Einen Installationslosen weg ins freie Internet in China

Bedeutet das, dass die Chinesen selbst ohne Probleme – wenn auch etwas unkomfortabel – auf die Seiten gehen, die das Regime sperrt? Auch mit diesen USB-Modems?
Die Internetsperren sind also wirkungslos?

Ist nicht das erste Mal, dass Dir das in diesem Forum erklärt wird, ja.

Wobei "wirkungslos" auch nicht stimmt. Der ganze Kram mit Proxys und allen möglichen Tricks macht vieles nahezu unbenutzbar. Wenn ein Youtube-Video ewig braucht, um zu laden, und dann zwischendrin dauernd abstürzt - das ist halt totaler Blödsinn.

Wie schon gesagt: Dieser ganze Internet-Zensur-Krams ist völlig beknackt. Um so mehr, als die, die die Sachen umgehen wollen (zum Beispiel aus politischen Gründen), dann eben jemanden kennen, der ihnen die Sachen aus dem Ausland oder Hong Kong gerade auf einen anderen Server schmeißt, der aus China erreichbar ist...

... es sind ja auch westliche Zeitungen in China erwerbbar, TV-Programme empfangbar etc.
 
Zusammengefasst:

Man kann die Internetzensur in China zwar umgehen, aber das ist so problematisch, dass gesperrte Seiten im Alltag normaler Bürger/innen keine Rolle spielen.

Damit hat die Internet-Zensur in China aber durchaus ihre Wirkung und ist keineswegs "beknackt". Sie trägt entscheidend dazu bei, dass das chinesische Volk sich fast ausschließlich über die vom Regime kontrollierten Medien informiert.

Die Schilderung des Threadstarters illustriert das doch ganz gut: Da, wo er grade zu Gast ist, wirkt die Zensur hundertprozentig.
 
Zusammengefasst:

Man kann die Internetzensur in China zwar umgehen, aber das ist so problematisch, dass gesperrte Seiten im Alltag normaler Bürger/innen keine Rolle spielen.

Damit hat die Internet-Zensur in China aber durchaus ihre Wirkung und ist keineswegs "beknackt". Sie trägt entscheidend dazu bei, dass das chinesische Volk sich fast ausschließlich über die vom Regime kontrollierten Medien informiert.

Die Schilderung des Threadstarters illustriert das doch ganz gut: Da, wo er grade zu Gast ist, wirkt die Zensur hundertprozentig.

Meine Herren, Dein Weltbild ist so wunderbar in sich abgeschlossen, das kann ja echt nix erschüttern. Keine Anfechtung ist imstande, Dich davon abzuhalten, schnellstmöglich zu dem zurückzukehren, was eh schon festgeschrieben ist in Deinem Geist. :)
 
Mein Bild von der Politik des chinesischen Regimes ist immer nur ein vorläufiges. Ich wäre erfreut darüber, wenn es Informationsfreiheit und Meinungsfreiheit zulassen würde. Das, was du zum Thema Internetsperren schreibst, zeigt allerdings, dass dies nicht der Fall ist.

Vielleicht verstehe ich zu wenig von Computertechnik, aber ich habe in diesem Thread bislang noch keinen für den normalen chinesischen Alltag praktikablen Weg herauslesen können, sich Zugang zum freien Internet zu verschaffen.
Und in China Reisenden muss man wohl empfehlen, sich speziell auszurüsten (z.B. wie der TE mit HotSpotShield und Tor) und auf Wlan-Spots zu hoffen. Oder hast du bessere Vorschläge?
 
Ich werfe mal eine gewagte These in den Raum (ohne dass ich die Zensur gutheißen oder relativieren will): Informiert sein ist immer mit Aufwand verbunden.

Wir haben hier in Deutschland keine staatliche Zensur der Medien, zig Tageszeitungen und x Nachrichtensendungen. Die objektive Qualität unserer Informationsversorgung ist für den normalen Konsumenten ebenfalls miserabel.

Schalt mal eine Nachrichtensendung auf den Privatsendern ein. Da bekommst du nur vorgefärbte Berichterstattung, bei der teilweise sogar falsche Informationen verbreitet werden. Der Zweck ist zwar ein anderer und es gibt keine zentrale Steuerung, mit unabhängigem Journalismus hat das aber nichts zu tun. Bei der Bequemlichkeit der Standardkonsumenten gibt mir sowas schon zu denken.

