Es nervt, wie Werbung und PR die Sprache verhunzen

Der Link über Google -> digga alder interpunktion geht.

Offenbar prüft die Seite nur den Referrer.
 
Ich bezweifle sehr, dass das spezifisch deutsch ist. Und wenn es so sein sollte, sehe ich immer noch nicht, was daran schlecht sein soll. Nehmen wir mal an, diese Verbissenheit sei tatsächlich typisch für die deutsche Mentalität. Ja, und? Andere haben andere Eigenschaften, die wieder andere als störend empfinden können. So ist eben das Leben.

War die Falle nicht offensichtlich? Deutsch ist es sich darüber aufzuregen, dass man mit deutschen Eigenschaften gleichgesetzt wird, nenne einen Amerikaner einen Amerikaner und er ist stolz drauf (worauf auch immer man da stolz sein möchte seit Nixon, Bush, Cheney und Co) Als Doppelstaatler lernt man eine hilfreiche Eigenschaft: Man könnte Unrecht haben! Wie das in diesem Fall weiterhilft? Nun, ich habe eine Meinung zur deutschen Sprache, ein anderer eine nicht deckungsleiche und die Regeln entsprechen vielleicht nicht mal unserer beider Meinung - trotzdem leben wir damit.

Auf der anderen Seite steht natürlich die These des Threads und sie fragt letztlich: "Was geht?" Abseits von persönlichen Vorlieben geht viel und eine Sprache lebt umso intensiver, je schneller sie sich verändert. (In einigen Ecken Englands und den USA fragt man sich, ob dass denn nun noch Englisch ist, in einigen anderen ist dann schon überhaupt kein Englisch mehr. Ich bin in der Nähe von London von einem pakistanisch stämmigen Taxifahrer chauffiert worden, der definitiv "kein Englisch" sprach, er verstand die Adresse nicht, fragte einen Passanten nachdem ich ihm den Weg grob beschrieben hatte, verstand auch diesen nicht - letztlich holte ich mein Navi heraus und zeigte! ihm wo ich hin wollte…) DAS geht dann nicht mehr, wie er den Job erhalten hat weiß ich nicht.

Was meiner Meinung (und die kann durchaus irrig sein :)) nicht geht, ist der Versuch, eine Sprache quasi im Putschversuch zu verändern. Zeitgeist (ist im Englischen übrigens nicht nur bekannt, sondern wird gern auch so verwendet) wird eine Sprache immer beeinflussen, die Frage ist, ob die Missachtung aller geltenden Regelungen noch unter Zeitgeist (z.B. Kleinschreibung) fällt, oder schon unter Putschversuch (das ignorieren jeglicher Regeln, oftmals im chat in vielen social media)? Putschversuch unterstellt Absicht, die "Unfähigen" fallen also nicht in diese Kategorie, aber jene, die wider besseren Wissens schreiben, nicht korrigieren, Anglizismen verwenden, oft noch falsch, etc.?

Sprache soll verbinden, Jugendsprache dagegen z.B. bewusst trennen, aber wenn ein Mitvierziger / Werbetreibender sich wahllos Begriffe aus der Jugendsprache oder dem Englischen entlehnt, ist das nicht "hipp" sondern grotesk. (Beziehe mich konkret auf eine Person aus meinem weiteren Umfeld :)) In der Mathematik gibt es in der Regel nur eine Lösung, der Weg zu dieser kann eventuell eleganter sein als andere, die Lösung bleibt. In der Sprache gibt es eben nicht die eine Lösung, dafür aber viel mehr elegante und weniger elegante Wege.
 
Zitat von Lor-Olli Ist Euch (gilt nur für die, die sich angesprochen fühlen) bewusst, wie "deutsch" diese Diskussion ist?


