Athen brennt - Lage völlig ausser Kontrolle

Auch das ist nicht ganz richtig

Das ist jetzt albern. Ich habe lediglich das Detail ergänzt, dass es schon vor dem zweiten Weltkrieg eine Demokratie in Deutschland gab und die eben nicht erstmals danach von den Allierten eingeführt wurde. Mehr habe ich gar nicht dazu gesagt und soweit ist das eben durchaus richtig.
 
Focus. :faint:

Und es ist keineswegs "albern", denn was nützt es dir zu wissen, dass die WR demokratische Züge in der Verfassung hatte? Fakt ist, dass deine Argumentation (WR Demokratie = Deutsche haben längere Demokratietradition)ins Leere läuft - da wie schon geschrieben die Verfassung ihre Lücken hatte und zu viel vom "alten" System übernommen wurde. Ohne die Frage nach der Funktion ist die Aussage "Die WR war eine Demokratie, daher..." in diesem Kontext doch völlig sinnlos, es geht hier ja nicht um das herunterbeten geschichtlicher Daten sondern um die Prozesse rund um eben diese.
 
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Die Lage in Athen finde ich auch überhaupt nicht witzig, den focus schon.;)

Sorry für OT.:)
 
Guten Morgen,

ich finde im Vergleich hat dieser Thread mehr Inhalt als andere hin in der Bar. Ich war ein bisschen erstaunt, als die Aussagen kamen es kann auch in Deutschland passieren und verfolge sehr interessiert die Aussagen dazu. Denn ich empfinde das eher nicht so. Aber hier in der Gegend gibt es auch sehr viel Arbeit.

Ob die Eigeninitiative so wie es hier von JarodRussel dargestellt wurde das Heil ist wage ich zu bezweifeln. Zwei Beispiele erlebe ich gerade. Eine Nachbarfamilie hier im Haus lebt seid 16 Jahren mit 3 monatigen Aufenthaltserlaubnissen, diese werden immer wieder gnädiger weise um 3 Monate verlängert. Einer der Söhne bewirbt sich nun schon seid 3 Jahren um eine Ausbildungsstelle und mit einer sehr hohen Intensität. Bis heute nichts gefunden, er hat aber eine Arbeit und versucht es dennoch weiter. Er hat diesen Wunsch und arbeitet sehr fest daran und hat schon zig Bewerbungen geschrieben. Er selber hat sich so weit es für diese Lehrstelle geht, schon fortgebildet und will immer noch mehr lernen. Er hat keinen Mangeln Eigeninitiative. Ohne Erfolg bisher. (In wie weit nun das Ausländeramt da seine Finger im Spiel hat, weis ich nicht, wird aber vermutet)
Anderes Beispiel: Ein Kollege ist nun schon seid 2,5 Jahre in einer Postdocstelle und bewirbt sich immer nur sporadisch für Stellen und dann auch nur selektiv. Seine Eigeninitiative wird durch Vorurteile gesteuert, nein da will ich deswegen nicht hin und da nicht weil es zu klein ist und und und. Obwohl dieser Mensch schon ein Dipl. und ein Dr. hat, hat die Bildung nicht gereicht um in Arbeit zu bringen. Also Bildung ist kein Garant für Arbeit.

Zu Griechenland kann ich gar nichts beitragen, da ich mich damit gar nicht auskenne.
 
Sorry, aber der Focus ist nunmal ein schlechtes Magazin. Allein der Titel "Athen brennt" spricht doch für die reisserische Aufmachung dieses Blattes. Unabhängig davon hab ich mich ja schon zur Lage in Athen geäussert bzw nicht geäussert, da wir uns kaum eine Meinung bilden können. Erst recht nicht mit Artikeln aus dem Focus.

Bildung ist kein Garant für Arbeit - keine Bildung aber ein Garant für keine Arbeit. Will sagen: Die Chancen eines Akademikers sind ungleich höher eine Stelle zu finden als die eines Hilfsarbeiters.
 
schade, das die anarcho-spastis jetzt wieder einen märtyrer haben.

ich schätze mal auch der scharze block in deutschland freut sich und kann in zukunft aus "solidarität" mit den griechischen genossen autos anzünden und steine schmeissen. der tod von conny wessmann in göttingen ist da ja leider weit weniger spektakulär, da war ja bei einigen eine menge überzeugungskraft notwendig um aus einem autounfall einen mord zu machen, aber so ein richtiger erschossener - super. :rolleyes:
 
Nicht ganz richtig, die Weimarer Republik von 1918 bis 1933 war auch schon eine Demokratie.

