Kann/darf man Religion unterrichten, ohne gläubig zu sein?

Die meisten Juden, auch in Israel, sind nicht gläubig bzw. Atheisten. Ein Land voller Antisemiten?
Durch die politischen Überfrachtungen der Wörter, die für bestimmte (und bisweilen auch unbestimmte) Begriffe benutzt werden, bieten sich immer Angriffsstellen, dem Verwender diese Wörter umzudrehen, um sie gegen den Verwender zu nutzen.

Wenn ich bespielsweise zwischen Antijudaismus und Antisemitismus zu unterscheiden versuche, bediene ich mich fraglos einer (be)streitbaren Definition, die – grob vereinfacht ausgedrückt – zwischen der Religion (etwa Judentum vs. Islam) und dem »Menschenschlag« (etwa jüdische Israelis und muslimische Araber) zu unterscheiden versucht. Als Semiten können Israelis nicht per se antisemitisch sein; das können dann aber auch Araber (und damit auch die arabischen Israelis) nicht, die – und jetzt wird’s wegen des Rückgriffs auf einen anderen Forschungsbereich kompliziert – wegen der semitischen Sprache – selber Semiten sind; wobei Benutzung als Sprachbezug wiederum auf die eigene Annahme der Abkunft vom Stammvater Sem gründet.

Nun wäre es aber dumm auszublenden, dass eine Mehrheit der Verwender »antisemitisch« – eben am faktischen Gebrauch im politischen Kontext erlernt – alleinstehend benutzt; es trotz Vorsilbe »anti« also nicht mehr als Gegenstück zu »semitisch« begreift.
 
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Du akzeptierst nicht, dass die Religion für die Gläubigen einen Sinn hat, nur weil Du keinen Sinn darin siehst.
Nein, im Gegenteil. Ich schrieb das die Religion nur für die Gläubigen einen Sinn ergibt, nicht aber für die Ungläubigen. Also der Inhalt der Religion. Einen Sinn wie "eine Stütze in schwierigen Situationen" o.ä. streite ich nicht ab.

Dann sollen Dir Gläubige Laien die Religion wissenschaftlich erklären. Was soll so eine Diskussion? Würde ich zu einen Juden gehen und ihm sagen, dass sein Glaube blöd ist, wäre ich ein Antisemit. Bist Du ein Antichrist?
Nein, da ich nichta gegen den Gläubigen habe sondern nur gegen den Glauben ist deine Unterste falsch.

Naja, abgesehen davon, die heilige Inquisation im vergangenen Mittelalter stattgefunden hat wirst Du doch kaum damit konfrontiert.
Es gibt durchaus mehr Diskriminierungen als die Inquisition.[/quote]

Manche fühlen sich ja schon diskriminiert, wenn eine Kirchenglocke läutet oder ein Kreuz an der Wand hängt. Warum eigentlich?
Die Glocken nerven manche und beim Kreuz kommt es darauf an wo es hängt.
 
Bitte präzisieren, was du meinst – weil: sonst ist’s widersprüchlich.
Logische Argumente von "außerhalb" siehe fliegendes Spaghettimonster oder unsichtbares rosafarbenes Einhorn.

Allerdings: Auch mathematische Zahlenräume stellen in sich geschlossene Logikgebäude (mit oder ohne Teilmengenbeziehung zueinander) dar. Immerhin scheint man ja gut mit i² = –1 arbeiten zu können.
Mathematik ist ja nur die Definition einer Sprache. Alle anderen Wissenschaften beschreiben ihre Erkenntnisse in dieser Sprache und interpretieren dann die Ergebnisse einer Berechnung.

So gesehen kannst du Gläubigen, die glauben, die Erde (und in Erweiterung das Weltall) sei nur knapp 6000 Jahre alt, mit der rein Genesis-intern logisch abgeleiteten Frage kontern, wie lang denn der der Erste Tag gewesen sei. Immerhin gab es ja noch keinen Zeitmesser, an dem man die Länge des Tages bis zum Anknipsen des Lichts und der Scheidung von der Finsternis hätte messen können.
dann ist das plötzlich nur eine Analogie oder sonstwas gewesen. Wenn alle Argumente nicht ziehen, dann wird auf die heilige Schrift verwiesen.
Religionen funktionieren über Dogmen. Sozusagen überschrieben sie die Mathematik mit eigenen Definitionen.
Ein Physiker würde sagen eine Erkenntnis kann nicht stimmen da 1+1 nicht 3 ergeben kann. Ein Gläubiger sagt, es stimmt trotzdem, dann ist halt 1+1=3.
Naturwissenschafter passen die Erkenntnisse an die Mathematik an, Religionen passen die Mathematik an die Dogmen an.
 
