Gesellschaft Frischgebackene Vegetarier – wie reagiert/e Euer Umfeld?

Hier ging es ja um die sehr abgelegene Wohngegend von Magheinz, von der er sagt, dort gäbe es weit und breit keinen Laden oder Biobauernhof.
genaugenommen ging es um die Gegend in der meine Eltern wohnen, Ich wohne in Berlin, also nicht wirklich abgelegen. Hier gibts Bioläden wie Sand am Meer. Mittlerweile so viele das ich mich frage wo das ganze Biozeugs her kommen soll...

Ich selbst lebe auch sehr weit draussen und kenne etliche Möglichkeiten, von Mitmenschen der Region gutes Fleisch aus artgerechter Haltung zu besorgen. Grade in abgelegenen Regionen werden Tiere häufig als Hobby gehalten, Hausschlachtungen sind gang und gäbe. Und weil die nur in der kalten Jahreszeit stattfinden, haben sich die Leute "Kalthäuser" gebaut, also Gemeinschafts-TK-Anlagen in Genossenschaftshand. In denen kann man sich Fächer mieten, der Strombedarf ist überschaubar.
So weit draussen empfinden das die Leute in der Gegend gar nicht. Die meisten pendeln jeden tag so zwischen 70km und 100km. Echte Haupterwerbslandwirte gibts in der Gegend kaum noch. Die Dörfer sind tagsüber wie ausgestorben da die Leute weg zur arbeit sind. Hier hat die ca 6000 Einwohner Stadt fest angestellte Feuerwehrleute da von der freiwilligen FW tagsüber niemand in der Nähe ist. Die paar die direkt in der Gegend arbeiten fallen kaum ins Gewicht. Da lohnt kein Supermarkt. 50KM-70KM zum Einkaufen zu fahren wird als vollkommen normal empfunden. Das ist übrigens eine Gegend in Osthessen!

Man muss schon sehr viel Pech mit seiner Wohngegend haben, wenn man sich gezwungen sieht, industriell erzeugtes Fleisch im Supermarkt zu kaufen.
Müssen tut man nicht. Die frage ist halt ob die langen Transportwege nicht den Biovorteil wieder kaputt machen in Sachen Umweltverschmutzung.
 
Wow – 4 Jahre ist das schon her, dieser Thread und mein Ernährungsumstieg.
So ist es weitergegangen:
Meine 5jährige Auslöserin ist inzwischen fast 10, Sportkanone und ein echter Hardcore-Vegetarier, sie verabscheut sogar Fleischersatzprodukte, auf Gelatine-frei achtet sie genauso und der wenige Käse, den sie isst, darf nur mikrobielles Lab enthalten.
Unser jetzt 6-jähriger Sandwichbub, ein Riesenkerl, gönnt sich ab und zu eine Scheibe Salami, ansonsten bleibt er vegetarisch, obwohl er natürlich darf.
Tja und dann noch unser Kleinster – jetzt 2,5 Jahre – den wir als einzigstes Baby komplett vegetarisch ernährt haben. Auch er hat die Wahl (zugegebener Maßen bekommt er kaum Fleisch zu Gesicht), spuckt aber alles wieder aus: "Stiiiiiiinkt!"
Meiner Schwiegereltern im Haus sind nach anfänglichem Zögern umgestiegen – aus dem kleinen 5-jährigen Mädchen, das sich auf dem Fischmarkt von Cadiz vor den toten Tieren geekelt hat, ist mittlerweile eine 7-köpfige vegetarisch lebende Großfamilie geworden.

Mir geht es seit den 4 Jahren auch super und habe viele neue Sachen zum Kochen entdeckt und nie ein Verlangen nach Fleisch gehabt.
Letzthin musste ich aus Höflichkeitsgründen eine als vegetarisch angepriesene Suppe (Rinderbrühe) aufessen, zugegebenermassen war ich auch etwas neugierig. Krass, wie das nach Viech geschmeckt hat, hinterher hatte ich stundenlang einen Geschmack im Mund, als hätte mir einer in den Hals geschi**en. Manchmal isst ein Kollege ein Wienerwaldhähnchen im Pausenraum – das riecht wie Katzenfutter! Ist in etwa so, wenn man mit dem Rauchen aufhört und entdeckt, wie ensetzlich das und die Raucher stinken.

