ob Du noch ein sehr junger Mann bist oder schon an Gedächtnisverlust leidest – ich kann mich an weit weit dreckigere erinnern. An die legendären Vorwürfe gegen Brandt, er sei unehelich und Vaterlandverräter, Wehner war stalinistischer Kommunist, die SPD wollte Deutschland an Russland verkaufen (Thema Ostverträge): In den 60er, 70er und 80er Jahren hatten wir Wahlkämpfe, in denen tropfte die pure Demagogie von allen Plakatwänden und aus allen Lautsprechern.
Da war 2005 wirklich ruhig und moderat gegen.

was die Verfälschung der Inhalte und der subtilen Formen der Verdrehung von Wahrheiten angeht, fand ich es schon heftig. Eben nicht dieses Poltern aus den Zeiten des kalten Krieges sondern ein geschicktes Instrumentalisieren
der Presse zu Trägern falscher Behauptungen und Lügen.
naja wie immer :( - so gesehen magst Recht haben Krill ;)
 
Neulich war ich in einem Großmarkt in Marzahn und habe eine Verkäuferinnen zu anderen sagen gehört:

"Du, wie findest du denn des mit der Linkbardei? Die wollen ja gar nicht regieren! Also ich find das nicht in Ordnung!"

Und das war nach der Wahl! (War das sonst noch jemandem unklar dass die Linkspartei nicht regieren wollte?) :D
 
bömpfmactobi schrieb:
Sozialstaat: Doch – weite Teile der FDP und Teile der CDU (und auch Teile der Grünen!) sind letztlich neoliberal (im Sinne von Neoliberalismus = Monetarismus) und für die Abschaffung des Sozialstaates und der sozialen Marktwirtschaft – zumindest, wenn man diese Begrifflichkeiten so definiert, wie sie einst "erfunden" wurden. Der Liberalismus des vorletzten Jahrhunderts hatte mit bloßer Gewinnmaximierung auf Kosten anderer und Privatisierung ebenso wenig zu tun, wie ein Sozialstaat, der es erlaubt, das Besserverdienende sich ihm entziehen können, wenn sie Geld haben und ihm anheim fallen, wenn sie keines mehr haben (nur ein Beispiel). Eine soziale Marktwirtschaft setzt z.B. eine Umverteilung voraus, und genau diese wollen weite Teile von FDP und teils die CDU abschaffen.
Bezeichnend – und das ist jetzt meine persönliche, politische Meinung – ist, dass Rotgrün – trotz eines Konsens in der Republik – nicht willens waren, z.B. gesetzlich verpflichtete Renten- und Krankenversicherungen für ALLE einzuführen. Die oben genannten Länder – siehe Holland, skandinavische Länder – haben genau das gemacht.
Übrigens: Was Schröder angeht – der hat kein politisches Konzept hinter seinen Worten, er will es sich nur mit der Industrie nicht verscherzen (ich betone Industrie, nicht Mittelstand ;)).

Ich glaube langsam dringen wir in den Kernbereich des Problems vor, so wie ich ihn sehe: die unterschiedlichen Vorstellungen von Sozialstaat in den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen (wie auch bei unterschiedlichen Diskutanten hier im Forum). Vielleicht sollten wir (und hier halte ich das im Gegensatz zum oben genannten Begriff durchaus für angebracht) erst mal den Terminus Sozialstaat mit Inhalt füllen.

Sozialstaat muss für mich vor allem zwei Elemente haben: er muss erstens Chancengleichheit ermöglichen. Das heißt, jeder soll die Chance erhalten etwas aus seinem Leben zu machen. Meiner Ansicht nach ist dies in unserem Sozialstaat ebenso unzureichend garantiert wie in vielen anderen (auch liberaleren Staaten). Zweitens muss ein Sozialstaat ein Auffangnetz sein, das verhindert, dass Leute aus welchen Gründen auch immer in ihrer Existenz gefährdet sind. Das heißt auch, dass vor allem denen geholfen wird, die es am nötigsten haben, während diejenigen die sich selbst helfen können auch dazu gezwungen sind, sich selbst zu helfen.

