R.I.P. Trauer um Wilhelm Hankel

Das ganze wurde dann mit bekannten Beispielen belegt und schwups...schon hatte man die Schuldigen allen Übels.
Um die Schuldfrage überhaupt erst einmal stellen zu können, muss es ja zunächst mal ein „Übel“ geben, um anschließend, wie in der späten Weimarer Republik und späterem 3. Reich, ganze Volksgruppen zu „Schuldigen“ überhaupt definieren zu können.
Das „Übel“ war die desolate gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Gesamtlage der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre.
Es herrschte große Unzufriedenheit.
Die Nazi boten betont einfache und populistisch wirksame „Lösungen“.
Schon mein Lehrer in der 1. Klasse wusste: „der Mensch ist von Natur aus faul und träge“ …
Viele Menschen wollten diese einfachen Erklärungsmuster gerne und bereitwillig glauben.
Oder um es mal in Neusprech zu formulieren: Die Nazis haben den „deutschen Michel“ da „abgeholt“ wo er war – von der Straße.
So ist es auch zu erklären, dass mit dem zunächst „gefühlten“ und später -Dank anlaufenden Rüstungsprojekten- auch gespürtem Wirtschaftlichen Aufschwung, so viele Hoffnungen verbunden waren.
Es gab wieder genug zu Essen, Wohnungen und Arbeit, das Trauma der desaströsen Inflation der Zwanziger Jahre war endlich überwunden.
Der „deutschen Michel“ sah wieder eine Perspektive, Licht am Ende des Tunnels.
Auch wenn sich dieses Licht im Nachhinein als entgegenkommender Schnellzug entpuppte …
Diese Mechanismen verfangen ganz sicher auch heute noch, in unserer Zeit, daher ist die stetige Mahnung unerlässlicher den je!
 
Walter Frankenstein gestern bei Lanz:
Ein Volk ist wie ein Baum. Ein Volk, das keine Wurzeln hat, das seine Geschichte nicht kennt, trägt auch keine Blätter.

Frankenstein sagt, dass er die jungen Deutschen keine Verantwortung tragen. Sie haben eine Pflicht für die Gegenwart und die Zukunft. Er redet mit jungen Menschen, um sie dazu zu bringen, selbst zu denken.

Ich denke, besser kann man es kaum formulieren.

Und ich bin froh darüber, dass es noch Menschen gibt, die über die Gräuel des dritten Reichs berichten können. Ich beneide die Jugend nicht darum, sich das irgendwann nur noch aus der Konserve ansehen zu können.
 
Und ich bin froh darüber, dass es noch Menschen gibt, die über die Gräuel des dritten Reichs berichten können. Ich beneide die Jugend nicht darum, sich das irgendwann nur noch aus der Konserve ansehen zu können.

Als jemand der jede Menge solcher "Kriegserzähler" erlebt hat muß ich sagen, mir ist die Konserve lieber. Die kann man ausschalten, wenn's einen anfängt zu nerven.
 
Als jemand, der Nachkomme einer ostpreußischen Flüchtlingsfamilie ist, geht mir gerade der Hut hoch.

Mit 20 wollte ich diese Geschichten auch nicht hören, erst ab 35 habe ich genau hingehört und heute würde ich gerne so viele Fragen stellen...jetzt ist es aber zu spät.
Nun muss ich mir die Darstellung von Experten wie dem Laberer Knopp ansehen und versuchen den Wahrheitsgehalt herauszufiltern.
 
Mit 20 wollte ich diese Geschichten auch nicht hören, erst ab 35 habe ich genau hingehört und heute würde ich gerne so viele Fragen stellen...jetzt ist es aber zu spät.
Nun muss ich mir die Darstellung von Experten wie dem Laberer Knopp ansehen und versuchen den Wahrheitsgehalt herauszufiltern.
Nicht unbedingt.

Geht bzw. ging mir ähnlich, bis ich mal (auch Mitte meiner 30ziger) beim Spaziergehen einen älteren Herren auf einer Parkbank traf,
mit dem ich erst in ein lapidares Gespräch kam, dann im Verlaufe dieses Gespräches erfuhr, daß er u.a. mehrere Bücher zu meiner "Heim-Stadt" zur der NS-Zeit schrieb.
Daraufhin began ich einmal explizit zu recherchieren, was denn überhaupt so nur in meiner Wohnstadt damals abging.
Sehr interessant alles – und ich fand doch und auch so einiges online.
Wie und was damals in den Schulen hier vor Ort passierte, welche Massnahmen wo vorhanden waren für evtl. Luftangriffe und
wo bsw. externe Gauleiter etc. eingesetzt wurden; und – noch interessanter: wer und welche Organisationen sich dem "NSDAP-Infiltrationsgehabe" entgegensetzten
(hier u.a. die Feuerwehr bsw.)

