Gesellschaft Frischgebackene Vegetarier – wie reagiert/e Euer Umfeld?

don.raphael

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Hola Gemeinde,

habe nach jahrzehntelangem, unbedachtem Fleischessen vor ein paar Wochen aufgehört wegzuschauen und begonnen, mich rein vegetarisch zu ernähren.
Mir ein leuchtendes Beispiel war meine 5-jährige Tochter, die irgendwann begonnen hat nachzufragen, dann völlig klar gesehen hat und jetzt ganz selbstverständlich vegetarisch lebt.

Diese plötzliche Klarheit und das "wie konnte ich früher nur Fleisch essen" stellt sich recht rasch ein.

Mein momentanes "outing" im Freundes- und Familienkreis fällt mir überraschend schwer, wohl auch deshalb, weil ich eine Abscheu gegenüber jeglicher Missionierung habe und merke, dass sich jeder gleich verteidigt, mindestens aber recht schuldbewusst in seinen Döner beisst – die Ausformungen der Massentierhaltung, des Tötens und der Umweltfolgen sind ja jedem halbwegs informierten Menschen bekannt, man schaut halt weg, weils einfach zu gut schmeckt.

Mich interessiert, wie es Euch ging: sind Leute auf Distanz gegangen oder wurde es überwiegend positiv aufgenommen?
 
Solange das jeder für sich entscheidet und seine Mitmenschen damit in Ruhe lässt ist das völlig OK.
Leider scheinen viele Veg..irgendwas ihre Lebenseinstellung jedem unter die Nase reiben zu müssen und das nervt tier... bzw. pflanzlich...
 
Solange das jeder für sich entscheidet und seine Mitmenschen damit in Ruhe lässt ist das völlig OK.
Leider scheinen viele Veg..irgendwas ihre Lebenseinstellung jedem unter die Nase reiben zu müssen und das nervt tier... bzw. pflanzlich...
na das ist es ja eben - da geht man mit jemanden in die mittagspause, bestellt eine türkische pizza mit gemüse drin und während der kollege in den fleischdöner beisst und sich nach den gründen deines neuerdings fleischlosen konsums erkundigt ist man auf missionierungskurs und verdirbt dem anderen den appetit , egal wie neutral man sich ausdrückt.
 
Im direkten Umfeld unter Freunden war/ist das nie ein Problem. Zu Beginn war das in der Familie kurz nervig, aber da meine Mutter unter der Woche eh vegetarisch gekocht hat, war auch das schnell kein Thema mehr. Problematischer ist das auf Kongressen oder allgemein Feiern (ob in der größeren Familie oder in der Firma). Sowohl, wenns um „bring was mit“-Essen oder um Restaurants geht. Da schaut man dann ab und an mal in die Röhre.

Ansonsten: Viel Spaß damit. :) Ernährungsumstellung hat mir immer einen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand beschert.

Zur geschilderten Situation hilft oft der Satz: du willst uns beiden bestimmt nicht das Essen mit ner Diskussion um die Schrecken der Massentierhaltung vermiesen, oder?
 
http://www.taz.de/!120197/ schrieb:
Wie steht es mit dem Biolandbau? Biolandbau und Vegetarismus schließen einander aus. Durch den Verzicht auf mineralische Düngemittel ist die ökologische Landwirtschaft ganz besonders auf Tiere als Düngerproduzenten angewiesen. Geschlossene Kreislaufwirtschaft heißt ihr Grundprinzip: Tiere, Menschen und Pflanzen leben in einer sich gegenseitig stützenden und nährenden „Mischkultur“. Nur so ist Nachhaltigkeit überhaupt möglich. Würden die Biokunden auf Fleisch, Milch und Eier verzichten, wäre dies das Ende der ökologischen Landwirtschaft.


Verursachen Vegetarier mehr Blutvergießen als Fleischesser?
 
Ich bin seit 2000 Vegetarier. Geworden bin ich es eher ungeplant. Ethisch-moralisch hatte ich immer ein Problem mit den Formen der Tierhaltung, etc. pp.. Als ich begann Sport zu treiben, und mich gesünder zu ernähren,... irgendwann konnte ich mich einfach nicht mehr dran erinnern, wann ich zuletzt Fleisch gegessen hatte. Das fand ich erstaunlich und interessant. Denn ich habe gerne und viel Fleisch gegessen. Ich habe mir damals auch nie vorgenommen, daß ich nie wieder Fleisch esse oder so. Ich hab einfach mal geguckt, wie sich das entwickelt. Soviel zu meiner Vorgeschichte. Zu meinem Umfeld, und Deiner Frage das folgende;