Sozialstaat heißt für mich nicht, dass jeder gleich viel verdienen soll, dass Einkommensunterschiede eingeebnet werden sollen. Der Sozialstaat wie wir ihn heute haben, ist nicht anderes als eine riesige Umverteilungsmaschine, die bei allen Menschen das Gefühl zurücklässt, mehr einzubezahlen, als zurückzubekommen. Die Folge ist eine Mitnahmementalität, man versucht alles rauszuholen, was möglich ist. Der Nutzen ist privatisiert, die Kosten werden kollektiviert.

Ich behaupte nach wie vor, dass wir in Deutschland das mit Abstand dichteste soziale Netz auf der Welt haben. Ein Beispiel aus Schweden: Im Gegensatz zu Deutschland ist dort eine Praxisgebühr nicht nur einmal pro Quartal, sondern für jeden Arztbesuch fällig (mit der Folge, dass Schweden die Zahl der durchschnittlichen Arztkontakte bei ca. 3 pro Jahr und Patient liegt, während sie in Deutschland auf dem internationalen Spitzenplatz von ca. 10 pro Jahr und Patient). Was in Deutschland als Untergang des Sozialstaats gesehen wird, wird anderswo als dessen Rettung verstanden.

Noch ein letztes: Ich halte den deutschen Sozialstaat für völlig fehlgesteuert. Wir verbrauchen (in meinen Augen: verschwenden) jede Menge volkswirtschaftlicher Ressourcen, um Geld innerhalb von Schichten umzuverteilen, in denen das eigentlich nicht nötig ist. Ein Großteil der in der gesetzlichen Krankenversicherung Versicherten könnte sich mit ihren finanziellen Möglichkeiten auch auf dem privaten Markt krankenversichern. Währenddessen können sich die ökonomisch Leistungsfähigsten sehr einfach dem heutigen System entziehen. Anstatt die einen miteinzubinden und die anderen auch zu zwingen, für sich selbst auch Verantwortung zu übernehmen, errichten wir eine gigantische Umverteilungsmaschine, die Geld von der oberen Mittelschicht in die untere Mittelschicht umschichtet. Die oberen bleiben (oder blieben lange Zeit) ebenso außen vor wie die untersten...
 
Mein Gott.. Ihr werft mit Begriffen um euch..

Verantwortung, Gleichheit, Gerechtigkeit, sozial, neoliberal.. Ein Volk von 80 Millionen Bundestrainern, Politikern und Weltverbesserern. Jeder weiß, was unserer Nation fehlt und jeder hat einen Lösungsansatz und eine abstrahierte Sichtweise, die doch nichts anderes ist als ein sehr konkreter Blick aus der Froschperspektive. Ganz Deutschland spricht über Steuergesetzgebung, dabei ist aber niemand in der Lage mit letzter Sicherheit zu beurteilen, ob die eigene Steuererklärung in Ordnung ist.

Ich bringe meine Meinung mal auf den Punkt. Rot, Grün, Schwarz, Gelb oder ganz Links.. Politik - und hier redet jeder auch letztlich über Wirtschaftspolitik und Steuerung von Geldflüssen - ist nichts weiter als Management auf Staatsebene. Zwischen Unternehmensführung und Politik besteht in Deutschland kein wirklicher Unterschied. Letztlich geht es um Geld, um Führungspositionen im "Unternehmen Deutschland".

Große Worte überall.. Aber wie sieht die Realität aus?

Einerseits lebt jeder Depp seine noch so schräge Lebenseinstellung aus und betont dabei seinen Einklang mit den kosmischen Kräften, andererseits klappt's mit dem Einklang nicht mal, wenn die Nachbarkasse im Supermarkt geöffnet wird. Dann gibt's selbst unter den überzeugtesten Anthroposophen Mord und Totschlag.

