Literaturnobelpreis für Herta Müller

Die Frage, die man sich (im Sinne der Allgemeinheit) stellen muss, ist: "Was haben diese Bücher der Welt gebracht?" Es geht nicht darum, Literaten zu ungeahntem Ruhm zu verhelfen, sondern es muss darum gehen, jene auszuzeichnen, die einen wertvollen Beitrag durch ihrer Literatur für die Welt geleistet haben.
Es geht nicht um einen Beitrag für die Welt, sondern um einen Beitrag für die Welt der Literatur. Und nicht nur der Mainstreamliteratur.
..und ich kaufe weiterhin Bücher, die mir gefallen und ich kaufe sie nicht, weil andere mir sagen, dass sie gut sind! :)
Dann machst Du wahrscheinlich sehr viele Fehlkäufe ;)
 
wie machst du das? Du weisst vor dem Lesen bereits das sie gut sind?

Die Entscheidung über einen Buchkauf treffe ich selbst. Meist aufgrund des Klappentextes. Niemals aber kaufe ich ein Buch, weil der Autor einen Preis bekommen hat. :)

Ja – aber es gibt 1000 gute Bücher und 1000 tolle soziale Schriftsteller – den Nobelpreis kann aber pro Jahr nur 1 bekommen.

Genau, und den Preis bekommt der beste unter ihnen. Aber bitte nicht nur für Dichtkunst. Es sei denn das Buch hätte zu einem großflächlichen/weitweiten Revival der Dichertei geführt. :)
 
Minilux, der sich selbst für belesen hält und bestimmt auch ist, stellt sich nun ein Werk einer Autorin den Schrank, weil diese nunmehr einen Preis bekommen hat.

Nein, er liest ein Buch dieser Autorin, weil er diese nicht kennt und weil er sich dafür interessiert. Und einen Nobel-Preis bekommt man nicht einfach so. Irgendwas muss ja an den Werken dran sein, dass die einen Preis verdient haben.
 
Die SZ-online hat noch vor der Verleihung diesen interessanten Artikel publiziert:
http://www.sueddeutsche.de/,tt2l3/kultur/761/490141/text/

Ausschnitte:

......
Eines der großen Rätsel des Nobelpreises ist, dass er konsequent die bedeutendsten Autoren vernachlässigt, dies seinem Ruf als bedeutendste Auszeichnung der literarischen Welt aber nicht schadet. Im Gegenteil, die Willkür, mit der er waltet, scheint ihn noch mächtiger zu machen.
........

Nun mag es sein, dass mit einem großen Preis auch ein großer Autor entdeckt wird, dass sich die Welt in Dankbarkeit Richtung Stockholm verneigt - aber so ist es nicht. Selbst das begeisterungsfähigste Lesepublikum der Welt - das deutsche - fällt auf die undurchsichtigen Entscheidungen der Schwedischen Akademie nicht herein und reagiert in der Buchhandlung allenfalls mäßig. Der Deutsche Buchpreis hingegen, der jeweils zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse vergeben wird, konnte dem preisgekrönten Werk fast immer an die Spitze der Bestsellerliste verhelfen....
..........Alfred Nobel verfügte, dass immer derjenige Autor den Preis erhalten soll, der "das Beste in idealistischer Richtung geschaffen hat". Aber dass sich der Preis, der wohl gern Modernität ausstrahlen will, auf das kapriziert, was vor dreißig, vierzig Jahren modern war, gibt ihm einen altbackenen Beigeschmack..........
.......Einige Entscheidungen der Schwedischen Akademie sind unumstritten nur in dem Sinne, dass sie auf einmütige Ablehnung gestoßen sind. Sie rücken die Akademie in den Fokus. Man fragt sich unwillkürlich: Was sind das für Deppen, die solche Entscheidungen fällen? Bei Gao Xingjian (der zweifellos der dickste Bock war, den die Schwedische Akademie in den vergangenen zehn Jahren geschossen hat) hieß es hinterher, dass dessen schwedischer Übersetzer Akademiemitglied sei..........
Zuverlässig die bedeutendsten Autoren der Welt zu ehren, ist eine Aufgabe, die natürlich schier unlösbar ist. Doch es wäre der Schwedischen Akademie zu wünschen, dass sie in Zukunft auf einem höheren Niveau als dem bisherigen scheitert.
 