Irgendwo in diesem Post ist glaube ich mal der Streit entbrannt, ob wir uns für bessere Menschen halten und ob wir missionieren wollen. Auch hier kann ich nur wieder auf meine tapfere Tochter verweisen: wie sie in der Schule deswegen gehänselt wird, wie die Eltern ihrer Mitschüler ihre eigenen Kinder gegen Vegetarismus aufhetzen und ihren Kindern, die die Argumente meiner Tochter einleuchtend fanden, verboten haben, sich vegetarischer zu ernähren, Ja, in unserer Gesellschaft ist man unfreiwillig ein Missionar, wenn man auf Fleisch verzichtet und die anderen es mitkriegen. Das sind oft gute Gespräche und ich habe den Eindruck, mein Umfeld etwas sensibilisiert zu haben, insgesamt habe ich aber wenig Hoffnung auf die große Wende: der Fleischkonsum ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt und Politik und Industrie spielen einfach nicht mit.

Ich will mit meinem Update keine neuen Krawalle auslösen – jetzt vor dem Fest wünsche ich allen von Herzen einen guten Appetit, bei welchem Essen auch immer – gönnt Euch Biofleisch;-)
 
Hoffentlich kommt das mit den tierischen Produkten aus dem Reagenzglas gezüchtet in fahrt. Dies wird aber sicher von der veganischen Lebensmittelindustrie bekämpft werden.
 
Dies wird aber sicher von der veganischen Lebensmittelindustrie bekämpft werden.
oder die sind schneller als die Fleischindustrie, die hat ziemlich lange gebraucht bis sie gemerkt hat: den ärgsten Feind sollte man als Freund haben und schwupps gabs Veggizeugs von Rügenwalder & Co :D
 
"Die Politik" bildet normalerweise einen Querschnitt der Gesellschaft ab, wenn die keine Wende will dann gibts auch keine :noplan:

Mir würde vor einer Wende schon ein Sachverstand oder einfach nur eine Einsicht über Tatsachen reichen :D der rest kommt von alleine ;)
 
Es wäre Gefährlich der breiten Masse einfach nur "macht vegetarisch" hinzuknallen. Vegetarisch Leben heißt sich über Ernährung und die durch den fehlenden Fleischkonsum auftretende Mangelernährung durch entsprechende Anpassung des Ernährungsplans abzufangen.
Wenn die Politik jetzt groß "essen kein Fleisch mehr" in die Bevölkerung drückt, dann gute Nacht Gesundheitssystem
 
Das würde bedeuten, der großteil ernährt sich heute schon gesund, wenn ich mir das so ansehe ist das eher nicht der Fall... Scheinbar muss man auch genug Erwachsenen erklären wie ausgewogene Ernährung funktioniert....

Ob es also damit wirklich schlechter wird glaub ich nicht, besser allerdings auch nicht :D
 
Das würde bedeuten, der großteil ernährt sich heute schon gesund, wenn ich mir das so ansehe ist das eher nicht der Fall...
Genau das ist der Punkt. Wenn die jetzt noch Fleisch weglassen, fallen die wie die Fliegen.
Ich seh da die Schule in der Pflicht - Die Eltern können sowas nicht mehr leisten. Ernährungskunde.
 
Naja, die Eltern sollte meine Generation sein, und meine Generation wurde schon seit dem Kindergarten mit den tollen Ernährungsmodellen bombardiert, ich hör mir den gleichen Mist heute im betrieblichen Umfeld an und da gehts aber wirklich an die Leute 40+.

Die Kevins werden das auch in der 5ten Gen. nicht auf die Kette bekommen.
 
Mir geht es seit den 4 Jahren auch super und habe viele neue Sachen zum Kochen entdeckt und nie ein Verlangen nach Fleisch gehabt.
Letzthin musste ich aus Höflichkeitsgründen eine als vegetarisch angepriesene Suppe (Rinderbrühe) aufessen, zugegebenermassen war ich auch etwas neugierig. Krass, wie das nach Viech geschmeckt hat, hinterher hatte ich stundenlang einen Geschmack im Mund, als hätte mir einer in den Hals geschi**en. Manchmal isst ein Kollege ein Wienerwaldhähnchen im Pausenraum – das riecht wie Katzenfutter! Ist in etwa so, wenn man mit dem Rauchen aufhört und entdeckt, wie ensetzlich das und die Raucher stinken.