Das hat nun nix damit zu tun, dass wir hier besseren Zugang zu anderen Informationsquellen haben und uns daher besser (oder leichter) informieren können.

Der Effekt dürfte aber (wenn auch in anderem Ausmaß) derselbe sein: Wer sich nicht selbst bemüht und nur konsumiert, was auf breiter Front angeboten wird, der ist nicht gut informiert.

Von daher würde ich den "praktikablen Weg für den Alltag" gar nicht übertreiben hoch bewerten. Wer weiß.. Vielleicht hat die staatliche Kontrolle der Medien in China sogar den Effekt, dass das Bedürfnis nach anderen Informationsquellen besonders hoch ist. Was hierzulande ganz sicher nicht der Fall ist.
 
Hallo

Ich sitze hier in China bei meinem Austauschschueler an seiner Dose und wuerde ihm gerne ein Paar Videos meines Chores bei Youtube zeigen, das Problem: Youtube laeuft hier in China nicht. Auf meinem MacBook Pro habe ich zwar HotSpotShield und Tor installiert, womit ich in Peking in der Jugendherberge im WLAN auch super ins freie Netz gekommen bin, hier gibt es aber leider kein WLAN in der Naehe und die haben so ein komisches Modem, mit USB-Anschluss, was ohne SOftware bei mir nicht funktioniert. Ich wuerde denen hier ungerne eines der oben genannten Programme draufknallen, gibt es eine Onlineloesung, mit der das Funktioniert. Die Webproxys, die ich probiert habe, haben nicht funktioniert.

Gruesse aus China

Schoto
habe jetzt noch niocht alles durchgelesen


aber als Idee:
mit TeamViewer
----> nach Deutschland auf einem "Freund Rechner"
und dann auf dessen Rechner das Video aus YouTube starten (das Du willst)
sollte doch keine Probleme machen
 
Schöner Beitrag Saugkraft. Hier in Europa kann man zwar nicht direkt von Zensur reden, gerade was das Fernsehen anbelangt, allerdings werden die Medien doch von gewissen Leuten kontrolliert und von den Massen nicht unbedingt in Frage gestellt. Der Effekt, die Bewusstseinssteuerung, ist der gleiche. Das liberale System ermöglicht es die Medienlandschaft zu monopolisieren, sehr einfach zu sehen bspw. in Frankreich oder Italien wo eine direkte Beziehung zur oberen Etage der Politik klar gegeben ist.

Die Mächtigen lassen im Sinne der Meinungsfreiheit die alternativen Medien neben sich bestehen, weil sie wissen, dass diese auf die Masse der Menschen keinen relevanten Effekt haben können. So hat man gleichsam die Kritiker gebündelt und in ihrem finanziell beschränkten Handlungsraum geknebelt.

In China kann wenigstens noch ein Verlangen nach alternativen Informationsquellen entstehen. Hier ist dieses Verlangen längst untergegangen. Das einzige was uns noch bleibt ist der Ekel.
 
Mein Bild von der Politik des chinesischen Regimes ist immer nur ein vorläufiges. Ich wäre erfreut darüber, wenn es Informationsfreiheit und Meinungsfreiheit zulassen würde. Das, was du zum Thema Internetsperren schreibst, zeigt allerdings, dass dies nicht der Fall ist.

Vielleicht verstehe ich zu wenig von Computertechnik, aber ich habe in diesem Thread bislang noch keinen für den normalen chinesischen Alltag praktikablen Weg herauslesen können, sich Zugang zum freien Internet zu verschaffen.
Und in China Reisenden muss man wohl empfehlen, sich speziell auszurüsten (z.B. wie der TE mit HotSpotShield und Tor) und auf Wlan-Spots zu hoffen. Oder hast du bessere Vorschläge?

Wenn das ein vorläufiges Bild ist, meine Herren... :O

Also: Ein beliebiges Kabel, das in jedem chinesischen Hotel zur Verfügung steht, oder ein Internet-Cafe oder auch ein normaler Ort mit WLAN. Dann den Tor-Proxy angeworfen, und schon geht´s.

Es gibt elegantere Wege, ich habe aber nie einen benutzt.

Um es noch mal klar zu machen: Diese Internetsperren sind absolut lästig. Sie hindern aber niemanden daran, alle Informationen zu bekommen, die er haben will. Sie machen es nur mühsam.