Nein, er liest ein Buch dieser Autorin, weil er diese nicht kennt und weil er sich dafür interessiert.

Nach eigener Aussage kannte er die Autorin gar nicht. :) Er ließt es, weil die Autorin nunmehr einen Preis gewonnen hat. Ein pöser Schelm würde von "fremdgesteuert" sprechen. :)

Bin aber lieb, darum tu ich das nicht. :) Wünsche ihm jedenfalls viel Spaß.
 
Tolkien kann den Preis übrigens nicht bekommen, da der gute Mann schon lange tot ist. Außerdem ist der Literaturpreis wohl schon immer zusammen mit dem Friedensnobelpreis der umstrittenste. Den es geht ja hier nicht um klar meßbare Ergebnisse wie z.B. in der Physik. Das zeigfen wohl die Preisträger der letzten Jahre, die bis auf Le Clezio alle zumindest eher nicht zu den Favoriten gezählt wurden. Seit Jahren wird schon Roth genannt oder wurde auch Updike genannt. Aber es ist halt die Auszeichnung durch eine Jury und nicht durch den Volkswillen...:)
 
Nach eigener Aussage kannte er die Autorin gar nicht. :) Er ließt es, weil die Autorin nunmehr einen Preis gewonnen hat. Ein pöser Schelm würde von "fremdgesteuert" sprechen. :)
du hast es wahrscheinlich überlesen:
da hast du mich völlig falsch verstanden: für mich ist dieser Nobelpreis wie ein Tipp, den mir auch ein Freund geben hätte können: ich lese jetzt einfach mal ein Buch einer mir unbekannten Autorin. Ich sehe auch keinen Sinn darin sie nur zu boykottieren weil sie jetzt einen Preis bekommen hat
 
Ich sehe auch keinen Sinn darin sie nur zu boykottieren weil sie jetzt einen Preis bekommen hat

... und ich sehe keinen Grund sie zu unterstützen, nur weil sie jetzt einen Preis bekommen hat, nur dass wir uns richtig verstehen. Ja, ich hatte das überlesen, weil gerade ein Seitenumbruch kam, sorry. :)

@robert_mucde: Genau das meine ich auch!
 
Seeehr selten! Aber es kommt auch mal vor, ja! :) Aber viele Bücher, die mir empfohlen wurden, haben mir nicht gefallen.
Ich mache beides. Und bei Empfehlungen sollte man auch gucken, wer das empfiehlt. Wenn ich weiss, das jemand einen anderen Literaturgeschmack hat als ich, oder wenn eine Rezension zwar lobend ausfällt, aber mir nicht passt, dann kaufe ich das auch nicht. Und bei 'Spontankäufen' in der Buchhandlung ist -zumindest bei mir- die Fehlkaufqoute viel höher, zumal im Klappentext Bücher immer gelobt werden.

Deine Autonomiedemonstration, das Du alles selber entscheiden würdest, ist auch völlig überflüssig. Es gibt nun mal Leute, die haben Bücher gelesen, die man selber nicht gelesen hat, und denen kann man auch zuhören, wenn sie was über das Buch sagen.
 
Deine Autonomiedemonstration, das Du alles selber entscheiden würdest, ist auch völlig überflüssig. Es gibt nun mal Leute, die haben Bücher gelesen, die man selber nicht gelesen hat, und denen kann man auch zuhören, wenn sie was über das Buch sagen.

Dagegen ist auch nichts zu sagen! Das habe ich auch schon oft gemacht. Aber "Mund-zu-Mund-Propaganda" ist für mich besser geeignet und auch höher gewertet, als irgendwelche Preise die vergeben werden. Ich kaufe ein Buch auch auf Empfehlung, aber diese ist dann immer persönlicher und nicht populistischer Natur. :)

Nun mag es sein, dass mit einem großen Preis auch ein großer Autor entdeckt wird, dass sich die Welt in Dankbarkeit Richtung Stockholm verneigt - aber so ist es nicht. Selbst das begeisterungsfähigste Lesepublikum der Welt - das deutsche - fällt auf die undurchsichtigen Entscheidungen der Schwedischen Akademie nicht herein und reagiert in der Buchhandlung allenfalls mäßig.

