Bernd Lucke ein moderner Mann und kein Populist?

Diese Aussage wird aber nur deswegen als problematisch eingestuft, weil die herrschende Meinung die gegenteilige Auffassung vertritt.
Das mag auf das "Volk" zutreffen. Damit meine ich jetzt keinerlei Abstufungen geschweige denn Wertungen (Arbeiter/Intellektuelle, Männer/Frauen, Interessierte/Stammtischler,..), sondern die breite "Masse".

Ich habe aber (auch oder besonders im Euro-Thread) Lucke immer wieder dafür kritisiert, dass er einerseits mächtig auf die Sahne haut und sich als Heilsbringer verkauft, aber inhaltlich (gerade in der Euro-Frage) wenig Substanz bietet. Die gleiche Kritik bekam Westerwelle von mir für seine unsäglich sinnlosen Steuersenkungspläne und Seehofer/Dobrindt für die Deppenmaut.

Ich fordere immer wieder die Auseinandersetzung mit Inhalten. Man kann falsch liegen oder (wie ich oben mit der Euro-Frage) nur einen Teil der Wahrheit schreiben.

Im Ergebnis sehe ich aber, dass Lucke Populismus fördert und die Nation spaltet. Und ja.. jemand muss auch mal weg vom täglichen Bundestagswischiwaschi und Shake-Hands mit den Lobbyisten und üblichen Kumpanen und die Wahrheit sagen.

Das "Volk" scheint mir aber nicht bereit zu sein, über Themen auch mal kritisch zu reden. Entweder x hat Recht und y unrecht oder umgekehrt. Das ist meiner Meinung nach dumm. Weil sich die Bürger damit selbst die Chance nehmen, ihr Heft in die Hand zu nehmen. Und damit meine ich nicht "Ihr seid dumm, weil..". Nein, ich meine damit, dass es dumm ist, bei Schnee ohne Winterreifen loszufahren. Egal wie gut man Auto fahren kann. Es ist einfach unsinnig.

Die Liste der Populisten ist lang. Westerwelle, Seehofer, Merkel, Gabriel, von der Leyen, Gauck.. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und in verschiedenen Abstufungen und mit verschiedenen Fähigkeiten.

Da müssen wir gar nicht drüber reden. Das macht Luckes Einlassungen aber auch nicht besser.

Und genau deshalb wird für mich andersrum ein Schuh draus: Wir haben doch schon eine ganze Riege von Populisten. Warum sieht man einen, der inhaltlich auch nicht mehr zu bieten hat und sich beim Populistenkabinett einreihen will, dann als echte Alternative?

Das verstehe ich nicht.

Da wird versucht, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Mir ist doch egal, was ich von dem Lucke halten kann/sollte und ob ich ihn mag oder nicht. Ich interessiere mich für das was er sagt. Und das ist keine Alternative.

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass immer viel gejammert wird. Jetzt lasst doch mal den Lucke, der sagt nur, was viele denken. Der Kerl wird von allen Seiten diskriminiert, weil er so weit rechts ist. Das muss aber so sein. Immer diese Kritik, bloß weil er dies oder jenes tut.

Und dagegen verwehre ich mich ausdrücklich. Das ist mir alles völlig egal. Lucke hat inhaltlich keine Alternative anzubieten. Der Kerl ist mir nicht zu weit rechts. Oder links. Oder sonstwo. Für Lucke ist das alles eine "Spaßveranstaltung" und ein prima Betätigungsfeld. Was er über wen sagt, ist egal. Wenn es Deutschland inhaltlich/sachlich nicht weiter bringt.