Es würde mich interessieren, wie eine Diskussion solchen Inhalts in Frankreich geführt würde. Bei unseren Nachbarn existiert das Gesetz „Loi Toubon“, welches nur einen bestimmten Prozentsatz z.B. der Englischen Sprache zulässt.

http://www.dog-gmbh.de/index.php?id=333
 
Ich würde mal mutmaßen, dass die Diskussion in Frankreich sehr französisch sein würde, dass also dort der Vorwurf so hieße: »Ist euch eigentlich bewusst, wie französisch diese Diskussion ist?« Was zweifellos genauso sinnvoll wäre wie der entsprechende Vorwurf gegen eine deutsche, italienische oder armenische Diskussion. Frankreich hat in dieser Frage jedenfalls eine ganz andere Tradition, in deren Folge der Reinheit der Sprache in Frankreich eine sehe hohe Bedeutung beigemessen wird. Dafür ist ja ausdrücklich eine sehr wichtige und hoch angesehene Institution gegründet worden. Die Aussonderung von Anglizismen ist ja nur ein Aspekt der französischen Sprachpflege, die erheblich weiter geht, als wir uns das in Deutschland träumen lassen können. Noch strenger geht es übrigens in Island zu, wo es extra eine Institution gibt, die zum Zwecke der Reinhaltung der Sprache für Phänomene, die neu sind, und deren Namen aus anderen Sprachen entlehnt werden müssten (Computer, Handy, Mobilfunk usw.) isländische Entsprechungen erfindet. So ganz und gar deutsch ist die Diskussion also nicht.
 
Französisch ist bei mir nur rudimentär vorhanden, ich würde nicht verhungern und für eine franz. Freundin hat es auch gereicht, aber wenn alle Franzosen Diskussionen so emotional führen wie besagte Ex-Freundin, dann wird es heftig ;)

Spaß beiseite und völlig undeutsch, ich habe die kleine Spitze zum "Deutschsein" angeführt, weil ich auf die Reaktionen hier gespannt war! Nebenbei, ich habe eine politische Diskussion in England unter "zivilisierten Leuten" miterlebt, die, vermutlich auch einigem Alkoholeinfluss geschuldet (nur leicht angetrunken wohlgemerkt), dann tatsächlich handgreiflich wurde. Da fehlen einem dann echt die Worte…

Die "Sprachpolizei" führt in Frankreich allerdings einen verlorenen Kampf, obschon z.B. der Anteil der französischen Titel im Radio vorgeschrieben ist, spielen einige Radiostationen aus Trotz etwa immer nur wiederholt die gleichen drei franz. Titel zwischen zwei Werbeblöcken, bis die Quote erfüllt ist. Ausgehend von den Vororten von Paris spricht man oft ein Französisch, welches den Puristen die Adern schwillen lässt, Anglizismen, Arabische Ausdrücke (keine Arabismen wie sie im Deutschen und Französischen zuhauf vorkommen), und eine absichtliche Verballhornung des "guten" Französisch, machen nicht nur unter den arabisch stämmigen Franz. die Runde - insgesamt geht die franz. Gesellschaft aber recht entspannt mit dem Thema um. (Snobismus einer "Großmacht"?)

Das Beharren allein rettet eine Sprache nicht, geprägt wird sie von Erfolgen. Schwierig wird es, wenn die "Erfolgreichen" eine Sprache sprechen, die vorsätzlich die alten Regeln verletzt (der Ghettoslang der amerikanischen Rapper wird gern auch von weißen Jugendlichen kopiert - nicht nur vom white trash). Schulen die fast ausschließlich aus den schwarzen Armenvierteln ihre Schüler rekrutieren, lehren ein Englisch (bzw. erlauben es in Arbeiten), welches mit "Grammatikelementen" der ehemaligen Sklavensprache arbeitet.

In England ist die klassenspezifische Zugehörigkeit noch immer recht gut an der Sprache festzumachen, insofern ist Deutschland fast mustergültig (die mundartlichen Besonderheiten fallen "net" unter diese Bewertung, auch wenn sie ebenfalls nerven können). Die Isländer übertragen neue Begriffe in ihre Sprache - wie sie es seit tausend Jahren tun - allerdings sprechen fast alle Isländer heute sehr gutes Englisch und haben deswegen auch mit den Anglizismen keine Probleme. Die verwendeten Anglizismen sind in der Regel auch keine Eigenprodukte (wie Handy, CityCenter und Co.) sondern dem Englischen / Amerikanischen direkt entnommen.