edit: fand sogar einige Tagebüchereinträge von Wehrmachtssoldaten (von deren Nachkommen in meiner Stadt), welche online gesetzt wurden.
Die waren ganz aufschlussreich zu lesen, besonders im Bezug auf die gegebenen Örtlichkeiten, wie Bahnhöfe und Strassennamen.
Unsere heutige Hauptstrasse hiess damals bsw. "Adolf-Hitler-Allee" usw.…

:)
 
Bei uns ist es ähnlich. Einige Menschen haben sich als Forscher verdient gemacht und zur NS-Zeit publiziert. Nicht unbedingt nur Kritisches – ein prominenter Heimatforscher (natürlich Studienrat) hat viele Dinge bewusst übersehen und immer mal wieder den Weichzeichner vor die Linse geschraubt. Damit hat er allerdings auch den Forscherehrgeiz anderer angestachelt, die die Darstellungen des Studienrates korrigieren und ergänzen konnten, und nach wie vor viel Unbekanntes zutage fördern. So ist mittlerweile ein ziemlich detailreiches Bild jener Zeit entstanden.

Aber nach wie vor leben noch Menschen, die die NS-Zeit erlebt haben. Sie sind natürlich jetzt hoch in den 80ern und älter, oft aber bei klarem Verstand, und freuen sich, wenn man sie fragt. Seit meinem Zivildienst in der Altenarbeit habe ich immer wieder die Gelegenheiten genutzt, solche Gespräche zu beginnen. Und manchmal bedauert, dass ich das nicht aufzeichnen konnte.
Aber klar, darunter gibt es auch Unverbesserliche, die gern jede sich bietende Gelegenheit zum Schadronieren ergreifen.
 
Ich habe unsere Familienchronik meiner Familie vor 10 Jahren übernommen. Unsere Familie kann von 1542 bis heute(Vaterlinie) und 1743 bis heute (Mutterliebe) fast lückenlos dargestellt werden. Die Chronik umfasste bei der Übernahme von mir 1500 Seiten, über die Zeit 1933 -1945 gab es 12 Seiten!
Ich habe gerade diese Zeit näher untersucht und dabei festgestellt, dass alle Familienmitglieder, die in der Zeit 1923-1939 geboren wurde, die größten Probleme hatten, sich zu erinnern. Die meisten hatten diese Jahre völlig ausgeblendet und verdrängt. (Hungerjahre, Flucht, Vertreibung, etc.)
Ich habe Jahre gebraucht um diese Familienmitglieder zum "Sprechen" zu bringen.

Was ich dann allerdings dann gehört habe, hätte ich mir in meinen kühnsten Albträumen nicht vorstellen können. Die Kinder in dieser Zeit haben Dinge erlebt, gesehen, erleiden müssen...das hatte ich bis dahin nicht geglaubt.

Die älteren Familienmitglieder haben mir eine völlig neue Sicht auf diese Zeit gegeben. Ich habe darüber ein kleines Buch geschrieben, damit waren alle einverstanden. Als es dann fertig war, vieles im Interview-Stil..wurde ich gebeten es nicht zu Lebzeiten der Beteiligten zu drucken.

Es war für mich unbegreiflich was diese Generation erdulden mussten und nach dem Krieg so ohne weiteres weiterleben konnten.
 
Ich habe Jahre gebraucht um diese Familienmitglieder zum "Sprechen" zu bringen.
Das ist mir bei meinen Grosseltern leider nie gelungen.
Die einzige, mir im Gedächtnis verbliebe, Antwort meines Opas: "Da kann ich leider nicht drüber reden…tut mir leid. Es geht nicht."
 
Antwort meines Opas: "Da kann ich leider nicht drüber reden…tut mir leid. Es geht nicht."
Das hat auch mein Vater gesagt, wenn wir ihn gefragt haben. Jetzt ist er hochbetagt, und er schreibt es auf, das ist ihm ein Bedürfnis.

Was ich dann allerdings dann gehört habe, hätte ich mir in meinen kühnsten Albträumen nicht vorstellen können. Die Kinder in dieser Zeit haben Dinge erlebt, gesehen, erleiden müssen...das hatte ich bis dahin nicht geglaubt.
War bei mir ähnlich. Irritierend fand ich den manchmal seltsam unbeteiligten Ton – als ob jemand anders diese Erlebnisse gehabt hätte.
 