Davon kann man locker noch einmal 100 Jahre abziehen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert war Preußen ein Vorbild für Reformen und Modernisierung hin zu mehr Demokratie. Die Verwaltung, der Bildungsbereich und die Gesetzgebung wurden grundlegend reformiert. Zum Beispiel: rechtliche Gleichstellung der Juden, preußische Hochschulen erlangten weltweite Anerkennung, Befreiung der Bauern (d. h. Abschaffung der Leibeigenschaft), flächendeckende Schulpflicht für Jungen und Mädchen (es gab schon früher immer wieder Anläufe, setzte sich aber erst durch die preußische Gesetzgebung ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts langsam durch), freie Berufswahl, Pressefreiheit, die bürgerlich-demokratischen Revolutionsbewegungen Mitte des 19. Jahrhunderts, intellektuell geprägt war die Zeit von Kant und Hegel usw. etc. pp. Alles in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Natürlich lassen sich bei jedem erwähnten Punkt Ecken und Kanten finden (und viele Bevölkerungsschichten blieben auf der Strecke und sahen in Preußen keine Perspektive, daher sind auch Millionen Deutsche nach Amerika ausgewandert), aber verglichen mit anderen Ländern in Europa wie Großbritannien, Griechenland oder Italien war Preußen ein Musterbeispiel für progressiv-demokratische Reformen.
 
Willst du damit sagen, dass das Schulwesen nicht mehr Geld bräuchte und die Steuerhinterziehenden Bürger ihre Schulen selbst bauen resp. ihre Lehrer selbst bezahlen sollen? Ist das eine Eine Entschuldigung für das Andere?

Nein, ich will damit sagen, dass Griechenland nicht Skandinavien ist und das Verhältnis der Bürger zum Staat ein völlig anderes ist. Und klar, wer Steuern hinterzieht, kann natürlich das Geld in die Förderung seiner Kinder investieren. Ähnlich läuft es in Griechenland doch auch mit der Staatsmedizin. Wer kein Geld hat ist dort ziemlich arm dran, obwohl die Gesundheitsversorgung kostenlos ist.
 
Keine Sorge. Sie sehen es kommen. Ist ja nicht so, dass hierzulande noch nie Autos von Bankern und Politikern explodiert sind. Herrn Schäuble ist ja schon eifrig mit der Vorsorge befasst.
 
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Davon kann man locker noch einmal 100 Jahre abziehen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert war Preußen ein Vorbild für Reformen und Modernisierung hin zu mehr Demokratie. Die Verwaltung, der Bildungsbereich und die Gesetzgebung wurden grundlegend reformiert. Zum Beispiel: rechtliche Gleichstellung der Juden, preußische Hochschulen erlangten weltweite Anerkennung, Befreiung der Bauern (d. h. Abschaffung der Leibeigenschaft), flächendeckende Schulpflicht für Jungen und Mädchen (es gab schon früher immer wieder Anläufe, setzte sich aber erst durch die preußische Gesetzgebung ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts langsam durch), freie Berufswahl, Pressefreiheit, die bürgerlich-demokratischen Revolutionsbewegungen Mitte des 19. Jahrhunderts, intellektuell geprägt war die Zeit von Kant und Hegel usw. etc. pp. Alles in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Natürlich lassen sich bei jedem erwähnten Punkt Ecken und Kanten finden (und viele Bevölkerungsschichten blieben auf der Strecke und sahen in Preußen keine Perspektive, daher sind auch Millionen Deutsche nach Amerika ausgewandert), aber verglichen mit anderen Ländern in Europa wie Großbritannien, Griechenland oder Italien war Preußen ein Musterbeispiel für progressiv-demokratische Reformen.

Jetzt wird hier aber idealisiert. Die preußische Gesellschaft war wie die WR sehr stark nach Schichten organisiert. Schichten, die keine Durschlässigkeit besaßen. Schulpflicht? Ja, am Anfang jedoch nur gegen Schulgeld. Das System war in zwei Klassen unterteilt, die Schüler des niederen Schulwesens wurden von ehemaligen Soldaten, die in den niederen Schulen ausgebildet wurden unterrichtet. Das höhere Schulwesen war nicht für alle zugänglich und immer durch Schulgeld finanziert. Die Einführung der Schulpflicht verfolgte im niederen Schulwesen das Ziel der Nationalen Bildung ("Gesinnung"), in diesen Schulen herrschte das Primat der Erziehung. Hier demokratische Tendenzen lesen zu wollen halte ich für falsch. Das Preußische System war auf den "Preußischen Tugenden" aufgebaut, eine Gesellschaft, die auf Disziplin und Gehorsam fußte.
Aber dies gehört eigentlich nicht hier her.
 
