Israelische Armee greift Hilfskonvoi an

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Übrigens: die meisten Juden, die ich kenne (so etwa 30-40 näher und nicht nur einen), sind Agnostiker oder Atheisten. Jüdisch ist ihre kulturelle Identität, religiös sind sie nicht. Eine derartige Trennung gibt es so im Christentum/Islam nicht und ist daher für Christen und Moslems praktisch kaum nachvollziehbar.
Sind die 30-40 europäisch sozialisiert? Sie ist ja selber auch nicht gläubig, das ist es ja eben. Du hast ja selbst gegen dich argumentiert. Es geht nicht ums gläubig sein und dennoch wird eine Religion als kulturelle Basis gesehen.

Judentum als Identität. Es ist einfach irrsinnig sich auf eine Kultur zu beziehen, mit der man gar nichts mehr zu tun hat, weil man mindestens seit 300 Jahren am anderen Ende der Welt lebt und du als Kind gezwungen wurdest alles über ein dir fremdes, historisches Volk zu lernen und dessen Bräuche zu feiern. Wenn man sich schon als sekularen Juden oder Atheisten bezeichnet, dann sollten diese Leute doch auch sekular denken.
Und da liegt dann eine noch grössere Gefahr gegründet, jüdisch als kulturelle Basis, aber eben auf Basis einer Religion(denn deren Regeln und Rituale etc. werden ja gelebt) und dort dann das Faschistische im Zionismus, das geglaubt wird ihres Götzen ausgewählte Rasse zu sein, die einzig Wahren.
Genau.
Der jüdische Bevölkerungsanteil in den USA ist zwar eher klein, aber seine Wahlbeteiligung liegt mit 80% wesentlich höher als der Durchschnitt. Weil sich die jüdischen US-Bürger in bestimmten Staaten konzentrieren, dort hervorragend organisiert sind und ihre Mitglieder gut mobilisieren können, haben sie einen weit grösseren Einfluss auf die Politik als andere Bevölkerungsgruppen. Die gute Lobbyarbeit und politischen Kontakte hast du ja selbst erwähnt. Das alles führt in der Summe dazu, dass keine Partei gegen jüdische Interessen Wahlkampf und Politik machen kann. Insofern halte ich die Formulierung "mächtiges Wählerpotential" für gerechtfertigt – ist aber auch egal, weil es ja um die Frage geht, warum die USA nie gegen Israel Stellung beziehen.
Ich hielt das immer über eine populistische Übertreibung und Verschwörungstheorie und eher so wie Clichees, die oft zutreffen, aber trotzdem nicht als wahr angenommen werden. So a la, Hollywood wird von den Juden regiert, nur weil zufällig viele Künstler Juden sind. Als ob das Auswirkung auf die Filmindustrie hätte.
Nun kommt aber das interessante. Sie hat es selbst gesagt, ohne, dass ich danach gefragt hätte. Sie fing an sich darüber auszulassen, dass es in den US-Medien einen Aufruhr gab, weil ein schwarzer diskriminiert wurde und umgekommen ist (Polizeigewalt oder sowas). Sie meinte dann, die würden sich immer aufregen und keiner hätte so eine große Lobby. Zu ihrem Vater hätte sie gesagt, wenn ein Jude aufgrund von Diskriminierung umgekommen wäre, hätte es jeder akzeptiert. (Ich kann mir das selbst in den USA nicht vorstellen, naja, dann sollte sie in D. leben :)) Aber weiter: sie meinte dann, die schwarzen sind so laut. Aber das ist nicht die Art wie Juden es machen, wir sind clever. Wir machen Dinge leise.

Das hört sich voll creepy an, finde ich und gibt den Leuten Futter, die von einer jüdischen Weltverschwörung reden.

Aber, das interessante ist, einerseits denkt sie so, andererseits, bei anderen Gebieten ist sie total "liberal". Sie ist South Park fan und freut sich über die politische Unkorrektheit oder kauft keine Produkte, die an Tieren getestet wurden (aus ethischen, nicht jüdischen Gründen). Aber so ist das ja (glücklicherweise) meistens, dass Menschen nicht eindimensional sind.

