Der Thread heißt ja "iPad Pro als Laptop-Ersatz", meist wird damit dann das MacBook (Pro) gemeint.
Viele Beispiele der letzten vier Seiten zielen aber konkret auf den Einsatz in Unternehmen ab. Viele Fachanwendungen und Systeme sind in diesen Bereichen windowsbasiert, d.h. eingesetzte Tablets müssten schon eher Surface (oder Klone wie Lenovo MiiX) sein. Es hat sich im Grunde in der Diskussion also eher zur Frage "Tablet vs. PC" hin entwickelt.
Hinzu kommt, dass Bildschirmarbeitsplätze in Unternehmen aus Arbeitssicherheitsgründen (Ergonomie, Sitzhaltung, Blendwirkung, etc.) nicht rein aus Tablets oder Notebook bestehen dürfen, sondern mit Dock, Tastatur, Maus und Monitor ausgestattet sein müssen. Hier ist das iPad Pro als iOS-Device sicher in den wenigsten Fällen die richtige Wahl. Ein Standard-Arbeitsplatz, der heute (bei uns) z.B. aus einem Lenovo M83-Desktop besteht, kann aber ohne weiteres durch ein Tablet (Lenovo Miix) im Dock ersetzt werden. Die Dinger arbeiten dank SSD und Core i5 deutlich flotter als ihre stationären Brüder bei uns. Das Problem ist einfach der Preis. Wenn wir eine Abteilung mit 150 Sachbearbeitern mit Tablets an Stelle von PCs ausstatten würden, würden sich die Leasingkosten dafür mal eben verdreifachen. Also fallen aus der Überlegung (aus Preisgründen) schon mal grundsätzlich alle Arbeitsplätze raus, die per se ortsgebunden sind, d.h. selten bis gar nicht außerhalb des Büros arbeiten. Ich denke, wegen des Preises werden noch lange Desktops eingesetzt werden, auch wenn die reine Arbeit längst durch ein Tablet ersetzt werden kann. Auch bei uns gibt es rechenintensive Bereiche im Marketing oder Geo-Bereich, die mit Workstations arbeiten, aber das macht keine 10% des IT-Bestands aus (bei immerhin 6.000 Bildschirmarbeitsplätzen bei uns).
Dennoch, ich riss es bereits an, ändert sich die Arbeitswelt stark. Westliche Gesellschaften deindustrialisieren sich, ganz viele operative Tätigkeiten verlagern sich in Billiglohnstaaten. Das trifft nicht auf jede Branche gleich stark und mit dem gleichen Umsetzungsstand zu, aber es gibt da in vielen Bereichen Bewegung, die man vor wenigen Jahren noch kaum für möglich gehalten hätte. Ich kenne Großunternehmen, die in ihrer Europazentrale die komplette Buchhaltung und HR abgeschafft haben und ersteres in Indien, zweiteres durch Dienstleister abwickeln. Klar, wir haben in Deutschland auch noch einen großen Mittelstand, aber wenn man alles zusammennimmt, und einen Mittelwert bildet, dann ist der Anteil an konzeptioneller, strategischer Arbeit über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Ganz viele reine "Computertätigkeiten", die heute noch unantanstbar wirken und "Expertentum" erfordern, stehen zudem auf dem Prüfstand... Ganz interessant zu lesen ist z.B. dies hier:
https://www.wired.com/2017/02/programming-is-the-new-blue-collar-job/
Insgesamt eine spannende (und manchmal beängstigende) Entwicklung. Insgesamt ist es aber einfach wahrscheinlich, dass die Miniaturisierung im Bereich der Endgeräte (bzw. Leistungszuwachs bei gleicher Größe) immer mehr zu transportableren Lösungen führen wird. Und da ist einfach (wenn irgendwann die Kosten/Nutzen-Rechnung stimmt) naheliegend, im Büro mit einem eingedockten Tablet zu arbeiten und dies dann nach Hause oder zum Meeting einfach mitzunehmen.
Ist das iPad dazu in der Lage? Derzeit sicher in wenigen Szenarien. Surface schon eher.
...Übrigens finde ich den Meinungsaustausch hier gerade sehr spannend! Alle von uns sitzen ja im Grunde in einer Filterbubble, bestehend aus eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und Wissen. Kommen jetzt viele dieser Wissenssphären zusammen, zeichnet sich schon ein kompletteres Bild ab.
Tolles Forum!