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Völliger OFF-T, weil es mir beim Lesen in den Augen schmerzt: Nach einem Diphtong wie "eu" schreibt man immer "ß". Preußen, preußisch… :)

Danke. Und als Braunschweiger zählt der Schweizer-Bonus nicht. :Pfeif:


;)
 
wer ein oe und ein ue hat, der hat auch ein sz :)
 
Da ich aber schon das "ß" für "fußte" kopieren musste (da englisches Layout) bitte ich den groben Schnitzer zu verzeihen u. sich auf die Inhalte zu konzentrieren. Nun werd ich mich wieder Oscar Wilde widmen, und wir uns hier vielleicht wieder dem Thema... :)
 
Nein, ich will damit sagen, dass Griechenland nicht Skandinavien ist und das Verhältnis der Bürger zum Staat ein völlig anderes ist. Und klar, wer Steuern hinterzieht, kann natürlich das Geld in die Förderung seiner Kinder investieren. Ähnlich läuft es in Griechenland doch auch mit der Staatsmedizin. Wer kein Geld hat ist dort ziemlich arm dran, obwohl die Gesundheitsversorgung kostenlos ist.

als jemand der in Griechenland lebt, kann ich dir da nur zustimmen. Die Griechen sind ein sehr freiheitsliebendes Völkchen, die sich nur ungern sagen lassen was sie zu tun und zu lassen haben. Eine Autoritätsgläubigkeit und vorauseilender Gehorsam gegenüber offiziellen Stellen, wie man sie in Deutschland kennt, ist für Griechen unvorstellbar. Hier ist man glücklich, wenn man sein Leben in Ruhe führen kann, und gesteht dem Nachbarn das selbe Recht zu; man mischt sich nicht in fremde Angelegenheiten ein (ausser um zu helfen) und reagiert äusserst gereizt wenn sich ein anderer in die eigenen Angelegenheiten einmischt. Daher wird auch alles was staatlich ist kritisch wahrgenommen; auf keinen Fall zieht der Grieche den Schwanz ein wenn die Politiker etwas entscheiden, das dem Volk weh tut. Die Streitkultur ist eine andere (politische Diskussion im Fernsehen sind eine wahre Freude), und wird wesentlich davon bestimmt daß der Grieche geradeheraus seine Meinung sagt, auch auf die Gefahr hin daß der andere eine andere Meinung hat. So etwas wie "political correctness" mit ihrer weichgespülten Sprache findet man in Griechenland praktisch nicht.
Es gibt einen starken Willen zur Selbstbestimmung. Man nimmt die Dinge selbst in die Hand, und vertraut nicht darauf daß der Staat es für einen tut. Steuern, an sich schon recht niedrig, werden natürlich ungern bezahlt (hier läuft im Fernsehen sogar Werbung vom Staat, seine Steuern ordentlich zu bezahlen), und man gibt das Geld lieber selbst aus. Zum Beispiel im Bildungsbereich, wo die staatlichen Schulen nicht gut genug sind um die schweren Aufnahmeprüfungen für die Uni zu bestehen, und Familien ihre Kinder in private, teure Frontistiria (eine Art Nachhilfeschulen) geben, oder gleich in Privatschulen. Im Krankenhaus läuft es auch besser, wenn man dem Personal "Umschläge" überreicht (mit ein paar Scheinen drin...). Das wird zwar auch von Griechen selbst als nicht wünschenswert angesehen, aber immer noch als bessere Alternative als dem Staat das Geld in den Rachen zu werfen und damit die Kontrolle darüber abzugeben.

Was die Polizei angeht, will man hier möglichst wenig damit zu tun haben. Gerade die in der letzten Zeit dokumentierten Übergriffe der griechischen Polizei gegen Obdachlose und Asylbewerber haben in der Bevölkerung zu einer noch stärkeren Ablehnung geführt. So laufen in den Demonstrationen, die dieser Tage in allen größeren griechischen Städten stattfinden, auch normale, einfache Leute mit, die gegen die Polizei (als Repräsentat der Staatsmacht) demonstrieren und die Polizisten als Mörder und Schweine beschimpfen. Im aktuellen Fall kommt dazu, daß das Opfer erst 15 war, nach griechischem Verständnis ein Kind, und wenn jemand hier einem Kind etwas antut, kocht die Volksseele und es ist Rambazamba angesagt.

Die Ausschreitungen sind heftig aus dem Ruder gelaufen, aber es ist nicht so daß es nicht einen grundsätzlichen Rückhalt in der Bevölkerung gibt, wenn Studenten auf die Strasse gehen und Widerstand gegen die Staatsgewalt fordern/leisten. Das wiederum hat seine Ursache in der jüngeren griechischen Geschichte, denn es war der von Studenten angezettelte und mit zahlreichen Todesopfern verbundene Widerstand, der zum Sturz der Militärjunta 1974 geführt hat. Das hat ihnen die Bevölkerung nicht vergessen, so daß es ein gewisses Wohlwollen auch radikalen Studenten gegenüber gibt. Und, wie gesagt, wenn es gegen die Staatsgewalt geht, ist durchaus eine Unterstützung der "normalen" Leute da.

Es ist ja auch nicht ganz so, wie es in den deutschen Medien dargestellt wird, daß ausnahmslos alle Geschäfte angegriffen und ausgebrannt werden. In der Mehrzahl handelt es sich um Banken (die hier wie überall als Mitverursacher der ökonomischen Krise gesehen werden), und um Filialen von großen (auch internationalen) Ladenketten, die Luxusgüter anbieten. Kleine Einzelhändler und Kioske werden dagegen verschont - die werden von den Randalierern ja selbst als Opfer der Krise wahrgenommen, die man nicht noch zusätzlich schädigen will.
 
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