MacEnroe
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Bedeutet das, dass die Chinesen selbst ohne Probleme – wenn auch etwas unkomfortabel – auf die Seiten gehen, die das Regime sperrt? Auch mit diesen USB-Modems?
Die Internetsperren sind also wirkungslos?
Zusammengefasst:
Man kann die Internetzensur in China zwar umgehen, aber das ist so problematisch, dass gesperrte Seiten im Alltag normaler Bürger/innen keine Rolle spielen.
Damit hat die Internet-Zensur in China aber durchaus ihre Wirkung und ist keineswegs "beknackt". Sie trägt entscheidend dazu bei, dass das chinesische Volk sich fast ausschließlich über die vom Regime kontrollierten Medien informiert.
Die Schilderung des Threadstarters illustriert das doch ganz gut: Da, wo er grade zu Gast ist, wirkt die Zensur hundertprozentig.
habe jetzt noch niocht alles durchgelesenHallo
Ich sitze hier in China bei meinem Austauschschueler an seiner Dose und wuerde ihm gerne ein Paar Videos meines Chores bei Youtube zeigen, das Problem: Youtube laeuft hier in China nicht. Auf meinem MacBook Pro habe ich zwar HotSpotShield und Tor installiert, womit ich in Peking in der Jugendherberge im WLAN auch super ins freie Netz gekommen bin, hier gibt es aber leider kein WLAN in der Naehe und die haben so ein komisches Modem, mit USB-Anschluss, was ohne SOftware bei mir nicht funktioniert. Ich wuerde denen hier ungerne eines der oben genannten Programme draufknallen, gibt es eine Onlineloesung, mit der das Funktioniert. Die Webproxys, die ich probiert habe, haben nicht funktioniert.
Gruesse aus China
Schoto
Mein Bild von der Politik des chinesischen Regimes ist immer nur ein vorläufiges. Ich wäre erfreut darüber, wenn es Informationsfreiheit und Meinungsfreiheit zulassen würde. Das, was du zum Thema Internetsperren schreibst, zeigt allerdings, dass dies nicht der Fall ist.
Vielleicht verstehe ich zu wenig von Computertechnik, aber ich habe in diesem Thread bislang noch keinen für den normalen chinesischen Alltag praktikablen Weg herauslesen können, sich Zugang zum freien Internet zu verschaffen.
Und in China Reisenden muss man wohl empfehlen, sich speziell auszurüsten (z.B. wie der TE mit HotSpotShield und Tor) und auf Wlan-Spots zu hoffen. Oder hast du bessere Vorschläge?
Zu unserer Informationsfreiheit gehört auch die Freiheit jeder Redaktion, die Nachrichten so zu verbreiten, wie sie es für richtig hält.Schalt mal eine Nachrichtensendung auf den Privatsendern ein. Da bekommst du nur vorgefärbte Berichterstattung, bei der teilweise sogar falsche Informationen verbreitet werden. Der Zweck ist zwar ein anderer und es gibt keine zentrale Steuerung, mit unabhängigem Journalismus hat das aber nichts zu tun. Bei der Bequemlichkeit der Standardkonsumenten gibt mir sowas schon zu denken.
Wir sind zu jeder Zeit und an jedem Ort immer nur einen Mausklick – oder Fernbedienungsklick – entfernt von allen freien Informationsquellen. Das ist allerdings ein entscheidender Unterschied.Das hat nun nix damit zu tun, dass wir hier besseren Zugang zu anderen Informationsquellen haben und uns daher besser (oder leichter) informieren können.
Die Idee, die menschliche Trägheit, die einen davon abhält, sich gezielt aus mehreren Quellen zu informieren, werde dadurch verringert, dass die Leute nur unter selten vorhandenen Voraussetzungen und dann mit hohem technischen Aufwand an freie Informationsquellen kommen, ist wirklich völlig abwegig.Vielleicht hat die staatliche Kontrolle der Medien in China sogar den Effekt, dass das Bedürfnis nach anderen Informationsquellen besonders hoch ist. Was hierzulande ganz sicher nicht der Fall ist.
Naja.Ich werfe mal eine gewagte These in den Raum (ohne dass ich die Zensur gutheißen oder relativieren will): Informiert sein ist immer mit Aufwand verbunden.
Wir haben hier in Deutschland keine staatliche Zensur der Medien, zig Tageszeitungen und x Nachrichtensendungen. Die objektive Qualität unserer Informationsversorgung ist für den normalen Konsumenten ebenfalls miserabel.
Schalt mal eine Nachrichtensendung auf den Privatsendern ein. Da bekommst du nur vorgefärbte Berichterstattung, bei der teilweise sogar falsche Informationen verbreitet werden. Der Zweck ist zwar ein anderer und es gibt keine zentrale Steuerung, mit unabhängigem Journalismus hat das aber nichts zu tun. Bei der Bequemlichkeit der Standardkonsumenten gibt mir sowas schon zu denken.
