Wow! Und was haben wir nun aus diesem Beitrag gelernt?
Ich habe nur geschrieben wie ich es "von der anderen Seite aus" sehe. Ob du von meinem Beitrag etwas lernst, kann ich nicht beurteilen.
Oje... Da sind offenbar alle, sogar
mit unter Umständen sehr harter Arbeit erworbe Titel ratlos. War das summa cum laude oder nur cum laude?
wenn du direkt fragst, es war summa. Aber ich fühle mich als Wissenschaftler und habe die Doktorarbeit halt gemacht weil das in dieser Branche nicht anders geht, und die Note war mir immer egal. Da ich damals wie heute mein wissenschaftliches Tun immer mehr mit Spaß und persönlicher Erfüllung in Verbindung gebracht habe als mit Maloche, habe ich die oft 14 bis 16 Stunden im Labor nicht als harte Arbeit angesehen. Daß ich heute noch jedes Wochenende im Labor bin um meine verfressenen Stammzellen zu füttern, macht mir auch nichts aus. Aber andere die ich kenne, für die war schon die Doktorarbeit eine schlimmer Kampf. Und diese Leute, so meine Beobachtung, legen später gesteigerten Wert darauf, daß ihr Titel auch ja nicht vergessen wird. Drauf bezog sich mein "unter Umständen" - will sagen "bei mir und manchen Kollegen nicht, wohl aber bei anderen die ich kenne".
Und ja, alle Dozenten mit dem Dr.-Titel, die ich kenne, sind stink sauer, wenn sie mit Hallo Frau/Herr angesprochen werden, weil dies mit einer Respektlosigkeit gegenüber ihrer harten Arbeit, pardon: gegenüber ihrem mit unter Umständen sehr harter Arbeit erworben Titel assoziiert wird. So würde mich gar nicht überraschen, wenn sich das auch auf die Noten überträge.
Ich weiß nicht mit welchen Dozenten zu tun hast. Ich kenne solche in meinem Umfeld in der Naturwissenschaft nicht. Aber Naturwissenschaftler sind in der Regel auch uneitler als andere studierte "Branchen" - Mediziner allen voran. Respektlosigkeit zeigt sich für mich auch anders als in der Anrede "Sehr geehrter Herr XY". Meine Studenten reden mich übrigens seit jeher mit Vornamen, Spitznamen oder "Cheffe" an
Und daß sich das negativ aus die Noten auswirkt, kann ich nicht behaupten - sonst wären aus meinem "Stall" nicht auch schon zwei "summas" gekommen.
Die in dem akademischen Umfeld herrschende Eitelkeit ist übrigens unbeschreiblich. „Echte“ Wissenschaftler, die eine Dr.-Arbeit nicht für den Titel geschrieben haben, sind fast kaum noch zu finden.
Das ist nicht nur traurig; es ist dramatisch.
es ist vor allem eines: falsch. "Echte Wissenschaftler" im akademischen Umfeld sind in der Regel uneitel. Die Eitelkeit wird erst sichtbar, wenn man die Leute mit Titel
ausserhalb des akademischen Umfeld anschaut. Du hast sicher recht, daß es immer mehr Leute gibt, die studieren und ein Doktorarbeit machen, weil sie den Doktortitel für ihre (unakademische!) Karriere haben wollen bzw. brauchen. "Echte Wissenschaftler" gibt es immer noch genauso viel wie früher, nur sind heute die ganzen Leute dazugekommen, die ihren Titel für Karrierezwecke machen und gar nicht vorhaben, ein Leben lang wissenschaftlich tätig zu sein (was, wenn ich meine Studienkollegen von damals betrachte, vielleicht nicht die schlechteste Wahl ist, immerhin verdienen die heute locker das fünffache von mir). Dramatisch ist das aber in keinem Fall, weil man in der Wissenschaft sowieso nicht so viele Leute braucht wie es Studienanfänger gibt. In meinem Erstsemester waren 150 Leute, davon sind heute wenn es hoch kommt 5 in Wissenschaftler-Positionen und haben dort "Karriere" gemacht. Und das reicht. Oder um genauer zu sein: schon das sind zu viele, weil es an Unis und Instituten gar nicht so viele Stellen gibt wie es gute Nachwuchswissenschaftler gibt.
Das ist dramatisch, genauso wie die logische Folge daß die Besten ins Ausland abwandern sobald sie eine Möglichkeit dazu bekommen.