… Naturwissenschafter passen die Erkenntnisse an die Mathematik an, Religionen passen die Mathematik an die Dogmen an.
Dann schreib besser: »…passen die Erkenntnisse an die Physik des uns bekannten Raum-Zeit-Kontinuums an,…«.
Die Mathematik bietet den Naturwissenschaftlern nämlich auch ein paar raumzeitliche Unmöglichkeiten an (also, soweit wir sie an der uns bekannten Welt prüfen können), wie positive reale Flächen aus negativen Längen (–2m ∙ (–2)m = 4m²). Die streicht der Physiker einfach geflissentlich aus dem Kanon der Lösungen raus; der Mathematiker braucht sich innerhalb seines Rechensystems darum hingegen keinen Kopf zu machen (wie sinngemäß der Gläubige). :teeth:
 
Der Physiker weiß aber auch das alle seine Aussagen immer nur in einem bestimmten Modell stimmen und das ein Modell niemals 100%ig die Realität abbilden wird. Ausserdem ist er immer dafür offen, falsch zu liegen(so sollte es zumindest sein)
Das ist ja genau der Unterschied zwischen Wissenschaft und Theologie.
 
Welche er eben durch die Mathematik beschreibt...
Aber eben modulo derjenigen mathematisch völlig korrekten Lösungen, die sich in der »realen« Welt genau nicht abbilden lassen. Sonst könnten BWLer und sonstige Spekulanten geneigt sein, uns Grundstücke aus dem Dritten Quadranten anzubieten; sie sind ja berechenbar.
:rotfl:
 
Aber eben modulo derjenigen mathematisch völlig korrekten Lösungen, die sich in der »realen« Welt genau nicht abbilden lassen.
Die sind ja nur mathematisch lösbar. Im jeweiligen physikalischen Modell sind sie aber nicht lösbar da hier entsprechende, aus den Beobachtungen abgeleitete Einschränkungen gelten.

Sonst könnten BWLer und sonstige Spekulanten geneigt sein, uns Grundstücke aus dem Dritten Quadranten anzubieten; sie sind ja berechenbar.
:rotfl:
dann müssen sie sich aber auch mit einer äquivalenten Bezahlung zufrieden geben. Barzahlung und Übergabe vor Ort.:unterschreibe::noplan:
 
(...)
Nun wäre es aber dumm auszublenden, dass eine Mehrheit der Verwender »antisemitisch« – eben am faktischen Gebrauch im politischen Kontext erlernt – alleinstehend benutzt; es trotz Vorsilbe »anti« also nicht mehr als Gegenstück zu »semitisch« begreift.

Du unterstellst @stonefred, dass er dummerweise das ausgeblendet hat. Wieso? Ich denke, er hat „Antisemit“
so verwendet wie üblich. Alles andere wäre doch Quatsch.
 
Ich weiß leider nicht mehr wo (es dürfte in irgendeiner der History- oder artverwandten populärwissenschaftlichen Aufbereitungen gewesen sein), dass berichtet wurde, dass das inquisitorische Instrumentarium der Hexenverbrennung (oder allgemein -verfolgung) zwar von der römischen Kirche im europäischen Mittelalter erfunden wurde, diese dann aber für geschichtliche Zeiträume sehr schnell wieder davon abgelassen habe (südlich der Alpen?), weil dann doch kirchlicherseits erkannt worden sei, dass sie einerseits kirchlich-theologisch nichts nütze und andererseits offenbar eher als Mittel der weltlichen Güterumverteilung missbraucht worden sei.

Dazu passt m.E., dass der Höhepunkt des Hexenglaubens auch nicht im Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit und weit weg von Rom nördlich der Alpen lag. Ich kann mangels Gelesenhaben jenes Lütz-Interviews nicht sicher sein, aber könnte die Diskrepanz zwischen 50k und 9M – unabhängig von diesen absoluten Zahlen zumindest tendenziell – auf kirchlich vs. nicht-kirchlich motivierte Hexenprozesse abheben?

