Nein! So habe ich das niemals begründet. Was soll der Scheiß?
Ich schrieb, deine
Begründung, dass eine Transformation unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems in ein nachhaltiges System nicht möglich sei, wäre systemisch –also mit den dem System innewohnenden Eigenschaften. Aber du begründest eben immer auf einer allgemeinen abstrakten Ebene. (Wie im zitierten Beitrag auch wieder.)
Als
Belege dafür, dass deine Annahme von der Unvereinbarkeit von Kapitialismus und nachhaltiger Wirtschaft stimmt, dienen dir die Widerstände von Politiker, Konsumenten oder Wirtschaftslenkern gegen ein nachhaltiges Wirtschaftssystem. Deren Haltungen sind allerdings angesichts ihrer Interessen auch nicht verwunderlich. Dass die Autohersteller auf Profite, die sie mit herkömmlichen Individual-Kfz machen, nicht verzichten wollen, ist klar. Dass es den Konsumenten schwerfällt, sich Mobilität ohne eigenes Auto – das natürlich mindestens 800km Reichweite haben muss – vorzustellen, auch. Aber das alles belegt in meinen Augen nicht, dass ein politisches Umsteuern im Verkehr, in der Landwirtschaft, in der Energiewirtschaft unmöglich sei, ohne den Kapitalismus abzuschaffen.
Es müsste hartnäckiger ziviler Ungehorsam sein, der sich nicht durch Versprechen auf "Green Economy" besänftigen lässt und auf der Forderung nach ökonomisch-technischen Lösungen für eine Transformation besteht. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
Damit ziehst du dich wieder von der konkreten Ebene "wie müsste nachhaltige Mobilität aussehen?" auf die abstrakt-theoretische Ebene zurück.
Was heißt "ökonomisch-technische Lösungen für eine Transformation"? Du hast früher von einem Gesamtkonzept gesprochen, dass es aber deines Wissens nicht gäbe und zudem ein derart komplexes Unterfangen sei, dass du auch wenig Chancen dafür siehst. Nun sagst du, dass die Zivilgesellschaft mit politischen Druck ein solches Konzept fordern müsse. Ich verstehe das so: Ein Umsteuern in den einzelnen Bereichen wie Verkehr usw. kann aus systemischen Gründen nicht funktionieren, darüber bräuchten wir uns deshalb eigentlich gar nicht zu unterhalten. Unabdingbar sei eine friedliche Revolution unseres gesamten Wirtschafts- und Gesellschaftssystems.
Eine solche gravierende Umwälzung ist in der Tat eine Utopie – praktisch unmöglich, erst recht mit einem wirtschafts- und sozialpolitischem Konzept, das sich auf einen gesellschaftlichen Konsens stützen kann. Im Ergebnis verwandelt sich deine Utopie so in eine Dystopie: Wir haben nur noch wenige Jahre Zeit, eine drohende Klimakatastrophe zu verhindern, die dafür nötige Revolution werden wir aber nicht hinbekommen.
Letztlich bleibt dann Resignation – jedenfalls für diejenigen, die sich eine Zukunft ohne Klimakatastrophe wünschen. (Ich nehme an, das ist auch deine Haltung.)
Die anderen, die ihre bisherige Lebensführung oder ihre Geschäftsmodelle auch gar nicht ändern
wollen, können sich darauf berufen, dass nur Ökoterroristen eine solche Revolution wollten.
Und das können sie bis auf die Alternativen für einen autofreien Stadtverkehr herunterbrechen: Das Volk will keine Verbotspolitik, keine Klimadiktatur. Und E-Mobilität kommt für sie nur dann überhaupt in Frage, wenn sie den gleichen Komfort zu den gleichen Preisen garantiert wie die bisherige Vollmotorisierung mit Verbrennern. Alle staatlichen Eingriffe, etwa eine Verteuerung der CO2-Emissionen, dienten nur dazu, den Menschen Vorschriften zu machen, die sie nicht wollten.