Die Frage die bleibt, ist doch eine Praktische: Kann, Will oder Muss man sogar etwas gegen die Verschlechterung der Sprachkultur tun? (Meckern zählt nicht ;)) Und wenn ja, was? Goethe unterrichten provoziert ja eher ein "fack you". Vorschläge?
 
Ach so...

... um die von dir aufgestellten und im Übrigen nicht-belegten Thesen und Argumente zu widerlegen, soll ich also Quellen liefern... Schau auf Wikipedia oder in den entsprechenden Wörterbüchern nach, wenn du es selbst nicht glaubst (so wie ich mir übrigens auch die Mühe gemacht habe).

Es ging um eine behauptung von mir, die ich nicht belegt hatte. Das wirfst du mir zu recht vor. Nun behauptest du das gegenteil, aber belegst es nicht.

Sollst du jetzt nicht mehr, hab' einiges nachgelesen und gelernt, dass verschiedene sprachen das verschieden handhaben. Ich halte mich dabei an die Englische variante, weil ich die für respektvoll halte.

Quelle
 
Die Frage die bleibt, ist doch eine Praktische: Kann, Will oder Muss man sogar etwas gegen die Verschlechterung der Sprachkultur tun? (Meckern zählt nicht ;)) Und wenn ja, was? Goethe unterrichten provoziert ja eher ein "fack you". Vorschläge?
Ja, selbstverständlich muss man. Die Sprache ist nur ein Bestandteil der Kultur, und natürlich kann man diese nicht einfach den Bach runtergehen lassen. Was Goethe betrifft, war er ja keineswegs der letzte, der gutes Deutsch geschrieben hat. Da gibt es also noch zahlreiche andere Möglichkeiten, die näher an unserer Zeit und unserem Sprachgebrauch liegen. Aber natürlich kann es auch gar nicht schaden (oder ist sogar sehr notwendig), den Schülern möglichst früh ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass man zu anderen Zeiten anders sprach, und dass so eine alte Sprache ihre ganz besonderen Schönheiten haben kann. Allerdings muss man es eben so machen, dass man damit ankommt. Ich denke, dass es wenig Sinn hat, 14-jährigen mit den »Wahlverwandtschaften« zu kommen. Aber für den »Werther« oder auch für den »Götz« kann man ganz sicher viele begeistern, wenn man es nur richtig anfängt. Wenn Abiturienten mit der Überzeugung aus der Schule gehen, der »Faust« sei eine trockene, unverständliche und humorlose Angelegenheit, ist daran mit Sicherheit nicht Goethe schuld, sondern die Schule, die nicht vermitteln konnte, was für eine witzige, schweinisch, aber auch ergreifende und gelegentlich tiefsinnige Sache das ist. Wenn man unter Bildung versteht, dass man die Klassiker auswendig lernt, pflichtgemäß anbetet und Aufsätze darüber schreibt, erreicht man natürlich nichts. Aber wenn man bei Schülern den Spaß an Goethes witzigen Versen weckt, erreicht man vermutlich auch gleichzeitig, dass sich ihr Sprachgefühl entwickelt.

Ich halte mich dabei an die Englische variante, weil ich die für respektvoll halte.
Nie vergessen, dass das, was wir für richtig (oder respektvoll) halten, immer nur das ist, was wir für richtig (oder respektvoll) halten. Wenn es in anderen Sprachen nicht üblich ist, die Namen von Sprachen groß zu schreiben, hat das nichts mit mangelndem Respekt zu tun, sondern ist lediglich eine andere Auffassung davon, wie man diese Wörter schreibt. Denkbar wäre ja auch eine Sprache, in der es als Sakrileg gilt, irgend ein Wort außer »Gott« groß zu schreiben. Das ist dann eben eine Konvention, aber gewiss kein Ausdruck mangelnden Respekts gegen irgendwas oder irgendwen. Man kann auch leicht die Gegenprobe machen: Im Deutschen schreiben wir »Rumänisch«, »Arabisch« oder »Russisch« groß, was der Tatsache nicht widerspricht, dass den betreffenden Ländern, Völkern und Kulturen vom Durchschnittsbürger unseres Landes sehr wenig oder gar kein Respekt entgegengebracht wird.
 
