Die Politik des "nationalen Aufbruchs" war schon ausgerufen, Nazi-Schlägerbanden zettelten Strassenschlachten an und sprengten missliebige Versammlungen, die rassistische Hetze gegen die Juden, die 1938 in der "Reichsprogromnacht" gipfelte, waren zu dieser Zeit schon in vollem Gang. Die ersten KZ entstanden 1933. Und wer davon angeblich nichts wissen konnte, der musste doch die staatliche "Judenpolitik" mitbekommen, wie den "Judenboykott" 1933, oder die Nürnberger Rassengesetze 1936. 1938 gab es die ersten Massendeportationen – aus den Städten verschwanden viele jüdische Nachbarn. Natürlich bekamen ihre arischen Mitbürger das mit.
Kein Deutscher in einer Großstadt kann behaupten er hätte nicht gewusst, das "irgendetwas" mit z.B. den Juden passiert. Es ist aber ein Unterschied, ob ich glauben will, das die Juden in Umerziehungslager, oder in den Osten zur Besiedelung, etc, kommen, oder auf ich weiss, dass diese jüdischen Menschen einer "Endlösung" zugeführt werden. Das macht es zwar auch nicht viel besser, ist aber m.E. ein Unterschied.
Und es gab viele, viele Warnungen vor einem neuen Krieg, den die Nationalsozialisten anzetteln würden – Hitler war längst dabei, ihn propagandistisch vorzubereiten. Sein Buch "Mein Kampf" (das ihn zum Millionär machte) war ein wichtiger Teil seiner PR-Strategie, es stand in vielen bürgerlichen Bücherschränken. Und damit auch die "dunklen und furchtbaren Phantasien", die angeblich niemand vorhersehen konnte.
Aus dem Buch "Mein Kampf" kann man wie herauslesen, von Massenvernichtung oder gar Vergasung steht da nichts.
Und Warnungen gibt und gab es immer (denke mal gerade an Euro/EU), die Allgemeinheit wurde von gleichgeschalteter Presse oder dem Volksender informiert.
Und selbst hochrangige Politiker mit guten Informationsquellen hofierten zum Teil die NS Personen und das System.
Bis 1937 kam das Wort "Frieden" in jeder wichtigen Rede ständig vor.
Ein für mich schönes Beispiel ist die Volksabstimmung im Saarland 1935, das Land stand unter französischer Verwaltung, die Bevölkerung größtenteils aus Katholiken. Deutschland war zu dieser Zeit bereits 2 Jahre Diktatur, SA Schlägertrupps konnten nicht eingreifen. Das Land hatte eine große Arbeiterschaft und starke linke Gruppierungen (die sich aber meist gegenseitig bekämpften, wie fast immer)
Eigentlich keine gute Ausgangsposition. Und dennoch fast 91% der Wahlberechtigten wollten "heim ins Reich". Selbst Nazi-Größen haben sich über dieses Ergebnis gewundert.
Die Bevölkerung hat sich also wissentlich und freiwillig einer Diktatur angeschlossen.
Dass die nationalistische hochemotionale Agitation der Nazis bei der deutschen Bevölkerung auf fruchtbaren Boden fiel, ist nicht zu bestreiten. Große Teile der Bevölkerung unterstützten die Nazi-Diktatur. Deine Feststellung aber, dass viele Deutsche "zugaben", dass diese Zeit eine "sehr schöne, hoffnungsvolle Zeit" gewesen sei, trifft nur auf die unpolitischen Mitläufer und Nationalsozialisten selbst zu. Klar, denen machte das Leben unter den Nazis "Spaß". Die anderen wurden oder waren schon mit Gewalt aus dem Weg geräumt.
Nach jahrzentelanger Schande (so empfanden viele den verlorenen Krieg und den Versailles Vertrag) kommt da eine Partei und beseitigt den Versailles Vertrag, holt das Rheinland, das Saarland, Österreich, Sudetendeutschland nach Deutschland, wird von den Politikern aus aller Welt wieder als Land auf Augenhöhe behandelt.
Hinzu kommt, das es den Menschen wirtschaftlich besser geht (mehr Geld, neue Steuerpolitik, geregelter Urlaub), man hat wieder das Gefühl von Sicherheit und ist Stolz auf den Erfolg des Landes.
(Das das Deutsche Reich quasi insolvent war wusste nur ein kleiner ausgewählter Kreis)
Ich möchte nicht wissen, wie unsere heutige Bevölkerung sich verhalten würde.
Und dass die vielen Mitläufer ihre Unterstützung der Nazis noch lange nach dem Krieg rechtfertigten (manche bis heute), macht ihr Wegschauen und Mittun nicht besser. Sie geben keine Tatsachen zu, sondern vermeiden eine wirkliche Auseinandersetzung mit den Tatsachen.
Liegt in der Natur der Menschen...man vergisst schlechte Dinge und behält die Guten (früher war alles besser!)
Es gibt bergeweise Literatur dazu, Annie Hilator. Was du hier vorträgst, ist eine unreflektierte Beschönigung der Nazi-Herrschaft
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Leider auch bergeweise Superschrott! Falsche Argumente, falsche Tatsachen, die dann von rechtsradikalen Gruppen gerne zerpflückt werden.
P.S.: Der zweite Weltkrieg ist nicht "ausgebrochen", wie du es nennst, sondern die deutschen Nationalsozialisten haben ihn über viele Jahre hinweg geplant und schließlich mit dem Angriff auf Polen begonnen.
Absolut korrekt. Anders als beim 1 WK ging die Aggression eindeutig von Deutschland aus. War aus Sicht der NS Führung zwingend notwendig, da bereits 1936 klar war, das dieses System nicht lebensfähig war. Es fehlten Devisen, Rohstoffe und man darf nicht vergessen, Deutschland hatte noch nicht einmal genug Lebensmittel für den Eigenbedarf.
Ohne Krieg wäre der braune Spuk 1939, spätestens 1940 zu Ende gewesen.