Wie gesagt, ich will dich nicht davon abhalten, dich zu engagieren. Du machst sicher das richtige.
Aber manche Katastrophenszenarien sind zumindest fragwürdig.
Bspw.:
85% der deutschen Landwirtschaft glaube ich höchstens, wenn man den kompletten Getreideanbau rausnimmt. Meine Bienen fliegen maximal den Raps an und der ist meines Wissens mittlerweile so gezüchtet, dass er gar nicht bestäubt werden muss.
Man kann meiner Meinung nach beim Aufzeigen der ganzen Gefahren die Honigbienen nicht mit den Wildbienen in einen Topf werfen.
"Ein Rückgang der Nahrungsgrundlagen durch das Verschwinden abwechslungsreicher (Wild-) Blütenwiesen" interessiert Honigbienen z.B. gar nicht. Das sind heutzutage Nutztiere, die ohne Imker gar nicht mehr überlebensfähig wären - "More than honey" und die Mandelplantagen kennst Du sicher (nebenbei sprechen die dort davon, dass "bis zu 30%" der Lebensmittelproduktion von Bestäubungen abhängig ist, auf der Webseite stehen die unterschiedlichsten Werte, mal 72% mal 85%, die aber alle viel zu hoch sind [s.o.]). Die größte Gefahr für Honigbienen geht momentan vom kleinen Beutenkäfer aus. Und der wird irgendwann von Imkern hier eingeschleppt, die Völker in Italien kaufen.
Während "der Anstieg immer größer werdender Monokulturen" für ein Honigbienenvolk gar kein Nachteil sein muss. Die allermeisten Imker wandern mit ihren Völkern diese Monokulturen gezielt an und lassen sich teilweise dafür noch bezahlen.
Für Wildbienen sieht das genau gegenteilig aus - aber die erbringen auch keine relevanten "Bestäubungsdienstleistungen". Das sind solitäre Arten, die teilweise nur genau eine Blütenart anfliegen.
Und wenn dann noch so Dinge sieht wie "durch ihren Flugradius von 3km und mehr sorgen die Bienen auf einer Fläche von bis zu 50 Quadratkilometern" und man sich noch an pi*r^2 erinnert, werden die restlichen Daten nicht glaubwürdiger.
Das Beispiel Raps ist gut.
Natürlich kann der (Monokultur-)Raps noch bestäubt werden, er kann aber auch "sich selbst bestäuben",
was aber nachweislich, wie bei allen Arten, die zur Autogamie in der Lage sind, weniger Frucht- oder Samen-Ertrag bringt
und den "Inzucht"-Kreterien unterliegt.
Bsw. auch Weizen, Gerste, Hafer, Reis, Erbsen und Bohnen sind "Selbstbestäuber".
Zumal das "Nutztier" Honigbiene so eingesetzt, primär dann der Einfachheithalber das Rapsfeld bedient, sicher.
Aber die herkömmliche Biodiversität, gerade betreffs Wild-, Blütenwiesen oder auch "Blühstreifen" etc.,
stellt ja, neben der Imkerei und deren "gezielten" Bestäubungen, einen wesentlichen Bestandteil für Wildbienen dar.
Und bei noch ca. knapp über 500 Wildbienen-Arten in Deutschland – auch wenn da mehrheitlich Spezialisten drunter sind –
gilt für einen zu bestäubenen diversen Blütenbestand immer: daß 20 Bienenarten 90% befruchten, nur drei Arten aber nur 60% schaffen.
Und bei Wildbienen gibt es auch "Generalisten", die quasi jede Blüte ansteuern und 2 davon sind sogar volks- bzw. staatenbildend.
Will man am effektivsten gezielt Blütenstände bestäuben, "nimmt" man eh Hummeln, die wesentlich "fleissiger" sind als jede Biene es sein könnte.
Tests haben ja ergeben, dass bsw. nur durch Bienen etwa Äpfel so heranwachsen können, wie wir sie lieben.
Manuelle Bestäubung von Hand oder Wind ergeben entweder zuviel Ertrag mit viel kleinen Fruchtkörpern oder wenig Ertrag mit viel zu großen Fruchtkörpern.
In beiden Fällen leidet dann auch der Apfelbaum selbst, weil u.a. Äste brechen aufgrund des Gewichts.
Machen's die Bienen (also alle Bienenartenbestäuber, nicht nur mellifera) – wird es für alle optimal.
Die Mandelplantagen in Carlifornien (more than honey) ist ein perverses Beispiel, wie man den Begriff "Nutztier" bei Honigbienen verstehen
und auch umsetzen kann. Diese Imker da "verheizen kalkulativ" die zig Bienenvölker ja regelrecht.
Jede Bestäubung der Mandelbäume dort kostet jedesmal ja den Großteil der dort eingesetzten Bienenvölker nach den Bestäubungen das Leben,
aufgrund der massiv eingesetzten Insektizide dabei – was ja bsw. bei einer veganen Lebensweise mit viel Mandel-Kram etwas fragwürdig ist,
wenn die nicht gucken, woher ihre Mandeln kommen.
Ein Flugradius von 3 bis 5 Kilometer hat einen Radius von 28.72 Qkm bis 78.54 Qkm und
4 Km Flugradius entspricht 50.27 Qkm.