Schreiben Kleinschreiber eigentlich klein, weil sie damit eine Fehlerquelle mehr ausmerzen können? Bei manchen habe ich so den Eindruck.

Ansonsten. Wie stand es hier so schön Sprache ist Evolution gepaart mit Revolution. Da sie etwas Lebendiges ist muss sie sich auch zwangsläufig ändern, aber mir ist es als wachsender Prozess lieber als von einem auf den anderen Tag.

Mir fällt nur auf. Man verlernt seine Textsicherheit durch das oft sehr lachse Umgehen mit selbiger in Foren und bei SMS etc. Zumindest geht es mir so. Seit es das Internet kenne ist es bei mir auch schlimmer mit der Textsicherheit geworden.

Man muss sich einfach Mühe geben, Fehler seien erlaubt, Einsicht ist aber wichtig genauso wie das Zurückhalten mit Häme.

Ist wie mit Wissen. Anscheinend kennen viele nur noch Wikipedia als Referenz, was ich meide wenn möglich. Gerade vom deutschen Wikipedia mit seiner verschworenen Autorengemeinschaft halte ich nicht viel.
 
Es ging um eine behauptung von mir, die ich nicht belegt hatte. Das wirfst du mir zu recht vor. Nun behauptest du das gegenteil, aber belegst es nicht.

Wörterbücher (und zwar jedes Wörterbuch der von mir genannten Sprachen) und Wikipedia sind die Belege, die ich genannt habe. Du hast die von mir genannten Belege sogar mitzitiert.

Sollst du jetzt nicht mehr, hab' einiges nachgelesen und gelernt, dass verschiedene sprachen das verschieden handhaben. Ich halte mich dabei an die Englische variante, weil ich die für respektvoll halte.

Quelle

Also zusammenfassend:

Du nutzt die gemäßigte Kleinschreibung, schreibst aber Ländernamen und Sprachennamen aus Respekt groß, weil es so im Englischen auch gehandhabt wird.

Kann man machen, mir erschließt sich aber der Sinn dahinter überhaupt nicht.

Fragen, die offen bleiben, wären beispielsweise: Wem gegenüber ist es respektvoller, bei der gemäßigten Kleinschreibung die Namen von Ländern und Sprachen groß zu schreiben? Ist eine Kleinschreibung dann generell weniger respektvoll als eine Großschreibung? Und warum schreibt man ausgerechnet die Namen von Ländern und Sprachen groß? Warum nicht die Personalpronomen (um beispielsweise Gegenüber des Angeschriebenen auszudrücken)?

Du nennst Respekt als Argument für die Großschreibung von Ausnahmen bei der gemäßigten Kleinschreibung und beziehst dich auf das Englische. Dort schreibt man im Übrigen auch fast alles, was sich auf Gott bezieht, groß („God the Father“) sowie zusätzlich noch die Wochentage. Die Regel hast du aber nicht übernommen?

Das Ganze wirkt auf mich wie Rosinenpickerei und undurchdacht.

Bildlich vorgestellt: Du hast dich entschlossen, etwas an deiner Groß- und Kleinschreibung zu ändern. Dazu hast du blind in einen Topf gegriffen, der gefüllt war mit den unterschiedlichsten Regeln zur Groß- und Kleinschreibung aus der englischen und deutschen Sprache. Das, was du gezogen hast, hast du in deine Schriftsprache übernommen.
 
Man muss sich einfach Mühe geben, Fehler seien erlaubt, Einsicht ist aber wichtig genauso wie das Zurückhalten mit Häme.

