"Wir würden gewaltig reicher werden"

hasso

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in einem artikel der spiegel online ausgabe äussert sich ein unternehmer, wie man mit einm grundgehalt von 1200€ für jeden, die arbeitslosigkeit auf nahezu null senken könnt.

dazu müssten jedoch alle steuern bis auf die verbrauchersteuer abgeschafft werden. denn nach dieser logik würde sich arbeit wieder lohnen, weil die steuer erst am ende der wertschöpfungskette erhoben würde. positive effekte:

wetbewerbsfähigkeit deutscher produkte im ausland, vermögende bleiben im inland und investieren hier statt im ausland usw.

ich check das ganze nicht, wie das funktionieren soll. vieleicht kennt sich jemand mit volkswirtschaftslehre aus und kann mal paar worte dazu sagen.

hier der artikel:http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,386396,00.html
 
Interessanter Ansatz,

ich würde sofort hier als Entwickler kürzen treten, keinesfalls komplett wegzudenken(!), und meine Zeit noch mehr für Jugendarbeit investieren, das wäre dann mein Anteil an der Gemeinschaft, denn mein Grundgehalt hätte ich ja und bräuchte mir somit keine Gedanken zu machen, wie ich die investierte Zeit in Entgelte umgewandelt bekomme.

Ein schöner Traum, in dem jeder machen kann, was er tatsächlich gut kann! Und bitte nicht an Möglichkeit der faulen Haut denken, denn wer ehrlich ist, auf der hellen Sonnenseite wird es recht langweilig ohne Aufgabe auf diesem Planteten

Bye
Mirko
 
Ich finde den Ansatz auch sehr interessant - nur nicht wirklich durchführbar. Kann mir einfach nicht vorstellen, dass durch Wegfall aller Subventionen so viel eingespart werden könnten, dass man komplett ohne Steuern, außer einer Mehrwertsteuer von dann wahrscheinlich 40% auskommen könnte. Aber wenn man mir da Zahlen lieferte, würde ich mich bereit erklären, die Politik aufzumischen...;)

Mal im Ernst - ich würde dann auch als Volleyballtrainer arbeiten und nicht so auf's Geld gucken müssen. Wobei da ja wieder ein Problem auftritt: durch die exorbitant hohe Mehrwertsteuer bliebe anfangs - wie er selber zugibt, nicht mehr als einem jetzigen HartzIV-Empfänger. Das heißt aber wiederum, dass ich doch nicht als Volleyballtrainer arbeiten könnte, da ich dort einfach zu wenig dazuverdienen kann...
 
Hab ich schon mal gelesen, ist ein schöner Ansatz.
Ich fürchte nur, die Reform ist so radikal, daß sie in der Realität nicht umzusetzen ist, zumindest nicht in einer Demokratie. Denn es müssten ja nicht nur Subventionen und Steuerfreibeträge, sondern auch sämtliche sozialen Zuwendungen zugunsten des Grundeinkommens gestrichen werden. Eine solch radikale Änderung der Erwerbstätigkeit und der Besteuerung kann eigentlich nur diktatorisch umgesetzt werden. Und das wollen wir ja hoffentlich alle nicht.
Gleichzeitig wird ein vermehrtes verfügbares Einkommen zu einer erhöhten Inflation führen, wie im späten römischen Reich, als die Mehrzahl der römischen Bürger keiner Erwerbstätigkeit mehr nachging, sondern ihr Grundeinkommen durch Zuwendungen der reichen Patrizier bezog und die Arbeit von Sklaven erledigt wurde.
In Bezug auf die Arbeitswilligkeit bzw. die Tätigkeit für das Allgemeinwohl teile ich die Ansicht von Herrn Werner übrigens überhaupt nicht. Als ausgewiesener Anthroposoph glaubt er an das Gute im Menschen, aber leider leben wir nicht in einer anthroposophischen Welt. Wieviele Zuwanderer aus anderen Ländern ohne Grundeinkommen hätten wir wohl? Wer wäre bereit, als Müllmann, Totengräber oder Nachtportier zu arbeiten, wenn er dies nicht zur Sicherung seines Lebensunterhalts muß. Ausschließlich mit Künstlern, Ärzten, Werbefachleuten und anderen beliebten Berufen läßt sich aber keine Volkswirtschaft in Gang halten.
Das Ganze erinnert mich stark an die Vorlesungen in Volkswirtschaftslehre, wo auch immer vom vollkommenen Markt und dem vollständig informierten Verbraucher ausgegangen wird. Theorie ist schön und gut, aber die Praxis (und die menschliche Natur) sieht leider ein bißchen anders aus.
 
