Danke hr47, für den tollen Beitrag!
ich habe selbst einen prä-pubertären Sohn und sein Alltag ist bestimmt von Minecraft, Roblox und Co. Er spielt liebend gern, und das ganze findet auch mit seinem Freundeskreis statt. Beim Footballtraining, auf dem Schulhof oder wenn sie sich treffen - YouTube, Let's Plays und selbst spielen sind halt die großen Themen bei Jungs in dem Alter.
Anzeichen einer Sucht gehen darüber hinaus, das hast Du ja ebenfalls dargestellt. Eltern sollten das ganze begleiten und beobachten, und Anzeichen ernst nehmen - aber dass Jugendliche wenn sie gelassen werden auch mal einen ganzen Tag vor dem Rechner verbringen können ist grundsätzlich noch kein Problem.
Du hast da einen sehr wichtigen Punkt genannt. Die Krankheit innerhalb der Spielsucht ist nicht das Spielen selbst, sondern die soziale Isolation und deren Folgeerscheinungen wie emotionale Abstumpfung, eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, Angst vor anderen Menschen und schließlich tief empfundenes Unglück.
Insofern ist die Spielsucht nicht die Ursache des Problems, sondern der verzweifelte kindliche Versuch, etwas gegen dieses bereits vorher vorhandene Unglück zu unternehmen, um es dadurch allerdings immer weiter zu vergrößern. Das Kind erkennt das instinktiv und erhöht den Zeitraum der Ablenkung immer weiter - die klassische Sucht-Spirale.
Ein Kind, das sich täglich für 3 Stunden zum Fußballspielen mit Freunden trifft, ist hingegen ebenso normal wie ein Kind, das täglich 3 Stunden mit anderen Computerspiele zockt. Mit funktionierendem sozialen Umfeld und Kontakten ist hier niemand einem echten Risiko ausgesetzt - egal ob Kind oder Erwachsener.
Kinder sind in der Regel aber stärker emotional gesteuert als Erwachsene und interpretieren auch häufiger die Zusammenhänge falsch, weshalb sie auch deutlich stärker gefährdet sind. Eltern begehen einen Fehler, wenn sie hier Ursachen und Symptome gleichsetzen. Die Ursachen waren schon vorher da, werden aber meist erst bemerkt, wenn es offensichtliche Symptome wie das ständige völlig isolierte Spielen am Computer gibt.
Andere ausgedrückt: Ein Kind, das draußen immer alleine spielt, obwohl es andere Kinder gibt, ist genauso krank wie ein Kind, das dies am Computer tut.
Gemeinsames Spielen am Computer muss hier noch nicht einmal bedeuten, das andere Kinder immer physisch anwesend sein müssen (obwohl das sicherlich der Idealzustand ist). Dank Mikrofon und Kamera ist echte soziale Interaktion auch anders herzustellen (überdies noch sinnvoll in Corona-Zeiten) und reicht auch völlig aus, so lange sie das physische Zusammensein nicht dauerhaft komplett ersetzt. Bei all der Kritik an modernen Spielen (Gewalt, Sex etc.) darf man den positiven Aspekt, das die meisten Spiele Multiplayerspiele sind, die auf sozialer Interaktion basieren, nicht außer acht lassen und kann ihn auch positiv für sein Kind nutzen.
Sich wirklich für das zu interessieren, was das Kind tut (und sich damit auch selbst mal intensiv aus dem spielerischen Aspekt heraus zu beschäftigen), bleibt aber für mich das mit Abstand beste Mittel, gesunde und glückliche Kinder großzuziehen - gestern, heute und morgen.