Es geht ja nicht darum, dass sich jemand mal vertippt oder einen Satz verdreht konstruiert und das dann nicht bemerkt. Das ist selbstverständlich zu verschmerzen, wenn es sich nicht zu sehr häuft. Aber hier geht es ja um zweierlei: Einmal um ein Schreiben, das überhaupt keine Rücksicht auf den Leser nimmt, in Verbindung damit um eine Auffassung, die jede Regelung als unzulässige Einschränkung der Freiheit betrachtet, also die unmittelbare Übertragung des neoliberalen Kampfs aller gegen alle in dieses Gebiet; zum anderen um eine beschleunigte Veränderung der Sprache, die durch die Werbesprache hervorgerufen wird – oder auch durch dumme Sitten von Journalisten, die zum es zum Beispiel schick finden, ausschließlich im historischen Präsens zu schreiben (Johann Sebastian Bach liegt im Krankenhaus), und zwei Sätze, die durch ein »und« verbunden werden sollten, durch ein Komma zu trennen (Helmut Kohl versprach blühende Landschaften, fuhr wieder nach Bonn). Das sind ja keine zufälligen Fehler, sondern dumme Manierismen, die auf unzureichende Sprachbeherrschung zurückgehen.
 
… Noch strenger geht es übrigens in Island zu, wo es extra eine Institution gibt, die zum Zwecke der Reinhaltung der Sprache für Phänomene, die neu sind, und deren Namen aus anderen Sprachen entlehnt werden müssten (Computer, Handy, Mobilfunk usw.) isländische Entsprechungen erfindet …
Die Tendenz zu Neologismen gab’s und gibt’s im Deutschen mit unterschiedlicher vehemenz ja auch.

Während sich »Fernseher«, »Festplatte«, »Rechner« neben »Tor«, »Eckball« und »Strafstoß« durchgesetzt haben, hat’s der »Viertopfzerknalltreibling« gegen den »Vierzylindermotor« nicht geschafft. Ein »Zellfon« konnte sich vielleicht nur wegen der zum Zeitpunkt der Einführung von Mobilgeräten noch omnipräsenten Telefonzellen – ähm, öffentlichen Fernsprechzellen – nicht durchsetzen. Und ein »Mobiles« (ich meine [mɔ'bi:ləs], nicht ['mɔʊbaɪlz]) wäre möglicherweise im Zusammenhang dessen, was da alles so mobil sein könnte, auch als zu unspezifisch empfunden worden.

Obwohl – die Österreicher schießen ja immer noch »penalties«.

Teils hängt das Durchsetzen auch am Zufall, teils scheitert das daran, dass die deutschen Neuwörter durch ihre in der Tendenz größeren Länge zum Quellwort einfach unökonomisch sind. Sprache, gesprochene wie getippte, oder besser ihre Sprecher, wollen kurz und knapp den Begriff herüberbringen. Während obige Beispiel alle mehr oder minder Interlinearübersetzungen sind, hat das richtiggehend erfundene »Handy« alles, was man so kurz und knapp braucht. Dass es als englischsprachiges Wort falsch verwendet wird, kümmert ja die Zielsprache nicht. Eher stellt sich die Frage, ob eine (längst diskutierte) eingedeutschte Schreibung »Händi« nicht diese bessere bei diesem an sonsten ja deutschen Wort ist.
 
Moin,

aber wenn ein Mitvierziger / Werbetreibender sich wahllos Begriffe aus der Jugendsprache oder dem Englischen entlehnt, ist das nicht "hipp" sondern grotesk.

Erinnere mich noch deutlich daran, wie mir die Kinnlade 'runterfiel, als ich "Bodybag" als bezeichnung für Handtasche las...

Obwohl – die Österreicher schießen ja immer noch »penalties«.

Und die Schweizer kaufen Occassionen...
 