Mein Votum: weniger nach außen, mehr vor der eigenen Tür kehren und sich ab und zu mal nicht so wichtig nehmen. Sonst wird man nämlich zur Karikatur seiner eigenen Existenz.
 
Ja ja, das Leben wäre einfacher, wenn wir alle nach dem Kant´schen Imperativ leben könnten.
Aber wir sind Menschen, nehmen uns selbst und unsere Familien wichtiger als den Rest der Welt.
Und weil wir das wissen, möchten wir, dass unser Gemeinwesen sich an bestimmte Regeln hält.
Darüber, wie die in den nächsten 4 Jahren aussehen sollen, haben wir grade abgestimmt.
Es geht in der Diskussion in der Tat um Werte wie Verantwortung und Gerechtigkeit, und eine solche Diskussion kann man durchaus wichtig und ernsthaft führen, auch wenn wir alle wissen, dass wir nur Menschen sind, und unser Handeln von menschlichen Gefühlen geleitet wird und nicht vom Kant'schen Imperativ.
Auch einfache Menschen dürfen über Steuern reden, selbst wenn sie nicht einmal ihre eigene Steuererklärung verstehen. (Genau das ist ja der Punkt.)

Saugkraft: Ratschläge wie "mehr vor der eigenen Tür kehren und sich ab und zu mal nicht so wichtig nehmen" sind so allgemein wie richtig und klingen immer gut, in jeder Diskussion zu jeder Zeit. Der Ratgeber stellt sich damit über die anderen und demonstriert seine überlegene Draufsicht, während die anderen in sich scheinbar heillos in Diskussionen verstricken.
Aber wenn es um konkrete und durchaus wichtige Fragestellungen geht wie "Ist unsere Steuergesetzgebung gerecht?" oder "Wieviel können wie Langzeitarbeitslosen zumuten?", helfen solche Ratschläge nicht ein Stückchen weiter.
 
Saugkraft schrieb:
Verantwortung, Gleichheit, Gerechtigkeit, sozial, neoliberal.. Ein Volk von 80 Millionen Bundestrainern, Politikern und Weltverbesserern. Jeder weiß, was unserer Nation fehlt und jeder hat einen Lösungsansatz und eine abstrahierte Sichtweise, die doch nichts anderes ist als ein sehr konkreter Blick aus der Froschperspektive. Ganz Deutschland spricht über Steuergesetzgebung, dabei ist aber niemand in der Lage mit letzter Sicherheit zu beurteilen, ob die eigene Steuererklärung in Ordnung ist.
Oh, Entschuldigung, ich vergaß, ein Volk von 80 Millionen Ignoranten ist natürlich besser. Also kümmern wir uns doch bitte alle nicht mehr um die Sachen, die wir nicht richtig verstehen. Lassen wir die Politiker das machen, das zwar alles auch nur Verbrecher und Sklaven der Wirtschaft, aber ich selber hab ja auch keine wirkliche Ahnung davon. [/Ironie]
Wie mich diese Einstellung aufregt. "Vor der eigenen Tür kehren" heißt zunächst einmal, sich auch eine Meinung zu bilden, so dass man nicht jedem politischen oder sonstigen Rattenfänger blind hinterherläuft. Würden alle nach deiner Eintellung leben, könnten wir unsere Demokratie dicht machen :mad:
 
nicht richtig verstehen ist ein gutes stichwort, alle haben sich über das steuermodel von kirchhoff aufgeregt, aber wenn man mal jemanden "gezwungen" hat das für sich mal nachzurechnen war das erstaunen ziemlich groß. Ich persönlich finde es deprimierend wenn menschen nur irgenwelche floskeln nachplappern ohne sich gedanken darüber zu machen. Aber was solls der wähler hat gesprochen, die politiker müssen und werden damit leben können, dumm nur für den wähler das er die konsequenzen tragen muss.
 