Außerdem konnte sie auch darüber lachen, dass ich scherzte, für mich seien Israelis, was ihre Art und Denkensweise der Konfliktbewältigung angeht, einfach nur Araber. (Was ja historisch, geographisch sogar richtig wäre, aber sie sehen sich ja, wie gesagt als "weiß"). Man könnte den Eindruck gewinnen es ginge immer nur um den längeren Schwanz und Gleiches mit Gleichem vergelten und "immer mehr wie du"-Mentalität. Ui, ich muss aufpassen, dass ich es nicht so hinstelle, als seien Araber und gebürtige Israelis auf dem emotionalen Niveau eines Kindes.
 
sie meinte dann, die schwarzen sind so laut. Aber das ist nicht die Art wie Juden es machen, wir sind clever. Wir machen Dinge leise.
Das hört sich voll creepy an, finde ich und gibt den Leuten Futter, die von einer jüdischen Weltverschwörung reden.
Die amerikanischen Juden haben aus ihrer Wehrlosigkeit unter den Nationalsozialisten gelernt und sichern sich politisch ab. Dagegen ist nichts zu sagen.
 
Judentum als Identität. Es ist einfach irrsinnig sich auf eine Kultur zu beziehen, mit der man gar nichts mehr zu tun hat, weil man mindestens seit 300 Jahren am anderen Ende der Welt lebt und du als Kind gezwungen wurdest alles über ein dir fremdes, historisches Volk zu lernen und dessen Bräuche zu feiern. Wenn man sich schon als sekularen Juden oder Atheisten bezeichnet, dann sollten diese Leute doch auch sekular denken.
Was ist das denn für ein Schwachsinn? Ich bin auch mit zwei Kulturen aufgewachsen, obwohl die eine in meinem unmittelbaren Alltag gar keine Rolle spielt. Trotzdem achte ich bestimmte Traditionen. Was ist daran irrsinnig? Das ist meine Identität und ich hätte sie jederzeit ablegen können. Nur wozu? Sie gibt mir doch nur und nimmt mir nichts.

Du bist echt krank.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte mich letztens mit einer amerikanischen Jüdin unterhalten. Ich hatte nie geglaubt, dass es stimmt, dass Juden, die Vernichtung einer anderen Volksgruppe wünschen. man nimmt ja landläufig an, sie wollen einfach nur etwas mehr Land, Jerusalem für sich allein und ansonsten in ruhe gelassen werden.

n=1 ist die denkbar schlechteste Basis fuer Verallgemeinerungen*. Ersetzt man deshalb "die Juden" in deinem Text mit "eine Juedin" bekommt man zwar den Eindruck einer Frau, die vollkommen einen an der Klatsche hat, aber sicher nicht das Bild einer Gruppe die den Genozid plant.

*uebertroffen nur von n=0
 
... Und es stimmt soweit ja auch. Überall dort, wo derartige Indoktrination getrieben wird, taugt sie ganz wunderbar dazu, Menschen zu gesichtlosen Zombies ohne Persönlichkeit zu machen, [...]

Selbstmordattentäter und Eltern, die ihre Kinder nicht einfach nur in den Krieg schicken, sondern *bewusst opfern*, muss also noch etwas anderes als nur pure Ideologie antreiben. Und ich ahne, was es ist: eine grenzenlose Verzweiflung. Denn für Selbstmordanschläge reichen selbst leidenschaftlicher Hass und rücksichtslose Entschlossenheit nicht aus; man muss es zusätzlich noch fertigbringen, den Überlebensinstinkt zu besiegen, was mit der Aussicht auf ein besseres Jenseits in der Regel auch noch nicht funktioniert.
Ich bin mir da nicht sicher, was wirklich dazugehört. Und natürlich kann man "grenzenlose Verzweiflung" als Grund anbringen. Was damit jedoch nicht geklärt ist, ist die Frage, was diese grenzenlose Verzweiflung auslöst.
Ich habe eben den Wikipedia-Artikel zum Harakiri und Kamikaze durchgelesen, auf der Suche nach Antworten.
Beispiel Kamikaze:
Wikipedia schrieb:
... Dem gegenüber akzeptierte die Marineluftwaffe nur Freiwillige. Verheiratete, erstgeborene und einzige Söhne wurden abgelehnt (dies führte im Falle des Oberleutnants z. S. Hajime Fuji dazu, dass sich seine Ehefrau mitsamt den beiden Kindern ertränkte, damit er sich seinen Herzenswunsch, einen „Tokko“-Einsatz zu fliegen, erfüllen konnte). [...] Die persönliche Ehre, aber auch die der Familie, hatte seit Jahrhunderten höchsten Stellenwert, auch hieraus speisten sich Entscheidungen zur Freiwilligmeldung oder sich zumindest in das Schicksal zu ergeben.
War die Frau grenzenlos verzweifelt und hat deshalb sich und ihre Kinder umgebracht? Oder einfach nur irre? Oder ist es doch ausreichend, in einem Umfeld aufzuwachsen, dass das Leben nicht als höchstes Gut, sondern zum Beispiel Ehre, Gottesfurcht oder anderes höher bewertet?
Und genau da setzt Bolz an. Der die These vertritt, dass eine Aufwertung des diesseitigen Lebens zwangsläufig dazu führt, dass das Jenseits als weniger wertvoll erachtet wird und damit nicht mehr erstrebenswert ist. Wer hier alles hat, kann sich nicht vorstellen, dass es woanders noch besser werden kann. Oder will zumindest das Risiko nicht eingehen ...


