Immer an Arbeit denken - kein Abschalten möglich!

Viele Menschen haben ein Problem mit Ihrer Wahrnehmung. Sie wissen oft nicht, dass sie mit Ihrer Empfindung, dass sie in einer kranken Arbeitswelt bzw. Gesellschaft leben, völlig Recht haben. Stattdessen machen sie sich noch Vorfürfe, dass sie vielleicht einfach nur zu faul oder zu schwach sind, ja sich wertlos fühlen. Ihre "Herren" sprechen dann auch noch verächtlich von Minderleistern oder Low-Performern. Der Mensch wächst in einer Umgebung auf, die ebensolche Wahrnehmungen braucht und daher produziert, so er sich dann zu kraftlos fühlt, etwas an der Gesamtsituation zu ändern.
 
Wie? Ihr habt noch kein Burnout? Was seid Ihr denn für faule Schweine?
 
Mal ganz praktische Tips:
progressive Muskelentspannung oder autogenes Training
Kampfkunst (nicht -Sport, da ist ein Unterschied)
Joga und/oder Meditation
Garten
Zeichnen, Schreiben, Musizieren

Muse finden.
 
Mal ganz praktische Tips:
progressive Muskelentspannung oder autogenes Training
Kampfkunst (nicht -Sport, da ist ein Unterschied)
Joga und/oder Meditation
Garten
Zeichnen, Schreiben, Musizieren

Muse finden.

Das sind alles gute Empfehlungen. Aber sie helfen nur zur Prävention. Burnout ist nichts anderes als eine Depression und all das Beschriebene dürfte bei einer akuten Depression nicht mehr funktionieren. Als Prävention sicherlich, aber wird jemand, der so in den Job eingespannt ist, daß er auf einen Burnout zusteuert, sich die Zeit für Yoga, Meditation oder Musik nehmen? Im Allgemeinen wissen die Betroffenen doch nicht einmal, wie Freizeit funktioniert.

Depressionen sind mittlerweile auf dem Weg zur weitverbreiteten Volkskrankheit, Arte und 3sat bringen häufig genug Dokumentationen zu dem Thema. Das Problem wird sich nicht nur dadurch beseitigen lassen, daß man den Menschen Yoga, Meditation und ähnliches empfiehlt, sondern indem gleichzeitig auch die modernen Arbeitsbedingungen in Frage gestellt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber ist es nicht so, dass man gerade heute Arbeitsbedingungen hat, die es so früher nie gab? Konstrukte wie Work-Life-Balance, Sabbatical etc haben doch unsere Großväter (Eltern) nicht gekannt. Problematischer finde ich da, dass bei vielen Menschen die Arbeit, der Beruf (Berufung) nur noch zu einem Job (von vielen) geworden ist. Da muss ich an den Vortrag von Steve Jobs denken "You've got to find what you love".. halte ich für extrem wichtig. Dann brennt Dich Deine Arbeit doch auch nicht aus, oder? Dann ist die Arbeit ein wesentlicher und vollständig integrierter Teil Deines Lebens - wenn man sie liebt. Dann ist man bei Bedarf auch Abends oder am WE bereit sich in die Arbeit hinein zu denken und nicht aus Angst um den Arbeitsplatz. Ich sage nicht, dass man wie früher einen Beruf erlernt und dann sein Leben lang diesen Beruf ausüben muss.. auch in dieser Hinsicht kann man sich mMn "neu verlieben".
Ich liebe meine Arbeit! (auch abends, am WE oder im Urlaub) Und das ist dann wie in einer Beziehung.. man streitet sich mal, ärgert sich, aber im Grunde gehört man zusammen.
 
Gerade im Bekanntenkreis einen ähnlichen Falls gehabt. Der AG weiß aber, daß der AN gute Arbeit macht und er ihn behalten will, also hat er ihn für 3 Monate freigestellt. In der Zeit kann der AN mal im Kopf aufräumen und entweder klarer abgegrenzt in die alte Stelle wieder einsteigen, oder in eine neue Stelle mit weniger Verantwortung (und $).
 
@Amadeus:

Das hört sich alles gut an. Aber es ist nunmal nicht jedem gegeben, einen Beruf auszuüben, den er auch als Berufung versteht. Auch ein Sabbatical muß man sich erst einmal leisten können. Einen großen Haken hat es noch, wenn der Beruf auch als Berufung verstanden wird und nicht nur als etwas, was Geld bringt und vielleicht auch Spaß macht. Die Gefahr, Arbeitszeit und Freizeit nicht mehr zu trennen und dadurch noch weniger echte Auszeit zu nehmen, wird noch viel größer als bei denen, die die dauernde Verfügbarkeit nur gezwungenermaßen auf sich nehmen. Der "Burnout" wurde zuerst bei Krankenpflegepersonal entdeckt, also bei einer Berufsgruppe, bei der man einen recht hohen Anteil derer vermuten darf, die den Beruf auch wirklich als Berufung verstehen. Außerdem würdest Du dich wundern, wieviel Lehrer und Theologen mit dieser Diagnose in einer psychosomatischen Klinik landen. Auch bei denen können wir davon ausgehen, daß der Anteil von "Berufenen" ziemlich hoch ist.
 
kurz gefasst: so wie Du schreiben eigentlich nur Leute, die Büro Leben nicht kennen, schon gar nicht mit Projekt- und Budget Verantwortung, von personeller Verantwortung will ich gar nicht reden ... .
Mach mal die ersten Projekte, in denen es um ein paar Milliönchen geht, die DU verantwortest und dann erklär mir noch einmal, das Du deine Mails nicht auch Nachts checkst.

