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Übrigens: die meisten Juden, die ich kenne (so etwa 30-40 näher und nicht nur einen), sind Agnostiker oder Atheisten. Jüdisch ist ihre kulturelle Identität, religiös sind sie nicht. Eine derartige Trennung gibt es so im Christentum/Islam nicht und ist daher für Christen und Moslems praktisch kaum nachvollziehbar.
Sind die 30-40 europäisch sozialisiert? Sie ist ja selber auch nicht gläubig, das ist es ja eben. Du hast ja selbst gegen dich argumentiert. Es geht nicht ums gläubig sein und dennoch wird eine Religion als kulturelle Basis gesehen.
Judentum als Identität. Es ist einfach irrsinnig sich auf eine Kultur zu beziehen, mit der man gar nichts mehr zu tun hat, weil man mindestens seit 300 Jahren am anderen Ende der Welt lebt und du als Kind gezwungen wurdest alles über ein dir fremdes, historisches Volk zu lernen und dessen Bräuche zu feiern. Wenn man sich schon als sekularen Juden oder Atheisten bezeichnet, dann sollten diese Leute doch auch sekular denken.
Und da liegt dann eine noch grössere Gefahr gegründet, jüdisch als kulturelle Basis, aber eben auf Basis einer Religion(denn deren Regeln und Rituale etc. werden ja gelebt) und dort dann das Faschistische im Zionismus, das geglaubt wird ihres Götzen ausgewählte Rasse zu sein, die einzig Wahren.
Genau.
Der jüdische Bevölkerungsanteil in den USA ist zwar eher klein, aber seine Wahlbeteiligung liegt mit 80% wesentlich höher als der Durchschnitt. Weil sich die jüdischen US-Bürger in bestimmten Staaten konzentrieren, dort hervorragend organisiert sind und ihre Mitglieder gut mobilisieren können, haben sie einen weit grösseren Einfluss auf die Politik als andere Bevölkerungsgruppen. Die gute Lobbyarbeit und politischen Kontakte hast du ja selbst erwähnt. Das alles führt in der Summe dazu, dass keine Partei gegen jüdische Interessen Wahlkampf und Politik machen kann. Insofern halte ich die Formulierung "mächtiges Wählerpotential" für gerechtfertigt – ist aber auch egal, weil es ja um die Frage geht, warum die USA nie gegen Israel Stellung beziehen.
Ich hielt das immer über eine populistische Übertreibung und Verschwörungstheorie und eher so wie Clichees, die oft zutreffen, aber trotzdem nicht als wahr angenommen werden. So a la, Hollywood wird von den Juden regiert, nur weil zufällig viele Künstler Juden sind. Als ob das Auswirkung auf die Filmindustrie hätte.
Nun kommt aber das interessante. Sie hat es selbst gesagt, ohne, dass ich danach gefragt hätte. Sie fing an sich darüber auszulassen, dass es in den US-Medien einen Aufruhr gab, weil ein schwarzer diskriminiert wurde und umgekommen ist (Polizeigewalt oder sowas). Sie meinte dann, die würden sich immer aufregen und keiner hätte so eine große Lobby. Zu ihrem Vater hätte sie gesagt, wenn ein Jude aufgrund von Diskriminierung umgekommen wäre, hätte es jeder akzeptiert. (Ich kann mir das selbst in den USA nicht vorstellen, naja, dann sollte sie in D. leben
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
) Aber weiter: sie meinte dann, die schwarzen sind so laut. Aber das ist nicht die Art wie Juden es machen, wir sind clever. Wir machen Dinge leise.
Das hört sich voll creepy an, finde ich und gibt den Leuten Futter, die von einer jüdischen Weltverschwörung reden.
Aber, das interessante ist, einerseits denkt sie so, andererseits, bei anderen Gebieten ist sie total "liberal". Sie ist South Park fan und freut sich über die politische Unkorrektheit oder kauft keine Produkte, die an Tieren getestet wurden (aus ethischen, nicht jüdischen Gründen). Aber so ist das ja (glücklicherweise) meistens, dass Menschen nicht eindimensional sind.
Außerdem konnte sie auch darüber lachen, dass ich scherzte, für mich seien Israelis, was ihre Art und Denkensweise der Konfliktbewältigung angeht, einfach nur Araber. (Was ja historisch, geographisch sogar richtig wäre, aber sie sehen sich ja, wie gesagt als "weiß"). Man könnte den Eindruck gewinnen es ginge immer nur um den längeren Schwanz und Gleiches mit Gleichem vergelten und "immer mehr wie du"-Mentalität. Ui, ich muss aufpassen, dass ich es nicht so hinstelle, als seien Araber und gebürtige Israelis auf dem emotionalen Niveau eines Kindes.