Tatsächlich ist der feste Glaube an den Himmel normalerweise *Ausdruck* des Überlebensinstinkts. Ansonsten wären ja alle religiös wirklich Überzeugten so drauf wie der von Richard Dawkins zitierte Abt vom Ampleforth, der zu einem im Sterben liegenden Bischof gesagt haben soll: "Wie wundervoll! Am liebsten würde ich gleich mitkommen!".
Es ist lediglich der Überlebensinstinkt der Religionen, der die Menschen davon abhält. Denn alle gängigen Religionen verbieten den Selbstmord ja bei Höchststrafe (Hölle). Nicht, weil sie es gut meinen mit den Gläubigen, sondern weil sie sich damit selbst auflösen würden ...
Sobald der Selbstmord nicht mehr sanktioniert wird, sind Gläubige ja bereit, ihn zu vollführen. Bei rituellen Massenselbstmorden von Sekten, christliche Kreuzritter im Mittelalter oder eben Hamas und andere Moslems mit Sprengstoffgürtel.

Nachtrag: Hier noch ein Interview mit dem (abtrünnigen) Sohn eines Gründers der Hamas, der etwas dazu sagt, wie die Indoktrination durch die Hamas wirkt.


Danke!
leider ist es so, das ausgerechnet die die Gewalt wählen, die noch nie der Gewalt beigewohnt haben.
Das stimmt so nicht und ist auch rein rechnerisch nicht möglich.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich bin mir da nicht sicher, was wirklich dazugehört. Und natürlich kann man "grenzenlose Verzweiflung" als Grund anbringen. Was damit jedoch nicht geklärt ist, ist die Frage, was diese grenzenlose Verzweiflung auslöst.
Ich habe eben den Wikipedia-Artikel zum Harakiri und Kamikaze durchgelesen, auf der Suche nach Antworten.
Beispiel Kamikaze:
War de Frau grenzenlos verzweifelt und hat deshalb sich und ihre Kinder umgebracht? Oder einfach nur irre? Oder ist es doch ausreichend, in einem Umfeld aufzuwachsen, dass das Leben nicht als höchstes Gut, sondern zum Beispiel Ehre, Gottesfurcht oder anderes höher bewertet?
Und genau da setzt Bolz an. Der die These vertritt, dass eine Aufwertung des diesseitigen Lebens zwangsläufig dazu führt, dass das Jenseits als weniger wertvoll erachtet wird und damit nicht mehr erstrebenswert ist. Wer hier alles hat, kann sich nicht vorstellen, dass es woanders noch besser werden kann. Oder will zumindest das Risiko nicht eingehen ...


Es ist lediglich der Überlebensinstinkt der Religionen, der die Menschen davon abhält. Denn alle gängigen Religionen verbieten den Selbstmord ja bei Höchststrafe (Hölle). Nicht, weil sie es gut meinen mit den Gläubigen, sondern weil sie sich damit selbst auflösen würden ...
Sobald der Selbstmord nicht mehr sanktioniert wird, sind Gläubige ja bereit, ihn zu vollführen. Bei rituellen Massenselbstmorden von Sekten, christliche Kreuzritter im Mittelalter oder eben Hamas und andere Moslems mit Sprengstoffgürtel.

Das stimmt so nicht und ist auch rein rechnerisch nicht möglich.

