dann sollte man als Elternteil doch eher Verantwortung übernehmen und aufklären.
Vor allem aber die Teenager nicht allein lassen.
Das ist scheinbar immer das "neumoderne" Prinzip, jedwede Verantwortung von sich zu weisen und sie der Technik, Lehrern oder wem auch immer zu überlassen.
Und wehe, die Technik spielt nicht mit, dann hagelt es Klagen.
Sehr schräg, das Ganze.
Ich finde es ganz schön schwierig, nach Verantwortung zu suchen. Wen ziehen wir da heran? Eltern? Lehrer? Für die Bildung zuständige Politiker? Oder die Kinder selbst, die im Medienkundeunterricht nicht aufgepasst haben oder sich ein Ei auf die guten Ratschläge der Medienscouts pellen?
Vielleicht ist es ganz einfach so, dass wir in die Scheiße gesurft sind, ohne es zu bemerken.
Als die ersten Schüler mit eigenem Handy in der Schule auftauchten, das war so um 2000 herum, war mein erster Gedanke: Gehört nicht in Kinderhände, die machen sich ja unglücklich damit. Und ich war recht zuversichtlich, dass der Spuk bald ein Ende nehmen würde. Es lief aber anders: Obwohl sich Belästigungs- und Mobbingfälle häuften, darunter auch ziemlich eklige, durften die Kids weiter mit Handy in die Schule kommen. Nach dem x-ten Mobbingfall schaute mir der Chef tief in die Augen, und ich verstand allmählich: Gehen Sie solchen Fällen bitte nicht mehr so penibel nach, das überfordert uns.
Tatsächlich konnte auch kein Schulleiter irgendetwas ausrichten, denn die Gesellschaft und somit auch die Politik sah in IT-Produkten allein den Fortschritt und fand, dass es sich um eine Kulturtechnk handele, an die man Kinder wie an Schreiben und Lesen heranführen müsse. Später kamen dann Projekte wie die "Medienscouts", um die Handy-Missbrauchsquote zu drücken. Bis heute läuft es wie Verkehrserziehung - aber ohne Führerscheinpflicht und ohne Mindestalter. Oder wie Suchtprävention - aber ohne Jugendschutzgesetze (Rauchen / Alk ab 18, usw.).
Aus meiner Sicht ein zivilisatorischer Rückschritt, denn Zivilisation hat viel mit Regeln zu tun, gerade auch in einer freien, demokratischen Gesellschaft. Wenn nun ausgerechnet jene IT-Unternehmen, die seit gut 20 Jahren den technischen Fortschritt zur Errichtung rechtsfreier Räume nutzen, bestimmen sollen, wer vor was zu schützen ist, dann finde ich das irgendwie krank.