Natürlich kannst Du argumentieren, dass das dennoch ganz schlimme Propaganda ist und die Mehrzahl der Chinesen eben die Expertise nicht haben oder sich die Mühe nicht machen. Dann ist aber auch das deutsche Privatfernsehen eine Propagandamaschine.
 
Schalt mal eine Nachrichtensendung auf den Privatsendern ein. Da bekommst du nur vorgefärbte Berichterstattung, bei der teilweise sogar falsche Informationen verbreitet werden. Der Zweck ist zwar ein anderer und es gibt keine zentrale Steuerung, mit unabhängigem Journalismus hat das aber nichts zu tun. Bei der Bequemlichkeit der Standardkonsumenten gibt mir sowas schon zu denken.
Zu unserer Informationsfreiheit gehört auch die Freiheit jeder Redaktion, die Nachrichten so zu verbreiten, wie sie es für richtig hält.
Du disqualifizierst diese Freiheit schon deshalb als Unfreiheit, weil die Gefahr bestände, dass Menschen sich nur aus unseriösen Quellen informieren.
Was ist denn das für eine Logik?
Wer sollte denn bestimmen, was "gefärbt" ist und was "unabhängiger Journalismus" ist? Die Obrigkeit, wie in China? Ein Bundestagsausschuß? Die Verlegerverbände?

Das hat nun nix damit zu tun, dass wir hier besseren Zugang zu anderen Informationsquellen haben und uns daher besser (oder leichter) informieren können.
Wir sind zu jeder Zeit und an jedem Ort immer nur einen Mausklick – oder Fernbedienungsklick – entfernt von allen freien Informationsquellen. Das ist allerdings ein entscheidender Unterschied.

Vielleicht hat die staatliche Kontrolle der Medien in China sogar den Effekt, dass das Bedürfnis nach anderen Informationsquellen besonders hoch ist. Was hierzulande ganz sicher nicht der Fall ist.
Die Idee, die menschliche Trägheit, die einen davon abhält, sich gezielt aus mehreren Quellen zu informieren, werde dadurch verringert, dass die Leute nur unter selten vorhandenen Voraussetzungen und dann mit hohem technischen Aufwand an freie Informationsquellen kommen, ist wirklich völlig abwegig.

Der einzige Weg zu Informationsfreiheit ist keinerlei Zensur, Saugkraft. Und zur Demokratie gehört auch die Freiheit jedes Menschen, sich eben nicht umfassend zu informieren.
Aber wer sich informieren will, muss das tun können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du meinen Beitrag missinterpretiert spoege. Mir ging es darum, anzumerken, dass Informationsfreiheit nicht automatisch mehr Informationsqualität bedeutet und (nutzlose) Internetsperren nicht automatisch einen qualitativen Informationsfluss verhindern.

Kurz: Es gibt möglicherweise einen statistischen Zusammenhang zwischen Informationsfreiheit und Informiertheit. Aber es gibt auf keinen Fall einen logischen Schluss vom einen auf's andere. Ein statistischer Zusammenhang fällt für mich allenfalls unter Gesetz der Serie.

Der Informationssuchende ist der zentrale Bestandteil, nicht der Anbieter oder der technische Weg.

Dass wir nur einen Mausklick von allen freien Informationsquellen entfernt sind.. Auf keinen Fall. Frei bedeutet auch unabhängig. Die meisten der sogenannten freien Informationsquellen haben ein Eigeninteresse. Hierzulande sind es die Einschaltquoten oder schlichtweg der Anspruch an die Rendite, in China ist es die politische Führung.

Ich gehe sogar soweit, dass schon alleine das eigene Weltbild ausreicht, um seine Unabhängigkeit zu verlieren. Fanatiker lasse ich dabei außen vor. Otto-Normalverbraucher reicht schon.

Wir im Westen maßen uns immer an, ein freies und richtiges Weltbild zu haben. Das basiert aber nur auf unserem geschichtlichen Hintergrund. Erfolgreich ist hier aber nicht mit richtig gleichzusetzen. Freiheit und Demokratie sind zweifelsfrei wichtige Errungenschaften. Wenn man seinen Horizont aber mal etwas weiter steckt und versucht, persönlich Wertungen außen vor zu lassen, muss man sich fragen, ob Freiheit und Demokratie vielleicht einfach nur erfolgreich sind, weil die positiven Aspekte die negativen übertreffen.