:jaja:
 
Dagegen ist auch nichts zu sagen! Das habe ich auch schon oft gemacht. Aber "Mund-zu-Mund-Propaganda" ist für mich besser geeignet, als irgendwelche Preise die vergeben werden. Ich kaufe ein Buch auch auf Empfehlen, aber diese ist dann immer persönlicher und nicht populistischer Natur. :)
Aber seltsamerweise wird hier im Thread ja gerade kritisiert, das die Juroren sich nicht populistisch genug entscheiden, und die Bestseller zuwenig berücksichtigen würden.

Ich finde das gut so, ich habe da schon einige Schriftsteller kennen gelernt, die ich sonst wohl nie kennen gelernt hätte. Auch wenn mir einige Entscheidungen der Juroren nicht gefallen, ich frage mich z.B., wie man Hesse einen Nobelpreis verleihen kann.... Aber das ist immer so, man kann nie so entscheiden, das alle die Entscheidung gut finden.
 
Ich finde Bills Fragestellung gar nicht so dumm. Denn ein Werk welches wirklich Millionen in seinen Bann zog (und nebenbei bemerkt ist zumindest Tolkiens Werk keine sehr leichte Kost) hat einen ungeheuren Einfluss ausgeübt. Warum das nicht auch mit einem Nobelpreis gewürdigt werden "darf" ist tatsächlich seltsam.

…weil nicht die Masse entscheidet, was »gut« ist. Nach dieser Argumentation wären Abba auszeichnungswürdiger als Miles Davis.
Der Geschmack der Bevölkerung kann niemals ein Maßstab für Qualität sein.
 
Genau, und den Preis bekommt der beste unter ihnen.

Es gibt keinen objektiv "besten" Schriftsteller.

Es gibt auch nicht den objektiv "besten" Koch.

Es entscheidet eben die Jury, und fertig. Jammern, weil man anderer
Meinung ist, ist doch fehl am Platz.
 
…weil nicht die Masse entscheidet, was »gut« ist. Nach dieser Argumentation wären Abba auszeichnungswürdiger als Miles Davis.
Der Geschmack der Bevölkerung kann niemals ein Maßstab für Qualität sein.

Mit dieser Argumentation - zu Ende gedacht - stimmst du übrigens gerade für eine absolutistische Monarchie.

Das soll noch nicht einmal Kritik sein. Es ist einiges dran an der These, der auch deine Aussage zu Grunde liegt, dass der Mensch (im Allgemeinen) nicht weiß, was gut für ihn ist.
Dennoch regiert nun mal das Volk und dafür gibt es auch hervorragende Gründe. Warum nun aber eine Akademie permanent (und der SZ-Artikel geht da ja gut drauf ein) am Volk vorbei auszeichnen muss, bleibt halt seltsam.
 
Ich kann verstehen, woher dieses Unbehagen rührt -- dennoch liegt hier ein Kategorienfehler vor, imho.

Es geht nicht darum, zu entscheiden was gut für einen Menschen ist, mithin soll auch keinem etwas diktiert werden. Also ist das mit dem Absolutismus quatsch :)

Vielmehr geht es darum, anhand von Kritierien zu beurteilen, ob etwas 'gute' Literatur ist, oder nicht. Vergleich es mal mit Nahrung:
Unbestreitbar kann man wohl sagen, das McDo und BurgerKing eher das Gegenteil von anspruchsvoller nuancenreicher Kost anbieten, also kein 'gutes' Essen. Können, dürfen, sollen die Leute das trotzdem mögen,essen, kaufen?

Klar, unbedingt. Vielleicht sogar lieber mögen? Kein Problem.

Aber das zum Maßstab nehmen und mit Preisen auszeichnen? Wohl lieber nicht :)

Den Artikel von Brussig fand ich übrigens nur mäßig gut....
 
Da vergleicht die als Justizministerin Bush mit Hitler, produziert die schlechtesten Fleisch- und Wurstwaren und landet auch noch (als Hauptstadtverein!) auf dem letzten Bundesligatabellenplatz - und bekommt auch noch den Literaturnobelpreis dafür! Unfassbar!
 
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