Das sollten auch mal diejenigen kapieren, die damit kommen, dass angeblich die Nazi-Keule hervorgeholt wird. ;)
 
Es wird dabei gerne übersehen, dass sich Herr Lucke der gleichen Rhetorik bedient wie jeder andere Politiker auch. Einziger Unterschied: seine Ansicht ist derzeit jedenfalls unerwünscht und natürlich fürchten die anderen Parteien und Politiker Machtverluste.
Das Problem ist nicht, was Lucke in Talkshows als eigene Ansicht ausgibt, sondern das, was seine Parteifreunde öffentlich sagen – von denen er sich natürlich nicht distanzieren kann. Das Problem haben Seehofer oder Gysi auch. Aber Lucke muss dabei einen grösseren Spagat machen, noch dazu mit einem weiten Ausleger auf rechtsextreme Standpunkte.

Aber du hast sicher recht: Immer mehr Politiker/innen greifen zu populistischer Rhetorik. Sie spüren, dass die Entfremdung zwischen Teilen der Bevölkerung und dem Politikbetrieb wächst. Diese Art Populismus gibt es am linken Rand des Spektrums genauso wie am rechten. Die Bedrohungsängste sind die gleichen, das Misstrauen ist das gleiche, und das Gefühl, ein Kartell der Eliten führe sie hinters Licht, ist das gleiche. Ein Lebensgefühl, das "Pegida" heisst.

Und das Unschöne dabei ist: Je mehr sich die Mitte der Republik auf einen Konsens verständigt, und konsensforientierte Politiker/innen wie Merkel die Verantwortung übernehmen, desto mehr wächst auch die Entfremdung zwischen dieser Mehrheit und einer Minderheit, die sich mit ihren Sorgen und Ängsten nicht ernst genommen und abgehängt fühlt.
 
Mit Verlaub, was du da schreibst, ist ziemlicher Quatsch. Egal wieviele Nullen du irgendwo ran hängst. Die Schulden bleiben dieselben.

Was soll eine Insolvenzregelung denn bringen? Griechenland ist offiziell pleite. Und weiter?

Das ist kein Quatsch. So haben diese Staaten jahrzehntelang gewirtschaftet. Das ist auch legitim. Ein Staat kann seine Schulden weginflationieren. Das geht halt nur mit eigener Währung.

Eine insolvenregelung würde einen Neustart ermöglichen. Keine Altschulden mehr und wieder Spielraum für eigene Politik.

So kann man nur warten bis der Tag danach kommt. Der Euro wird sich nicht innerhalb von Monaten verabschieden, sondern das geht irgendwann über Nacht und dann ist die Katastrophe da.
 
Eine insolvenregelung würde einen Neustart ermöglichen. Keine Altschulden mehr und wieder Spielraum für eigene Politik.
Ja wie sollen die Schulden von Zauberhand verschwinden? :noplan:

Griechenland hat Schulden bei Bank xy. Sagen wir zum Beispiel bei der Deutschen Bank.

Was glaubst du denn, was die machen? Die Kohle einfach aus den Büchern streichen? So. Griechenland ist pleite. Raus damit. Gib mal das Lineal und den Stift, ich streich das mal durch. Brief an Griechenland könnt ihr schonmal fertig machen. Liebe Griechen, Kredit ist getilgt.

Ja. Klar.

Pustekuchen. Denen fehlen x Milliarden Euro. Was meinst du denn, wer die bezahlt? Richtig! Du. Und ich. Kurz: Der Steuerzahler.

Und zum Thema "So haben diese Staaten jahrzehntelang gewirtschaftet.." schreib ich mal lieber nix. Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Da solltest du lieber nochmal ein bisschen was nachlesen.
 
Das ist kein Quatsch. So haben diese Staaten jahrzehntelang gewirtschaftet. Das ist auch legitim. Ein Staat kann seine Schulden weginflationieren. Das geht halt nur mit eigener Währung.

Eine insolvenregelung würde einen Neustart ermöglichen. Keine Altschulden mehr und wieder Spielraum für eigene Politik.

So kann man nur warten bis der Tag danach kommt. Der Euro wird sich nicht innerhalb von Monaten verabschieden, sondern das geht irgendwann über Nacht und dann ist die Katastrophe da.

