Das ist im Prinzip absolut richtig. Und es passt auch gut zur Eurokrise, weil ja genau hier der Hase im Pfeffer liegt: Eine mutige, entschlossene Lösung hätte darin bestanden, gleich nach Papandreous Offenbarungseid das Land rauszuhauen, ohne großes Blabla und ohne moralisches Getue. Das wäre vergleichsweise billig gewesen, es hätte Italien vor der Investorenpanik bewahrt, es hätte Europa zusammengehalten und somit auch dem Euro gutgetan. Gleichzeitig hätte man Griechenland echte, konstruktive Hilfe beim Aufbau tragfähiger staatlicher Strukuren geben können und wäre damit sicherlich besser gefahren als mit der Peitschennummer. Stattdessen musste man mit Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Deutschen Griechenland dissen, in den Schwitzkasten nehmen, die Wirtschaft dort ruinieren und - weil man den Grexit ja eigentlich nicht will, aus guten Gründen - immer wieder Milliarden nachschießen, die natürlich längst weg sind. Nur sagen darf das kein deutscher Politiker, sonst ist er auch gleich weg vom Fenster. Kurz gesagt, eine vernünftige Lösung hätte das deutsche Volk niemals mitgetragen. Das ist schon erbärmlich.
Die Agenda2010 taugt aber nicht als Gegenmodell, sie ist alles andere als ein Vorbild für mutiges Handeln gegen den Strom. So wird sie zwar immer wieder gerne gesehen, aber das stimmt nicht. Die Deutschen sind sehr schnell auf Schröders und Clements Kniff eingestiegen, der darin bestand, Arbeitslose als die wahren Ausbeuter hinzustellen. Dass das den Gewerkschaften, den SPD-Linken und Teilen der Grünen nicht gefiel, ist kein allzu großes Wunder; die Stimmung im Volk aber war keinesfalls überwiegend ablehnend, zumal bereits Unternehmerverbände, die INSM, unzählige andere Lobbygruppen und natürlich die Bild-Zeitung mit ihren Florida-Rolf-Geschichten die Stimmung angeheizt hatten. Die Agenda2010 basiert auf einer glasklaren Lüge, nämlich der, dass das grundsätzliche Problem der Sozialmissbrauch sei. Die Sozialmissbrauchsquote lag aber schon damals nicht sonderlich hoch, sie pendelt seit eh und je um ca. 1%. Auch wenn man eine hohe Dunkelziffer unterstellt, die sich in der Haltung "Ach, ich hab's nicht so eilig, Arbeit zu finden, wenn ich auch mit Sozialhilfe über die Runden komme" ausdrückt, lag hier gewiss nicht die eigentliche Ursache für die Arbeitslosgkeit, die man mit der Agenda zu bekämpfen vorgab. Dann nämlich hätte man "Fordern & Fördern" so konstruiert, dass Lohndumping nicht funktioniert hätte, d.h. man hätte gleich einen vernünftigen und flächendeckenden Mindestlohn eingebaut. Hat man aber nicht, und ich fürchte, dass der Lohndumping-Effekt politisch gewollt war. Die Agenda2010 ist ein einziges Arbeitverbilligungsprogramm, das nun auch für Europa brandgefährlich wird, weil eigentlich gesunde Volkswirtschaften mit Deutschlands Billigbude nicht mehr mithalten und auch nicht abwerten können. Siehe dazu
http://www.flassbeck-economics.de/w...e-verhaeltnisse-gelebt-die-monetarismusfalle/ .