Gesellschaft Das Märchen von der Elektro-Mobilität

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Ich weiß zwar nicht, ob es die gewünschte ist, aber Suche nach "IFEU Elektroauto" liefert folgenden Link bzw. Studie.
Ja, daher habe ich die Zahlen für die Produktion genommen. Ich weiß nur nicht, ob MacEnroe ebenfalls genau diese Quelle meinte.

Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn wir die Zeit hätten, es auszuprobieren - solange, bis auch der letzte Depp darauf kommt, dass wir kein Herumdoktern an ökologischen Symptomen, sondern eine Behandlung der Grunderkrankung brauchen. Also eine Transformation zu einer ökologischen Kreislaufwirtschaft. Wenn ich jetzt sage: "Es darf nicht mehr verbraucht werden als recycled werden kann" - wäre das jetzt auch schon zu abstrakt?
Finde ich jetzt nicht abstrakt. Das wäre ja wieder das Thema "Green Economy vs Postwachstum". Wenn man sich mal das große Ganze vorstellt, wäre das E-Auto dann nicht doch ein guter Baustein auf dem Weg dahin? Schließlich ließe es sich in einen Kreislauf einbinden und in Zukunft vielleicht auch komplett wieder recyclen. Zumindest im Vergleich zum Ölverbrauch wäre das doch schon fast "Cradle to Cradle". Die Akku Herstellung dürfte dann nur noch einen Bruchteil an Schaden anrichten und sehr wenig CO2 produzieren.
 
Ich nutze das eigentlich gerne, aber es ist a) alles andere als günstig bei rund 30ct/min. und b) sehr oft ist ausgerechnet genau dann wenn ich eins brauche, keins da. Hier sind mittlerweile 500 Fahrzeuge im Einsatz und es passiert trotzdem sehr oft, dass in meinem Stadtteil im Umkreis von 2km kein einziges Auto steht
500 Autos sind doch auch ein Witz. In Stuttgart werden 100 mal mehr Autos im Jahr (!) zugelassen.
Wenn ein Anbieter mal 50k von seinen Autos um Umlauf hat, dann bekommst Du auch überall einen
 
Ich finde das absolut nicht abstrakt. Da wird es einfach immer mehr IT geben, immer mehr Serverfarmen, immer mehr autonome Cabs und jede Menge extra-komfortablen Mehrwert drumherum - keine Sorge, den Konzernen (deren Geschäftsmodell übrigens auf treffsichere Konsumverführung hinausläuft) fällt immer was ein. Diesen wachsenden "Öko"-Verkehr mit allem, was dranhängt, wird man entsprechend mit Energie ausstatten müssen.
Aber dies nur mit regenerativer Energie. Darauf laufen ja alle Vorschläge hinaus. Abgesehen davon haben wir auch eine grundsätzliche Diskussion: Die klimafreundlichste Mobilität ist die, die gar nicht erst stattfindet. (Bzw. gar nicht erst stattfinden muss.) Dabei gehts darum, eben nicht immer mehr "Öko"-Verkehr zu erzeugen. (Die entsprechenden Punkte, vom Güterverkehr bis zur wachsenden Pendelei will ich hier nicht wiederholen.)

Du schreibst dazu immer wieder, eine solche Reduzierung sei aus systemischen Gründen nicht möglich, und begründest dies dann mit grundsätzlicher Kapitalismuskritik. Als Belege dienen dir dann das derzeitige reale Verhalten der Konsumenten, Unternehmen und PolitikerInnen, die sich alle resistent gegen jede Bemühungen zeigten.


Wenn ich jetzt sage: "Es darf nicht mehr verbraucht werden als recycled werden kann" - wäre das jetzt auch schon zu abstrakt?
Das ist die grundsätzliche Anforderung: Unsere Mobilität darf nur unter diesen Voraussetzungen stattfinden, wenn wir eine Klimakatastrophe verhindern wollen. Und genau um diese Frage geht es auch in diesem Thread: Wie könnte so eine Mobilität aussehen? Wie wäre die umzusetzen? Würde dies wirklich einen Verzicht auf Lebensqualität bedeuten – oder können weniger zurückgelegte Kilometer nicht sogar mehr Lebensqualität bedeuten?

Dann kommst du mit: Im Kapitalismus unmöglich.
Und schon steht die Unterhaltung wieder an deinem Ausgangspunkt, ratlos bis resignierend: "Es gibt keine Lösung, wir haben keine Zeit mehr, die Leute wollen das nicht, die Kapitalisten können es nicht."