Ich halte Freiheit für einen guten Kompromiss. Ich bin aber nicht so blauäugig zu glauben, dass demokratische Freiheit das allerhöchste Gut ist.
 
Ich werfe mal eine gewagte These in den Raum (ohne dass ich die Zensur gutheißen oder relativieren will): Informiert sein ist immer mit Aufwand verbunden.

Wir haben hier in Deutschland keine staatliche Zensur der Medien, zig Tageszeitungen und x Nachrichtensendungen. Die objektive Qualität unserer Informationsversorgung ist für den normalen Konsumenten ebenfalls miserabel.

Schalt mal eine Nachrichtensendung auf den Privatsendern ein. Da bekommst du nur vorgefärbte Berichterstattung, bei der teilweise sogar falsche Informationen verbreitet werden. Der Zweck ist zwar ein anderer und es gibt keine zentrale Steuerung, mit unabhängigem Journalismus hat das aber nichts zu tun. Bei der Bequemlichkeit der Standardkonsumenten gibt mir sowas schon zu denken.

Das hat nun nix damit zu tun, dass wir hier besseren Zugang zu anderen Informationsquellen haben und uns daher besser (oder leichter) informieren können.

Der Effekt dürfte aber (wenn auch in anderem Ausmaß) derselbe sein: Wer sich nicht selbst bemüht und nur konsumiert, was auf breiter Front angeboten wird, der ist nicht gut informiert.

Von daher würde ich den "praktikablen Weg für den Alltag" gar nicht übertreiben hoch bewerten. Wer weiß.. Vielleicht hat die staatliche Kontrolle der Medien in China sogar den Effekt, dass das Bedürfnis nach anderen Informationsquellen besonders hoch ist. Was hierzulande ganz sicher nicht der Fall ist.
Naja.

Da kannst du auf der Welt hingehen wo du willst: Eine gewisse Anzahl Menschen will sich gar nicht groß informieren. Dass der Drang nach Information jedoch nachließe, wenn praktisch - wie bei uns - das (Über)angebot an guter Information im Netz oder am Kiosk zum Greifen nah ist, wage ich zu bezweifeln.

Schlechte Information müllt allerdings in größeren Mengen bei uns die Kanäle zu, das sieht man ja schon im Printbereich an den bunten Klatschmagazinbergen (wer die liest hat schonmal entsprechend weniger Zeit etwas anderes zu lesen) oder den "populären" Zeitungen (wobei ich selbst denen noch selbstständige und kritische Berichterstattung zutraue) und im Netz.

Aber um an "gute" Information zu gelangen reicht schon der Gang zum Kiosk oder ein Mausklick. Es muss nur eine "Sperre" im eigenen Gehirn umgelegt bzw. dem Wunsch nach umfassenderer Information einfach nachgegangen werden während man sich in China erstmal Gedanken über das wie machen und sich damit zudem in die dortige Illegalität begeben muss.

Youtube ist quantitativ betrachtet auch eine riesige Kloake mit Müll - bzw. Sinn- und Nutzlosem - ohne Ende - man muss schon sehr lange suchen (oder darauf gestoßen werden) um darin Sinnvolles zu finden. Das gleicht schon der Suche nach einer Stecknadel im Heu-, besser im Misthaufen. Hier im Forum wurden allerdings auch schon oft Videos gepostet, deren Propaganda eigentlich offensichtlich war (was anscheinend von vielen auch wieder nicht gesehen wurde)

Gezielte Recherche in Youtube ist sehr schwer - der Vorteil liegt da eindeutig in gezielter Informationsweiterleitung durch die Weitergabe von Youtube-Links. Das kann man natürlich ge- oder auch missbrauchen.
 
Gezielte Recherche in Youtube ist sehr schwer - der Vorteil liegt da eindeutig in gezielter Informationsweiterleitung durch die Weitergabe von Youtube-Links. Das kann man natürlich ge- oder auch missbrauchen.

Und genau an der Stelle wird es dann gefährlich - weil dann eben ein autoritärer Staat wie China sagt: Wir müssen unsere Bürger vor dem Unsinn schützen. Und Zack! - ist die Klappe zu.