FunDiver, die Berufe sollen ja zu dem noch bezahlt werden. Dann könnte es klappen. Wobei es sicherlich auch einige qualifizierte Leuten geben würde, die dann einen einfacheren Beruf mit wenige Gehalt wählen würden, sind sie doch nicht mehr so auf's Geld angewiesen.
 
Ich meine mich zu erinnern dass er von um die 50% MwSt (Konsumsteuer) gesprochen hatte, das solle dann die einzige Steuer sein.
Ich habe sein Konzept mal irgendwo gehört, mich aber nicht wirklich damit befasst. Wie bereits erwähnt wurde ist diese Reform (sofern es eine ist, das sollte man vorher im Detail prüfen und durchrechnen) zu "krass", wir tun uns ja schon alle mit kleinen Reförmchen schwer...
 
Erinnert mich an das Brand Eins Heft "Arbeit". Artikel sind im Volltext auch Online.
 
Richtig, dort hatte ich das überflogen.. Print allerdings. Muss ich gleich mal rauskramen und mir heute Abend mal genauer anschauen.
 
Amadeus_SBG schrieb:
Ich meine mich zu erinnern dass er von um die 50% MwSt (Konsumsteuer) gesprochen hatte, das solle dann die einzige Steuer sein.
Ich habe sein Konzept mal irgendwo gehört, mich aber nicht wirklich damit befasst. Wie bereits erwähnt wurde ist diese Reform (sofern es eine ist, das sollte man vorher im Detail prüfen und durchrechnen) zu "krass", wir tun uns ja schon alle mit kleinen Reförmchen schwer...

Die 50% könnten hinkommen. Wäre ja dann auch nicht weiter schlimm, haben wir ja jetzt schon..

Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Wir tun uns mit den Reförmchen schwer, weil diese keine Reformen sind, und außer einer mehr oder weniger versteckten Steuererhöhung keinen Nutzen haben.

Gegen eine ordentliche Reform hätten wohl die wenigsten Leute was, zumal diese ja notwendig ist, um den Staat zu retten. Aber vielleicht ist er bald insolvent, und die Politik wird mal gezwungen, etwas zu tun.
 
Friedemann schrieb:
FunDiver, die Berufe sollen ja zu dem noch bezahlt werden. Dann könnte es klappen. Wobei es sicherlich auch einige qualifizierte Leuten geben würde, die dann einen einfacheren Beruf mit wenige Gehalt wählen würden, sind sie doch nicht mehr so auf's Geld angewiesen.

Schon klar, daß die Arbeitstätigkeit weiterhin bezahlt wird, aber wieviele Tätigkeiten gibt es, für die sich nur Arbeitnehmer finden, die sonst nichts können und nur zur Sicherung ihres Lebensunterhalts dafür bereit sind (Totengräber, Müllmann, Spargelstecher, Erdbeerpflücker, .... um nur einige zu nennen). Klingt sch..., ist aber leider Realität.
 
Incoming1983 schrieb:
Die 50% könnten hinkommen. Wäre ja dann auch nicht weiter schlimm, haben wir ja jetzt schon..

Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Wir tun uns mit den Reförmchen schwer, weil diese keine Reformen sind, und außer einer mehr oder weniger versteckten Steuererhöhung keinen Nutzen haben.

Gegen eine ordentliche Reform hätten wohl die wenigsten Leute was, zumal diese ja notwendig ist, um den Staat zu retten. Aber vielleicht ist er bald insolvent, und die Politik wird mal gezwungen, etwas zu tun.

50% Mehrwertsteuer haben wir schon? Hm.. Aber ich glaube nicht dass die Bevölkerung eine richtig krasse Reform unterstützen würde. In dem Punkt muss ich Dir widersprechen, denn der Mensch hat grundsätzlich ungeheuer Angst vor jeder Art von Veränderung. Eine große Riesenreform ist dann natürlich deutlich schlimmer als ein kleines Reförmchen.
 