Oh je, das ist wirklich Lucke-Logik pur und gefühlsechtes AfD-RDF. :rotfl: Die prekärsten Staaten müssen nur wieder eine eigene Währung annehmen, gegen den Rest der Welt abwerten, werden dadurch wieder wettbewerbsfähiger, die Schulden sind mit (fast) einem Paukenschlag weg wie bei Fritz Mustermanns Privatsinsolvenz und wenn erst alles den Bach runtergegangen ist, ist sicherlich gaaaanz viel Spielraum für eigene Politik mit unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten. :crack:

Selbst in der Oberstufe könntest du sowas im Sozialkunde-Unterricht, wenn auch politische und wirtschaftliche Themen besprochen werden, nicht bringen. Lucke macht es trotzdem; und die Protest- und Frustwähler lieben es.
 
Ja wie sollen die Schulden von Zauberhand verschwinden? :noplan:

Griechenland hat Schulden bei Bank xy. Sagen wir zum Beispiel bei der Deutschen Bank.

Was glaubst du denn, was die machen? Die Kohle einfach aus den Büchern streichen? So. Griechenland ist pleite. Raus damit. Gib mal das Lineal und den Stift, ich streich das mal durch. Brief an Griechenland könnt ihr schonmal fertig machen. Liebe Griechen, Kredit ist getilgt.

Ja. Klar.

Pustekuchen. Denen fehlen x Milliarden Euro. Was meinst du denn, wer die bezahlt? Richtig! Du. Und ich. Kurz: Der Steuerzahler.

Und zum Thema "So haben diese Staaten jahrzehntelang gewirtschaftet.." schreib ich mal lieber nix. Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Da solltest du lieber nochmal ein bisschen was nachlesen.


Ich glaube eher, dass du etwas grundsätzliches einfach nicht verstehst. Die Schulden dir Griechenland früher in Drachmen hatte waren nie ein Problem. Nach jeder neuen Null an der Währung waren die nur noch 10% Wert . Und ja, wenn Griechenland bei der Deutschen Bank Schulden hatte, sprich die deutsche Bank drachmenanleihrn gekauft hatte, konnte Griechenland die einfach zurückzahlen . Dafür gabs aber auch 16% Zinsen - das Problem sind wie ich bereits gesagt habe die fremdwährungsschulden.

Nachlesen solltest du lieber mal wie sich die ital Lire und der FF damals so entwickelten
 
Ich denke, das Thema Euro / Währungsunion / EU hat für die AfD stark an Bedeutung verloren. Wahlentscheidend ist das mE nicht mehr. Zumal sich die Konjunktur wieder gut entwickelt wird, wie sogar der gestrenge Bundesbankpräsi Weidmann voraussagt.

Ich würde davon ausgehen, dass Lucke das Thema Einwanderungspolitik / Islamismus aufpumpen wird. Pegida wird sich in absehbarer Zeit allmählich verläppern, aber das Potential bleibt. Das kann die AfD nicht liegen lassen.
 
Die Schulden dir Griechenland früher in Drachmen hatte waren nie ein Problem.

Zwischen Damals und Heute liegen aber gut 13 Jahre Euro-Mitgliedschaft, in der so einiges passiert ist. Wenn du eine Zeitmaschine baust, die Griechenland wieder zurück nach 2001 bringt, ginge wohl was. Aber wie Saugkraft es bereits sagte, wir würden dann die Dienste von Harry Potter in Anspruch nehmen müssen.
 
Zwischen Damals und Heute liegen aber gut 13 Jahre Euro-Mitgliedschaft, in der so einiges passiert ist. Wenn du eine Zeitmaschine baust, die Griechenland wieder zurück nach 2001 bringt, ginge wohl was. Aber wie Saugkraft es bereits sagte, wir würden dann die Dienste von Harry Potter in Anspruch nehmen müssen.