Aber das Wort »Handy« hätte sich nie durchgesetzt, wenn es nicht englisch aussehen würde. Darum hat eine Eindeutschung gar keine Chance. Und natürlich hat es immer Neologismen gegeben, denn für Dinge, die es bisher nicht gab, musste ein Wort erfunden worden.
Allerdings ist hier von anderen Erscheinungen die Rede. Zum Beispiel wandern die Menschen schon seit Jahrtausenden. Und das Wort »Wandern« gibt es im Deutschen seit Jahrhunderten. Irgendwann haben sich aber ein paar Werbefuzzis ausgedacht, dass das total uncool ist, und »Trekking« ein viel schickeres Wort dafür ist. Beide Wörter bezeichnen dasselbe, die Entlehnung ist also unnötig. Ebenso gibt es schon lange Rucksäcke. Und zwar so lange, dass das deutsche Wort in alle möglichen europäischen Sprachen eingegangen ist. Nun fand irgendwer, dass etwas Schickeres hermuss, und hängte den Leuten Leichensäcke (»body bags«) um. Irgendwann wurde aus dem Rucksack dann »city bag«, was eher wie eine Damenhandtasche klingt. Das sind lächerliche Verrenkungen, die jede für sich genommen nur kurios aber nicht weiter schlimm sind. Zusammengenommen und mit der Verarmung der Grammatik, die unsere Werbefuzzis und die Journalisten vorantreiben, bewirken sie aber, dass inzwischen schon Studenten (zum Beispiel der Theaterwissenschaft) Schwierigkeiten haben, einen knapp 200 Jahre alten Text zu lesen und zu verstehen. Ohne gleich den Untergang des Abendlandes herbeireden zu wollen (die Welt geht nicht unter, wenn niemand mehr Goethe oder Lessing liest), halte ich das für eine Verarmung, die man nach Möglichkeit verhindern sollte.
 
Gerade lese ich in der Süddeutschen Online:

Ist der FC Bayern schon Meister? Von wegen! Ein geleakter Guardiola, ein lustiger Sammer,
ein wilder Senser Neuer: Neun Szenarien, die den Münchnern noch den Titel verhageln könnten.

Ich las dreimal „ein gele akter Guardiola ...“ .. Gelee? Akt?

... und wundere mich, wie „deutsch“ ich noch lese. :)
 
Ich sag mal so:

Der Autor hat Bücher und Artikel, bei denen Rechtschreibung nach dem
Duden durchaus angebracht ist, mit Produktnamen verwechselt.

Kann passieren. :)

Seh ich auch so.

Ich hab auch ein Mobitelefon, einen Klapprechner und ein Wischtelefon.
Aber als ehemaliger Werber muss ich sagen, dass unsere Sprache
eben auch leider sehr lange Wörter hat.
Und da passt eben »Speisesalz« nicht immer auf die Packung.

Und da saß denn der Kollege Texter und kaute auf seinem Bleistift:

Speisesalz
zu lang, wird zu klein, passt nicht.

Speise
Salz
stimmt ja nicht, ist ja nur Salz und keine Speise.

Salz
zu banal, das kann ja alles mögliche sein, zu pauschal

Hm, wo steht das Zeug denn so rum?
...
auf dem Tisch

Tisch
Salz

oh, ne, da meinen die Leute noch, sie können damit
die Tischplatte polieren


o.k. was anderes!

Tafel

Joh, das klingt gut, is chick, appetitlich und vor allem auch zeitlos.

Tafel
Salz
 
Moin

Und die Schweizer kaufen Occassionen...

Und wenn man sich mit den Themen auseinandersetzen würde, zu denen man völlig unreflektiert seinen Senf abgibt, käme auch nicht eine solch unsinnige Bemerkung heraus. Die Schweiz ist fünfsprachig und deshalb werden auch im Deutschen und Schweizerdeutschen französische Begriffe verwendet. So auch Occasion.

So etwas lässt jedoch erahnen, wohin es geht und woher es kommt. Ursache sind Respektlosigkeit und Faulheit. Wieso sollte ich korrekt und gut lesbar schreiben? Soll doch der Trottel, welcher im Forum liest und versucht zu helfen, den Schrott entschlüsseln, den ich schnell mal ohne Punkt und Komma hinrotze. Mir doch egal ob es lesbar ist oder nicht.

Ich persönlich beantworte grundsätzlich keine Posts mehr, die Deppenapostrophen, Idiotenleerzeichen und sonstige Fehler enthalten, die darauf schliessen lassen, dass es dem Verfasser zu mühsam ist auch nur annähernd korrekt zu schreiben.
Aus dem einfachen Grund, weil es mir wiederum zu mühsam ist so etwas zu lesen.
 
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