In meinen Augen kommt man da aber nicht weiter. Ich ziehe es vor, über konkrete Probleme und mögliche Wege, die zu lösen, zu diskutieren. Natürlich dann auch darüber, welche Hürden dabei überwunden werden müssen. Bei der autonomen E-Mobilität wären es beispielsweise die damit verbundenen Datenströme und Fragen, in welchem Umfang die nötig sind, welche es Möglichkeiten es gäbe, als Konsument selbstbestimmt zu handeln, usw..
 
Tut mir leid aber wo nimmst du diese Info her? Jedenfalls nicht aus dem von mir verlinkten Artikel.
Weder steht da, dass nur 40% der privaten PKWs durch E-Autos ersetzt werden könnten (wie in deiner ersten Antwort auf den Link behauptet), noch dass das was du jetzt schreibst 40% der gesamte Straßenverkehr seien und nicht nur der private.
Eigentlich steht doch alles in dem Teil aus dem Artikel den ich vorhin schon zitierte (plus jetzt noch ein bisschen mehr):

Falls ich mich irre oder in dem Artikel irgendwas überlesen habe, kannst du ja bitte den entsprechenden Ausschnitt hier einmal zitieren.

Wenn man nach den Daten sucht, stößt man überall auf die ca. 40% für den gesamten Straßenverkehr, inclusive Lastverkehr,
die schreiben aber, rein private PKWs 40%, Lastverkehr könnte man zusätzlich noch sparen. Also schrub ich, da haben die wohl
was verwechselt. Oder die gehen von anderen Daten aus. Woher sie die haben, weiß ich nicht.
 
Wenn man nach den Daten sucht, stößt man überall auf die ca. 40% für den gesamten Straßenverkehr, inclusive Lastverkehr,...

Kannst du da mal ein paar Beispiel-Links posten. Ich finde da nur was in der Art (39%) von 2010. Andere Erbebnisse oft nur für die USA, da liegt dann der Anteil für Straßenverkehr aber noch deutlich höher.
 
Du schreibst dazu immer wieder, eine solche Reduzierung sei aus systemischen Gründen nicht möglich, und begründest dies dann mit grundsätzlicher Kapitalismuskritik.

Nein! Ich begründe es nicht mit grundsätzlicher Kapitalismuskritik, sondern technisch: Es ist nicht möglich, innerhalb des laufenden Systems einfach auf politischem Wege eine ökologische Wirtschaft zu etablieren. Deshalb nicht, weil man den Unternehmen dann auferlegen müsste, Investitionen nur noch in die Herstellung nahezu umweltneutraler Produkte zu tätigen. Im Hinblick auf den Absatz und den zu erwartenden Gewinn haut das natürlich nicht hin, weil so ziemlich alles, was produziert und konsumiert wird, die Umwelt belastet - mehr oder weniger, wobei "weniger" aber nicht reicht, solange die Wirtschaft auf Wachstum basiert. Kurzum, man würgt im Ergebnis Investitionen ab. Die aber sind genau das, was das derzeitige System am Laufen hält. Das kannst du ja gerade ganz wunderbar an der drohenden Rezession ablesen: "Wie stimuliert man Investitionen auf der einen Seite und Konsum auf der anderen Seite?" ist die alles entscheidende Frage, um die Rezession zu vertreiben, quer durch den Blätterwald. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass in einer dynamischen Wirtschaft die Einkommen von heute nur erzeugt werden können, wenn investiert und konsumiert wird. So pervers es auch klingt, es stimmt leider. Fallen die Investitionen aus, werden Angestellte entlassen. Die können nicht mehr konsumieren, was den Absatz schmälert. Für die Unternehmen lohnt es sich immer weniger, (in die Realwirtschaft) zu investieren, weil die Gewinnaussichten immer schlechter werden, die Folge: Noch mehr Leute werden entlassen. Und so weiter. Bevor das passiert, wird jeder, aber auch wirklich jeder Politiker versuchen, dem Wachstum Beine zu machen. Mit einer Abwrackprämie 2.0 vielleicht, die der Wirtschaft wieder auf die Beine hilft und aus ökologischer Sicht eine Katastrophe ist.

Als Belege dienen dir dann das derzeitige reale Verhalten der Konsumenten, Unternehmen und PolitikerInnen, die sich alle resistent gegen jede Bemühungen zeigten.