Verzweiflung ist sicher ein Punkt, allerdings stammen global gesehen viele Selbstmordattentaeter aus durchaus buergerlichem Umfeld und oftmals hochgebildet. Terror ist also durchaus nicht nur die Waffe der Armen und Unterdrueckten, die in einer Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits gewalttaetig werden. Das mag mitspielen, ist aber sicher nicht die Hauptmotivation.

Sich zu opfern ist dabei auch nicht unbedingt ein Phaenomen der juengsten Geschichte. Beispiele fuer Attentate oder Kriegsakte, bei denen der Einzelne in den sicheren Tod geht, finden sich zuhauf und reichen von den Zeloten im Jahr 6 AD bis zur sekulaeren LTTE in Sri Lanka, um zwei Beispiele willkuerlich herauszunehmen.

Es gibt einen ganzen Stapel psychologischer Literatur, die sich mit der Radikalisierung bis zur Bereitschaft des Selbstmordattentates bewegt. Eine tatsaechlich kausales Merkmal konnte man dabei noch nicht identifizieren.
 
leider ist es so, das ausgerechnet die die Gewalt wählen, die noch nie der Gewalt beigewohnt haben.
Wie kommst du zu dieser Annahme? Du widersprichst damit den gängigen Erkenntnissen. Egal ob es um häusliche Gewalt geht oder um Gewalt grösseren Ausmasses (bis hin zum Krieg als absolute Ausprägung der Gewalt) ist man sich eigentlich bewusst, dass Menschen zur Gewalttätigkeit neigen, die selber Gewalt erfahren haben. Hast du andere Beispiele oder Erkenntnisse? Kannst du diese mit uns teilen?
Und zweitens, wie gesagt, rein rechnerisch geht das schon gar nicht. Aber das nur am Rande.
 
Es gibt einen ganzen Stapel psychologischer Literatur, die sich mit der Radikalisierung bis zur Bereitschaft des Selbstmordattentates bewegt. Eine tatsaechlich kausales Merkmal konnte man dabei noch nicht identifizieren.
Heisst das, dass wir (noch) keine Ahnung haben, wie wir der Bereitschaft, sich als Selbstmordattentäter ins Jenseits zu schiessen, begegnen können?
 
Heisst das, dass wir (noch) keine Ahnung haben, wie wir der Bereitschaft, sich als Selbstmordattentäter ins Jenseits zu schiessen, begegnen können?

Nach allem was ich gelesen habe wissen wir nicht einmal, wie wir diese Bereitschaft definieren sollten. Wenn Terror wirklich die Sprache der Verzweifelten ist, warum versuchen sich dann zwei britische Akademiker in die Luft zu jagen? Warum sehen wir in anderen Laendern, die auch von Ungerechtigkeit und Armut gepraegt sind, keine Selbstmordattentate?

Ich glaube gesichert ist lediglich, dass einem Attentat jeweils ein Prozess der Radikalisierung innerhalb der Gruppe vorausgeht. Das kann religioeser Natur sein, wie wir am Beispiel der LTTE gesehen haben ist das aber nicht zwingend.

Hier in GB zeichnen sich die vielversprechendsten Programme dadurch aus, dass man die Familien einbindet. Ich finde aber gerade keine Quelle dazu und werde diese bei Gelegenheit nachreichen.
 
Ich bin mir da nicht sicher, was wirklich dazugehört. Und natürlich kann man "grenzenlose Verzweiflung" als Grund anbringen. Was damit jedoch nicht geklärt ist, ist die Frage, was diese grenzenlose Verzweiflung auslöst.

Es ist die Verzweiflung des ewig Gedemütigten, der keine Chance sieht, sich überhaupt erst Gehör zu verschaffen, geschweige denn, auf gleicher Augenhöhe verhandeln und darauf hoffen zu dürfen, als autonom und selbstbestimmt akzeptiert zu werden. Der 11. September 2001 war nicht einfach nur das Werk religiös verblendeter Spinner, sondern das Ergebnis einer jahrzehntelangen US-Außenpolitik, die sich Rohstoffe nehmen, Gebiete kontrollieren, Umstürze organisieren und mit beispielloser militärischer Übermacht Bombenteppiche legen zu können meinte, wie es ihr beliebte. Das meinte der Dalai Lama, als er der verdutzten CNN-Reporterin gegenüber erklärte, die Zeit sei nun reif für "non-violence", also lieber darüber nachzudenken, wie man aus der Blutmühle herauskommt.
 