Als jemand, der Nachkomme einer ostpreußischen Flüchtlingsfamilie ist, geht mir gerade der Hut hoch.

Das ist dann aber dein Problem... Mein Bedarf an Erzählungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit ist jedenfalls gedeckt. Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich finde die Geschichte dieser Zeit hoch interessant, aber nicht die Geschichten. Auf keinen Fall darf man vergessen oder verdrängen, was damals passiert ist. Allein schon um feine Antennen zu bekommen falls sich bestimmte Dinge anfangen zu wiederholen, und stark zu sein dem Widerstand zu leisten. Aber das ist etwas anderes als sich immer wieder das "Lied von der Infanterie" vorsingen zu lassen, von gemeinsamen Besäufnissen mit den Russen nach der Kapitulation oder irgendwelche "wir hatten ja nix, damals"-Geschichten anhören zu müssen. Es ist ja nicht so daß man daraus wirklich viel lernen könnte. Vielleicht kenne ich einfach auch nur die falschen Leute - aber dann sind das ne ganze Menge.
 
Ich habe mich immer für die Kriegszeit interessiert und habe meiner Verwandtschaft Löcher in den Bauch gefragt (wenn auch als Kind aus anderen Motiven - ich wollte heldenhafte Kriegsgeschichten hören, so wie in den Hollywood-Filmen). Die, die das KZ überlebt haben, haben rein gar nichts erzählt und haben immer komisch reagiert wenn ich gefragt habe wie es in Dachau so zuging. (Ich wurde immer schleunigst zum Schweigen gebracht, mit der Begründung dass die Betroffenen unterschrieben hätten, nichts zu erzählen - eine interessante Variation der Wahrheit). Die Anderen waren z.T. große Hitler Fans (aber zu meinem Leidwesen keine Soldaten weil kriegswichtige Berufe). Die konnten nichts Schlechtes über die Zeit berichten, ausser dass es in Frankreich wohl ganz nett war. Dann gab es noch die, bis in die 50er Jahre in Russland waren, oder welche die es in 6 Jahren Krieg und zig Verwundungen nur bis zum Gefreiter gebracht haben und ein Opa, der sich noch in den siebziger Jahren in den Acker geworfen hat, wenn Tiefflieger kamen und erst nach 4 Biers mit Zittern aufhören konnte. Als Kind kam ich mir cool und angstfrei vor (PTSD kannte man damals nicht). Es hat einige Jahre gedauert, bis ich ansatzweise die Dämonen erkannt habe, mit denen die so normalen Onkels/Tanten, Opas und Omas lebten. Ich denke um sich ansatzweise in die Zeit hineinzudenken, sind solche persönlichen Schilderungen nur verständlich, wenn man auch den historischen Kontext einordnen kann. Da ist reines Faktenwissen oft essentiell.
 
Bei uns ist es ähnlich. Einige Menschen haben sich als Forscher verdient gemacht und zur NS-Zeit publiziert. Nicht unbedingt nur Kritisches – ein prominenter Heimatforscher (natürlich Studienrat) hat viele Dinge bewusst übersehen und immer mal wieder den Weichzeichner vor die Linse geschraubt. Damit hat er allerdings auch den Forscherehrgeiz anderer angestachelt, die die Darstellungen des Studienrates korrigieren und ergänzen konnten, und nach wie vor viel Unbekanntes zutage fördern. So ist mittlerweile ein ziemlich detailreiches Bild jener Zeit entstanden.

Heimatforscher und seriöse Forschung bekommt man leider nur sehr selten unter einen Hut. Die sind immer mit Ehrgeiz bei der Sache, aber eben meist schlecht ausgebildet und häufig mit einer starken persönlichen Agenda unterwegs. Die Problematik hierbei liegt daran, dass es kaum Studiengänge gibt, die auf die Regionalgeschichte abzielen, und gerade das ist ein Feld, das doch so wichtig ist, eben damit man es nicht den "Laien" überlässt. Schön, dass es aber bei euch einen Diskurs dazu gab, der vielleicht einen Teil der Geschichte multiperspektiv beleuchtet.
Die älteren Familienmitglieder haben mir eine völlig neue Sicht auf diese Zeit gegeben. Ich habe darüber ein kleines Buch geschrieben, damit waren alle einverstanden. Als es dann fertig war, vieles im Interview-Stil..wurde ich gebeten es nicht zu Lebzeiten der Beteiligten zu drucken.