Nein! So habe ich das niemals begründet. Was soll der Scheiß?
 
Nein! Ich begründe es nicht mit grundsätzlicher Kapitalismuskritik, sondern technisch: Es ist nicht möglich, innerhalb des laufenden Systems einfach auf politischem Wege eine ökologische Wirtschaft zu etablieren. Deshalb nicht, weil man den Unternehmen dann auferlegen müsste, Investitionen nur noch in die Herstellung nahezu umweltneutraler Produkte zu tätigen. Im Hinblick auf den Absatz und den zu erwartenden Gewinn haut das natürlich nicht hin, weil so ziemlich alles, was produziert und konsumiert wird, die Umwelt belastet - mehr oder weniger, wobei "weniger" aber nicht reicht, solange die Wirtschaft auf Wachstum basiert. Kurzum, man würgt im Ergebnis Investitionen ab. Die aber sind genau das, was das derzeitige System am Laufen hält.
Was schlägst du vor?
 
Was schlägst du vor?

Wenn man sich vor Augen hält, wie sich ökonomische Paradigmata überraschend ändern können, wenn die Krise droht - plötzlich sind alle Keynesianer - könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass die Ökonomie auch dann schlagartig die Richtung ändert, wenn ähnlicher Druck von ganz anderer Seite kommt. Es müsste hartnäckiger ziviler Ungehorsam sein, der sich nicht durch Versprechen auf "Green Economy" besänftigen lässt und auf der Forderung nach ökonomisch-technischen Lösungen für eine Transformation besteht. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
 
Nein! So habe ich das niemals begründet. Was soll der Scheiß?
Ich schrieb, deine Begründung, dass eine Transformation unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems in ein nachhaltiges System nicht möglich sei, wäre systemisch –also mit den dem System innewohnenden Eigenschaften. Aber du begründest eben immer auf einer allgemeinen abstrakten Ebene. (Wie im zitierten Beitrag auch wieder.)

Als Belege dafür, dass deine Annahme von der Unvereinbarkeit von Kapitialismus und nachhaltiger Wirtschaft stimmt, dienen dir die Widerstände von Politiker, Konsumenten oder Wirtschaftslenkern gegen ein nachhaltiges Wirtschaftssystem. Deren Haltungen sind allerdings angesichts ihrer Interessen auch nicht verwunderlich. Dass die Autohersteller auf Profite, die sie mit herkömmlichen Individual-Kfz machen, nicht verzichten wollen, ist klar. Dass es den Konsumenten schwerfällt, sich Mobilität ohne eigenes Auto – das natürlich mindestens 800km Reichweite haben muss – vorzustellen, auch. Aber das alles belegt in meinen Augen nicht, dass ein politisches Umsteuern im Verkehr, in der Landwirtschaft, in der Energiewirtschaft unmöglich sei, ohne den Kapitalismus abzuschaffen.


Es müsste hartnäckiger ziviler Ungehorsam sein, der sich nicht durch Versprechen auf "Green Economy" besänftigen lässt und auf der Forderung nach ökonomisch-technischen Lösungen für eine Transformation besteht. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
Damit ziehst du dich wieder von der konkreten Ebene "wie müsste nachhaltige Mobilität aussehen?" auf die abstrakt-theoretische Ebene zurück.

Was heißt "ökonomisch-technische Lösungen für eine Transformation"? Du hast früher von einem Gesamtkonzept gesprochen, dass es aber deines Wissens nicht gäbe und zudem ein derart komplexes Unterfangen sei, dass du auch wenig Chancen dafür siehst. Nun sagst du, dass die Zivilgesellschaft mit politischen Druck ein solches Konzept fordern müsse. Ich verstehe das so: Ein Umsteuern in den einzelnen Bereichen wie Verkehr usw. kann aus systemischen Gründen nicht funktionieren, darüber bräuchten wir uns deshalb eigentlich gar nicht zu unterhalten. Unabdingbar sei eine friedliche Revolution unseres gesamten Wirtschafts- und Gesellschaftssystems.

Eine solche gravierende Umwälzung ist in der Tat eine Utopie – praktisch unmöglich, erst recht mit einem wirtschafts- und sozialpolitischem Konzept, das sich auf einen gesellschaftlichen Konsens stützen kann. Im Ergebnis verwandelt sich deine Utopie so in eine Dystopie: Wir haben nur noch wenige Jahre Zeit, eine drohende Klimakatastrophe zu verhindern, die dafür nötige Revolution werden wir aber nicht hinbekommen.

