Nach der Bundestagswahl wissen wir mehr, ich könnte mir vorstellen, dass die Piratenpartei die Zulassung als religiöse Gemeinschaft beantragt.
Ich werd mich jetzt nicht schon wieder auf eine Diskussion mit dir einlassen, aber dieses Statement zeigt, dass du die PP anscheinend fuer absolut laecherlich und voellig unqualifiziert haeltst.
Nun, ich denke du bist voreingenommen, auch wenn ich dir Recht geben muss, dass der Vergleich mit den Gruenen hinkt. Aber selbst die Waehler der PP halten es fuer unwahrscheinlich, dass es mit den 5% klappt.
Es wird also mindestens vier weitere Jahre dauern, bis sie gute Chancen auf das Parlament haben.
Die Frage lautet also eigentlich:
Werden die Piraten, sobald sie ueber die 5% kommen, vergleichbar mit den Gruenen 1983 sein?
Die 5%-Frage ist eng verbunden mit der Frage, ob ihre Anliegen eine relativ breite Unterstuetzung in der Bevoelkerung finden, wie es damals bei den Gruenen schon der Fall war.
Die Uneinigkeit zwischen PP-Sympathisanten und denen, die sie nicht ernst nehmen, wie du, spoege, liegt ,glaube ich, genau darin.
Ich glaube zB, dass die PP gut Chancen hat, sich weiter zu entwickeln und in einigen Jahren auch bei der Masse der Bevoelkerung auf Interesse stossen kann.
Ausserdem bin ich der Auffassung und da teile ich sicher die Ansicht vieler PP-Anhaenger, dass es sehr wohl etwas wie ein Gesellschaftsleitbild gibt, dass die PP vertritt und das, wie bei den Gruenen auch dafuer sorgen kann, dass sich bald viele Leute damit identifizieren koennten.
Die Ideale der Gruenen waren denkbar einfach zu vermitteln. Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Achtung vor Tieren und Menschen laesst sich schnell zu einer Lebenseinstellung zusammenfuegen, die dem Wunsch entspringt, gesund und natuerlich zu leben, dabei nichts zu zerstoeren oder kuenstlich zu beschmutzen und auch irgendwie alternativ zu sein.
Bei der Piratenpartei ist da etwas anders. Zum Beispiel ist die Problematik der Buergerrechte und des Copyrights bei der Transformation ins digitale Zeitalter relativ komplex. Es gibt kaum klare, einleuchtende Loesungen der Streitpunkte. Stattdessen werden vor allem Unzulaenglichkeiten der aktuellen oder geplanten Gesetze angeprangert. Diese Beschwerden sind berechtigt, aber man ist sich selbst unter Piraten noch nicht einig, was denn nun gerecht und praktikabel waere.
Die Kulturflatrate ist eine Idee, woraus vll mehr werden koennte.
Ich druecke es mal so aus: Die Digitalisierung und Vernetzung der Welt aendert die Lebensweise so stark, dass eine neue "Logik" gefunden werden muss, nach denen sich angemessene Gesetze fuer diese neue Welt ableiten. Solange diese Logik noch nicht entziffert ist, findet man auch nur schwer gute Loesungen. Die Piratenpartei ist im Grunde der Vertreter dieser neuen Logik, die Jahr fuer Jahr groessere Teile unseres Lebens bestimmt, auch wenn sie selbst noch nicht ganz verstanden hat, aus welchen Regeln sie besteht.
Das Gesellschaftsleitbild der PP ist also eine Gesellschaft, die nach dieser Logik geordnet ist, die wir aber noch erkunden muessen. Das wird in Zukunft auch ein umfassendes Parteiprogramm der Piraten praegen muessen
Ich vermute, das ist kein weniger gravierender Wandel, als die Umstellung auf eine "gruene" Welt.
Die geringen Chance auf den Bundestagseinzug spiegeln einfach nur wieder, dass es noch nicht so weit ist, dass andere Sorgen noch zu sehr dominieren, aber bei der naechsten oder uebernaechsten Wahl koennte es schon soweit sein, dass die Bevoelkerung den Bedarf nach einer neuen Rechtslogik verspuert.