Das ist der Punkt an dem die Insolvenzregelungen für EU Staaten greifen müssen. Staatsanleihen sind zwar sichere Anleihen aber 100% sicher eben nicht. Wer jetzt meint, ein insolventer Staat bekäme nach dem Neustart nie mehr Geld an den Kapitalmärkten, den verweise ich an Island, da wurde das auch behauptet. Sechs Monate später war das "von den Märkte" schon wieder vergessen. So sehr ich "die Märkte" schätze, um so mehr würde ich eine Regierung schätzen, die sich nicht nur "von den Märkten" vor sich her treiben läßt.
 
Das ist der Punkt an dem die Insolvenzregelungen für EU Staaten greifen müssen. Staatsanleihen sind zwar sichere Anleihen aber 100% sicher eben nicht. Wer jetzt meint, ein insolventer Staat bekäme nach dem Neustart nie mehr Geld an den Kapitalmärkten, den verweise ich an Island, da wurde das auch behauptet. Sechs Monate später war das "von den Märkte" schon wieder vergessen. So sehr ich "die Märkte" schätze, um so mehr würde ich eine Regierung schätzen, die sich nicht nur "von den Märkten" vor sich her treiben läßt.

Das Beispiel Island wird immer wieder gerne genommen, als Blaupause für erfolgreiche Schuldenabwicklung taugt es dennoch nicht. Island hat zwar seine eigene Währung, die isländische Krone, und konnte daher abwerten. Es gibt aber zwei wesentliche Unterschiede zwischen Island und Griechenland. Den ersten hatte ich bereits genannt: Griechenland ist seit gut 13 Jahren im Euro, es müsste zunächst mal aus dem Euro raus. Auch wenn man das Problem mit den derzeitigen Verbindlichkeiten z.B. bei deutschen Instituten irgendwie in den Griff kriegen könnte (siehe Saugkraft: "Gib mir mal den Bleistift...") ist fraglich, ob der Ausstieg eines Euro-Landes überhaupt möglich ist, ohne dass eine unkontrollierbare Kettenreaktion einsetzt und der Euro auseinanderbricht. Dann haben wir auch in Deutschland so richtig Spaß, das kannst du mir glauben.

Zweitens, und das wird fast nie dazugesagt, wenn Island als Beispiel hergenommen wird: Island hat etwa so viel Einwohner wie (das real existierende) Bielefeld. Gut 300.000 Einwohner. Allein deshalb schon taugt Island kaum als Beispiel.
 
Du meinst es sei fraglich ob ein Euro Land überhaupt ausscheiden kann. Das ist genau der Punkt - die Regierungen hatten jetzt 6 Jahre Zeit Möglichkeiten zu suchen. Griechenland würde sich gut eignen - es ist wirtschaftlich gesehen ohne Konsequenz , es hat nur so viele Einwohner wie London , es hat außer einen Bürgerkrieg oder Militärputsch keine politische Perspektive, es hat keine Kontrolle über seien Haushalt , ist völlig Pleite und vollkommen ohne Chance jemals aus dem schuldensumpf wieder rauszukommen .

Wenn man die Entwicklung in Italien oder Frankreich extrapoliert, fallen die auch bald. Nur Länder in der Größe können nicht mehr aus dem Stand in eine geregelte Insolvenz gehen, sie können auch nicht unter einen Rettungsschirm, so große Schirme gibt es nicht


Der Spaß kommt in jedem Fall auch in Deutschland an. Zum Teil ist er schon da, die Altersversorgung ist bereits Makulatur (Lebensversicherung, staatliche Rente und Riester werden uns nicht vor der einheitsrente auf Hartz 4 Niveau schützen können), die Reallöhne haben sich in den letzten Jahren nicht erhöht, die Infrastruktur gammelt, die medizinische Versorgung ist im Rückwärtsgang etc etc

Die Regierungen haben mit der ezb Geldpolitik Zeit gekauft , diese aber nicht genutzt - dies wird sich rächen.
 