Letztlich bleibt dann Resignation – jedenfalls für diejenigen, die sich eine Zukunft ohne Klimakatastrophe wünschen. (Ich nehme an, das ist auch deine Haltung.)

Die anderen, die ihre bisherige Lebensführung oder ihre Geschäftsmodelle auch gar nicht ändern wollen, können sich darauf berufen, dass nur Ökoterroristen eine solche Revolution wollten.
Und das können sie bis auf die Alternativen für einen autofreien Stadtverkehr herunterbrechen: Das Volk will keine Verbotspolitik, keine Klimadiktatur. Und E-Mobilität kommt für sie nur dann überhaupt in Frage, wenn sie den gleichen Komfort zu den gleichen Preisen garantiert wie die bisherige Vollmotorisierung mit Verbrennern. Alle staatlichen Eingriffe, etwa eine Verteuerung der CO2-Emissionen, dienten nur dazu, den Menschen Vorschriften zu machen, die sie nicht wollten.
 
Da wir ja am besten Weg ins MadMax-Zeitalter sind stelle ich mir die Frage:

Sollte mein Interceptor ein Elektroauto oder doch noch ein Benziner/Diesel sein, oder ev. ein (PlugIn-) Hybrid?

Ich will nicht liegen bleiben wenn mir die "Rockerbanden" im Nacken sitzen. Mehrstündige Tankstopps könnten dann schwierig werden...
 
Aber das alles belegt in meinen Augen nicht, dass ein politisches Umsteuern im Verkehr, in der Landwirtschaft, in der Energiewirtschaft unmöglich sei, ohne den Kapitalismus abzuschaffen.
So wie ich Prinz verstanden habe, stellt er nicht das Umsteuern bzw. das erfolgreiche Umsteuern ohne Abschaffung des Kapitalismus in Frage, sondern den daraus resultierenden Effekt. So würde das System quasi nur zur "Green Economy" gewandelt - sprich, es würde weiterhin auf Wachstum gesetzt. Prinz ist der Meinung, daß das nicht reicht, um den Klimawandel und die Umweltzerstörung zu stoppen oder auf ein nennenswertes Maß einzudämmen. Er sieht also im Prinzip "Postwachstum" als einzige Lösung und...
Wenn man sich vor Augen hält, wie sich ökonomische Paradigmata überraschend ändern können, wenn die Krise droht - plötzlich sind alle Keynesianer - könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass die Ökonomie auch dann schlagartig die Richtung ändert, wenn ähnlicher Druck von ganz anderer Seite kommt. Es müsste hartnäckiger ziviler Ungehorsam sein, der sich nicht durch Versprechen auf "Green Economy" besänftigen lässt und auf der Forderung nach ökonomisch-technischen Lösungen für eine Transformation besteht. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
...zivilen Ungehorsam als einzigen Weg, um Politik, Wirtschaft und Industrie dorthin zu zwingen.

Eine solche gravierende Umwälzung ist in der Tat eine Utopie – praktisch unmöglich, erst recht mit einem wirtschafts- und sozialpolitischem Konzept, das sich auf einen gesellschaftlichen Konsens stützen kann. Im Ergebnis verwandelt sich deine Utopie so in eine Dystopie: Wir haben nur noch wenige Jahre Zeit, eine drohende Klimakatastrophe zu verhindern, die dafür nötige Revolution werden wir aber nicht hinbekommen.
Jetzt würde mich eigentlich nur noch interessieren, ob du es damit auf den Punkt getroffen hast. Die Beiträge von Prinz lassen mich das zumindest vermuten. In manchen hat er das sinngemäß ja auch so ausformuliert.

Korrigiert mich bitte, wenn ich das falsch interpretiere. Ich möchte niemandem etwas in den Mund legen.
 
Da wir ja am besten Weg ins MadMax-Zeitalter sind stelle ich mir die Frage:

Sollte mein Interceptor ein Elektroauto oder doch noch ein Benziner/Diesel sein, oder ev. ein (PlugIn-) Hybrid?

Ich will nicht liegen bleiben wenn mir die "Rockerbanden" im Nacken sitzen. Mehrstündige Tankstopps könnten dann schwierig werden...

Ich würde mich für das Elektroauto entscheiden:

Als Privatperson würde ich mir noch halbwegs zutrauen, irgendwie die elektrische Energie zum Laden des Akkus erzeugen zu können.

