Der Tod Johannes Paul II. ist für Polen eine nationale Tragödie. Der Papst war geistiger Lehrer, Seelentröster und Sinnstifter, niemand weiß, wie es ohne ihn weitergehen soll. Um das Vakuum zu füllen, hoffen die Polen auf eine Überführung des Herzens Karol Wojtylas nach Krakau.
Es klingt nach Leichenfledderei, doch für die Gläubigen in Polen ist die Vorstellung überhaupt nicht pietätlos. Sie wünschen sich, dass das Herz des Mannes, den sie verehren und lieben wie keinen zweiten, ins Heimatland überführt wird. Die meisten Gläubigen finden sich damit ab, dass der Papst seine letzte Ruhestätte im Petersdom im Kreise nahezu aller anderen Päpste findet. Doch sein zentrales Lebensorgan könnte, verehrt wie eine Reliquie Jesu, zu einem neuen Zentrum des Glaubens der Polen werden.
Offiziell will sich der polnische Klerus zu einer Überführung des Herzens noch nicht äußern. Doch gibt es Hinweise auf ein geheimes Abkommen zwischen dem Krakauer Erzbistum und dem Vatikan. Hohe polnische Würdenträger sollen in dieser Frage in engem Kontakt mit Stanislaw Dziwisz, dem persönlichen Sekretär Johannes Pauls, stehen.
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