Krill schrieb:
Saugkraft: Ratschläge wie "mehr vor der eigenen Tür kehren und sich ab und zu mal nicht so wichtig nehmen" sind so allgemein wie richtig und klingen immer gut, in jeder Diskussion zu jeder Zeit. Der Ratgeber stellt sich damit über die anderen und demonstriert seine überlegene Draufsicht, während die anderen in sich scheinbar heillos in Diskussionen verstricken.
Aber wenn es um konkrete und durchaus wichtige Fragestellungen geht wie "Ist unsere Steuergesetzgebung gerecht?" oder "Wieviel können wie Langzeitarbeitslosen zumuten?", helfen solche Ratschläge nicht ein Stückchen weiter.
Ich stell mich da keinesfalls über die anderen. Dann wäre der Rat als solches ja ad absurdum geführt.

Gegen die Fragestellungen also solches ist auch nichts zu sagen. Auch nicht, dass sie diskutiert werden. Der etwas kritischere Blick für die eigene Tür und damit das eigene Umfeld würde einem allerdings manchmal vor Augen führen, wie wenig jeder einzelne in unserer Gesellschaft in der Lage ist, sozial und gerecht zu seinem direkten Umfeld zu sein.

Wann habt Ihr das letzte Mal jemanden an der Supermarktkasse vorgelassen und hattet trotz hartem Arbeitstag noch ein Lächeln für die Kassiererin übrig? Erst gestern? Gut. Dann trifft der Rat auf euch nicht zu. Aber schaut euch doch mal um. Viele - von mir aus sind die Anwesenden dabei ausgenommen - beweisen diese Sozialkompetenz eben nicht im Alltag, werden aber doch nicht müde, große "Stammtischpolitik" zu machen und wissen genau, was Deutschland aus der "Krise" helfen würde.

Ich glaube kaum, dass ich von hier auch nur annähernd beurteilen kann, wer sich von euch den Schuh anziehen muss. Das muss jeder selbst wissen. Nichtsdestoweniger gehe ich auf die Straße und erlebe ständig eben diese Diskrepanz zwischen Reden und Handeln.

Und was die gerechte Steuergesetzgebung angeht? Wer beurteilt, was gerecht ist? Und was ist der Maßstab für Gerechtigkeit? Ich halte Gerechtigkeit für einen recht subjektiven Begriff. Vielleicht findet man Gerechtigkeit, in dem man einen Standard festlegt, nach dem jeder ein Mindestmaß an Mitteln zur Verfügung hat und die Gesetzgebung dann sinnvoll gestaltet, in dem z.B. Verfahren vereinfacht und durchschaubar gemacht werden.

Ich glaube kaum, dass ich beurteilen kann, was für wen gerecht ist. Es gibt immer einen Interessenskonflikt zwischen Armen und Reichen. Will sagen.. was für den einen gerecht ist, empfindet der andere u.U. als ungerecht.

Was ICH tun kann ist: tagtäglich im Leben das "Richtige" tun, nach sozialen, menschlichen, moralischen und anderen Richtlinien. Täte das jeder,(zugegeben eine utopische Vorstellung) und würde jeder - wie du schreibst - nach einer Art kategorischem Imperativ leben, wäre in der Tat vieles besser und wir bräuchten weniger Steuerung auf Staatsebene.

Aber genau das ist doch der Punkt. Warum tun wir es nicht einfach, anstatt große Reden zu schwingen, wie wir unsere Gesellschaft regeln und steuern können?

Flo: Klar, Meinungsbildung ist wichtig. Ich stell die Meinungsbildung als solches ja gar nicht in Frage. Ist doch ne prima Sache, über Politik zu reden. Aber meine Meinung ist, dass ein leichtfertiges Umherwerfen mit großen Worten genauso weit bringt wie polemische Äußerungen darüber, was passieren würde, wenn alle nach meiner Einstellung leben würden.
 