Ich finde momentan wirklich nichts zu speziellen Programmen hierzulande. Auch habe ich vorher vergessen, dass eine der Hauptmotivationen fuer den Beitritt zu vielen Organisationen eher im persoenlichen Umfeld, etwa durch Kontakte, als unbedingt durch Ideologien gesehen wird. Hier ist ein guter Ueberblick.
 
n=1 ist die denkbar schlechteste Basis fuer Verallgemeinerungen*. Ersetzt man deshalb "die Juden" in deinem Text mit "eine Juedin" bekommt man zwar den Eindruck einer Frau, die vollkommen einen an der Klatsche hat, aber sicher nicht das Bild einer Gruppe die den Genozid plant.

*uebertroffen nur von n=0
Du willst mir also sagen, dass du mich für einen verkappten Antisemiten hälst, der als Feigenblatt, um nicht "Die Juden..." zu sagen es durch "eine Jüdin" ersetzt, oder?
Dann hast du nicht bis Ende gelesen. Ich hab sie als Amerikanerin kennengelernt und auch so wahrgenommen, bis sie sich über ihre Berliner Freundin aufregte und wissen wollte, warum Deutsche nicht verstehen, dass man auch Jude ist, wenn man nicht gläubig ist.
Ich sehe sie auch jetzt noch eher als Amerikanerin, so wie ich einen CSU-Hansel nicht als Christ sehe, sondern als Bayern. Ich hab deutlich geschrieben, dass ich im Regelfall von einer jüdischen Amerikanerin ausgegangen wäre und ihr es aber wichtig war, dass sie amerikanische Jüdin ist. Ich hoffe, du verstehst was der Unterschied ist. Ein hessicher Bauer, ist vorwiegend ein Bauer, ein Bauer-seiender Hesse, ist vorrangig ein Hesse.

Was ist das denn für ein Schwachsinn? Ich bin auch mit zwei Kulturen aufgewachsen, obwohl die eine in meinem unmittelbaren Alltag gar keine Rolle spielt. Trotzdem achte ich bestimmte Traditionen. Was ist daran irrsinnig? Das ist meine Identität und ich hätte sie jederzeit ablegen können. Nur wozu? Sie gibt mir doch nur und nimmt mir nichts.

Du bist echt krank.
Sorry, hab mich flapsig ausgedrückt. Ich hätte schrieben sollen, ich finde es weiterhin unverständlich, dass man sich als sekular bezeichnen kann, aber trotzdem alles nach den Richtlinien einer Religion macht.
Ich kann es nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die ein Bedürfnis haben sich auf irgendwelche Wurzeln zu beziehen (siehe Ahnenforschungsindustrie in den USA), dennoch, wenn man sich als sekular bezeichnet, nimmt man doch einen Standpunkt/Draufsicht von außerhalb wahr.

Regst dich über meine Ausdrucksweise auf, aber nennst mich krank. Auch nicht grad nett ausgedrückt.
Ich bin so nett und komme dir entgegen, indem ich mich ab jetzt nicht mehr in dem Thread äußern werde. *bin-eingeschnappt*

PS: mit "creepy" in Bezug auf das leise agieren, meinte ich nicht dass ich da was falsch dran finde, ich meinte lediglich dass sich dass grueslig anfühlt, wenn das einer zu einem so sagt. Mit so einem Unterton der Verschgwörung. Das ich nicht an eine solche Verschwörung glaube, hatte ich auch klargestellt, wurde aber wahrscheinlich auch überlesen.
 
Es ist die Verzweiflung des ewig Gedemütigten, der keine Chance sieht, sich überhaupt erst Gehör zu verschaffen, geschweige denn, auf gleicher Augenhöhe verhandeln und darauf hoffen zu dürfen, als autonom und selbstbestimmt akzeptiert zu werden. Der 11. September 2001 war nicht einfach nur das Werk religiös verblendeter Spinner, sondern das Ergebnis einer jahrzehntelangen US-Außenpolitik, die sich Rohstoffe nehmen, Gebiete kontrollieren, Umstürze organisieren und mit beispielloser militärischer Übermacht Bombenteppiche legen zu können meinte, wie es ihr beliebte. Das meinte der Dalai Lama, als er der verdutzten CNN-Reporterin gegenüber erklärte, die Zeit sei nun reif für "non-violence", also lieber darüber nachzudenken, wie man aus der Blutmühle herauskommt.

