Paradise Papers - erneute Enthüllungen zur Steueroptimierung

Es ist doch ganz simpel, wenn das Gesetz Besteuerungsausnahmen (aka Steuerschlupflöcher) zulässt, dann werden diese von den Steuerpflichtigen auch ausgenutzt. Und dabei unterschieden sich Otto Normalverdiener von Hans Mehrverdiener und Paule Ganzvielverdiener nur durch die Höhe der durch das Ausnutzen ersparten Steuern und den dafür betriebenen Aufwand.

Wenn es ein einfaches, leicht handhabbares und faires Steuersystem gäbe, ganz ohne Ausnahmen und Ausnahmeausnahmen, sondern jeder verdiente Euro oberhalb persönlicher Freigrenzen unabhängig davon besteuert würde, durch welche Einkunftsart er "verdient" wurde, dann wäre die Steuermoral sicher eine andere. Allerdings müssten dann die Steuersätze auch deutliche niedriger sein und die Progresssion in deutlich weniger und nachvollziehbaren Stufen verlaufen.

Ansonsten wird es so weitergehen wie bisher und alle Jahre mal irgendwelche XxX-Papers auftauchen.
 
Wenn es ein einfaches, leicht handhabbares und faires Steuersystem gäbe, (…), dann wäre die Steuermoral sicher eine andere. Allerdings müssten dann die Steuersätze auch deutliche niedriger sein
Wieso müssten sie das? In Dänemark beispielsweise gibt es sicherlich auch Steuersünder, aber das Steuersystem ist von der Bevölkerung als fair akzeptiert, obwohl es deutlich höhere Sätze hat als das deutsche.
 
Der auf den ersten Blick extrem hohe Steuersatz relativiert sich allerdings dadurch, daß in diesem Betrag sowohl Krankenversicherung wie auch Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung und Rentenversicherung enthalten sind. Vergleicht man also ein dänisches Durchschnittseinkommen mit einem deutschen Durchschnittseinkommen, bei dem ehrlicherweise die hälftige Sozialversicherung, die der Arbeitgeber trägt, hinzugerechnet werden, ist der Unterschied nicht mehr so prägnant. Die Auffassung vieler Dänen, zusammen mit den Schweden der höchsten Steuerbelastung der Welt ausgesetzt zu sein, ist nicht ganz zutreffend.

Quelle: http://www.tyskret.com/index.php?id...ter]=2&cHash=9f559957659aa15b75b74e62ccacceee
 
Die Ausnahmen sind politisch gewollt, weil der Staat glaubt, damit steuernd in die Wirtschaft eingreifen zu können um von der Politik gewünschtes Handeln zu fördern. In Irland wollte man damit ein unterentwickeltes Land erfolgreich voranbringen (was auch im Sinn der EU war). Schon jetzt besteht die Möglichkeit Länder zu sanktionieren, die sich nicht an internationale Regeln in Bezug auf Geldwäsche und Co. halten. Aber der EU ist es auch lieber, wenn Apple sein Geld im Euro-Raum oder den Kanalinseln lagert, und sobald die Steuerreform in den USA durch ist, wird man jammern, wenn die Großkonzerte 100te Milliarden in die USA repatriieren.
 
Vergleicht man also ein dänisches Durchschnittseinkommen mit einem deutschen Durchschnittseinkommen, bei dem ehrlicherweise die hälftige Sozialversicherung, die der Arbeitgeber trägt, hinzugerechnet werden, ist der Unterschied nicht mehr so prägnant.
Die Abgaben insgesamt sind in Dänemark höher, vor allem hat die Progression eine viel grössere Spanne, der Spitzensteuersatz liegt bei 60 Prozent. Das heißt, höhere Einkommen werden deutlich stärker besteuert als bei uns. Trotzdem ist die Steuermoral in DK gut.

In Deutschland hat die rotgrüne Regierung Schröder, wenn ich mich recht erinnere, den Spitzensteuersatz sogar noch von 53% auf 42% gesenkt. Und trotzdem wird hier der Ruf laut, er sei noch immer zu hoch. Und man dürfe sich nicht wundern, wenn die Gutverdiener ihre Einkünfte und Vermögen zu verstecken suchen.

