Doping bei der Tour, leider immer noch aktuell...
Sicherlich habt ihr die
Aussagen vom Teamartzt der "Française des Jeux" mitgekriegt. Das Interview im Figaro ist leider nicht frei erhältlich, dafür habe ich
dieses hier gefunden und für euch nischt Fronsösisch Sprechenden übersetzt:
"Die Tour rollt mit zwei Geschwindigkeiten"
Dr. Gerard Guillaume, Rheumatologe, Spezialist in Homöopathie und Akupunktur kam 1999, nach der Festina-Affäre, zur Mannschaft "La Française des Jeux". Er, der seiner Wirkung als Arzt ganz klar Grenzen setzt, stellt sich Fragen über das wahnsinnige Tempo des Feldes und über die Effizienz de Dopingkontrollen.
In was für einem physischen Zustand befinden sich die Fahrer der "Française des Jeux" nach diesem sehr schnellen Tourstart?
Nach zehn Renntagen macht sich die körperliche Ermüdung wirklich bemerkbar. Die Fahrer die einen interessanten Platz im Gesamtklassement anstreben, wie Sandy Casar, sind die ganze Zeit in Behandlung. Sie werden zu Leistungen gebracht die über dem liegen, zu dem sie sich fähig fühlen, sie werden also erschöpft. Ansonsten ist der einzige richtige Zwischenfall bis jetzt Christophe Mengin. Zum Glück wird er in einem Monat wieder auf's Rad steigen können.
Während dieser Tour erstellen sie ihre eigenen Tabellen mit den Blutwerten der Fahrer, was bringt das?
Diese Tabellen dienen dazu, festzustellen welche Parameter von der Ermüdung betroffen sind. Dann werden wir schauen, ob wir präventif oder korrigierend eingreifen können, vor allem während der Ruhetage, sei es mit einer Nahrungsergänzung oder durch Verabreichung von Vitaminen, Mineralien, etc. Diese Arbeit verlangt eine ziemlich langwierige Analyse, das ist Wissenschaft auf sehr hohem Niveau. Meine Rolle dabei ist, dem Sportler das zu geben, was ihm fehlt um Mangelerscheinungen auszugleichen. Dann kann man zur Ergänzung übergehen und dem Sportler Dinge geben die er nicht unbedingt braucht. Und wenn man weiter geht, geht man zu Doping über (wörtlich: Und dann kommt man zum Schritt wo man die "gelbe Linie" übertritt)
Ja, im Bezug auf diese Tour: Welche Bilanz ziehen Sie im Bezug auf die Dopingkontrollen? Ein einziger Fahrer blieb hängen: der Russe Petrov.
Das ist gut...Aber es ist schade dass nicht mehr hängen geblieben sind. Es finden zwei Tour de France statt. Wir absolvieren nicht die gleiche Tour wie die, die vorne fahren, das ist klar. Der Beste der "Française des Jeux", Sandy Casar, ist jetzt schon eine Viertelstunde vom besten des Gesamtklassements entfernt, wir fahren also ganz klar nicht die gleiche Tour.
Die Dopingkontrollen bringen also nichts?
Man sollte die Hinweise auf Betrug vielleicht neu überdenken und von nun an mehr medizinisch als juristisch vorgehen. Ich will damit sagen dass man sich in der Medizin auf eine ganze Reihe von Hinweisen stützt um eine Diagnose zu stellen, und man nicht immer den sicheren Indikator abwartet um zu handeln, sonst hätte man ihn erst post mortem. Man behandelt die Leute aufgrund einer Reihe von Annahmen, und ich glaube man sollte gleich vorgehen um die Betrüger zu entlarven. Erstaunliche Resultate, eindeutiges Verhalten, suspekte biologische Merkmale, das sollte genügen um zu handeln.
Der Radsport ist gekennzeichnet durch die Tradition, die Gewohnheit an Doping. Geraten da Gewisse Fahrer nicht in Versuchung zu Ihnen zu kommen um ihre Leistung zu verbessern?
Die Leistung, das ist nicht mein Problem. Ich arbeite bei La Française des Jeux um die Ethik (meint wohl hier den Ehrenkodex der Ärzte) zu respektieren, um Krankheiten und Traumata zu behandeln, und um dafür zu sorgen dass die Leistung, welche unsere Fahrer erbringen, nicht ihrer Gesundheit schadet.
Die heutigen Kontrollen haben also doch eine gewisse Wirkung?
Ich denke dass ein Sportler, statistisch gesehen, mit grösserer Wahrscheinlichkeit durch die Kontrolle kommt als erwischt zu werden. Solange dies so ist, wird die Versuchung für die ohne grosse Skrupel gross bleiben.
Welche möglichen Dopingmethoden benutzen die Betrüger im Feld heutzutage?
Die Vermutungen deuten auf eine andere Nutzung von EPO hin, injiziert in Microdosen. Früher war das Mittel noch 5 oder 6 Tage nachweisbar, heute ist es dies nur noch ein Tag. Das heisst, dass nur noch Überraschungskontrollen ein solches Doping nachweisen können. Die zweite Vermutung geht in Richtung eines Wachstumshormons. Der Nachweis wurde uns für die olympischen Spiele 2004 in Athen versprochen. Wir warten immmer noch. Und während wir warten...
Als Beobachter, was überrascht sie bei dieser Tour de France?
Die Geschwindigkeit. Klar, man darf nicht vernachlässigen dass der Anfang der Tour von West nach Ost gefahren wurde, mit Rückenwind, dass die Besten hier fahren, dass gewisse Mannschaften nicht zögern einen Fahrer für eine Etappe zu opfern, dass Material und der Strassenbelag besser sind...
...Aber dass sagen alle.
Das einzige was mich wirklich überrascht hat, ist dass einige Fahrer, wenn man sie beobachtet, eine ziemlich seltsame Ernährung haben. Teigwaren, Reis, Kartoffeln, das sind nicht unbedingt die wichtigsten Nahrungsmittel. Das ist nicht in der normalen Logik eines Fahrers.
Was bedeutet das also? Fahren sie fort.
Ich weiss nicht, ich sehe das, ich bin überrascht....Es ist doch seltsam, dass in einer Ausdauersportart, welche den Organismus so fordert, gewisse Fahrer eine Ernährung haben, welche den normalen wissenschaftlichen Erkenntnissen ein bisschen entgegenläuft.
Meinen sie, dass gewisse Fahrer ihre Batterien auf eine andere, weniger legale Weise aufladen?
Ja, vielleicht... (oder: Genau, das könnte sein, im Original: Voilà, peut-être)