Saugkraft schrieb:
Ich bringe meine Meinung mal auf den Punkt. Rot, Grün, Schwarz, Gelb oder ganz Links.. Politik - und hier redet jeder auch letztlich über Wirtschaftspolitik und Steuerung von Geldflüssen - ist nichts weiter als Management auf Staatsebene. Zwischen Unternehmensführung und Politik besteht in Deutschland kein wirklicher Unterschied. Letztlich geht es um Geld, um Führungspositionen im "Unternehmen Deutschland".

Große Worte überall.. Aber wie sieht die Realität aus?

vielen dank, saugkraft :) du hast hier wieder richtig schwung reingebracht ;)

nicht, dass ich auch nur im ansatz deine meinung (!) teilen würde, aber hier war ja schon fast die luft raus...

nun, ich sag das mal ganz blasiert: was politik ist und was nicht, ist keine glaubens- und keine meinungsfrage. wer versucht, soziale gebilde, wie ein unternehmen zu führen, wird auf die sprichwörtliche nase fallen. das wäre nicht weiter problematisch, würden mit ihm oder ihr nicht auch millionen anderern menschen fallen.
die realität - in all ihrer begrenztheit - sieht so aus, dass es einen zunehmenden entfremdungsprozess in westlichen industriegesellschaften gibt. d.h. wir übertragen das politische auf einige und zum zeichen der teilhabe, gehen wir frequentiell wählen. das politische aber, ist nicht teil des täglichen lebens. was zweifelsohne in gesellschaften irgendwann problematisch wird, weil es eben zwar einen nicht geringen realitätsgehalt, jedoch einen abnehmenden wahrheitsgehalt hat. konkret: es ist im bereich des politischen, wie eine hausgemeinschaft miteinander umgeht oder ob eine ampel gebaut wird, ein kindergarten eingerichtet und was in der schule unterrichtet wird.
ein leider auch schon gestorbener kluger franzose schrieb einmal: demokratie ist immer im kommen begriffen. - das ist ein punkt. sie ist niemals schon da (egal wie oft wir das postulieren), sie kann nur immer ein zu erstrebener zustand bleiben, also imme rim kommen begriffen. in dem moment, wo menschen aber ihre beteiligung reduzieren, reduzieren sie den gehalt ihrer gesellschaft. er nannte sowas auto-immunisierungsprozesse.
einer dieser prozesse, ist die reduktion des politischen (hannah arendt würde auch von 'öffentlichen räumen' sprechen).

Ein Untenehmen zu führen, bedeutet schlicht (und richtiger weise), sich dem grundsatz der profitmaximierung zu unterwerfen. Niemand, der ernsthaft darüber nachdenkt, wird der hohlen formel, dass politik gleich management sei, folgen, wenn er diese prämisse auf gesellschaften, staaten, regionen und im letzten - menschen überträgt.
 
Saugkraft schrieb:
Und was die gerechte Steuergesetzgebung angeht? Wer beurteilt, was gerecht ist? Und was ist der Maßstab für Gerechtigkeit? Ich halte Gerechtigkeit für einen recht subjektiven Begriff. Vielleicht findet man Gerechtigkeit, in dem man einen Standard festlegt, nach dem jeder ein Mindestmaß an Mitteln zur Verfügung hat und die Gesetzgebung dann sinnvoll gestaltet, in dem z.B. Verfahren vereinfacht und durchschaubar gemacht werden.

Ich glaube kaum, dass ich beurteilen kann, was für wen gerecht ist. Es gibt immer einen Interessenskonflikt zwischen Armen und Reichen. Will sagen.. was für den einen gerecht ist, empfindet der andere u.U. als ungerecht.

Gerechtigkeit, da hast du völlig recht, ist ein pseudo-objektiver begriff.
Gerechtigkeit bedarf in ihrem Wesen immer (!) eines externen bezugspunkt UND gerechtigkeit ist dementsprechend etwas, was 'von aussen' gegeben wird. Und folgerichtig, implikation: empfangen werden muß.