Du meinst es sei fraglich ob ein Euro Land überhaupt ausscheiden kann. Das ist genau der Punkt - die Regierungen hatten jetzt 6 Jahre Zeit Möglichkeiten zu suchen. Griechenland würde sich gut eignen

Deine Position (für einen Euro-Austritt Griechenlands) basiert auf zwei Argumenten:

1. Nach sechs Jahren müsse eine praktikable Lösung dafür gefunden worden sein, wie man den Ausstieg organisiert, soviel könne man ja wohl von den Regierungen erwarten. Es gibt aber Probleme, die sich auch in 1000 Jahren nicht lösen lassen werden, ganz einfach, weil sie nicht lösbar sind. Hier ist es ja so, dass niemand vorhersagen kann, was bei einem Grexit passiert. Und das wird auch so bleiben, weil bislang noch kein Land ausgestiegen ist. Und wie viel unkontrollierbare Psychologie in den Märkten steckt, haben uns die Lehman-Pleite und die Eurokrise bereits deutlich vor Augen geführt. Lehman war eine kleine Investmentbank; doch das, was ihre Pleite ausgelöst hat, steht in keinem Verhältnis dazu. Ähnlich schräg war die Investorenpanik, die sich sofort gegen Italien richtete, als Griechenland plötzlich als hoffnungslos überschuldet dastand. Das sind Erfahrungen, die uns eine Lehre sein sollten.

2. Griechenland sei bedeutungslos genug, um damit das Ausstiegsexperiment vergleichsweise risikoarm wagen zu können. Das aber kannst du nicht wissen. Es ist gut möglich, dass allein der Ausstieg eines Landes - und sei es auch nur Griechenland - ausreicht, um einen Flächenbrand auszulösen. Außerdem ist da ja noch die Frage nach den Konsequenzen für das Land selbst. Es würde tatsächlich vollends im Chaos versinken, und da wären wir wieder bei der Frage nach der Kollektivschuld, die bislang noch allen Teilnehmern hier unangenehm wurde, die mit mir darüber diskutierten. Ich wärme das ggf. gerne nochmal für dich auf.

Der Spaß kommt in jedem Fall auch in Deutschland an. Zum Teil ist er schon da, die Altersversorgung ist bereits Makulatur (Lebensversicherung, staatliche Rente und Riester werden uns nicht vor der einheitsrente auf Hartz 4 Niveau schützen können), die Reallöhne haben sich in den letzten Jahren nicht erhöht, die Infrastruktur gammelt, die medizinische Versorgung ist im Rückwärtsgang etc etc

Erstens ist das nicht der "Spaß", von dem ich schrieb. Bricht der Euro auseinander, dürften die Auswirkungen ganz andere Dimensionen haben. Zweitens sind diejenigen Missstände, die du beklagst, allein auf falsche Politik made in Germany zurückzuführen. Die Reallöhne sind nicht gestiegen - OK, das stimmt. Und es ist nicht gesund - stimmt auch. Aber die Ursache dafür ist nicht der Euro, sondern Hartz4.
 
Bricht der Euro auseinander, dürften die Auswirkungen ganz andere Dimensionen haben.
Also wenn man ganz nüchtern das Thema betrachtet sollte man festhalten, dass es keine Theorie gibt um vorherzusagen, was bei dem Austritt eines Landes aus dem Euro unter Fortbestehen der Währungsunsion mit den übrigen Ländern passieren würde. Man kann sich auf unterschiedlichste Weise dem Thema nähern und man kommt dann jeweils zu unterschiedlichen Ergebnissen. Somit zieht sich jeder für sein gewünschtes Ergebnis die jeweilige passende Argumentationsweise heraus.
Eine relativ klare Aussage bzw. Entscheidungsgrundlage, wie das bei anderen Themen der Fall ist, ist so nicht möglich bzw. nicht vorhanden.
Gerade weil das so ist, wird das Thema eben politisch diskutiert, indem das Ergebnis des Prozesses vorweggenommen, als unerwünscht deklariert und somit die Diskussion abgebrochen wird.
Als nicht ganz tauglichen, aber einzigen vorhandenen historischen Vergleich, könnte man die Auflösung von Festwechselkurssystemen heranziehen. Danach ist die Welt nicht untergegangen, sondern es ging eher besser weiter, weil ein untaugliches und damit zusammengebrochenes System außer Kraft gesetzt wurde.
Die einzige Konstante wird sein: die Ökonomie lässt sich nicht austricksen. Sofern der Fortbestand des Euro-Systems tragfähig für alle Beteiligten ist, wird es fortbestehen. Wenn nicht, dann wird es, in welcher Form auch immer, aufgelöst werden. Und weil es nur um Geld geht, wird auch nichts dramatisches passieren.
 