Genau diese (Geschmacks-) Erfahrungen habe ich auch gemacht.

Irgendwo in diesem Post ist glaube ich mal der Streit entbrannt, ob wir uns für bessere Menschen halten und ob wir missionieren wollen. Auch hier kann ich nur wieder auf meine tapfere Tochter verweisen: wie sie in der Schule deswegen gehänselt wird, wie die Eltern ihrer Mitschüler ihre eigenen Kinder gegen Vegetarismus aufhetzen und ihren Kindern, die die Argumente meiner Tochter einleuchtend fanden, verboten haben, sich vegetarischer zu ernähren, Ja, in unserer Gesellschaft ist man unfreiwillig ein Missionar, wenn man auf Fleisch verzichtet und die anderen es mitkriegen.

In meiner "Anfängerzeit" war das genau so, aber hier in Hamburg ist vegetarische Ernährung inzwischen selbstverständlich. Aber in einem Landgasthof in 50 km Entfernung kann das schon anders sein. In welcher Gegend wohnst du denn?


Ich muss ich einmal nachhaken: Wobei genau soll denn die Politik und Industrie "mitspielen"?

Denke nur an den Aufstand, den die Konservativen angezettelt haben, als es um den freiwilligen (!) Veggie -Day ging.
 
Wow – 4 Jahre ist das schon her, dieser Thread und mein Ernährungsumstieg.
So ist es weitergegangen:
[...]
Tja und dann noch unser Kleinster – jetzt 2,5 Jahre – den wir als einzigstes Baby komplett vegetarisch ernährt haben. Auch er hat die Wahl (zugegebener Maßen bekommt er kaum Fleisch zu Gesicht), spuckt aber alles wieder aus: "Stiiiiiiinkt!"
Meiner Schwiegereltern im Haus sind nach anfänglichem Zögern umgestiegen – aus dem kleinen 5-jährigen Mädchen, das sich auf dem Fischmarkt von Cadiz vor den toten Tieren geekelt hat, ist mittlerweile eine 7-köpfige vegetarisch lebende Großfamilie geworden.

Mir geht es seit den 4 Jahren auch super und habe viele neue Sachen zum Kochen entdeckt und nie ein Verlangen nach Fleisch gehabt.
Letzthin musste ich aus Höflichkeitsgründen eine als vegetarisch angepriesene Suppe (Rinderbrühe) aufessen, zugegebenermassen war ich auch etwas neugierig. Krass, wie das nach Viech geschmeckt hat, hinterher hatte ich stundenlang einen Geschmack im Mund, als hätte mir einer in den Hals geschi**en. Manchmal isst ein Kollege ein Wienerwaldhähnchen im Pausenraum – das riecht wie Katzenfutter! Ist in etwa so, wenn man mit dem Rauchen aufhört und entdeckt, wie ensetzlich das und die Raucher stinken.
Das Geschmack eine antrainierte Sache ist wundert das Ergebnis kein bisschen.


Irgendwo in diesem Post ist glaube ich mal der Streit entbrannt, ob wir uns für bessere Menschen halten und ob wir missionieren wollen. Auch hier kann ich nur wieder auf meine tapfere Tochter verweisen: wie sie in der Schule deswegen gehänselt wird, wie die Eltern ihrer Mitschüler ihre eigenen Kinder gegen Vegetarismus aufhetzen und ihren Kindern, die die Argumente meiner Tochter einleuchtend fanden, verboten haben, sich vegetarischer zu ernähren, Ja, in unserer Gesellschaft ist man unfreiwillig ein Missionar, wenn man auf Fleisch verzichtet und die anderen es mitkriegen. Das sind oft gute Gespräche und ich habe den Eindruck, mein Umfeld etwas sensibilisiert zu haben, insgesamt habe ich aber wenig Hoffnung auf die große Wende: der Fleischkonsum ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt und Politik und Industrie spielen einfach nicht mit.
Also bei uns gibt es Allesfresser, Nur-Bio-Esser, Schweinefleischverweigerer, Vegetarier und Veganer.
Deine "guten Gespräche" drücken einem nur die letzteren beiden auf.
Man wird nicht unfreiwillig zum Missionar, man kann auch einfach mal die Klappe halten und schweigend geniessen und eben nichts essen. ein einfaches "nein danke" wird hier kommentarlos akzeptiert.
Ich bin sicher deine Tochter wird nicht gehänselt weil sie kein Fleisch isst sondern weil sie anderen damit auf den Nerv geht.
 