Warum ist die Mentalität in Deutschland, die Haltung von Menschen mit gutem Einkommen gegenüber dem Staat, so anders als in Dänemark?
 
Wir reden hier nur über die persönliche Steuer für Personen, nicht über die Körperschaftssteuer für Unternehmen! Die ist deutlich niedriger!
56 Prozent Spitzensteuersatz für das Einkommen in DK sind deutlich höher als in Deutschland mit seinen 42 Prozent. Deshalb verstehe ich weder die deutschen Klagen über zu hohe Spitzensteuersätze, noch die Versuche, damit Steuerflucht zu rechtfertigen.
 
Die Abgaben insgesamt sind in Dänemark höher, vor allem hat die Progression eine viel grössere Spanne, der Spitzensteuersatz liegt bei 60 Prozent.
Du hast das System der Spitzensteuer in DK nicht verstanden, denn eine Progression wir bei uns gibt es eigentlich nicht. Ab einem bestimmten Einkommen zahlt man eine 15% Spitzensteuer auf den die Bemessungsgrenze (2015 waren das rd 460.000 DKK) übersteigenden Betrag. Es gibt also wenn Du so willst nur eine Progressionsstufe!
 
noch die Versuche, damit Steuerflucht zu rechtfertigen.
Wenn der Staat legale Steuerschlupflöcher schafft, die findige Zeitgenossen nutzen, muss man nichts rechtfertigen, denn es ist ja legal.

Aber "Steuerflucht" beginnt im Kleinen. Ich erinnere mich an einen Verwandten, der als Vertriebler im Außendienst (aka Vertreter) tätig war. Also kein "Großverdiener". Der hatte eine geerbte kleine Ferienwohnung im Harz, sein Haus und seine Arbeitsstätte waren in Bremen. Was tat der Gute? Nun er meldete seinen Hauptwohnsitz auf die Ferienwohnung im Harz und seine Zweitwohnung in Bremen an und konnte nun "Heimfahrten" und die Aufwendungen für die Zweitwohnung in Bremen absetzen. Ich glaube irgend einen Trennungsfreibetrag gab es da auch noch. Damals, in den 1990ern ging das noch so. War ja legal.

Der Steuerfluchtreflex setzt auf allen Einkommensstufen automatisch ein, sobald sich eine Gelegenheit ergibt ...
 
Der Steuerfluchtreflex setzt auf allen Einkommensstufen automatisch ein, sobald sich eine Gelegenheit ergibt ...
Das ist durchaus unterschiedlich. Selbst wenn es tatsächlich einen weit verbreiteten "Reflex auf allen Einkommensstufen" gäbe, spräche der erst recht gegen Steuersenkungen zur Hebung der Steuermoral. Asoziale Gesinnungen würden Steuern grundsätzlich zu hinterziehen versuchen, egal, wie hoch sie ausfallen.

Die einzig mögliche Gegenmaßnahme ist mE, die Schlupflöcher zu schließen und Druck zu machen auf alle, die von diesen Schlupflöchern profitieren. Also die Steuerflüchtlinge selbst, die Kanzleien und Banken, die ihnen gegen Provision helfen, und natürlich auch die Staaten, die diese Fluchtwege anbieten.
 
Das ist durchaus unterschiedlich. Selbst wenn es tatsächlich einen weit verbreiteten "Reflex auf allen Einkommensstufen" gäbe, spräche der erst recht gegen Steuersenkungen zur Hebung der Steuermoral. Asoziale Gesinnungen würden Steuern grundsätzlich zu hinterziehen versuchen, egal, wie hoch sie ausfallen.
Im Gegenteil, der Steuerfluchtreflex fusst ja darauf, dass ein Steuersystem als unfair, unübersichtlich und unangemessen wahrgenommen wird. Gäbe es ein System, dass von allen Steuerpflichtigen als fair, ausgewogen und angemessen erachtet würde, gäbe es diese Reflexe nicht.