Es war für mich unbegreiflich was diese Generation erdulden mussten und nach dem Krieg so ohne weiteres weiterleben konnten.
Eine beeindruckende Chronik, wer hat sich denn dafür so stark gemacht? Es scheint ja eine Tradition in deiner Familie dazu zu geben. Mit dem Buch gibt es, fürchte ich, noch einige andere Probleme, denn auch die direkten Nachkommen können dir unter Umständen "Probleme bereiten" bzw. Einspruch erheben. Dies muss für den Verlag einwandfrei geklärt sein. Vergleiche dazu u.a. hier, aber auch zeit.geist hier aus dem Forum kann dir da sicherlich weiterhelfen. Faustregel an meinem Seminar in Deutschland: Alles, was nicht 30 Jahre her ist, fassen wir zu Publikationszwecken nicht an.

Das ist dann aber dein Problem... Mein Bedarf an Erzählungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit ist jedenfalls gedeckt. Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich finde die Geschichte dieser Zeit hoch interessant, aber nicht die Geschichten.
Allerdings gehören Geschichte und Geschichten ja doch irgendwie zusammen, nicht umsonst ist im Deutschen das Wort für Vergangenes und die Erzählung identisch. Denn die Geschichte ist ja nichts anderes als eine Zusammenstellung von Geschichten, und je mehr Perspektiven wir haben umso genauer scheint die Geschichte zu werden...
Ich denke um sich ansatzweise in die Zeit hineinzudenken, sind solche persönlichen Schilderungen nur verständlich, wenn man auch den historischen Kontext einordnen kann. Da ist reines Faktenwissen oft essentiell.
Mehr als Ansatzweise ist ein hineindenken in die Zeit auch nicht möglich oder erstrebenswert...
 
Eine beeindruckende Chronik, wer hat sich denn dafür so stark gemacht? Es scheint ja eine Tradition in deiner Familie dazu zu geben. Mit dem Buch gibt es, fürchte ich, noch einige andere Probleme, denn auch die direkten Nachkommen können dir unter Umständen "Probleme bereiten" bzw. Einspruch erheben. Dies muss für den Verlag einwandfrei geklärt sein. Vergleiche dazu u.a. hier, aber auch zeit.geist hier aus dem Forum kann dir da sicherlich weiterhelfen. Faustregel an meinem Seminar in Deutschland: Alles, was nicht 30 Jahre her ist, fassen wir zu Publikationszwecken nicht an.

Danke für den Hinweis.
Die Familienchronik wird schon über 100 Jahre geführt und ging vor 40 Jahren an meinen Vater über. In unserer Familie gab es viele Geistliche, 3 Bischöfe, 8 Priester und 6 Nonnen, dazu kommen dann noch 1 Weihbischof in Brasilien und 2 verschollene Missionare (Timor und Südafrika):)
Diese Personen hatten oft sehr guten Zugang zu den kirchlichen Registern und hatten auch die notwendige Zeit. Ich habe die Chronik übergeben bekommen mit der Maßgabe, dass ich die Zeit 1920- heute überarbeite.

Das einige Schicksale, vor allem von den Flüchtlingen und Vertriebenen aus Schlesien (das ist für einige ein großer Unterschied), deren Erlebnisse mit polnischen und tschechischen Milizen, russischen Soldaten und sogar mit ehemaligen Insassen des KZ Theresienstadt, in den Jahren 1945-1947, nicht zu Lebzeiten bekannt werden sollen, kann ich gut verstehen.

Es gab auch rührende Geschichten, so hatte ich mich immer gewundert, dass jedes Jahr im November ein Riesenpaket in die Tschechoslowakei ging. Dieses Paket ging an eine Familie, von der ein Mann stammte (Postbeamter in Prag) der meiner Großmutter, meiner Mutter und Tante 1945 das Leben rettete und auf dem Rückweg von den eigenen tschechischen Milizen erschossen wurde.

Auch solche Geschichten gab es.
 
@GJanssen: Respekt!
 
@GJanssen: solche Geschichte und Geschichten müssen in die Klassenzimmer.
 
Ich finde, Geschichte und Geschichten gehören untrennbar zusammen! Geschichte ist zum Verständnis absolut wichtig und essentiell - und auch in 100 Jahren MÜSSEN deutsche Schüler als zentrales Thema der Geschichte die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts lernen. Es ist nun mal leider einmalig, was dort von Deutschen ausgehend passiert ist.

