jetsam schrieb:
schon einmal hat es vor ein paar tagen dieses thema von mir gegeben. die emotionen sind hochgekocht. am ende ist das thema - zu recht - geschlossen worden. ich will noch einmal versuchen, eure meinung zu dem thema zu erfahren, zu dem ich mich jedoch selbst enthalten werde. es wurde seinerzeit auch der vorwurf laut, ich würde nur deshalb so ein provokantes thema (!?) ansprechen, weil ich den besuch meiner homepage fördern möchte. ich habe dieses option gekickt. niemand erfährt hier mehr die adresse meiner homepage.
es geht mir schlicht darum: wie bewertet ihr das thema. ist es überhaupt eine thema, dass euch interessiert? was können wir tun, ist die nächste und wichtige frage - ohne gewalt?
nun, was wir tun können? Mit den Menschen reden. Wenn ich einen rechtsradikalen mit Seitenscheitel (Nein, nicht alle Seitenscheitel sind Neonazen) auf der Strasse sehe, dann halte ich ihn kurz an und spreche mit ihm über seine politische Überzeugung. Dabei versuche ich ganz gezielt meine eigenen politischen Ideen unterschwellig in die Diskussion einfliessenzulassen. Wenn es glückt, dann nehm ich ihn mit auf das nächste Punker-konzert.
Nun, Spass beiseite. Ich habe einmal einen Mitbewohner gehabt, mit dem ich ein Jahr lang sehr gut ausgekommen bin. Bis ich eines Mittags, mit nicht wenig Bier, eine Diskussion mit ihm über Patriotismus hatte. Dabei stellte sich heraus, dass er durchaus der Meinung ist, Deutschland sei allen anderen Ländern überlegen. Dass muss mann sich mal vorstellen, ich bin ja Luxemburger, und er hat dann weiterhin behauptet, Deutschland sei besser als Luxemburg und bla bal bla. Ich bin kein Nationalist und schon gar nicht der Meinug, eine Nation, ein lediglich metaphysisches Konzept, sei besser als eine andere.
Ich kochte innerlich, und dann kam immer mehr wirres Zeug, von wegen Juden seien minderwertige Menschen. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gehört, dass jemand so etwas sagt. Es hat irgendwo weh getan, wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann.
Ich habe darauffhin den Kontakt zu ihm mehr oder weniger abgebrochen. (Ich habe vorher noch nie den Kontakt zu jemandem bewusst gemieden)
Es kann sein, dass ich durch die Geschichte meiner Großeltern etwas überempfindlich auf solche Menschen reagiere. Aber naja.
Ich bin der Meinung, dass man mit solchen Leuten nicht diskutieren kann. Entweder, sie realisieren irgendwann von selbst, dass jeder Mensch, egal von Welcher Nation, sich zum Scheissen setzen muss, oder eben nicht.
Ich habe persönlich immer etwas Angst vor Nationalismus. Ich bin nicht direkt ein Gegner vom Nationalstaat, aber ich fühle mich jedesmal unwohl, wenn irgendwelche Flaggen von irgendwelchen Ländern aufgehängt werden. Gerade auch die WM hat in meinen Augen nicht diesen positiven Aspekt der Völkerverständigung, sondern sie trägt nur dazu bei, den Nationalismen Nährboden zu geben. Völkerverständigung kann meines Ermessens nach nur gut gehen, wenn man von Nationalität absehen kann ohne aber dadurch seine Wurzeln aufzugeben.
Das bedeutet für mich, ich bin Bernard, ein Individuum mit gewissen Eigenschaften, Traditionen, kulturellen Prägungen und so weiter. Mein Nachbar, der 10m neben mir wohnt, ist jemand anderes. Die Nationalität an sich ist keine Eigenschaft, sondern lediglich eine Idee, ein metaphysisches Konzept. Ihre Bezeichnung trägt nichts zu meinem Wesen bei, und nimmt ihm nichts. Gerade in Deutschland, wo zwischen Norden und Süden solche sprachlichen und kulturellen Unterschiede herrschen, kann man sich das künstliche Gebilde der Nation sehr gut veranschulichen. Dazu trägt das Schulwesen bei, indem eine gewisse Sprache als "Hochdeutsch" die Menschen unter einen Banner vereinen will. Dasselbe ist geschehen und geschieht in jedem anderen Land auch. Es hat bis jetzt nur Krieg gebracht.
Ein Mensch ist als Subjekt wesentlich verschieden von seiner Nationalität. Ich will jeden Menschen respektieren, egal von wo er kommt und wie er aussiht, und ich will mir keine Vorurteile aufdrängen lassen, die aus einer blossen Iddee entstanden sind und sich so tief in unser Bewusstsein eingegraben haben, dass wir es immer wieder mit Menschen zu tun haben, die sich gänzlich drauf berufen und sogar bereit sind gewaltvoll gegen andere vorzugehen.