Müll gehört eben auch dazu, wo immer Menschen (geistiges) Rauschen erzeugen. Sieht man ja hier. Es zu verbieten, zu sperren, Menschen zu bevormunden, in einer politisch gewünschten Richtung: Das ist immer Unsinn.

Deswegen stimmt es zwar, dass auf Youtube vieles ge- und auch missbraucht wird. Aber in einer Diskussion über Zensur ist der Hinweis immer gefährlich. Wie ich aus eigener leidiger Erfahrung in China weiß. Wenn man da gegen Zensur argumentiert, kommt ganz schnell die Aussage: Da ist so viel Müll in den zensierten Kanälen, ist nur gut, dass das geblockt wird.

Das ist eine besondere Variante von Bequemlichkeit: Gut, dass es jemand anders für mich sortiert.
 
Und genau an der Stelle wird es dann gefährlich - weil dann eben ein autoritärer Staat wie China sagt: Wir müssen unsere Bürger vor dem Unsinn schützen. Und Zack! - ist die Klappe zu.

Müll gehört eben auch dazu, wo immer Menschen (geistiges) Rauschen erzeugen. Sieht man ja hier. Es zu verbieten, zu sperren, Menschen zu bevormunden, in einer politisch gewünschten Richtung: Das ist immer Unsinn.

Deswegen stimmt es zwar, dass auf Youtube vieles ge- und auch missbraucht wird. Aber in einer Diskussion über Zensur ist der Hinweis immer gefährlich. Wie ich aus eigener leidiger Erfahrung in China weiß. Wenn man da gegen Zensur argumentiert, kommt ganz schnell die Aussage: Da ist so viel Müll in den zensierten Kanälen, ist nur gut, dass das geblockt wird.

Das ist eine besondere Variante von Bequemlichkeit: Gut, dass es jemand anders für mich sortiert.

Also meine Bemerkung, in z.B. YouTube ist viel Müll, sollte nicht als Rechtfertigung für eine Sperrung oder Zensur gewertet werden. ;)

Dass Regime dieses Argument als Rechtfertigungsgründe so postulieren ist mir schon klar.
 
Also meine Bemerkung, in z.B. YouTube ist viel Müll, sollte nicht als Rechtfertigung für eine Sperrung oder Zensur gewertet werden. ;)

Dass Regime dieses Argument als Rechtfertigungsgründe so postulieren ist mir schon klar.

Ich wollte Dir das auch nicht unterstellen, um Gottes Willen!
Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, wie schnell einen das in argumentative Sackgassen bringt - vor allem mit den Befürwortern von Zensur.

Das nervt mich in China dauernd, diese hoch spießige Einstellung, mit der jede Art von Beschränkung gerne positiv verargumentiert wird. Klar, dann muss man sich nicht dagegen stark machen, wenn´s ja irgendwie schon in Ordnung ist.

Diese Einstellung begegnet mir auch in Deutschland sehr häufig: Der Wunsch nach Beschränkung, Reglementierung, allgemeingültigen Regeln und Einfangen derer, die nicht nach dem Common Sense leben... kennen wir ja aus vielen Diskussionen hier im Forum.
 
Das ist eine besondere Variante von Bequemlichkeit: Gut, dass es jemand anders für mich sortiert.

Das (Gut, dass es jemand anders für mich sortiert) beschreibt den Tatbestand der staatlichen Zensur - nicht mehr und nicht weniger. In einer Demokratie kann der Buerger sortieren. Aber darueber besteht hier ja keine Meinungsverschiedenheit :)
 
Frei bedeutet auch unabhängig. Die meisten der sogenannten freien Informationsquellen haben ein Eigeninteresse. Hierzulande sind es die Einschaltquoten oder schlichtweg der Anspruch an die Rendite, in China ist es die politische Führung.
Was ein Riesenunterschied ist – und der entscheidende. Denn bei uns gibt es, grade wegen des Eigeninteresses, auch einen Wettbewerb der Informationsmedien. Und der führt zu einer ganzen Breite an Interpretationen, aus der sich jeder das holen kann was er möchte. Darin besteht Informationsfreiheit.
Ich gehe sogar soweit, dass schon alleine das eigene Weltbild ausreicht, um seine Unabhängigkeit zu verlieren.
Ja, selektive Wahrnehmung ist eine dem Menschen eigenes Verhalten, das auch seinen Sinn hat. Trotzdem kann jeder sie bei uns auf seine eigene Art pflegen. Auch das ist seine persönliche Freiheit.