Nein, die 50.000 ist die wissenschaftlich geschätzte Zahl. Diese betrifft i.d.R. Nicht-kirchliche Prozesse. Die 9 Mio sind
(laut ihm) eine Erfindung der Nazis, Himmlers Idee, die Kirche habe 9 Mio blonde junge arische Frauen verbrannt.

Alles andere ist so wie du es schreibst.
 
Du unterstellst @stonefred, dass er dummerweise das ausgeblendet hat. Wieso? Ich denke, er hat „Antisemit“
so verwendet wie üblich. Alles andere wäre doch Quatsch.
Ich vermute, dass FA sich auf Deine Aussage bezog, dass die meisten Juden nicht religiös seien und der Ausdruck Antisemit damit auf Juden bezogen keinen Sinn ergeben würde. Andersherum wird das auch gerne verwendet, z.B. versuchten Politiker Kritik an der israelischen Aussenpolitik als Kritik an Juden zu verunglimpfen. https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kurzerklaert/israelkritik-antisemitismus-101.html
 
Er hat halt drei Staatsbürgerschaften. Könnte eher ein Bremer sein.
Und deswegen fällt er unter "Migrant"?
Hier wurde der Vorfall übrigens direkt gleichgesetzt mit "Terroranschlag". In der Zeitung stand, wegen diesem Vorfall in Augsburg wurde die Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt erhöht, Durchfahrtsperren errichtet und die Standbesitzer angehalten, herrenlose Taschen und Rucksäcke umgehend zu melden...
Man fragt sich, wie Durchfahrtssperren und gemeldete herrenlose Taschen diesen Vorfall wohl verhindert hätten... zumal das nicht mal direkt auf dem Weihnachtsmarkt passiert ist.
Aber das ist jetzt glaube ich off topic.
 
Ich vermute, dass FA sich auf Deine Aussage bezog, dass die meisten Juden nicht religiös seien und der Ausdruck Antisemit damit auf Juden bezogen keinen Sinn ergeben würde.

Ich hatte gesagt, dass man kein Antisemit sein muss, wenn man den jüdischen Glauben „blöd“ findet.
(wobei mancher schon so bezeichnet wird, der gegen die Politik des Staates
Israel etwas sagt ... ist aber natürlich Blödsinn)

Das Beispiel der Nicht-gläubigen Juden hätte ich nicht bringen sollen, das hat zu Verwirrung geführt.
Obwohl auch ein Jude ein Antisemit sein kann. Im Dritten Reich gab es das. Führt jetzt hier aber
zu nichts, darum ging es ja nicht.
 
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Ich hatte gesagt, dass man kein Antisemit sein muss, wenn man den jüdischen Glauben „blöd“ findet.

Das Beispiel der Nicht-gläubigen Juden hätte ich nicht bringen sollen, das hat zu Verwirrung geführt.
Obwohl auch ein Jude ein Antisemit sein kann. Im Dritten Reich gab es das. Führt jetzt hier aber
zu nichts, darum ging es ja nicht.
Meine Aussage war jedenfalls auf gläubige Juden bezogen, so wie auch der Antisemit. War aber sowieso nur als vergleichendes Beispiel gedacht, wie schnell man gegen anderer Religionsfreiheit verstossen würde, aber gegen das Christentum geführte Diskussionen eher sportlich gesehen werden.
 
Meine Aussage war jedenfalls auf gläubige Juden bezogen, so wie auch der Antisemit. War aber sowieso nur als vergleichendes Beispiel gedacht, wie schnell man gegen anderer Religionsfreiheit verstossen würde, aber gegen das Christentum geführte Diskussionen eher sportlich gesehen werden.

Das stimmt. „Antisemit“ ist man genauso schnell wie „Rassist“. Am besten gleich beides.
 
Naturwissenschafter passen die Erkenntnisse an die Mathematik an,
Falsch. Naturwissenschaftler versuchen, ihre Erkenntnisse in mathematischen Formeln auszudrücken, um eine allgemeine Berechnebarkeit und Verständlichkeit zu ermöglichen. Sie passen die Mathematik den Erkenntnissen an, notfalls durch das Schaffen neuer Mathematikfelder.
 
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