Also wenn man ganz nüchtern das Thema betrachtet sollte man festhalten, dass es keine Theorie gibt um vorherzusagen, was bei dem Austritt eines Landes aus dem Euro unter Fortbestehen der Währungsunsion mit den übrigen Ländern passieren würde. Man kann sich auf unterschiedlichste Weise dem Thema nähern und man kommt dann jeweils zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Ja. Aber eines dieser Ergebnisse ist, dass uns der ganze Laden um die Ohren fliegt, und es gibt gute Gründe, dieses Risiko nicht allzu gering einzuschätzen. Es ist ja nicht mal klar, ob ein Fortbestehen der Währungsunion mit den übrigen Ländern nach einem Grexit möglich ist. Das, was nach Griechenlands Offenbarungseid mit Italien passiert ist, könnte nach dem Grexit erst recht passieren, deutlich stärker, und dann könnte der Druck so groß werden, dass schwächere Länder wie Dominosteine fallen. Es *muss* nicht so kommen. Es könnte tatsächlich sein, dass sich die Investoren denken: "Ist ja nur Geld", aber für wie wahrscheinlich darf man das halten, nach den Erfahrungen mit Lehman Brothers? Wenn's kracht, sind Wirtschaftsdaten nichts mehr wert, es kommt Panik auf, es regiert das Misstrauen, in Folge sind selbst kerngesunde Beteiligte nicht mehr liquide, was im allgemeinen Chaos keiner mehr von einer echten Zahlungsunfähigkeit unterscheiden kann.

Sofern der Fortbestand des Euro-Systems tragfähig für alle Beteiligten ist, wird es fortbestehen. Wenn nicht, dann wird es, in welcher Form auch immer, aufgelöst werden. Und weil es nur um Geld geht, wird auch nichts dramatisches passieren.

Das würde ich mir gerne mal in einer "Sandbox" anschauen. Geht aber leider nicht. Der Euro wird sowieso bleiben, auch Griechenland wird drinbleiben. Warum? Weil alle Beteiligten eben nicht denken, dass es "nur Geld" ist. Alle haben etwas zu verlieren, ganz egal, wie krank diese Währungsunion ist. Auch der, der vielleicht nur 1000 Euro Vermögen besitzt. Am 25.01. kommt übrigens die nächste Prüfung. Da sind Neuwahlen in Griechenland, derzeit führt Alexis Tsipras mit seiner Koalition der fundamentalistischen Linken (Synaspismos Rizospastikis Aristeras = SYRIZA). Er wird die Wahl verlieren, jede Wette. Letztendlich haben auch die Griechen Angst, selbst wenn sie nicht viel besitzen.
 
Deine Position (für einen Euro-Austritt Griechenlands) basiert auf zwei Argumenten:

1. Nach sechs Jahren müsse eine praktikable Lösung dafür gefunden worden sein, wie man den Ausstieg organisiert, soviel könne man ja wohl von den Regierungen erwarten. Es gibt aber Probleme, die sich auch in 1000 Jahren nicht lösen lassen werden, ganz einfach, weil sie nicht lösbar sind. Hier ist es ja so, dass niemand vorhersagen kann, was bei einem Grexit passiert. Und das wird auch so bleiben, weil bislang noch kein Land ausgestiegen ist. Und wie viel unkontrollierbare Psychologie in den Märkten steckt, haben uns die Lehman-Pleite und die Eurokrise bereits deutlich vor Augen geführt. Lehman war eine kleine Investmentbank; doch das, was ihre Pleite ausgelöst hat, steht in keinem Verhältnis dazu. Ähnlich schräg war die Investorenpanik, die sich sofort gegen Italien richtete, als Griechenland plötzlich als hoffnungslos überschuldet dastand. Das sind Erfahrungen, die uns eine Lehre sein sollten.