Das kannst Du aber nicht verstehen, weil dein Denken dafür - typisch deutsch - zu schwarz-weiß und zu neidorientiert ist.
 
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56 Prozent Spitzensteuersatz für das Einkommen in DK sind deutlich höher als in Deutschland mit seinen 42 Prozent.[...]
Stimmt nicht ganz:
Seit dem Steueränderungsgesetz 2007 gilt für die sog. "Reichensteuer", d.h die Anhebung des Höchststeuersatzes von 42 Prozent auf 45 Prozent für zu versteuernde Einkommen über 250.000 Euro für Alleinstehende und 500.000 Euro für Verheiratete.


Die Abgaben insgesamt sind in Dänemark höher, vor allem hat die Progression eine viel grössere Spanne, der Spitzensteuersatz liegt bei 60 Prozent. [...]
Stimmt nicht was die Abgaben insgesamt betrifft:
Bei der Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Sozialabgaben gehört Deutschland im OECD-Vergleich weiterhin zu den Spitzenreitern.
Bei allen Haushaltstypen liegt Deutschland in der Höhe der Steuer- und Abgabenlast weit vor Dänemark.

LG Ludwig
 
Seit dem Steueränderungsgesetz 2007 gilt für die sog. "Reichensteuer", d.h die Anhebung des Höchststeuersatzes von 42 Prozent auf 45 Prozent für zu versteuernde Einkommen über 250.000 Euro für Alleinstehende und 500.000 Euro für Verheiratete.
Wo hast du die Zahlen her – sind da die von der Kommune des Steuerpflichtigen erhobenen Einkommenssteuern mit drin? Kann ich mir nicht vorstellen – aber vielleicht bin ich einfach nicht auf dem letzten Stand.

Bei der Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Sozialabgaben gehört Deutschland im OECD-Vergleich weiterhin zu den Spitzenreitern.
Wenn man nur die Arbeitseinkommen heranzieht, stimmt das. Allerdings ist die Umsatzsteuer in DK mit einem Einheitssatz von 25% sehr viel höher als bei uns, Ausnahmen für Güter des täglichen Bedarfs, wie bei uns, gibt es nicht. Die Vorsteuer für Treibstoff und Fahrzeuge kann nicht geltend gemacht werden.

Dazu kommen hohe indirekte Steuern. Beispielsweise wie die bis zu 100-prozentige Luxussteuer für Autos, Alkohol und Zigaretten. Die macht allein mehr als 7 % der Staatseinnahmen aus. Die Ökosteuer trägt ebenfalls mit 7,5 % zu den Staatseinnahmen bei.
 
Im Gegenteil, der Steuerfluchtreflex fusst ja darauf, dass ein Steuersystem als unfair, unübersichtlich und unangemessen wahrgenommen wird. Gäbe es ein System, dass von allen Steuerpflichtigen als fair, ausgewogen und angemessen erachtet würde, gäbe es diese Reflexe nicht.

Das kannst Du aber nicht verstehen, weil dein Denken dafür - typisch deutsch - zu schwarz-weiß und zu neidorientiert ist.

Meistens schließt man bei seiner Meinungsbildung auf die eigene Vorgehensweise im Falle des Falles :hehehe:

Also Spoege, entweder du bescheißt was das Zeug hält oder du hast pauschale Vorurteile gegen die Gesamtbevölkerung - warum?
 
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Wo hast du die Zahlen her – sind da die von der Kommune des Steuerpflichtigen erhobenen Einkommenssteuern mit drin? Kann ich mir nicht vorstellen – aber vielleicht bin ich einfach nicht auf dem letzten Stand.

Das betet mit alljährlich mein Steuerberater vor;)
Nachzulesen im Steueränderungsgesetz 2007 im Bundesgesetzblatt Jg. 2006 Teil I Nr. 35, vom 24. Juli 2006
Die sogenannte Ertragskompetenz, also Aufteilung auf Bund, Länder Kommunen ist für die 3% Aufschlag nicht abweichend.