Auch wenn Du nicht missionarisch rüberkommst, der Großteil wird in eine Abwehrhaltung verfallen, sobald klar wird, daß Du vegetarisch lebst. Gewöhn Dich lieber schon mal an "das ist nun mal so", "daran kann man eh nichts ändern", "schmeckt mir zu gut", "ohne könnte ich nicht leben", "das ist bestimmt nicht gesund", und und und. Manch einer fühlt sich regelrecht persönlich angegriffen, nur weil Du kein Fleisch ißt, und der- oder diejenige das dann weiß. Und,... auch Du wirst irgendwann mal etwas.... ausrasten. Wenn Du den tausendsten dummen Spruch oder billigen Witz reingedrückt bekommst, reicht es halt irgendwann.
Mittlerweile halte ich es eigentlich so, daß ich gerne erzähle, warum ich Vegetarier bin und bleibe, wenn mich jemand fragt. Ich hab auch kein Problem damit, zu erzählen, was ich so esse. Wenn mir jemand dumm kommt, gerne auch beim gemeinsamen Essen, bin ich recht entspannt. Wenn der "Gesprächspartner" aber nicht aufhört zu sticheln am Tisch, warne ich mal vorsichtig vor. Beim zwoten mal erzähl ich dann übliche Vorgehensweisen im Rahmen der Massentierhaltung. Hat schon öfter für halbvolle Teller gesorgt.

Am Ende läuft es auf das folgende hinaus: Essen, und Essen lassen. Solange mich die Fleischesser in Ruhe lassen, bleibe ich friedlich. Ich gehe offen mit meinem Vegetarismus um, gehe aber auch nicht hausieren damit.

Ach so; Du wirst nicht nur von einigen Fleischessern angefeindet werden, sondern auch von Veganern.
 
Ich muss schon seit 30 Jahren auf so gut wie alle tierische Produkte verzichten (Allergie). Inzwischen reagieren die meisten Mitmenschen entspannt auf dieses Thema. Okay, ich missioniere nicht, das nervt sogar mich, finde diese Allergie aber irgendwie sympathisch. Warum ich mich wie ernähre, erzähle ich nur auf Nachfrage.

Momentan ist es doch eher hip, vegetarisch oder vegan zu leben. Wobei mir mein Hausarzt gestern sein Beileid ausgesprochen hat, er könne sich die Kostform so rein gar nicht vorstellen.
 
Gesundes Fleisch in Maßen scheint wohl ok zu sein.

Persönlich würde ich nicht zuletzt auch darauf achten, meinen Gluten-, Zucker- und Milch Konsum zu moderieren, aber das kann ja jeder individuell handhaben.

Hülsenfrüchte und einige Getreidesorten enthalten außerdem Anti-Nährstoffe (Phytinsäure), durch längeres Einweichen kann man diese aber reduzieren.
 
Öhm, das geht hier gerade etwas in Richtung "Grundsatzdiskussion", was eher nicht das Ziel wäre.

Thema: Frischgebackene Vegetarier – wie reagiert/e Euer Umfeld?

;)
 
Die Leute sind doch selber schuld wenn sie es so genau wissen wollen und du ihnen den Appetit verdirbst. Ich selber finde die zum teil echt krasse tierhaltung und tötung nicht ok, will aber auch nicht auf Fleisch verzichten. Mir kann man erzählen was man will oder auch irgendwelche Videos von Tierschützern zeigen, ich esse trotzdem genüsslich meinen Döner o.ä. :hunger:
Wer die Wahrheit nicht verträgt und nur wegschaut hat es verdient den Appetit verdorben zu kriegen :d
 
Ich bin auch Vegetarier, okay außer für Fisch und Steak, ICH LIEBE STEAK!
 
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Na zum Glück ist der Vegetarier gebacken, roh schmecken die nicht.
 
Ich bin bis zum ca. 21 Lebensjahr durch die Eltern Vegetarier gewesen und habe es übernommen wie die das gehandhabt haben: no comment. Ganz einfach. Oder es schmeckt mir nicht. Damals war man da wirklich ein Exot. Jetzt, nach vielen Jahren bin ich es wieder (zwischenzeitlich nicht ganz weil ich inzwischen Zöliakie bekommen hatte und auch auf jede Form von Getreide verzichten muss) und auch jetzt kommentiere ich das weder noch missioniere ich. Damit wird jede Diskussion im Keim erstickt und das wird auch so respektiert - ich muss leider viel geschäftlich zum Essen gehen und man kann sich denken dass mir da nicht viel bleibt. Und so werde ich es weiter machen.
 
Don, vielleicht liegt es an der Art wie du es formulierst. Ich markiere mal fett..
habe nach jahrzehntelangem, unbedachtem Fleischessen vor ein paar Wochen aufgehört wegzuschauen und begonnen, mich rein vegetarisch zu ernähren.
Mir ein leuchtendes Beispiel war meine 5-jährige Tochter, die irgendwann begonnen hat nachzufragen, dann völlig klar gesehen hat und jetzt ganz selbstverständlich vegetarisch lebt.