Nein, er schreibt vollkommen richtig! Ich kenne die von dir beschrieben Projektverantwortung zur Genüge und ja, ich bekomme auch manchmal um Mitternacht ne email von meinem Geschäftsführer und um drei Uhr aus China. Na und? Die um drei Uhr wird eben nicht mehr beantwortet, wenn nicht gerade die Welt untergegangen ist.

Ich bestreite übrigens nicht, dass die jetzt grassierenden Depressionen real sind - aber die Ursache wird an der falschen Stelle gesucht, glaube ich. Und wenn wir so weiter machen haben wir bald eine überhaupt nicht mehr leistungsfähige Gesellschaft, die zu 100% krank und depressiv ist.
 
Das sind alles gute Empfehlungen. Aber sie helfen nur zur Prävention...
Ich bezog mich einfach nur auf den Threadtitel.
Ich hab selbst eine Depression „hinter“ mir und bin mir der eventuellen Hilflosigkeit meiner Tips bewusst.
Aber sind wir denn beim TE schon soweit, dass wir eine Diagnose via Internet gestellt haben? ;)
 
Nein, er schreibt vollkommen richtig! Ich kenne die von dir beschrieben Projektverantwortung zur Genüge und ja, ich bekomme auch manchmal um Mitternacht ne email von meinem Geschäftsführer und um drei Uhr aus China. Na und? Die um drei Uhr wird eben nicht mehr beantwortet, wenn nicht gerade die Welt untergegangen ist.
Ich bestreite übrigens nicht, dass die jetzt grassierenden Depressionen real sind - aber die Ursache wird an der falschen Stelle gesucht, glaube ich. Und wenn wir so weiter machen haben wir bald eine überhaupt nicht mehr leistungsfähige Gesellschaft, die zu 100% krank und depressiv ist.

merkste was?
Das impliziert, das Du a. die Mail gelesen und b. bewertet hast.

Meiner Meinung lebt der Mensch nicht zum arbeiten. Wir haben höherliegende geistige Bedürfnisse, die Arbeit ist Mittel zum Zweck. Auch wenn sie Spaß macht, uns ernährt und auch Bestätigung gibt.

Aber es gibt Situationen, in denen, wenn die Mail um drei Uhr nachts eingeht, Du davon ausgehen musst, das die Welt untergegangen ist.
Und dann erzähl mir bitte, das Du nicht zum Blackberry / Smartphone rennst und die Mail checkst.
Ist das gesund? Will man das? Natürlich nicht, aber es gehört eben in manchem Berufen dazu.
Und ohne Respektlos sein zu wollen, es gibt Berufe (gerade im Handwerk), da gehen die Leute um 16:00 Uhr nach Hause und müssen eben nicht mehr über ihren Job nachdenken.
 
Aber ist es nicht so, dass man gerade heute Arbeitsbedingungen hat, die es so früher nie gab? Konstrukte wie Work-Life-Balance, Sabbatical etc haben doch unsere Großväter (Eltern) nicht gekannt.
+ zunehmende Arbeitsverdichtung + real weniger Gehalt....

Problematischer finde ich da, dass bei vielen Menschen die Arbeit, der Beruf (Berufung) nur noch zu einem Job (von vielen) geworden ist. Da muss ich an den Vortrag von Steve Jobs denken "You've got to find what you love".. halte ich für extrem wichtig. Dann brennt Dich Deine Arbeit doch auch nicht aus, oder?
muss nicht, kann aber. und die Landung ist dann noch härter. Ich habe direkt nach der Schule Krankenpflege gelernt, und dann noch eine 2-jährige Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivmedizin drangehängt. Nach 17 Jahren musste ich dann raus aus dem Job, und bin überglücklich dass ich diesen Schritt gemacht habe :)

Ich sage nicht, dass man wie früher einen Beruf erlernt und dann sein Leben lang diesen Beruf ausüben muss.. auch in dieser Hinsicht kann man sich mMn "neu verlieben".
völlige Zustimmung
 
[...]Aber sind wir denn beim TE schon soweit, dass wir eine Diagnose via Internet gestellt haben? ;)
Nein, das sind wir zweifellos nicht. Aber hat sich die Diskussion nicht schon ein wenig vom ursprünglichen posting entfernt, eben dadurch, daß Tipps und auch Fragen des Ursprungs eines Burnout diskutiert werden? Auf so etwas ging ich eher ein, denn ich habe die Erfahrung gemacht, daß über den Burnout viele teils seltsame Vorstellungen im Umlauf sind.
 