Wenn man nur die Arbeitseinkommen heranzieht, stimmt das. Allerdings ist die Umsatzsteuer in DK mit einem Einheitssatz von 25% sehr viel höher als bei uns, Ausnahmen für Güter des täglichen Bedarfs, wie bei uns, gibt es nicht. Die Vorsteuer für Treibstoff und Fahrzeuge kann nicht geltend gemacht werden.
Dazu kommen hohe indirekte Steuern. Beispielsweise wie die bis zu 100-prozentige Luxussteuer für Autos, Alkohol und Zigaretten. Die macht allein mehr als 7 % der Staatseinnahmen aus. Die Ökosteuer trägt ebenfalls mit 7,5 % zu den Staatseinnahmen bei.

Ja, da hast Du sicher recht.
In der Diskussion ging es jedoch um die Belastung durch die Einkommensteuer.

LG Ludwig
 
Im Gegenteil, der Steuerfluchtreflex fusst ja darauf, dass ein Steuersystem als unfair, unübersichtlich und unangemessen wahrgenommen wird. Gäbe es ein System, dass von allen Steuerpflichtigen als fair, ausgewogen und angemessen erachtet würde, gäbe es diese Reflexe nicht.

So viel Menschenkenntnis braucht man nicht, um einzusehen, dass Menschen ihr Handeln stark am Eigennutz ausrichten, gerade so, wie andere Lebewesen auch. Nur heute eben im zivilisierten Gewand. Wie denn sollte es anders sein? Wir sind keine Engel, sondern vorläufige Ergebnisse der Evolution, eines Systems, das nichts so sehr begünstigt wie eigennütziges Verhalten. Es wundert mich überhaupt nicht, dass selbst die Queen in den Paradise Papers auftaucht. Denn auch die nette alte Dame mit Königswürden ist ein Mensch, also ein Tier. Eigentlich kann man nur darüber staunen, wie weit es unsere Zivilisation gebracht hat. Und erschaudern angesichts der Fragilität dieser Errungenschaften. Fest steht, dass maßgeblich Regeln und Kontrollen dahinterstecken, denn anders geht es nicht. Nimmt man sie raus in der trügerischen Hoffnung, die Menschen würden sich dann schon zu benehmen wissen, legt man die Axt an die Zivilisation.

Das kannst Du aber nicht verstehen, weil dein Denken dafür - typisch deutsch - zu schwarz-weiß und zu neidorientiert ist.

Aber neidorientiert ist doch genau das: Warum muss ausgerechnet ich so viel Steuern zahlen? Ist doch gemein! Nur weil ich mir ein bisschen was erarbeitet habe, nur weil ich jetzt mal geerbt habe. Und wie jetzt? Ich soll reich sein? Das ist doch ein Witz, Jeff Bezos ist reich, aber ich doch nicht!

Totschlagargument "typisch deutsch" ---> Tonne.
 
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Dazu kommen hohe indirekte Steuern. Beispielsweise wie die bis zu 100-prozentige Luxussteuer für Autos, Alkohol und Zigaretten.

Du solltest dir das ganze vielleicht mal in der Praxis anschauen - Google hilft nicht immer weiter.

Aber neidorientiert ist doch genau das: Warum muss ausgerechnet ich so viel Steuern zahlen? Ist doch gemein! Nur weil ich mir ein bisschen was erarbeitet habe, nur weil ich jetzt mal geerbt habe. Und wie jetzt? Ich soll reich sein? Das ist doch ein Witz, Jeff Bezos ist reich, aber ich doch nicht!

Du wirst es nicht glauben, allerdings orientiert sich der Mensch meist nach oben.

Ich würde mich ebenfalls als nicht reich einschätzen - trotz meiner Lebensweise. Und das, weil ich wirklich reiche Personen kenne und ungefähr einschätzen kann was dort für Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Dein Argument ist ebenso ein Totschlag Argument. Denn gegenüber dem armen Slumbewohner in Asien oder Südamerika wären wir dann alle unterschiedlich reich.

Es kommt aber auf die Spreizung des Vermögens in der Bevölkerung an und wie man damit umgeht.
 
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