2. Griechenland sei bedeutungslos genug, um damit das Ausstiegsexperiment vergleichsweise risikoarm wagen zu können. Das aber kannst du nicht wissen. Es ist gut möglich, dass allein der Ausstieg eines Landes - und sei es auch nur Griechenland - ausreicht, um einen Flächenbrand auszulösen. Außerdem ist da ja noch die Frage nach den Konsequenzen für das Land selbst. Es würde tatsächlich vollends im Chaos versinken, und da wären wir wieder bei der Frage nach der Kollektivschuld, die bislang noch allen Teilnehmern hier unangenehm wurde, die mit mir darüber diskutierten. Ich wärme das ggf. gerne nochmal für dich auf.



Erstens ist das nicht der "Spaß", von dem ich schrieb. Bricht der Euro auseinander, dürften die Auswirkungen ganz andere Dimensionen haben. Zweitens sind diejenigen Missstände, die du beklagst, allein auf falsche Politik made in Germany zurückzuführen. Die Reallöhne sind nicht gestiegen - OK, das stimmt. Und es ist nicht gesund - stimmt auch. Aber die Ursache dafür ist nicht der Euro, sondern Hartz4.

Meine Lieblingslösung wäre, dass wir griechische Politik machen - der deutsche Staat sollte die Steuern runterfahren und die Ausgaben erhöhen - mehr Beamte einstellen, die Strassen reparieren. Wir sollten eine Party feiern wie die Griechen, nachdem sie sich in den Euro beschissen hatten. Dadurch hätte der deutsche Michel nochmal 10 fette Jahre. Der Inflationsdruck auf den Euro stiege an, die höheren Löhne würden durch die Inflationsrate teilweise kompensiert und die Wirtschaft bliebe exportfähig, wenn auch nicht so erdrückend wie heute. Der gesteigerte Binnenkonsum durch die Party würde dies jedoch kompensieren.
Für die anderen Länder würden die Jahre der Dürre, die sie gerade durchmachen sich dann wenigstens in dem Sinn lohnen, dass sie damit langsam an Deutschland anschließen könnten. Heute haben sie nur das Elend. Die Südländer haben gezeigt, dass sie nicht auf Miniaturdeutsche machen können, dann müssen wir halt auf Miniatursüdländer machen. Man kann halt nicht Politik machen wie die Südländer und gleichzeitig eine harte Währung haben. Wenn man aber Politik wie die Merkel macht ist der Euro zu weich und man drückt den Mitbewerbern damit die Luft ab.
Ich verstehe halt nicht, warum der Euro für so wichtig gehalten wird. Polen, England, Schweiz - alle existieren mit eigenen Währungen, alle existieren in Europa. Die beste Lösung wäre einfach den Euro als gescheitert anzuerkennen und ihn abzuwickeln. Das ist wie mit dem toten Pferd. Irgendwann sollte man aufhören es zu reiten.

Der Euro ist im übrigen Schuld an den nicht gestiegenen Reallöhnen - Deutschland hat nämlich die Politik genau so weitergeführt, als ob sie noch die superharte DM hätte. F/I/ES/GR etc haben so weitergemacht als ob sie noch weiche Währungen gehabt hätten. Deshalb sind deren Reallöhne explodiert und unsere stagniert.
 