Benzin oder Diesel destillieren könnte ich eher nicht - auch die Herstellung/Beschaffung der Rohstoffe könnte auf Dauer schwierig werden, sofern man nicht gerade eine Rohölquelle im Garten hat oder ein paar Hektar Ölpflanzen mit der Möglichkeit diese auch zu ernten.
 
...zivilen Ungehorsam als einzigen Weg, um Politik, Wirtschaft und Industrie dorthin zu zwingen.
Mir ist unklar, was darunter zu verstehen ist:
  • Welchen staatlichen Anordnungen sollte die Zivilgesellschaft keine Folge leisten, gegen welche Gesetze verstoßen?
  • Geht es um zivilen Ungehorsam als Widerstandsform, beispielsweise keine Steuern mehr zu bezahlen, um politische Forderungen durchzusetzen? Wenn ja: Welche Forderungen?
  • Oder geht es um den Ungehorsam der Konsumenten – beispielsweise dadurch, nur noch nachhaltig produzierte Güter zu kaufen, nicht mehr zu fliegen, usw.?
Mir scheint auch ein Widerspruch darin zu liegen, einerseits zu sagen, es gäbe kein Konzept für die Umwandlung unseres Wirtschaftssystems in eine nachhaltige Wirtschaft, andererseits aber von einem "Weg" zu sprechen, auf den die Zivilgesellschaft Politik, Wirtschaft und Industrie zwingen müsse.

Für einzelne Bereiche können wir das klar definieren. Was unser Thema angeht, die Mobilität, müsste gelten: Fahrten überflüssig machen (Beispiel Pendeln), eigene Kfz überflüssig machen, keinen fossilen Treibstoff mehr als Energieträger benutzen, keinen Strom aus fossilen Energieträgern verwenden, nur noch bedarfsgerechte Fahrzeuge bauen und nutzen. Das sind natürlich sehr ehrgeizige, aber keineswegs utopische Ziele. Und die Frage ist: Warum sollten die in unserem kapitalistischen System nicht zu verwirklichen sein? Was würde denn passieren, wenn wir es versuchten?

Welches wären denn realistische Ziele, wie sieht denn ein praktikabler Weg aus? Was sollten die ungehorsamen BürgerInnen von Politik und Wirtschaft verlangen?
 
Welches wären denn realistische Ziele, wie sieht denn ein praktikabler Weg aus? Was sollten die ungehorsamen BürgerInnen von Politik und Wirtschaft verlangen?

...ein Ziel wäre - die ganzen (und halben) Politiker zu überzeugen, daß es höchste zeit ist, endlich die Schnauze zu halten, und sich selbst abzuschaffen…

...für die Wirtschaft gilt das gleiche, außer für die Gastwirtschaft.

…ob es einen praktikablen Weg gibt, fragt man am besten die Zeugen Jehovas, die kennen sich mit Überzeugungsarbeit aus.

...wenns ums Verlangen geht: Von der Politik-gar nix. Von der Gastwirtschaft: Nochn Budweiser vom Fass!
 
:rotfl::(:auslach::(

Wieso sollte der Verbraucher 100%
Besteuerung der Kraftstoffe akzeptieren?
Wenn die Gelder komplett im Staatshaushalt versickern?
 
Als Belege dafür, dass deine Annahme von der Unvereinbarkeit von Kapitialismus und nachhaltiger Wirtschaft stimmt, dienen dir die Widerstände von Politiker, Konsumenten oder Wirtschaftslenkern gegen ein nachhaltiges Wirtschaftssystem. Deren Haltungen sind allerdings angesichts ihrer Interessen auch nicht verwunderlich.

Nein!

