sorry sterling. aber du wohnst anscheinend echt hinterm mond.
im getränkemarkt bekommt man schon 8 euro die stunde und du willst mir erzählen, dass du als student für 3-5 euro die stunde gearbeitet hättest? ich zumindest nehm dir das in keiner weise ab! und wenn der kunde mit dem ergbnis zufrieden ist, dann wird er auch gerne einen höheren studensatz zahlen. denn er weiß, dass das immer noch billiger ist als wenn er eine agentur beauftragt hätte. (und jetzt komm mir bitte nicht mit dem argument, dass es eine agentur auch besser gemacht hätte!)
Hi Manolo,
im Forum wurde bereits festgehalten, das ein Assistenzarzt mit III. Staatsexamen umgerechnet 10 Euro die Stunde verdient und ihn lediglich die Tatsache vor dem Verhungern rettet, Stunden ohne Ende zu machen, was der Gesundheit ebenso nicht zuträglich ist, wie dem Konto. Auch Deine Angaben mit dem Getränkemarkt sind korrekt und beides zeigt doch, dass ein Honorar nur dann nachvollziehbar ist, wenn man die Bezugsgröße kennt, für die ein Honorar zu leisten ist.
Meine Honorarangaben beziehen sich auf meine Sicht als Auftraggeber(!), denn ich opfere angesichts der Vielzahl an günstigen Angeboten selbst keine Zeit für solche Sachen und daher kauft das Studio Leistungen ein. Auch oder gerade von Studenten, weil viele froh sind, auf diese Weise ein paar Cents zu verdienen, wo sich fertig ausgebildete Fachkräfte viel zu schade wären. Als ich Student war, verdiente ich mit Illustrationen für Werbekampagnen mein Geld und mit 3-D-Computeranimationen für Videobeiträge. In einer Zeit, wo noch kein Ausverkauf und Überangebot von derartigen Leistungen existierte, war es kein Problem, sehr gutes Geld zu verdienen. Doch heute ist der Markt übersättigt von Anbietern, die Webseiten gestalten und programmieren und das mindert zwar nicht immer die Qualität, aber auf jeden Fall den Preis.
In meinen Studententagen verdienten Ärzte auch mehr – viel mehr. Und Lehrer wurden ebenfalls gut vergütet. Deshalb lebe ich nicht hinter dem Mond sondern exakt hier und heute, wenn ich sage, das wir keinen Studenten beauftragen, der umgerechnet mehr als 8 Euro pro Stunde für "Webdesign" verlangt. Überhaupt nehmen wir nur Angebote wahr, die einen Festpreis bieten, wo es uns herzlich egal ist, wie lange die Studenten an der Realisierung sitzen. Solange man Schüler oder Studenten beauftragt, kommt man als Unternehmen immer günstig weg.
Argumente wie: "Ich nutze aber Adobe Dreamweaver CS3 und das kostet schon ..." ziehen nicht, denn mehr als einen Text-Editor braucht der Coder nicht für CSS und HTML, wenn er so gut ist, wie er von sich behauptet. Und ein Text-Editor ist sowohl bei Mac OS X als auch bei Windows XP oder Vista von Haus aus dabei – gehört zu den Tools des Betriebssystems. Sollte man trotzdem mit Dreamweaver und anderen WYSIWYG-Applikationen arbeiten, dann kann man den bequemen Weg nicht dem Kunden in Rechnung stellen, nur Kosten für das Ergebnis, auch wenn man damit enorm Zeit spart (gerade was CSS betrifft).
Tja, das ist hart, aber auch wenn man in versteinerte Gesichter schaut, wenn es um die Honorarfrage geht, so müssen die Anbieter erkennen, das nicht die Unternehmen auf dem Mond leben sondern sie selbst, wenn sie pro Stunde mehr verlangen, als ein Arzt! Sie dürfen als Diplom-Absolventen selbstverständlich mehr verlangen, aber ob sie ihren Wunschpreis erhalten, das bestimmt angesichts der vielen Angebote, denen kaum noch Nachfrage gegenübersteht, der Kunde. Letztendlich kommen die Studenten trotzdem gut dabei weg, denn es ist ja nicht so, das sie nach 2 Stunden fertig sind sondern mit einer ansehnlichen Website, inkl. Zwischenpräsentation, Veränderungen und ordentlicher Funktionsüberprüfung ist man schon mal 1 bis 2 Wochen beschäftigt und bei umfangreichen Präsentationen (Flash, Podcast, PDF ...) dauert es wesentlich länger, bis der Auftritt vom Kunden abgenommen ist. Man sollte den Stundenlohn nicht so kritisch sehen, denn bisher hat sich niemand beschwert – ganz im Gegenteil.
Webdesign steht für Dumping-Preise. In allen anderen Bereichen der audiovisuellen Produktion sind dagegen die Preise weitestgehend stabil, denn niemand übernimmt bei Druckvorlagen Verantwortung für 10 Euro die Stunde und bei Computeranimation auch nicht. Um Fehler in einem Quellcode zu beseitigen, bedarf es keiner großen Kosten. Aber wenn eine Druckvorlage fehlerhaft ist oder die Computeranimation Teile aufweist, die falsch gerendert wurden, dann wird es richtig teuer, denn dann tickt die Uhr. Mit der Verantwortung steigert sich das Einkommen und je größer die Verantwortung bei einem Projekt ist, desto weniger Anbieter gibt es, denen man vertrauen kann und die noch günstig sind – eben preiswert!
8 Euro erhalten "Webdesigner" (Studenten) auch nur dann bei uns, wenn sie spitze sind, d. h. wer glaubt, auf Kosten der Auftraggeber "lernen" zu können, der hat mehr Mitbewerber als Angebote. Zum Vergleich, damit die Anbieter die Bodenhaftung nicht verlieren: Lehrer mit I. und II. Staatsexamen erhalten als Nachhilfelehrer an Schulen (angestellt) 12 Euro die Std. und in Nachhilfe-Instituten sogar weniger. Wer da noch glaubt, als Schüler oder Student mehr als 8 Euro die Std. aufrufen zu können, den reguliert der Markt von selbst.
Was freiberufliche Architekten und Designer dagegen aufrufen, hat mit dem Überangebot an "Webdesignern" nichts zu tun. Für Diplom-Designer und Diplom-Ingenieure gibt es ganz andere Kriterien und Verantwortungsbereiche und daher auch weitaus höhere Einkommenserwartungen, die von Kunden auch erfüllt werden. Aber nicht mehr für Webdesign. Die Blase ist längst geplatzt, wenn man "nur" Grafiker ist.
Wir können sogar Webdesigner über Zeitarbeitsfirmen buchen. Kosten dann nur noch 4-5 Euro die Std.! Und da will noch jemand behaupten, das Webdesign ein lukrativer Nebenjob ist? Manolo, nimm den Job im Getränkemarkt. Das geht leichter und dort verdient man (auf den Monat gerechnet) mehr. Webdesign hat keine Zukunft. Das Web ist schon zu voll und im Grunde ist man nur Bestattungsunternehmer, denn viele Webseiten sind einmal drin und werden nie wieder gepflegt, geschweige denn besucht. Ein Totenkult.
Heute alles nur in Kurzform, denn mir fehlt die Lust zu schreiben.
- Sterling