Es ist auf jeden Fall Zeit, dass sich etwas aendert hier in unserem Land und Europa...

Leider kenne ich mich mit diesem Thema nicht aus um sagen zu koennen, welcher der richtige Weg ist...
 
Friedemann schrieb:
FunDiver, die Berufe sollen ja zu dem noch bezahlt werden. Dann könnte es klappen. Wobei es sicherlich auch einige qualifizierte Leuten geben würde, die dann einen einfacheren Beruf mit wenige Gehalt wählen würden, sind sie doch nicht mehr so auf's Geld angewiesen.


und es würde einen haufen leute geben, die einfach nur ihren interessen nachgingen, nicht unbedingt beruflich, denn sie sind ja eh grundversorgt.

also eine art arbeitslosengeld auf lebenszeit...
 
Genau das meine ich. Der gute Götz Werner geht von seiner eigenen Einstellung aus, daß ihm seine Arbeit die sozialen Kontakte, gesellschaftliche Anerkennung und Selbstbestätigung bringt und er deswegen auf jeden Fall weiterarbeiten würde. Ich kenne aber jede Menge Leute (mich eingeschlossen), die genau das nicht zwangsläufig aus ihrer Arbeit ziehen. Wenn ich mit Freunden tauchen gehe, Amateurtheater spiele und andere Dinge mit Freunden und Bekannten unternehme bin ich eigentlich auch zufrieden. Ich freue mich auch, wenn mir meine Arbeit Spaß macht und würde mit ziemlicher Sicherheit weiterarbeiten, aber eben nicht Vollzeit, und ich denke das betrifft einen Großteil der Arbeitnehmer. Das verkraftet eine Volkswirtschaft aber nicht. Wir haben derzeit glaube ich so um die 40 Millionen Beschäftigte und 5 Millionen Arbeitslose. Wen von den 45 Millionen nur die Hälfte ihren Job auf 50 Prozent reduzieren, fehlen 7,5 Millionen Arbeitskräfte. Die könnte man nach Götz Werners Ansicht aus dem Ausland holen (wobei er von einer niedrigeren Quote ausgeht, s.o.), aber die hätten dann ja auch Anspruch auf das Grundeinkommen, so daß vermutlich so etwa 10-12 Millionen Arbeitskräfte nach Deutschland geholt werden müssten.
Ich weiß, daß ich von vielen nicht belegten Annahmen ausgehe, aber leider ist es halt nicht so einfach, eine Gesellschaft in einem Modell abzubilden, wie jeder der einmal Volkswirtschaft studiert hat bzw. volkswirtschaftliche Vorlesungen besucht hat bestätigen kann.
 
Ich habe jetzt keine genaue Zahl im Kopf - aber ist es nicht heute schon so, daß wir ca. das halbe Jahr nur für die Steuer arbeiten? Insofern haben wir ja faktisch schon 42 % Mehrwertsteuer ...

Außerdem bin ich der Meinung, daß man langfistig von der Arbeit als Basis des Einkommens wegkommen muß. Es wird immer mehr automatisiert und rationalisiert, deshalb kann es nie wieder Vollbeschäftigung geben; die aktuelle Arbeitslosenzahl wird auch nicht mehr nennenswert sinken - ehr weiter steigen.

Da ist ein erwerbsunabhängiges Grundeinkommen eine gute Lösung. Ich glaube nicht, daß alle nur noch rumhängen werden und Tauchen o.ä. gehen - nach einiger Zeit hat man das über. Jeder macht das, was er gerne tut und ist dabei deutlich motivierter und produktiver - zwingt dich ja keiner zu.
 