Dass das kapitalistische System an Investitionen auf der einen Seite und dem Konsum auf der anderen hängt, und dass dabei Wachstum rauskommt - was letztendlich immer auf mehr Umwelt- und Ressourcenverbrauch hinausläuft - haben wir ja bereits besprochen. Natürlich wird nur investiert, wenn so gut wie sicher ist, dass später der Absatz und die Gewinne stimmen. Das kann man moralisch sehen ("Die Unternehmen könnten jetzt aber wirklich mal ihren guten Willen zeigen und für den guten Zweck auf Rendite verzichten" - so ähnlich äußerte sich dieser Tage tatsächlich ein Journalist im Inforadio-Kommentar), man kann es aber auch systemisch sehen, wofür ich entschieden bin, weil es uns den Blick auf das eigentliche Problem freimacht: Investieren die Unternehmen nicht, werden Arbeitskräfte freigesetzt, Konsum fällt aus, noch mehr Zurückhaltung, weniger Konsum, mehr Arbeitslosigkeit - und ganz schnell eine unkontrollierbare Abwärtsspirale, die ins Bodenlose führt. Das möchte ein Politiker nicht einfach nur deshalb verhindern, weil er den Konzernen fette Gewinne gönnt, von ihnen geschmiert wird, oder weil wir generell in einem wahren Sündenpfuhl von rücksichtslosen Partikularinteressen stecken. Sondern weil es schlicht ein Systemzwang ist: Entweder weiter wachsen oder chaotisch schrumpfen. Der Kapitalismus ist also Segen und Fluch zugleich: Er hat uns alle reich gemacht, aber seine Dynamik hält uns mittlerweile als Geiseln. Neulich äußerte mal ein Ökonom, wir würden eigentlich gar nicht mehr um des Konsums willen konsumieren, sondern um das System zu erhalten. Sehr treffend!

Was heißt "ökonomisch-technische Lösungen für eine Transformation"?

Das heißt, dass ein Konzept erarbeitet werden muss, wie man vom Kapitalismus zur Kreislaufwirtschaft kommt. Der Skandal ist doch, dass sich die Ökonomenzunft mit völlig realitätsfernen Markttheorien beschäftigt und dafür sogar Wirtschafts-Nobelpreise einheimst, während das wirklich dringende Problem komplett unerforscht bleibt.

Eine solche gravierende Umwälzung ist in der Tat eine Utopie – praktisch unmöglich, erst recht mit einem wirtschafts- und sozialpolitischem Konzept, das sich auf einen gesellschaftlichen Konsens stützen kann. Im Ergebnis verwandelt sich deine Utopie so in eine Dystopie: Wir haben nur noch wenige Jahre Zeit, eine drohende Klimakatastrophe zu verhindern, die dafür nötige Revolution werden wir aber nicht hinbekommen.

Nene, es bleibt sehr wohl eine Utopie - aber eine, der ich, nach derzeitigem Stand der Dinge, wenig Chancen auf Verwirklichung einräume. Es könnte sehr gut sein, dass wir es nicht hinbekommen, den Kapitalismus friedlich zu beenden. Das ist jetzt einfach mal so meine Einschätzung - auch wenn sie dir und mir nicht gefällt.
 
wofür ich entschieden bin, weil es uns den Blick auf das eigentliche Problem freimacht: Investieren die Unternehmen nicht, werden Arbeitskräfte freigesetzt, Konsum fällt aus, noch mehr Zurückhaltung, weniger Konsum, mehr Arbeitslosigkeit - und ganz schnell eine unkontrollierbare Abwärtsspirale, die ins Bodenlose führt.

Der Fehler daran ist, dass Du "die Unternehmen" als autonom agierende (anonyme) Individuen ansiehst. Letztendlich stehen aber immer (außer bei staatlich kontrollierten Unternehmen) konkrete Einzelpersonen (Herr Müller und Frau Maier) dahinter.
 
Es könnte sehr gut sein, dass wir es nicht hinbekommen, den Kapitalismus friedlich zu beenden. Das ist jetzt einfach mal so meine Einschätzung - auch wenn sie dir und mir nicht gefällt.
Klar, das ist absolut nicht ausgeschlossen. Aber die Frage ist, welche Konsequenzen wir für unser aktuelles Handeln daraus ziehen. Auf konkrete Maßnahmen – etwa für eine nachhaltige Mobilität – verzichten, solange Ökonomen sich nicht auf ein Transformationskonzept Kapitalismus>nachhaltige Wirtschaft geeinigt haben?

Ich halte es für am sinnvollsten, sofort überall dort den Verbrauch von fossilen Energieträgern zurückzudrängen, wo es technisch möglich ist: Beim Verkehr, in der Industrie, der Wohnungswirtschaft usw.. Also konkret mit Klimaschutzmaßnahmen zu beginnen, mit dem Mindestziel, wie sie in den Pariser Klimavereinbarungen festgelegt worden sind. Unabhängig davon, ob sich Ökonomie-Experten, Politik und Bevölkerung auf ein Transformationskonzept einigen können. (Wie wir grade wieder gesehen haben, ist ein solcher Konsens innerhalb der wenigen Jahre, die uns für entscheidende Weichenstellungen noch bleiben, unmöglich zu erreichen.)