Ja. Aber eines dieser Ergebnisse ist, dass uns der ganze Laden um die Ohren fliegt, und es gibt gute Gründe, dieses Risiko nicht allzu gering einzuschätzen.
Der Euro wird sowieso bleiben, auch Griechenland wird drinbleiben. Warum?
Ich persönlich denke auch, dass der Euro bleiben wird. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob Griechenland nicht doch eine eigene Währung einführt, die möglicherweise an den Euro gekoppelt ist.
Die EZB wurde von Anfang an nicht von der Politik unabhängig gestaltet - eine "Staatsfinanzierung durch die Notenpresse" war von Anfang an vorgesehen, gerade damit das System nicht schnell kippt. Es war natürlich den Verantwortlichen von Anfang an klar, dass die extremen Asymmetrien im Euro-Währungsraum zu Verwerfungen führen werden, wie wir sie jetzt sehen. Aber diese Probleme lassen sich mit der extremen Geldpolitik gestalten. Langfristig werden wir auf Europa-Ebene soetwas bekommen wie den Länderfinanzausgleich in Deutschland. Die Grundlagen dafür werden mit der sog. Bankenunion gelegt, was nichts anderes ist als eine gigantische Geldumverteilungsmaschine.
Der Euro ist ein geopolitischer Baustein, der aus einer größeren Perspektive notwendig ist. Auch die Zusammenarbeit mit den USA/Nordamerika auf Basis des TTIP ist kein Zufall, sondern führt zwischen diesen beiden großen "westlichen" Wirtschaftsblöcken zu einer weiteren Integration. Gerade so, wie es in Europa mit dem Binnenmarkt passierte. In fernerer Zukunft werden Euro und Dollar aneinander gekoppelt, was die Macht dieses dann einheitlichen westlichen Wirtschaftsblocks noch festigt. Das wird auch funktionieren, wenn bis dahin finanzieren sich Europa und die USA/Nordamerika problemlos über die Notenpresse. Die Verschuldung der USA im Ausland (was dort Forderungen sind, die mit dieser Politik relativ wertlos werden/bleiben) erlaubt es der sog. "ersten Welt" ihre Macht gegenüber den übrigen Ländern zu erhalten/vielleicht auch zu festigen. Die Bankenunion der EU hat auch den Zweck, die Verschuldung innerhalb Europas auf Gläubiger außerhalb der EU zu verlagern. Nicht ohne Grund schließen sich die Schwellenländer in entsprechender Weise zusammen. Im Grunde ist das alles eine Art Wirtschaftskrieg.
Das sind meine Gedanken dazu, wenn man das alles global einordnet.
 
und was fällt Dir zu "F-U-C-K the EU" ein?
Der Doktor hat die kommende Entwicklung mMn richtig dargelegt. Eine Frage ist nur noch wann es so eintrifft. Die Folgen dürften auch schon bekannt sein, alles ableitbar aus Abfallinformationen der geheimen TTTIP-Verhandlungen etc.

Die äußerst scharfe außenpolitische Abgrenzung der EU (fast identisch mit den USA) tragen ebenso und durchaus gewollt dazu bei.

Und was Nulands Feststellung (F-u-c-k the EU) betrifft, kennzeichnet es nur die Hackordnung in der neu entstandenen und dann festgeschriebenen Militär- und Wirtschafts-Gemeinschaft.

Die Führungsrolle der USA entspräche dann der Rolle Deutschlands auf EU-Ebene.
 
Die Führungsrolle der USA entspräche dann der Rolle Deutschlands auf EU-Ebene.

sehe ich nicht so.
Der Pudel der USA bliebt GB.
Und deshalb wird GB auch in der EU blieben damit Deutschland und Frankreich nicht plötzlich umspringen.

Was wäre schlimmer für die USA als wenn sich Russland, Deutschland und Frankreich wirtschaftspolitisch zusammen schließen würden ...
Die meisten anderen Ländern würden hier folgen, die USA ständen alleine zwischen einem chinesischen- und einem europäischen Wirtschaftsblock und würden unter die finanzpolitischen Räder kommen. Der Dollar wäre nichts mehr Wert und eine Wirtschaft gibt es in "den Staaten" nicht mehr wirklich.
 
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