Die Ukrainer haben keine fremden Mächte hinzugezogen.
Die Einmischung fremder Mächte, die Finanzierung und Ausbildung (auch im Ausland) rechtsextremer Schlägertrupps, ohne die der Maiden erfolglos geblieben wäre sind dir sicherlich entgangen, wie die Auswahl der Mitglieder der Regierung (Yats in, Klitschko out), u.a. durch Frau Nuland, siehe das F***-Telefonat (ich muss mich leider wiederholen). Der konsequente, oft mörderische, Hass der Ultranationalisten auf alles Russische, die Drohung den Osten mit Atombomben auszulöschen ist da nur ein Beispiel von vielen, das Entsenden von rechtsextremen Banden zu Strafexpeditionen schon im Februar, noch vor dem Beginn der Kämpfe im April, das sofortige Einsetzen von Oligarchen als Gouverneure, die nur unter EU-Druck nicht umgesetzte Aufhebung des Sprachgesetzes, führte zu völlig verständlichen Gegenreaktionen im Osten des Landes.
Wer wie die EU, und vor allem die USA glaubt, ein gespaltenes Land wie die Ukraine einseitig auf Westkurs zwingen zu können, begeht den gleichen Fehler, wie Russland und Janukowitsch in Bezug auf die Annäherung an Russland. Die Ukraine besteht nicht nur aus Bandera-Nationalisten in Lemberg. Merkel war 2008 schlauer, als man dem Drängen der Amerikaner auf baldige Nato-Mitgliedschaft nicht nachgab. Vermutlich war die gekaufte Revolution Teil der amerikanischen Antwort auf diese europäische Haltung und die Finanzierung der Klitschkopartei durch die CDU-Stiftung der Versuch in diesem Spiel wenigstens einen eigenen Akteur zu haben, der dann vom transatlantischen Bruder recht schnell ausmanövriert wurde. (In diesem Zusammenhang sei erinnert, dass es nach der Einigung von Steinmeier etc. mit Janukowitsch, durch die militanten Nationalisten des Maidan sofort zum Angriff auf den Präsidentenpalast kam, der die europäische diplomatische Initiative für eine Regierung unter Beteiligung aller ukrainischen Gruppen innerhalb von Stunden Makulatur werden liess, ich überlasse es dem Leser zu überlegen, wer den Angriff angeordnet haben kann, und mit wessen Rückendeckung).
Ein Staat mit zwei Landesteilen, die sich, oft mit ausländischen Verbündeten, aufs grausamste bekämpft haben und sich in völlig anderen Traditionen sehen (Lemberg als Teil von K.u.K. und Europa, der Osten Teil des russischen Reiches) kann nicht dadurch existieren, indem eine Seite versucht, über die andere Seite zu triumphieren. Das hat Janukowitsch auf dem Maidan erlebt und das erlebt die jetzige Regierung im Donbass. Beide Seiten müssen wahrhaben wollen, dass das Anheizen des Nationalismus, im Westen der Ukraine spätestens seit der Orangen Revolution, nur zu Chaos und Leid führt. Man kann vielleicht damit leben, dass in Lemberg die Swoboda herrscht, und es dort einen Bandera-Kult gibt und die Stadt inoffiziell, z.B. beim Fussball, zur "Bandera-Stadt" wird, wenn dafür im Osten Lenin stehen bleiben darf, aber man kann nicht damit leben, wenn die Fussballfans nach Odessa marschieren und dort ihre russischsprachigen Landleute massakrieren dürfen und sich in der Tradition des europäischen Kampfes gegen die russisch-asiatischen Horden wähnen.
Im Gegenzug dürfen die russischen Ukrainer, auch nicht mit dem großen Bruder im Rücken, das Land einseitig nach Osten orientieren, weil sie damit an den berechtigten Ängsten der Westukrainer rühren, die sich an die Unterdrückung durch Russland und die russisch dominierte Sowjetunion erinnern und ihr Land als eigenständiges, und vor allem in der Tradition ihres Landesteils, auch europäisches Land sehen, obwohl sie objektiv betrachtet z.B. in der Zwischenkriegsphase von Polen genauso erobert, besetzt und Ziel von Polonisierungspolitik wurden, wie später durch die SU.
Zur Demokratie: Ich hatte vor einiger Zeit die Studie aus den USA erwähnt, nach der die Mehrheitsmeinung quasi keinen messbaren Einfluss auf die Politik hat, sondern politische Entscheidungen nahezu ausschließlich gemäß den Präferenzen der Elite getroffen werden. Die Mehrheitsmeinung kommt nur zum Tragen, wenn die Elitenmeinung zufällig mit der Mehrheitsmeinung übereinstimmt. In der Regel wird selbst dann die Elitenmeinung umgesetzt, wenn eine große Mehrheit der Bevölkerung gegen die entsprechende Politik ist. Das ist hier vermutlich nicht anders. Die Transformation der Grünen von Pazifismus und Nato-Gegnerschaft zum Bellizimus und politischen Arm der Nato (zusammen mit der Partei ihrer Eltern, der CDU) zeigt sehr schön, wie das läuft.