Ich kenne die von dir beschrieben Projektverantwortung zur Genüge und ja, ich bekomme auch manchmal um Mitternacht ne email von meinem Geschäftsführer und um drei Uhr aus China.

Man muss kein Projektmanager mit Millionenverantwortung sein um Burnout Syndrome zu entwickeln. Da reicht es schon in einem Call Center im Outbound zu sitzen.
 
@SAO30653 Ja, OK, Du bist neu hier :D
Es wurde hier schon so oft mit den immer gleichbleibenden „Argumenten“ über Burnout und Depression diskutiert, da misch ich mich nimmer ein...
 
Das Problem sind doch nicht im wesentlichen die Stunden, sondern die Arbeitsverdichtung. Wenn ich 10 Stunden in einer ruhigen Amtstube auf dem Land sitze, bin ich vermutlich nach der Zeit noch entspannt, zumal wenn ich davon nur die Hälfte der Zeit eine nicht stressige Arbeit durchführe.

Ich kenne es von Eltern, Verwandtschaft und auch Bekanntschaft, dass vor rund 20 Jahren und älter noch die Arbeitsdichte eine ganz andere war. Man ist gut über den Tag gekommen, hatte ein relativ großes Team im Verhältnis zur Arbeit, Freitag war oft gegen Mittag Schluss und in vielen Fällen ab 10 Uhr Frühschoppen. Die Arbeit nach der Arbeit gab es nicht, Blackberry waren unbekannt, Handys auch, die Arbeit blieb schlichtweg im Büro. So schön es auch ist, aus dem Homeoffice zu arbeiten, der Nachteil ist, dass ich das Büro zu Hause habe. 7x24x365. Da muss man abschalten können.

Zudem können auch 6 Stunden täglich in der heutigen Arbeitswelt extrem schlauchen. 6 Stunden verdichtete Arbeit, fast keine Pause, ständig Stress, viele offene Themen, aggressivere Kunden, bedingt durch Technik kürzere Bearbeitszeiten, globale Konkurrenz, hohe Anforderung an Wissen etc. Zudem ist -vor allem in Projekten- vielfach eine Ressourcenplanung schlichtweg ein Witz. Ich habe mal ein Projekt kennengelernt, wo die Ressourcen zu 120% eingeplant wurden. Das ist schon recht pervers.
 
Ich habe direkt nach der Schule Krankenpflege gelernt, und dann noch eine 2-jährige Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivmedizin drangehängt. Nach 17 Jahren musste ich dann raus aus dem Job, und bin überglücklich dass ich diesen Schritt gemacht habe :)

Ich war nicht so klug wie du. Ich war OP-Pfleger, über die Schichten dabei muss wohl nichts sagen. Mich hat es dann schließlich passender Weise mitten im OP umgehauen. Was dann kam, war nur noch schlimm, und ich habe ca. 4 Jahre gebraucht, wieder Tritt zu fassen und Lebensqualität wieder her zu stellen. Allerdings mit weitreichenden Folgen.

Ich kann nur dringend empfehlen, dass jeder gut auf sich achtet. Ist der Point of no return erreicht, wird es hart ...
 
Burnout bedeutet aber auch, dass man irgendwann mal geburned hat... Sorry, ich glaube wirklich, dass die Meisten einfach eine Ausrede für Faulheit suchen oder mit sich allgemein im Unreinen sind. In der Bibel heißt es nicht umsonst: "6 Tage sollst du arbeiten und am 7. ausruhen". Wir sind inzwischen aber bei einer 5 Tage Woche mit theoretisch 40 Stunden oder noch weniger angelangt! Noch vor wenigen Jahren waren 6x11 Stunden und mehr einfach normal und keiner ist an einem Burnout kaputt gegangen! Und noch davor wurde wie blöde geschuftet um überhaupt zu überleben. Das muss man sich auch mal vor Augen halten!
... und sind im Durchschnitt 20 Jahre früher gestorben, als heute.

Dein Gedankengang wird recht oft von Menschen geäußert, die das Wesen der Krankheit Burnout nicht nachvollziehen können. Du übersiehst dabei, dass die Leute, die früher 12 Stunden körperliche Schwerstarbeit geleistet haben, im Grunde ein simples Leben hatten. Nicht einfach - das bestimmt nicht. Aber eben auf wenige Aspekte reduziert. Die haben ebenfalls ihr Pakerl zu tragen gehabt - körperlich wie seelisch. Aber das (Arbeits-)Leben heute ist für viele ein anderes. Und in einigen Fällen führt das eben zu einem Erschöpfungszustand, der die Qualität einer Krankheit hat - der eine Krankheit ist.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass mir mein Job Spaß macht und es normal für mich ist, auch während der Freizeit und teilweise im Urlaub an die Arbeit zu denken und schnelle Aufgaben zu erledigen. Allerdings hat mein Chef auch kein Problem damit, wenn ich sage, dass ich mal wirklich nicht kann.
Das ist schön für Dich, dass Du das so hinbekommst. Bei anderen ist es anders.
 
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