Engstirniger finde ich es, weitere Generationen von Schülern mit so etwas zu
quälen. Hätte ich nicht die Trockenheit und die Fadesse
, die an dieser Sprache haftet am eigenen Leib erfahren, könnte ich damit vielleicht toleranter umgehen.
Meistens, wenn ich jemanden lateinisch sprechen höre, dann ist das eben keine eigene Satzkonstruktion, sondern ein auswendig gelernter Satz à la "Beati pauperes spiritu"
Ich fand es nur schade, in der Schule dazu gezwungen worden zu sein, meine Zeit damit zu verschwenden. Da hätte ich lieber etwas anderes gelernt. Geblieben ist mir vom Latein nichts, ausser die Erinnerung an die schwindende Motivation bei dem Gedanken, nichts mit dieser Sprache anfangen zu können. Wissen ist gut, aber es muss doch nicht immer gleich das altehrwürdige, obsolete sein, oder?
Ich bin vielleicht mit meinen Aussagen ein wenig hart, aber ich schildere nun mal gerne meine Gedanken so wahrheitsgetreu wie möglich.
Obsolet nicht unbedingt, aber das ist Deine Meinung und nicht meine. Anhand Deiner Ausführung merkt man, daß Dein Lehrer wohl auch nicht gerade ein Paradebeispiel für das Fach war.
Meine Erfahrungen aus der Schulzeit sind da durchgehend positiv gewesen. Vielleicht lag es daran, daß die älteren Lehrer, die ich anfangs hatte, wußten, wie man einen für das Fach (nicht unbedingt für die Sprache) begeistern konnte. "Ceterum censeo..." toll, hammer gelernt, kommt der AcI, prima. Meine Lehrer haben nicht immer alles bejubelt, was im Unterricht an Stoff drankam, sondern sind auch mal interdisziplinär geworden. Vergleiche zwischen verschiedenen grammatischen Systemen, Entwicklung von Rechtsystemen, politische Strukturen. Später wurden mal Text-Text-Vergleiche gemacht, so daß diejenigen, die mit dem Fach gar nix anfangen wollten, auch mal das Fingerchen hoben. Ein ehemaliger Klassenkamerad hat die englischen if-clauses erst kapiert, nachdem im Latein-UR die si-Sätze durchgenommen wurden (keine Ahnung wieso).
In der Oberstufe sollte ein Mitschüler ein Referat halten. Das war die reinste Katastrophe ("Du brauchst das nicht abzulesen, du darfst uns auch gerne angucken!"). Was hat unser Latein-/Griechisch-Lehrer gemacht? Pünktlich zur nahenden Projektwoche mal das Thema Rhetorik angekurbelt.
Die Lehrer, unter denen ich "zu leiden" hatte, haben sich wenigstens Gedanken gemacht.
snoop69 schrieb:
Aua!
@snoop69: Na gut. Du meinst, es sei vergebene Liebesmüh', sich mit Latein abzugeben bzw. man hätte einen zu geringen Vorteil beim Erlernen anderer romanischer Sprachen. Gut, Deine Erfahrung, nicht meine.
@maconaut: Französisch kannst Du auch studienbegleitend lernen (studium universale). Das Latinum an der Schule zu machen, ist de facto weniger stressig als der Schnelldurchgang im Studium. Im Studium ist das alles äußerst kompakt zusammengestaucht, man hat wegen seiner Studienfächer nicht immer Zeit, fürs Latinum zu pauken. Ich merk' das bei meinen Kursteilnehmern.
Was nur interessant ist, ist, daß das totgeglaubte und totgesagte Fach Latein seit ein paar Jahren wieder im Kommen ist (so diverse Zeitungsartikel). Es gibt sie doch noch: die kleine (doch wachsende) Menge Freiwilliger, die sich quälen wollen.