Auf die Ausgangsfrage bezogen erfüllt das iPad zu 80% meine Wünsche und auch nach ca. 1,5 Monaten nutze ich es jeden Tag viel und gerne. Allerdings könnte ich jetzt nicht sagen, dass ich es so sehr bräuchte, dass ich nicht auch ohne (bzw. weiterhin mit meinem MBP) auskäme. Es ist schon ein recht teures Gadget mit recht hohem Spaß- und Suchtfaktor. Im gewissen Maße ein Luxusprodukt.
Ich hatte mir mehr von der Speicherung und Verwaltung von Fotos unterwegs erhofft. Zwar kann ich meine Bilder von der Kamera auf dem iPad speichern und sichten (was ja schonmal etwas ist), aber für die wirkliche Beurteilung und evt. sogar Sortierung der Bilder ist das iPad leider nicht geeignet (bzw. die Software verhindert, dass es geeignet ist):
1. Bilder können auf dem iPad nicht in der 100%-Ansicht betrachtet werden (zur Beurteilung von Fokus und Schärfe), da sie zur Anzeige auf 1536x2304 skaliert werden und man so nur begrenzt in die Bilder reinzoomen kann
2. richtig interessant wäre es für mich, wenn es z.B. von Adobe eine Lightroom-App gäbe, mit der ich die Bilder unterwegs schonmal vorsortieren, mit Metadaten und Schlüsselwörtern sortieren könnte, um die Bilder schließlich zuhause mit meiner Lightroom-Version auf dem Desktop synchronisieren zu können. Dann wäre unterwegs schonmal ein großer Teil der aufwändigen Sortierarbeit zu erledigen. Dieses ist aber nach heutigem Stand nicht möglich. Denn Apps, die nicht von Apple stammen, bekommen keinen direkten Zugriff auf das Camera Connection Kit, sondern müssen sich die Bilder über Apples Photo-App importieren. Dabei wird aber nicht die gespeicherte Bilddatei übergeben, sondern nur ein herunterskaliertes Bitmap, dem alle Informationen wie Dateiname und EXIF-Daten entzogen wurden. Dadurch wird es der App unmöglich gemacht, einen Link zu der ursprünglichen Bilddatei herzustellen, der nötig wäre, die Informationen später an das Programm auf dem Desktop weiterzugeben. Dieses ist ganz klar eine Limitation, die nicht im Prinzip des iPads liegt, sondern von Apple so gewollt ist (mal abgesehen davon, dass ich es bedenklich finde, dass Apple mit seinen Apps andere Zugriffsrechte auf dem iPad hat, als sie Drittherstellern zugestehen. Immerhin stehen die Apps im iTunes-Store in direkter Konkurrenz. Man stelle sich vor, Apple erstellt eine App für Aperture, die genau das kann, was z.B. Adobe für Lightroom nicht dürfte. Das erinnert mich schon sehr an das Kartellverfahren im Browserstreit in Windows, das vor einigen Jahren gegen Microsoft angezettelt wurde).
Daraus folgt für mich, dass das iPad wunderbar zur Wiedergabe von Multimedia dient, aber für den Einsatz als ernsthaftes Werkzeug bei der Erstellung von z.B. Fotos nur begrenzt nützlich ist. Aber vielleicht geschieht ja noch ein Wunder und Apple gibt weitere Teile seiner API frei, so dass auch andere Hersteller die Möglichkeiten des iPads voll ausnutzen können.