Blinddarm, ich habe eben einen schönen langen Text als Antwort geschrieben, der es leider nicht geschafft hat... der Hinweis des Boards, ich müsse mich einloggen, hat meinen Text anscheinend in einen Limbus befrachtet, ohne Zugriffsmöglichkeit. Daher einfach mal der Nase nach geschrieben:

Terror ist auch Kommunikation. Ja. Und Terror ist auch Kriegsführung, Terror, wie man gerade auch beim islamistischen sieht, aber natürlich auch bei anderen Verknüpfungen, ist nicht selten auch Imperialismus pur. Der islamistische Terror versucht auch in Europa seine Denkweise durchzusetzen, erinnere dich auch an den Terror gegen die Meinungsfreiheit. Gegen die Freiheit, andere Weltbilder aufzuweisen. Nicht wenige kommen auch mit der hiesigen Freiheit und multipolaren Welt und den vielen Möglichkeiten nicht klar und suchen nach Vereinfachung, nach einem Korsett, nach einem engen Halt. Geboten, Verboten. Für diese Menschen ist die Möglichkeit individueller Lebensgestaltung oft genug nach dieser Transformation schlicht nur noch dekadent.

Hängt man dann einer Ideologie an, die einen selbst erhöht, und andere herabsetzt, diese Herabgesetzten aber erfolgreicher sind, dann läuft etwas schief. Konflikt! Wie lösen? Das eigene Weltbild hinterfragen? Oder ist es nicht so, dass die anderen Schuld daran haben? Letztlich an allem. Reflexion eingestellt, nun heißt es, die anderen zu bestrafen, dafür, dass diese einen den rechtmäßigen Platz verwehren. Zudem irritieren andere Weltsichten natürlich auch nicht selten die eigene, und da gibt es viele Menschen, die haben damit kein Problem - nicht wenige andere aber schon. Dann gibt es Staaten, die das eigene Versagen natürlich lieber den anderen anhängen. Ein äußerer Feind macht sich auch nicht selten gut - gerade auch in diktatorischen Staaten, wenn man die Presse noch recht gut kontrollieren kann.

Was das töten der Kinder durch Eltern betrifft: Ich musste mich gerade wieder mit dem Thema Ehrenmord beschäftigen. Die Tochter sollte sterben, weil diese sich der elterlichen Autorität nicht unterordnen und selbstbewusst ihre individuellen Rechte in Anspruch nehmen wollte. Die Eltern drohten, ihr Gesicht zu verlieren in nicht unerheblichen Teilen ihrer Gemeinschaft: nicht weil diese die Tochter töten wollten. Sondern weil diese es noch nicht getan hatten. Diese Familien sind nicht arm. Sie leben abgesichert im Frieden. Keiner bedroht diese. Abgesehen von einer Gesellschaft, die anders denkt. Und Mitglieder der eigenen Gemeinschaft, die ebenfalls anders denken.

In vielen Gegenden der Welt sind es gerade Frauen, die hier getötet werden, sich töten, oder sich eben fügen. Wenn eine Familie dann zusammen sitzt, um kühl den Tod eines Familienmitglieds zu beschließen: siehst du hier grenzenlose Verzweiflung? Und wenn eine Frau genötigt wird, sich selbst zu töten, weil diese vergewaltigt wurde und damit Schande über die Familie brachte - Stichwort Ehre, Ansehen, (patriarchale) Gesellschaftsordnung, Zusammenhalt der Gemeinschaft, Bestrafung von Abweichlern, Leben von traditionell-kulturell-soziologischen Werten - ist das Verzweiflung?

Das ist dir doch alles bekannt? Daher verwundert mich deine Verwunderung. :)
 
So fremd, wie es uns jetzt vorkommt, ist unserer Kultur das Opfern der eigenen Kinder auch nicht. In den Weltkriegen des letzten Jahrhunderts galt es auch als Ehrensache, das Leben der eigenen Kinder für das Vaterland einzusetzen. Wer da Skrupel hatte oder auch nur nicht ertragen konnte, dass seine Kinder für den "Dienst am Vaterland" erzogen werden sollte, und versuchte, das Kind der Kriegserziehung und dem Kriegsdienst zu entziehen, wurde gesellschaftlich geächtet.

Bis vor 60 Jahren hatten wir eine äusserst militante Gesellschaft. Und es ist noch nicht lange her, da galten Kriegsdienstverweigerer als "Drückeberger".
 
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