Eben das ist das Problem. Jeder macht das was er gerne tut. Dabei ist er zwar motivierter und produktiver, aber nicht jede Tätigkeit hat auch eine Wertschöpfung. Wenn ich mich mit Begeisterung über die Stadtbibliothek hermache und endlich all die Bücher lese, die ich aus Zeitgründen bisher nicht konsumieren konnte und mich doch noch entschließe Klavierspielen zu lernen ist der private Nutzen zwar ziemlich groß, der gesamtwirtschaftliche Nutzen aber vernachlässigbar klein.
Dazu kommt, daß es eben Jobs gibt, die eigentlich keiner gerne macht. Die Kassiererin bei Aldi wird sich nicht motivierter oder produktiver an die Kasse setzen, bloß weil sie es nicht mehr nötig hat.
Ach der Altenpfleger wird sich überlegen, ob er nicht eine weniger aufreibende Tätigkeit lieber macht.
Und der Beamte im Einwohnermeldeamt oder der KFZ-Zulassungsstelle hat womöglich auch nicht mehr Freude an der Arbeit.
 
Jo, aber möchte nicht jeder dann doch noch mehr Geld? Denn die Grundversorgung ist ja nicht soo dicke. Wenn also jeder ein wenig Geld dazuverdienen will, braucht er einen Job. Und da wird es doch wieder so sein, dass manche Jobs begehrter sind (weil interessanter und/oder besser bezahlt oder nur wenige Stunden...) als andere. Also gibt es doch wieder eine Selektion. Selbst wenn den Angestellten im Einwohnermeldeamt ihr Job nicht so rasend Spaß macht, so ist es doch einer, den sie können und auch bekommen können. Warum also dort nicht weitermachen? Aber eben nur noch 2 Tage die Woche.
 
Etwas anderes Thema, aber dem Threat-Titel hier durchaus angemessen:

Schon mal was von Silvio Gesell gehört:
Stichworte: Schwundgeld, natürliche Wirtschaftsordnung

Ich bin im Moment etwas knapp angebunden, darum mal ein paar Links:

http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gesell/nwo/
http://www.diealternativen.de/lformgesell.htm

Kurz Zusammengefasst:
Schafft die Zinsen ab. Einführung von sogenanntem "Schwundgeld" (also Geld, welches sich nicht (unnatürlich) vermehrt sondern, wie alle anderen (natürlichen) Waren mit der Zeit weniger wird.

Sehr interessanter Ansatz finde ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
@FunDiver
Du vergisst bei deiner Betrachtung jedoch 2 entscheidende Faktoren.
1. Wie schon erwähnt, reicht die Grundversorgung nur für das zum Leben nötige, sprich der 'Luxus' (Handy, Playstation, coole Klamotten, der Urlaub, Kino, Essen gehen, sich zünftig einen auf die Lampe giessen, etc.) muss zusätzlich verdient werden oder man muss Verzicht üben.
Und für die nötige Nachfrage/Bedürfnisse wird die Werbung auch unter einem neuen Geldverteilungssystem sorgen. ;)

2. und der geht unmittelbar aus 1. hervor, werden die so genannten niederen Arbeiten - völlig ungerechtfertigter Weise - sehr schlecht bezahlt. Wenn die bisherigen Arbeitskräfte in diesen Bereichen sich jedoch entspannt zurücklegen können, weil sie nicht ausschliesslich auf diese Jobs angewiesen sind, dann sind die Arbeitgeber gezwungen, einen angemessenen Lohn zu zahlen, damit sich Arbeitskräfte bereit erklären diese weiterhin auszuüben.
(In diesem Kontext ist ein Artikel aus der Zeit von letzter Woche sehr erhellend. Er beschäftigt sich mit 'miesen Chefs' wie jene von Aldi, Schlecker und Lidl und wie sie mit ihren Arbeitnehmern umspringen.)
 
@zwischensinn

Wenn nun jedoch der Kassiererin bei Aldi mehr Geld bezahlt werden muß, werden auch die Preise steigen, da die Personalkosten selbstverständlich in die Preiskalkulation eingehen. Dies wird nicht nur bei Aldi passieren, sondern in allen Bereichen, so daß das staatliche Grundeinkommen eben nicht mehr zum Leben reicht und eben doch jeder zur Lebenssicherung arbeiten muss.

Ökonomisch gesehen ist es nun mal so, daß einem Einkommen, das keiner Leistung entgegensteht, auch keine Kaufkraft entgegenstehen darf. Die Folge ist einfach Inflation, die das Einkommen entwertet.
 
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