Ob die Klimakatastrophe (wenn wir uns nicht für Klimaschutz entscheiden) oder globale Verteilungskämpfe das größere Übel sind, werden wir aus heutiger Sicht kaum beurteilen können.
 
Hier wurde vor kurzem die These vertreten, dass Carsharing als Bestandteil eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes überbewertet werde, ausserdem sei es ein Zuschussgeschäft.

Heute hat die SZ einen Artikel über das zunehmende Carsharing-Angebot in München veröffentlicht, dort drängen immer mehr Anbieter in den Markt:
"Es gibt heute in München so viele Anbieter für Carsharing, dass auf den ersten Blick kaum noch zu unterscheiden ist, worin sie sich unterscheiden. Da ist nicht nur Share Now von BMW und Daimler, sondern auch Flinkster von der Deutschen Bahn, das noch relativ neue Oply oder auch Stattauto, das schon Anfang der Neunziger Jahre gegründet wurde. Dass sich die Wirtschaft in Zukunft viel von dem Markt verspricht, sieht man daran, dass noch immer neue Firmen ihre Fahrzeuge in die Großstädte stellen."

Allerdings nicht nur mit E-Mobilen: Während die E-Flotte von Share Now derzeit 130 E-Autos umfasst, die bis zum Ende des Jahres auf 200 vergrössert werden soll, beginnt Miles mit mit 250 konventionellen Fahrzeugen.
Die Stadt München will E-Mobilität fördern: Bis Ende des Jahres sollen 550 Ladesäulen mit 1100 Ladepunkten installiert sein, das Ziel sind 5000 Ladesäulen mit 10 000 Ladepunkten.
 
Klar, das ist absolut nicht ausgeschlossen. Aber die Frage ist, welche Konsequenzen wir für unser aktuelles Handeln daraus ziehen. Auf konkrete Maßnahmen – etwa für eine nachhaltige Mobilität – verzichten, solange Ökonomen sich nicht auf ein Transformationskonzept Kapitalismus>nachhaltige Wirtschaft geeinigt haben?

Was würdest du als Arzt tun, wenn ein Patient mit starken Beschwerden und besorgniserregenden Werten in deiner Praxis aufschlagen würde? - Natürlich würdest du ihm erstmal etwas geben, das die Schmerzen lindert. Gleichzeitig würdest du als verantwortungsvoller Arzt aber auch alles daransetzen, der Grunderkrankung auf die Spur zu kommen, um dann eine wirkungsvolle Therapie zu finden. Du würdest zweigleisig fahren, dein Augenmerk dabei aber zu 90% auf die Krankheit selbst legen, nicht auf Symptombehandlung.

Alle Versuche, die kapitalistische Wirtschaft mit Ökologie zu verbinden, sind nichts anderes als Symptombehandlung. Im Falle einer Gesellschaft als "Patient", deren Mitglieder im Kapitalismus sozialisiert wurden und mit Selbstverständlichkeiten leben, an denen kaum zu rütteln ist, hat diese Symptombehandlung aber eine fatale Wirkung: Sie blockiert die Therapie. Immer wieder werden potemkinsche Dörfer errichtet, die von Zeit zu Zeit brüchig werden, um dann mit irgendeinem anderen Quatsch zugeklebt zu werden. Da werden Grenzwerte festgelegt und gleichzeitig Möglichkeiten geschaffen, sie zu unterlaufen. Es bedurfte eines Skandals von monströsen Ausmaßen, um dem Märchen "Clean Diesel" ein Ende zu setzen. Jetzt sollen es E-Autos richten, Car-Sharing-Konzepte, Digitalisierung und erneuerbare Energie, aber das ist letztendlich der genau derselbe Unsinn. Selbstverständlich ist das alles besser als Verbrenner, Privatauto, unausgelastete Blechkisten und Kohlestrom, löst das eigentliche Problem aber auch nicht - solange die Wirtschaft wächst und wachsen muss, damit sie nicht kollabiert. Öko-Kapitalismus ("Green Economy") wirkt affirmativ in Bezug auf unrealistische Wünsche und falsche Vorstellungen. Je stärker falsche Hoffungen genährt werden, umso weiter entfernen wir uns von einer Lösung, die wirklich Zukunft geben würde.
 
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