Verbales Abrüsten auch im kleinen Kreis eines Forums und der Versuch dem anderen für seine konträre Meinung nicht Böswilligkeit zu unterstellen, halte ich allerdings für angezeigt. Wenn Presse und Politik es schon nicht können, kann man vielleicht hier so naiv sein und es versuchen, zumal ich den Eindruck habe, dass wir (fast alle) inhaltlich deutlich weniger auseinanderliegen, als es scheint, hier aber trotzdem oder gerade deswegen die Diskussion extrem emotional geführt wird.
Ich weiß nicht, ob wie nahe wir inhaltlich beieinander liegen. Zu Beginn des Threads hätte ich auch grössere Nähe vermutet, so wie du, aber inzwischen denke ich darüber anders. Die Auseinandersetzungen um die Ukraine-Krise ist mE nur die Oberfläche, die grundsätzlichen Unterschiede sind aber – zumindest zwischen einigen hier – gravierend. Und das auch bei denen, die gemeinsam die "Politik des Westens" verurteilen.
Ich habe mich hier ja schon als jemand geoutet, der dem pazifistischen Gedankengut nahesteht und jede Art von militärischer Politik ablehnt. Und zwar gleichermassen die militante Vorgehen der Separatisten wie das rücksichtslose Vorgehen der Regierung der Ukraine. Diese Kritik nach beiden Seiten ist für die Nato-Kritiker hier offenbar ein Problem.
In etlichen früheren Threads wie auch in diesem habe ich sowohl meine Ablehnung der imperialistischen Politik der USA wie auch der neoimperialistischen Politik Russlands deutlich gemacht. Auch das ist für die Nato-Kritiker offenbar ein Problem.
Ich bin gegen jede Art von Waffenhandel, egal ob es amerikanische, französische deutsche oder russische Waffen sind. Egal, ob sie für Assad oder für Oberst Strelkow, für Dschihadisten oder südamerikanische Autokraten sind.
Meine Grundsätze haben für mich die Konsequenz, dass ich auch die Mitgliedschaft Deutschlands im militärischen Bündnis Nato beenden will. Mpinky und andere Nato-Kritiker dagegen wollen trotz allem und trotz der Nato-Ostpolitik im Bündnis bleiben. Mpinky stellt nicht einmal das Bündnis Deutschland-USA in Frage, im Gegenteil.
Eigentlich gehe ich in meiner grundsätzlichen Kritik viel weiter als Patreek, Mukululu, MacJosbert, Mpinky und andere hier. Vielleicht versuchen mir grade deshalb so vehement zu unterstellen, Leute wie ich seien schuld, wenn in der Ukraine oder Nahost Menschen sterben und Kinder hungern. Inhaltlich zu begründen ist das nicht, die verbale Aufrüstung muss das wettmachen.
Meines Erachtens bleibt das ständige Posten von neuen Spon-Artikeln (die ohnehin jeder liest) und grausamen Morden und Verheerungen immer nur an der Oberfläche. Der gemeinsame Ekel vor Poroschenko oder Islamistischen Terroristen wirkt identitätsstiftend und fördert das Gemeinschaftsgefühl.
Aber eigentlich vermeidet er die wichtigste politische Frage: Was wollen wir denn von unserer Regierung? Wie soll sie sich verhalten, welche Konsequenzen verlangen wir für Deutschland aus der Ukraine-Krise? Wir sind deutsche Bürger, deutsche Wähler, wir können hier mit beeinflussen, was geschieht und geschehen soll.
An diesen Fragen würden dann die wirklich relevanten Unterschiede zutage treten. Um eine Diskussion darüber zu vermeiden, postet ein mpinky ständig neue Grausamkeiten der gemeinsamen Feinde, verteilt ein Patreek Schuldzuweisungen an Mitdiskutanten. Die emotionale Eskalierung des Threads erspart ihnen die Konfrontation mit ihren eigenen moralischen Prinzipien.
Ich fände eine Diskussion über unsere eigenen Vorstellungen über eine deutsche bzw. europäische Ostpolitik viel interessanter. Das unentwegte Herumkloppen auf Nato/EU/Schoko-König ist letztlich nur politische Masturbation.