Diese plötzliche Klarheit und das "wie konnte ich früher nur Fleisch essen" stellt sich recht rasch ein.
Das klingt, als wärest du in eine Sekte eingetreten. Selbst wenn es nicht so ist. Das lese ich aus deinem Beitrag.

Mein momentanes "outing" im Freundes- und Familienkreis fällt mir überraschend schwer
Kein Wunder wenn es ein Outing ist. Iss kein Fleisch und gut ist es. Das bleibt doch dir überlassen. Und erklären musst du das auch niemandem.

Wenn jemand nachfragt, ob du Vegetarier bist und du nicht missionieren willst (wie du ja selbst geschrieben hast), dann sagst du: Ist das wichtig? Ich esse kein Fleisch. Punkt.

merke, dass sich jeder gleich verteidigt, mindestens aber recht schuldbewusst in seinen Döner beisst
Kann mir nicht passieren. Ich esse so wenig Fleisch, dass ich auf Massentierhaltung prima verzichten kann. Die Kuh, die ich in x Jahren zusammenbekomme, kann traditionell gehalten werden.


Momentan ist es doch eher hip, vegetarisch oder vegan zu leben.
Ja leider. Alle (ausnahmslos alle) Veganer (nicht die Vegetarier) marschieren in dein Leben wie die SA, haben auf Nachfrage aber keine Antworten parat. (Zum Beispiel bei der Frage, ob mit Gülle gedüngtes Gemüse nicht auch eine Ausbeutung von Tieren ist)

Und Spaß verstehen "meine" Veganer schon gar nicht. Wenn der vegane Kuchen scheiße schmeckt, dann liegt das nicht daran, dass der Kuchen scheiße zubereitet ist sondern an meiner inneren Einstellung, dass vegan verurteilenswert ist.

Zur Frage: Wenn es "Sonntagsbraten" mit Klößen und Rotkohl gab und ich auf den Braten verzichtet hab, wurde ich schon mehr als einmal dumm angeschaut/gefragt, was ich für ein Problem hab. Das ist mir einigermaßen egal. Ich suche aus, was ich in welchen Mengen esse und fertig.

Da muss man IMHO echt kein "Happening" draus machen.

Don, das mag alles etwas negativ und wie Schwarz-Weiß-Denken klingen. Wenn du in deinem Umfeld Probleme hast, weil du kein Fleischt ist, ist aber IMHO ein bisschen mehr an der Geschichte dran. Ich esse Fleisch wenn ich will und verzichte drauf wenn ich will. Ein Problem hatte ich damit noch nie.
 
Don, vielleicht liegt es an der Art wie du es formulierst.

Das ist ja ein grundsätzliches Problem bei dem Thema. Wenn jemand sagt, er esse aus moralischen Gründen kein Fleisch mehr, dann ist das schon implizit missionierend. Weil man damit unterstellt, dass Vegetarismus moralisch besser ist als Fleischkonsum.

Ich glaube nicht, dass man das - wenn aus diesen Gründen erfolgt - wirklich nicht-missionierend rüberbringen kann.
 
Eben. Da muss man sich entscheiden. Ich esse wirklich nicht viel Fleisch. In erster Linie, weil mir fleischlos besser schmeckt, in zweiter Linie, weil ein bisschen Maß halten noch keinem geschadet hat. Wenn ich Fleisch esse, dann achte ich drauf, dass Gutfried und Co außen vor bleiben.

Wenn mich jemand fragt, warum ich lieber Electro als Schlager höre, dann muss ich ihm auch nicht erklären, warum das so ist. Schon gar nicht ungefragt. Und ich erkläre auch nicht, warum Schlager das musikalische Verständnis ruinieren können.

Wenn ich mich mit jemandem darüber unterhalte, wie und warum ich so lebe, dann halte ich es für sinnvoll, das in einem Zwiegespräch zu machen. Das setzt ehrliches Interesse beim Gegenüber voraus.

Und natürlich, ja.. Man wird schräg angeschaut. Gerade im geschäftlichen Umfeld. Aber auch da denke ich, dass Emanzipation einerseits bedeutet, sich zu emanzipieren und durchzusetzen und andererseits auch (vielleicht sogar noch mehr) bedeutet, mal aufzuhören, rumzujammern. Ich will es nicht. Punkt. Komm damit klar oder lass es. Mir ist das egal.

Wäre ja noch schöner wenn ich mir für meinen Geschmack rechtfertigen müsste.

Anders ausgedrückt: Manchmal muss man eben einen Tod sterben. Wenn ich als Gothic durch die Stadt laufe, dann darf ich mich nicht beschweren wenn mich die Leute anstarren. Da draußen sind nunmal viele Spießer unterwegs. Ich kann die Welt nicht ändern. Also schafft man sich ein dickes Fell an. Und wenn das nicht klappt, dann ist man für die Lebenseinstellung vielleicht nicht geschaffen.
 
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