Ich halte Freiheit für einen guten Kompromiss. Ich bin aber nicht so blauäugig zu glauben, dass demokratische Freiheit das allerhöchste Gut ist.
Willst du damit andeuten, dass zu den höheren Gütern auch ein stabiles Staatswesen und ausreichend materielle Güter gehören? Der innere und äussere Frieden?
Dass es sinnvoll sein könne, Informationsfreiheit nur so weit zuzulassen, wie eine Regierung alle diese Güter nicht gefährdet sieht?

So zumindest rechtfertigen alle Diktaturen die Einschränkung der Informations- und Meinungsfreiheit. Auch das chinesische Regime.
 
Es muss nur eine "Sperre" im eigenen Gehirn umgelegt bzw. dem Wunsch nach umfassenderer Information einfach nachgegangen werden während man sich in China erstmal Gedanken über das wie machen und sich damit zudem in die dortige Illegalität begeben muss.
Ist das wirklich ein so großer Unterschied? Technisch gesehen ganz sicher.

Wo ist denn der Unterschied zwischen der Selbstzensur, die wir uns auferlegen, wenn wir bequem auf dem Sofa sitzen und irgendwelchen Sch..ß konsumieren, den Interessensgemeinschaft x reißerisch mit dem Blick auf die Umsätze passend zusammengefummelt hat und einer politischen Zensur?

Wir können selbst entscheiden, ob wir uns den Mist antun oder auch mal eine gute Tages- oder Wochenzeitung lesen. Natürlich, das ist die Errungenschaft, die wir China voraus haben. Und das will ich auf keinen Fall schmälern.

Aber mal ehrlich.. Das ist doch nur ein "Zertifikat", das wir uns hinter den Spiegel klemmen können. Der Westen ist frei und unabhängig. Hurra. Weiter zur Tagesordnung und dem Konsum der Wirklichkeit in mundgerechten Häppchen. Was unterscheidet denn einen Sofakonsumenten, der sich über die Bild und die Vox-Nachrichten auf dem Laufenden hält von einem, der von seiner Regierung vorgeschrieben bekommt, was er wissen darf und was nicht?

Schlecht informiert sind beide. Bei dem einen liegt es daran, dass die Nachrichten von einer Burger-Kette gesponsort werden, bei dem anderen daran, dass die Nachrichten von der Regierung gesponsort sind.

Beides ist ein Ergebnis des gesellschaftlichen und politischen Systems. (den Satz bitte mal fett oder mit einself vorstellen)

Es geht mir nicht darum, Einzelvergleiche zu ziehen. Nur darum, gedanklich auch mal über den Tellerrand zu blicken und zu fragen, ob wir denn wirklich so weit voraus, so frei und so fortschrittlich sind.

Die Frage darf auch ruhig offen bleiben. Das Ziel ist nicht, eine Antwort zu finden, sondern sich diese Frage einfach mal kritisch zu stellen.
 
Das (Gut, dass es jemand anders für mich sortiert) beschreibt den Tatbestand der staatlichen Zensur - nicht mehr und nicht weniger. In einer Demokratie kann der Buerger sortieren. Aber darueber besteht hier ja keine Meinungsverschiedenheit :)

Ich bezog mich jetzt aber auf die Bürger, die all zu willig Zensurmaßnahmen gutheißen. DAS strengt mich ziemlich an in China. Neben der Zensur, die einfach nervt.

Und ich beharre darauf, das zu differenzieren: Sie NERVT. Besonders wirkungsvoll ist sie nicht. Ähnliches gilt für die Verfolgung Andersdenkender: Sie ist unberechenbar und völlig sinnlos, unterstellt man, dass die chinesische Regierung damit irgendwelche "Erziehungs"/Abschreckungsideen verfolgt.
 
Dass es sinnvoll sein könne, Informationsfreiheit nur so weit zuzulassen, wie eine Regierung alle diese Güter nicht gefährdet sieht? So zumindest rechtfertigen alle Diktaturen die Einschränkung der Informations- und Meinungsfreiheit. Auch China.

So rechtfertigen ALLE Staaten Zensurmaßnahmen. Und es ist überall gleichermaßen dumm. Aber ich erinnere mich, dass Du sehr eifrig FÜR Internetsperren argumentiert hast!
 
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