Das hat nun nix damit zu tun, dass wir hier besseren Zugang zu anderen Informationsquellen haben und uns daher besser (oder leichter) informieren können.
Der Effekt dürfte aber (wenn auch in anderem Ausmaß) derselbe sein: Wer sich nicht selbst bemüht und nur konsumiert, was auf breiter Front angeboten wird, der ist nicht gut informiert.
Von daher würde ich den "praktikablen Weg für den Alltag" gar nicht übertreiben hoch bewerten. Wer weiß.. Vielleicht hat die staatliche Kontrolle der Medien in China sogar den Effekt, dass das Bedürfnis nach anderen Informationsquellen besonders hoch ist. Was hierzulande ganz sicher nicht der Fall ist.
Gezielte Recherche in Youtube ist sehr schwer - der Vorteil liegt da eindeutig in gezielter Informationsweiterleitung durch die Weitergabe von Youtube-Links. Das kann man natürlich ge- oder auch missbrauchen.
Und genau an der Stelle wird es dann gefährlich - weil dann eben ein autoritärer Staat wie China sagt: Wir müssen unsere Bürger vor dem Unsinn schützen. Und Zack! - ist die Klappe zu.
Müll gehört eben auch dazu, wo immer Menschen (geistiges) Rauschen erzeugen. Sieht man ja hier. Es zu verbieten, zu sperren, Menschen zu bevormunden, in einer politisch gewünschten Richtung: Das ist immer Unsinn.
Deswegen stimmt es zwar, dass auf Youtube vieles ge- und auch missbraucht wird. Aber in einer Diskussion über Zensur ist der Hinweis immer gefährlich. Wie ich aus eigener leidiger Erfahrung in China weiß. Wenn man da gegen Zensur argumentiert, kommt ganz schnell die Aussage: Da ist so viel Müll in den zensierten Kanälen, ist nur gut, dass das geblockt wird.
Das ist eine besondere Variante von Bequemlichkeit: Gut, dass es jemand anders für mich sortiert.
Also meine Bemerkung, in z.B. YouTube ist viel Müll, sollte nicht als Rechtfertigung für eine Sperrung oder Zensur gewertet werden.
Dass Regime dieses Argument als Rechtfertigungsgründe so postulieren ist mir schon klar.
Das ist eine besondere Variante von Bequemlichkeit: Gut, dass es jemand anders für mich sortiert.
Was ein Riesenunterschied ist – und der entscheidende. Denn bei uns gibt es, grade wegen des Eigeninteresses, auch einen Wettbewerb der Informationsmedien. Und der führt zu einer ganzen Breite an Interpretationen, aus der sich jeder das holen kann was er möchte. Darin besteht Informationsfreiheit.Frei bedeutet auch unabhängig. Die meisten der sogenannten freien Informationsquellen haben ein Eigeninteresse. Hierzulande sind es die Einschaltquoten oder schlichtweg der Anspruch an die Rendite, in China ist es die politische Führung.
Ja, selektive Wahrnehmung ist eine dem Menschen eigenes Verhalten, das auch seinen Sinn hat. Trotzdem kann jeder sie bei uns auf seine eigene Art pflegen. Auch das ist seine persönliche Freiheit.Ich gehe sogar soweit, dass schon alleine das eigene Weltbild ausreicht, um seine Unabhängigkeit zu verlieren.
Willst du damit andeuten, dass zu den höheren Gütern auch ein stabiles Staatswesen und ausreichend materielle Güter gehören? Der innere und äussere Frieden?Ich halte Freiheit für einen guten Kompromiss. Ich bin aber nicht so blauäugig zu glauben, dass demokratische Freiheit das allerhöchste Gut ist.
Ist das wirklich ein so großer Unterschied? Technisch gesehen ganz sicher.Es muss nur eine "Sperre" im eigenen Gehirn umgelegt bzw. dem Wunsch nach umfassenderer Information einfach nachgegangen werden während man sich in China erstmal Gedanken über das wie machen und sich damit zudem in die dortige Illegalität begeben muss.
Das (Gut, dass es jemand anders für mich sortiert) beschreibt den Tatbestand der staatlichen Zensur - nicht mehr und nicht weniger. In einer Demokratie kann der Buerger sortieren. Aber darueber besteht hier ja keine Meinungsverschiedenheit
Dass es sinnvoll sein könne, Informationsfreiheit nur so weit zuzulassen, wie eine Regierung alle diese Güter nicht gefährdet sieht? So zumindest rechtfertigen alle Diktaturen die Einschränkung der Informations- und Meinungsfreiheit. Auch China.