Ohne Geschichten aber, wird das Thema immer ein theoretisches bleiben - ohne das direkte Vermitteln des Erlebten (ich selber muss gestehen, dass weder meine Großeltern, die alle schon gestorben sind, noch mein Vater, der auch vor dem Krieg geboren wurde, wenn auch knapp, viel von der Zeit erzählt haben) wird es nicht fühlbar, geht es nicht wirklich in den Verstand der Zuhörer.

Die Tatsache, dass viele jüngere Menschen die NS-Zeit und ihre Bedeutung nur noch nervig finden, liegt doch vor allen Dingen daran, dass sie sich zu 0% ausmalen können, was diese Schreckensherrschaft real bedeutet hat! Wir leben hier in unserer kleinen, friedlichen Welt, fernab jedweder wirklicher Probleme und begreifen gar nicht mehr, was damals passiert ist. Nebenbei bemerkt: wir begreifen auch überhaupt nicht, was in anderen Teilen der Welt momentan passiert - das ist alles viel zu weit weg, viel zu wenig vorstellbar, wenn man es nicht selbst erlebt (was ich keinem wünsche!) oder eben von Zeitzeugen erzählt bekommt.
 
Die Tatsache, dass viele jüngere Menschen die NS-Zeit und ihre Bedeutung nur noch nervig finden, liegt doch vor allen Dingen daran, dass sie sich zu 0% ausmalen können, was diese Schreckensherrschaft real bedeutet hat!

Nein, es liegt daran, daß nicht nur in der Schule für die NS-Zeit weitaus mehr Zeit verwendet wird als für praktisch den gesamten Rest der Menschheitsgeschichte zusammen, sondern man auch kaum einen Abend den Fernseher anschalten kann ohne irgendwo auf einen Geschichts-Erklärbär zu zappen, der wieder mal etwas über Hitler und seine Spießgesellen erzählt. Ich weiß nicht ob es tatsächlich so viele Leute interessiert, über Hitlers Fusspfleger, Eva Brauns privates Fotoalbum, oder ein Haus in dem mal für drei Monate eine Nazigrösse gewohnt hat, aufgeklärt zu werden. Gerade die jüngeren, zu denen ich mich trotz "Ende Vierzig" immer noch zählen möchte, haben davon dann irgendwann genug gesehen. Irgendwie relativiert das Gerede über NS-Trivialitäten auch die schrecklichen Dinge, die damals vorgefallen sind. Ob das im Sinne des Erfinders ist, kann man gerne diskutieren.

Wir leben hier in unserer kleinen, friedlichen Welt, fernab jedweder wirklicher Probleme und begreifen gar nicht mehr, was damals passiert ist. Nebenbei bemerkt: wir begreifen auch überhaupt nicht, was in anderen Teilen der Welt momentan passiert - das ist alles viel zu weit weg, viel zu wenig vorstellbar, wenn man es nicht selbst erlebt (was ich keinem wünsche!) oder eben von Zeitzeugen erzählt bekommt.

Klar, das geht ja schon in Südeuropa los - eine wirkliche Ahnung zum Beispiel, wie das Leben in Griechenland derzeit aussieht, hat ja kaum ein Deutscher. Was sie aber nicht davon abhält, dumme Kommentare abzusondern oder Massnahmen zu fordern, deren Auswirkungen sie nicht mal im Ansatz verstehen oder nachvollziehen können.
 
… man auch kaum einen Abend den Fernseher anschalten kann ohne irgendwo auf einen Geschichts-Erklärbär zu zappen, der wieder mal etwas über Hitler und seine Spießgesellen erzählt. Ich weiß nicht ob es tatsächlich so viele Leute interessiert, über Hitlers Fusspfleger, Eva Brauns privates Fotoalbum, oder ein Haus in dem mal für drei Monate eine Nazigrösse gewohnt hat, aufgeklärt zu werden.
Ich würde eine Schwemme trivialer Nazi-Stücke nicht bestätigen. Ich finde, es gab grade in letzter Zeit eher bemerkenswerte Produktionen, z.B. "Unsere Väter, unsere Mütter" oder "Die Liebe des Otto Weidt"

Irgendwie relativiert das Gerede über NS-Trivialitäten auch die schrecklichen Dinge, die damals vorgefallen sind.Ob das im Sinne des Erfinders ist, kann man gerne diskutieren.
Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Medien gibt es bei jedem Thema. Inzwischen wird Qualität in Quoten und Werbeminutenpreisen gemessen. Warum sollte ausgerechnet die jüngere deutsche Geschichte eine Ausnahme sein?

In Übrigen kann man auch das als Folge der Kostenlos-Kultur sehen, die sorgfältige Recherche und gute Drehbücher nicht mehr zu zahlen bereit ist.
 
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