Ich hab das die letzten 20 Jahre leider andersrum erlebt.
Mich interessiert kein Stück, wer Fleisch isst oder nicht und habe auch kein Interesse an Diskussionen darüber, werde aber bei jeder Gelegenheit wieder von unterschiedlichsten Leuten missioniert.
Das geht soweit, wenn mir Leute einen guten Bratwurststand empfehlen, lächele ich nur müde und bedanke mich artig für den Tipp.
So hat man seine Ruhe.
 
Deine "guten Gespräche" drücken einem nur die letzteren beiden auf.
Man wird nicht unfreiwillig zum Missionar, man kann auch einfach mal die Klappe halten und schweigend geniessen und eben nichts essen. ....
Das dachte ich mir auch beim Lesen.
Warum hat er den Fred denn sonst wieder aufgewärmt?
 
In meiner "Anfängerzeit" war das genau so, aber hier in Hamburg ist vegetarische Ernährung inzwischen selbstverständlich. Aber in einem Landgasthof in 50 km Entfernung kann das schon anders sein.
Ich erinnere mich an einen Urlaub in den frühen Neunzigern, in der Tatra (okay, deutlich mehr als 50 km weg von Hamburg). Mit einer Vegetarierin in der Gruppe… Sprachprobleme gab es keine, aber kulturelle. Kartoffelsalat mit Speck wurde ihr bedenkenlos serviert (ist ja kein Fleisch drin) und eigentlich galt alles, was weniger als 50% Fleisch/Wurst/Speck auf dem Teller hatte, als vegetarisch.
Heute dürfte das auch dort gänzlich anders sein. Damals wurde Fleisch dort halt eher selten serviert, die Leute waren sozusagen sowieso Teilzeitvegetarier, aber da war Fleisch dann Luxus, und den Luxus gönnt man sich halt im Urlaub oder an Festtagen.
 
Das geht soweit, wenn mir Leute einen guten Bratwurststand empfehlen, lächele ich nur müde und bedanke mich artig für den Tipp.

Immerhin hat du die Grundlagen des Menschseins scheinbar mitbekommen. Das kann man nicht für alle sagen, bei sowas kommt schonmal gerne der bekannte „Mörder“...
 
Ich erinnere mich an einen Urlaub in den frühen Neunzigern, in der Tatra (okay, deutlich mehr als 50 km weg von Hamburg). Mit einer Vegetarierin in der Gruppe… Sprachprobleme gab es keine, aber kulturelle. Kartoffelsalat mit Speck wurde ihr bedenkenlos serviert (ist ja kein Fleisch drin) und eigentlich galt alles, was weniger als 50% Fleisch/Wurst/Speck auf dem Teller hatte, als vegetarisch.
Heute dürfte das auch dort gänzlich anders sein. Damals wurde Fleisch dort halt eher selten serviert, die Leute waren sozusagen sowieso Teilzeitvegetarier, aber da war Fleisch dann Luxus, und den Luxus gönnt man sich halt im Urlaub oder an Festtagen.
Ja, in den 90ern gabs noch vegetarischen Salat mit Hühnchen :crack:
(gut, damals fand ichs nicht so lustig :D )
 
Ich erinnere mich an einen Urlaub in den frühen Neunzigern, in der Tatra (okay, deutlich mehr als 50 km weg von Hamburg). Mit einer Vegetarierin in der Gruppe… Sprachprobleme gab es keine, aber kulturelle. Kartoffelsalat mit Speck wurde ihr bedenkenlos serviert (ist ja kein Fleisch drin) und eigentlich galt alles, was weniger als 50% Fleisch/Wurst/Speck auf dem Teller hatte, als vegetarisch.
Heute dürfte das auch dort gänzlich anders sein. Damals wurde Fleisch dort halt eher selten serviert, die Leute waren sozusagen sowieso Teilzeitvegetarier, aber da war Fleisch dann Luxus, und den Luxus gönnt man sich halt im Urlaub oder an Festtagen.

Da fällt mir diese herrliche Szene aus "My Big Fat Greek Wedding" ein, wo es um das Hochzeitsmahl geht. Die Tante der Braut sagt: " Er ist Vegetarier? Dann mache ich ihm Lamm!"
 
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