Habe deshalb hier schonmal davon geschrieben, dass eventuell ein höheres maaß an gleichheit von menschen, eher hilfreich ist als gerechtigkeit.

und sei es, weil gerechtigkeit als maßstab einen kleinen aber entscheidenen nachteil hat: es nützt so wenig in gesellschaften, wenn man sagen muß: "du hast deine chance(n) gehabt, hast sie nicht genutzt und nun ist eben schluß mit lustig." - das mag zwar attraktiv sein, weil so schön einfach zu denken, aber - und das ist ein weiterer gegensatz zum unternehmen - ich kann eben niemanden am ende rausschmeissen aus einer gesellschaft...
 
ich halte es eher für eine hohle formel das unternehmen sich nur an der profitoptimierung orientieren. sorry aber alles soll möglichst differnziert betrachtet werden nur die "bösen" unternehmen werden immer schwarz weiß dargestellt, man sollte sich mal dem gedanken öffnen das auch unternehmen verschiedene ziele verfolgen, und vor allem sollte man sich von der sichtweise entfernen das es sich bei unternehmen immer um internationale großkonzerne handelt.
 
@Saugkraft: Nun ja, meine Antwort war wohl nicht weniger polemisch als deine ursprüngliche Äußerung. Gleichwohl muss ich zugeben, dass ich deinem zweiten Posting durchaus zustimmen kann. Allerdings finde ich, dass deine ursprüngliche Kritik, dass hier nur mit leeren Begriffen umhergeworfen wird, nicht zutrifft... :)
 
Mecano schrieb:
ich halte es eher für eine hohle formel das unternehmen sich nur an der profitoptimierung orientieren. sorry aber alles soll möglichst differnziert betrachtet werden nur die "bösen" unternehmen werden immer schwarz weiß dargestellt, man sollte sich mal dem gedanken öffnen das auch unternehmen verschiedene ziele verfolgen, und vor allem sollte man sich von der sichtweise entfernen das es sich bei unternehmen immer um internationale großkonzerne handelt.

falls du meinen beitrag gemeint haben solltest:
ich habe das nicht bewertend geschrieben. es ist eine betriebswirtschaftliche binsenwahrheit, dass ein unternehmen (mit wenigen definierten ausnahmen) profitorientiert zu führen ist.
was das mit der moralischen kategorie "gut/böse" zu tun hat, bleibt mir schleierhaft.
ich kann sehr wohl andere wirtschafts- oder gesellschaftsmodelle präferieren, meine eigenen moralischen vorstellungen haben und pflegen, jedoch an der realen (!) tatsache ökonomischer grundsätze ändert das nichts.
 
@ barcelona dein beitrag war zwar der anlass, aber meine antwort bezog sich sich eher auf vorhergehende aussagen in denen es um ausschließliche profitmaximierung ging, das ein unternehmen letzendlich geld verdienen muss ist klar, aber in letzter konsequenz gelten die ökomischen grundsätze auch für einen staat.
 
@mecano: sicher tun sie das, z.b. in sachen budgetplanung. kedoch finden sie für den staat dort ihre begrenzung, wo es sie die angelegenheiten der gesellschaft berühren, die nicht in ökonomische zusammenhänge zu fassen sind... aber das ist letztlich auch nur ne binsenweisheit.
 
Mecano schrieb:
nicht richtig verstehen ist ein gutes stichwort, alle haben sich über das steuermodel von kirchhoff aufgeregt, aber wenn man mal jemanden "gezwungen" hat das für sich mal nachzurechnen war das erstaunen ziemlich groß. Ich persönlich finde es deprimierend wenn menschen nur irgenwelche floskeln nachplappern ohne sich gedanken darüber zu machen.

der kirchhof soll mal weiter als professor arbeiten. dort ist er gut aufgehoben und kann weiterhin seine 42% steuern zahlen. und wenns ihm nicht passt, kann er ja auswandern. schliesslich müssem mit steuergeldern auch unis finanziert werden, wovon er als prof grosszügig mit einem fürstlichen gehalt belohnt wird.
 
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